Andreas Reimann: Zwischen den Untergängen

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Andreas Reimann: Zwischen den Untergängen

Reimann-Zwischen den Untergängen

UNTERGÄNGE

Es tröstet gelegentlich weniges, daß
die untergänge von sonne und mond
nur scheinbar sind, wie auch
(ungleich bedrohlicher) jene
der verrotteten staaten,
von denen ein jeder doch aufgeht aufs neu,
wenn brüderlein drachentöter
mit blizendem schwerte die schwarte ihm ritzte,
also ihm half bei der häutung.

Auch die ideen gehen so schnell,
wie man vermutet, nicht unter: der kork,
hohlräumig. Aber gelegentlich doch,
falls dem erstaunlichen meer
nicht ausgeht das fressende salz.

Aber die schiffe, gemacht,
hinüberzukommen mit etlicher list,
gehen unter bisweilen
mit mann und maus, und die wellen
darüber hinweg, und die schlag-
zeilen am anderen tage.

Doch jene, die nicht sich verhält, die natur,
ist außer dem urteil der gattung m.
Das macht mich fröhlich. –
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaUnd einmal,
zwischen den untergängen,
ist mir ein licht aufgegangen –
(vermutlich war es ein brennender kahn
auf des beweglichen wassers
äußerster schichtung). –
aaaaaaaaaaaaaaaaaa  aaaaDa fiel mir ein:

Nur die fische, die zarten,
können nicht untergehn.
Nur die schillernden fische nicht:

aaaaaaaaaaaaaaaa    aaaaasie sind dazwischen.

 

 

 

Diese Sammlung

stellt den Dichter Andreas Reimann mit einer Auswahl seiner Gedichte vor, die zwischen 1989 und 2004 entstanden sind und die den provozierenden Titel Zwischen den Untergängen trägt. Reimanns Gedichte machen uns bewußt, daß nichts bleibt, wie es ist, und daß jedes Leben ein Leben nahe der Katastrophe ist, ein Irrlichtern am Rande des Untergangs, ein Aufflackern der Lebensleuchte im höllischen Infernal, im scheinbar Sicherem zwischen Revolutionen und Krieg. Dabei zielt sein poetischer Blick weniger auf politische Umstände. Reimann seziert den menschlichen Zustand insgesamt. Seine Gedichte zeichnen sich durch ein Höchstmaß an Formbeherrschung, große Sprachfertigkeit und tiefschürfende Gedankengänge aus.

Faber & Faber, Klappentext, 2004

 

Peter Geist: „Da bin ich mit allen Himmeln gewaschen“. „Wende“- und Deutschlandgedichte der DDR-Achtundsechziger.

Peter Geist: „die ganzlust hab ich“ – zu den Gedichten von Andreas Reimann

Porträt des Lyrikers Andreas Reimann

 

 

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Peter Geist: „Ich flagge die fahne protest!“
Ostragehege, Heft 87, 5.3.2018

Zum 75. Geburtstag des Autors:

Gespräch Alexander Mayer mit Andreas Reimann: Leipziger Lyriklegende Andreas Reimann: Schreiben aus Notwehr
mdr KULTUR, 11.11.2021

Michael Ernst gratuliert Andreas Reimann zum 75. Geburtstag
mdr.de, 8.11.2021

 

 

Fakten und Vermutungen zum Autor + Facebook

 

Beitragsbild von Juliane Duda zu Richard Pietraß: Dichterleben – Andreas Reimann

 

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