Arthur Silbergleit: Poesiealbum 327

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Arthur Silbergleit: Poesiealbum 327

Silbergleit/Peters-Poesiealbum 327

EINMAL WAR ICH STERN. Jäh stürzte ich
Zum tiefsten Flutengrunde hin.
Die Wellen überborden mich,
Dieweil ich überzählig bin.

Doch wenn auch ausgeschäumt mein Ich
Auf allen Meereswogen ist:
Zuweilen singen Muscheln mich,
Daß mich das Dunkel nicht vergißt.

 

 

 

Die Gedichte

des jüdischen Lyrikers aus Gleiwitz orientieren sich an göttlicher Schönheit, sie erneuern lang gehegte Träume wie längst vergessene Mythen. Aber sie künden auch vom Schmerz jenseits der Poesie, von einer kläglichen Realität, die der Dichter wie ein moderner Ahasver durchwandern muß. Künstlerisch überwindet Silbergleit mit seiner pathosvollen Sprache die Wirklichkeit, der er als Mensch und Bürger nicht entfliehen konnte. In Auschwitz wurde er 1943 umgebracht.

Aus Heinz Piontek: Poesiealbum 326, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2016

Stimmen zur Autorin

Abseits vom geschäftigen und sensationsgierigen Literaturbetrieb, fern jeder verkrampften Kunstpose und originalitätssüchtigen Sprachkünstelei, lebt Arthur Silbergleit. Von geschickten Wort-Jongleuren, von lauten und selbstbewußten Plakatdichtern mit aktueller Menschlichkeitsgeste wird seine leise und eindringliche Stimme oft genug übertönt, sein inniges Lied verhallt kaum gehört im Geschrei reklametüchtiger Tagesdichter.
Gertrud Isolani

Die Benennung Sänger trifft auf Silbergleit vorzüglich zu, auf die Geschmeidigkeit und Beherrschung des Reims, auf die innere Regentschaft über Klang und Reim, auf die sorgfältige Vokalisierung, auf den bel canto, der jede lyrische Empfindung begleitet.
Max Hochdorf

„Berühmt“ ist mir als origineller Ausspruch des längst vergessenen Lyrikers Arthur Silbergleit in Erinnerung geblieben: „Berühmt sind wir alle einmal.“ Wie richtig, wie goldrichtig ist das! Zum Abgewöhnen richtig!
Oskar Maria Graf

Silbergleit ist ein Dichter, der am Webstuhl der Natur sitzt, in dem Göttliches noch ursprünglich wirkt. Er kommt vom Religiösen her, alles in ihm, an ihm ist stark und tief von Gläubigkeit durchglüht. In seinen Werken verknüpfen sich Stoff und Idee, Welt und Geist, verbinden sich Wissenschaft und Dichtung. Arthur Silbergleit kann selbst in seinen weltlichen Werken nicht verleugnen, daß er ein Sproß seiner Litauischen Ahnen ist, die als Priester in den Zelten Israels heimisch waren.
Max Tau

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2016

Silbergleit beschwört –

wie vor ihm Walther von der Vogelweide oder Novalis – den psychokosmischen Zusammenklang, der im Verlauf der Moderne verloren ging. Dichterisch orientierte er sich, angeregt durch seinen Vater, den er als „Weltkind und Prophet einer neuen Zeit“ verehrt, an Mythen, Märchen und Legenden und betrieb eine Umkleidung und Durchdringung des Wirklichen. Traumhaft und magisch wirkende Texte entstanden, die nicht zuletzt mit ihrem Spannungsfeld von Seelenpein und erlösender Kunstreligion auf das Vorbild der Romantik verweisen. Mit dem Gedanken der ewigen Mission und Anfechtung avanciert Silbergleit selbst zum Märtyer des Heilig-Schönen, zum „Ahasver der Geigen“, der in Auschwitz ermordet wird.

MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2016

 

Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt +
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Fakten und Vermutungen zum Autor

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