4. März

Wieder Wahlkampf in Italien, wieder Silvio Berlusconi als Spitzenkandidat, und wieder zahllose TV-Auftritte des »Cavaliere«, den man längst als »Buffo« abgeschrieben und als Gefahr für Europa diskriminiert hat. Nun tritt er auf einem seiner Sender als grinsender Mogul in einer »öffentlichen Gesprächsrunde« auf, wird unter anderm von einer jungen arbeitslosen Frau um Rat gefragt, wie sie sich verhalten, an wen sie sich wenden, was sie denn tun solle, um aus ihrer materiellen und psychischen Bedrängnis herauszukommen – worauf der Mann sich zurücklehnt, ihr ins Gesicht lacht und die Empfehlung abgibt, sie könne ja zum Beispiel einen seiner reichen Söhne heiraten und damit »ihr Problem über Nacht lösen«. Eine Null dieses Formats hat heute im politischen Geschäft offenkundig bessere Chancen als ein kompetenter Macher wie Mario Monti, der bloß mit Sachverstand, nicht aber mit Glamour aufwarten kann. So dass man wohl sagen muss, dass ein Volk … dass eine demokratische Gesellschaft nie nicht die Führer bekommt, die sie verdient, nein, besser noch – die sie gewählt hat. – Über Nacht ist die Temperatur noch einmal um einige Kältegrade gesunken, steht nun bei minus zehn. Die Luft ist eisig und reglos, bin eigentlich erstaunt, dass bei solcher Starre die spärlichen Schneeflocken nach allen Richtungen leichterdings durcheinander tanzen.

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