Danilo Kiš: Schuhe

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Danilo Kiš: Schuhe

Kiš/Šejka-Schuhe

KEIN REGEN ÜBER LONDON

Die Welt hat sich zu stark verändert
Kein Regen über London
Der Nebel wird sich lichten
über den Hauptstädten
der Finsternis

Erwartet wird Besserung
der Gesundheit
eine allgemeine Offensive
gegen
den Krebs

Wale werden
zu Haustieren werden
auserlesen und gekennzeichnet
wird man sie halten
in
Pferchen

Verschwinden werden 90%
der Laster

Jahresurlaub
auf dem Mond
in tiefen
Hotels

Die Menschen werden souverän
über ihre Nächte verfügen

Die Sowjetbürger werden
sämtliche Rohstoffe
aus dem Meer gewinnen

Roboter werden
sitzen
in Minstersesseln

(Strasbourg, 1963) 

 

 

 

Ehe Danilo Kiš

sich definitiv für die erzählende Prosa entschied, publizierte er in früherer Zeit eine Anzahl Gedichte, die schon insofern von Interesse sind, als darin sämtliche Themen und Motive aufscheinen, die dann später in den Romanen und Novellen entfaltet werden. So zum Beispiel die Metapher des Müllhaufens, die in der Enzyklopädie der Toten aufgefächert wird und die, als Bild, auch für den serbischen Maler Šejka bestimmend war, einen Freund, dem Kiš in der Erzählung „Der Marathonläufer und der Schiedsrichter“ ein Denkmal gesetzt hat.

Friedenauer Presse, Klappentext, 1997

 

Sub Specie Mortis

– Poetik des Mülls: Danilo Kiš als Lyriker. –

Der serbisch-ungarisch-jüdische Schriftsteller Danilo Kiš (1935–1989) hatte ein eigentümliches Verhältnis zur Poesie: Zeit seines Lebens bewunderte er sie und mißtraute ihr zugleich. Mit großem Einsatz übertrug er Gedichte von Lautréamont und Endre Ady, von Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa und vielen anderen. Über seine eigenen lyrischen Anfänge schwieg er sich aus. Aber da gibt es jene wunderbare Stelle im Roman Garten, Asche, wo der jugendliche Ich-Erzähler Andreas Sam mit sanfter Ironie seine Geburt als Dichter evoziert:

Also bitte, diese ganze lyrische und phantastische Ballade, dieses authentische Meisterwerk der Eingebung setzte sich aus folgenden paar Worten zusammen, in idealer und nie mehr wiederholbarer Reihenfolge aneinandergefügt: Korallenriff, Augenblick, Ewigkeit, Blatt, und aus einem völlig unverständlichen und geheimnisvollen Wort: Plumasserie.

Die Sätze enthalten in ihrer Mischung aus Pathos und Spott, aus Überschwang und Alltäglichkeit eine implizite Poetik, der Kiš treu bleiben sollte. Sie besagt, daß Erhabenes – ob in Gestalt von Schönem oder Schrecklichem – nur verfremdet zumutbar ist; sie bekennt sich zum „ironischen Lyrismus“.
Kiš hat diese Technik meisterhaft in seinen Prosawerken praktiziert, angefangen vom Künstlerroman Die Dachkammer über die um Kindheit und Holocaust kreisende autobiographische Trilogie Frühe Leiden, Garten, Asche, Sanduhr bis hin zu den borgesianischen, zwischen Fiktion und Dokument oszillierenden Werken Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch und Enzyklopädie der Toten. Ironie wirkt hier als Gegengift gegen das Sentiment, das Lyrische wird intellektualisiert, das Gefühlige ins Philosophische transponiert. Aus der Verbindung der Gegensätze entsteht jene Balance, die es Kiš ermöglicht hat, ohne falsches Pathos die zwei größten Greuel dieses Jahrhunderts literarisch zu thematisieren: Stalinismus und Nationalsozialismus.
Dennoch machte Kiš kein Hehl daraus, daß er ein „frustrierter Dichter“ sei:

Ich habe als Dichter begonnen, mußte aber schließlich einsehen, daß meine Gedichte nichts taugten und daß meine eigentliche Ausdrucksform die Prosa ist.

Letzteres mag stimmen, ein schlechter Dichter aber war Kiš keineswegs. Als seine zwischen 1959 und 1966 entstandene Lyrik, ergänzt durch einige späte Versuche, postum gesammelt veröffentlicht wurde, sorgte der Nachlaßband in Belgrad für großes Aufsehen. Inzwischen hat Peter Urban eine Auswahl der Gedichte – zusammen mit der poetischen Prosaskizze Schuhe – ins Deutsche übersetzt; die Texte belegen, daß Kiš motivisch und stilistisch von den Franzosen, namentlich von Apollinaire und den Surrealisten, gelernt hat.
Harte Schnitte und kühne Nebeneinanderstellungen, ätzende Vergleiche und absurde Metaphern kennzeichnen die Gedichte, die lustvoll die Topographien der Moderne (Großstadt) und die Topoi romantischer Naturbetrachtung (Sonnenuntergang, tropische Nächte) dekonstruieren. Kiš arbeitet mit Ironie; der provokative Gestus macht vor keinem Thema halt. „Das Sein“ heißt ein Gedicht und beginnt so:

der erstgeborene ist der wurm
dann kam die ameise dann
der regenwurm
dann die stechmücke
dann die fliege dann
die erdhummel…

Eine Schöpfungsgeschichte als „Misthaufen“ oder – im komplexen Langgedicht „Müllhaufen“ – der Abladeplatz als Schöpfungsgeschichte. – Das Verfahren ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Kiš zählt seitenlang auf, was auf diesem Müllhaufen kunterbunt-wüst herumliegt, und rekonstruiert durch die litaneihafte Aufzählung pars pro toto „die Welt“. Die Idee der Rekonstruktion – als Teil einer Ethik des Mementos – sollte Kiš nicht mehr loslassen, die Enumeration zu einem seiner zentralen poetischen Kunstgriffe werden. Doch nirgends erscheint sie so exemplarisch, läßt sie sich so eingehend studieren wie im Gedicht „Müllhaufen“.
Kiš macht sich hier zum Arrangeur des Zufalls, indem er banale und poetische, schöne und abstoßende Dinge in krasse Nachbarschaft setzt, um sie in diesem schockierenden Nebeneinander dem Verfall anheimzugeben – und zugleich zu entreißen.

… Briefe mit dem Briefkopf berühmter Hotels
Liebesbriefe aus denen der Regen eine Tragödie macht
Schulhefte die man bis ins Alter aufhebt
Todesanzeigen über die nichts zu sagen ist
Salat Grünkohl Kraut Immergrün
Dill Pfeffer Nelken Karfiol
Apfelkripse (noch einmal)
Holunderdolden die majestätisch zerfallen wie eine herausoperierte Raucherlunge
Lappen Lumpen Krägen
Wachstuch Musselintücher Seide
Rosen
[…]
Rosen, derentwegen ich um 3.30 in der Nacht aufgewacht bin um sie bis morgen nicht zu vergessen.

Ein moderner Müllhaufen mit Cola- und Spraydosen ist das nicht; deutlich trägt er die Spuren der Zeit, so wie Kiš’ Technik der Juxtaposition vom Surrealismus inspiriert ist – nach dem Motto:

Die Begegnung einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf dem Operationstisch ist bereits ein demiurgischer Akt.

Unter einem phänomenologischen beziehungsweise poetologischen Gesichtspunkt hat Kiš (in einem Interview von 1973) den Müllhaufen so gedeutet:

Die neuen Beziehungen der Dinge auf dem Müll verändern die Dinge selbst, sie schaffen nicht nur neue Bilder, sondern auch neue Erscheinungen, wie Leonid Šejka sagen würde. Das Leben entstand in der zufälligen Berührung verschiedenster Stoffe. Und die moderne Literatur wiederum entstand in der zufälligen Berührung der Dinge. Der Misthaufen des modernen Romans ging der Verschmutzung der natürlichen Umwelt voraus.

Kiš paraphrasiert hier seinen Malerfreund Leonid Šejka (1932–1970), der Mitte der sechziger Jahre eine Serie von Zeichnungen unter dem Titel Abladeplätze (Skladište) schuf und sein Interesse am Müllhaufen unter Berufung auf Beckett und Ionesco („Die Welt ist ein großes Requisitarium“) ideologisch-ästhetisch begründete. Der Müllhaufen, so Šejka in seinem Text „Abladeplatz“, der nun in einem sorgfältig gestalteten monographischen Band auch auf deutsch vorliegt, ist „psychologisch passiv“, hat kein Zentrum; die Gegenstände darin sind „in eine Verödung ihrer Bedeutung geworfen und hören auf, Symbole zu sein“. Semantische Entleerung geht Hand in Hand mit Multiplikation, oder anders: die Vielzahl läßt das Einzelne zur Beliebigkeit verkommen. – Der Müllhalde als Signum eines kriegsbedingten, existentialistischen Defätismus und moderner Wegwerfmentalität begegnet der Maler Šejka, indem er Gegenstände „multiplizierend registriert“, das heißt im Montageverfahren flächig nebeneinander setzt. Kiš war mit Šejkas Bildern vertraut; sein 1966 entstandenes „Müllhaufen“-Gedicht kann als literarische Analogie zu den Zeichnungen des Freundes gesehen werden: als Versuch einer Inventarisierung, die den ausrangierten Dingen durch Benennung zu poetischer Resurrektion verhilft.
Einer der frühesten Belege für Kiš’ Obsession, die Dinge dem Vergessen zu entreißen, ist die kurze Betrachtung „Schuhe“ (1960). Der Text beschreibt Schritt für Schritt das „Erwachen“ des Künstlers: von der Wahrnehmung, „als sähe ich etwas zum ersten Mal“, bis hin zum Bedürfnis, den verfremdeten Gegenstand zu konservieren, vor der Vergänglichkeit zu retten. Es ist ein Blick sub specie mortis, der aus den alten Schuhen zwei Tiere macht, „furchtbar lang und formlos“. Und hat sich diese (distanzierte) Optik erst einmal eingestellt, gibt es kein Entrinnen mehr.

… Ich beschloß also, aufzustehen und Licht zu machen, um mit Kohle diese monströsen Schuhe zu zeichnen, die auf einmal eine Welt für sich geworden waren, eine Welt, die in Wirklichkeit fern und verformt war, die man aber – hier – durch eine Anstrengung, ein Wollen näherholen und aufhalten konnte. […] Ich wollte sie also auf diese Weise vor dem Vergessen bewahren, sie mit dieser Zeichnung einbalsamieren wie die Gebeine eines Heiligen oder den Arm eines Märtyrers…

Das Pathos der Bemühung sollte vom „schmutzstarrenden Schwanz einer Ratte“ in einem Zug zunichte gemacht werden. Dergestalt ironisch endet die poetologische Skizze, als rächte sich die Wirklichkeit an der Kunst.
Der Schriftsteller Kiš freilich hielt an dem, was er für seine Mission hielt, lebenslänglich fest. Von den abgelegten Dingen verlagerte sich sein [nteresse auf die Menschen, die zum Schutt der Geschichte geworden waren. Die Suche nach dem verlorenen, in Auschwitz umgekommenen Vater gestaltete er dreimal – in Prosazeugnissen von großer lyrischer Kraft. Der „ironische Lyrismus“ als ästhetische Methode wurde so zu seinem ethischen Credo.

Ilma Rakusa, Neue Zürcher Zeitung, 24.1.1998

 

Kiš

Danilo Kiš hat in seinen Büchern unzählige Listen und Inventare erstellt, Litaneien und Mementos verfasst – gegen das Vergessen. Sein Vater starb als ungarischer Jude in Auschwitz, diese biographische Wunde saß tief. Und so widmete Kiš seine Familientrilogie Garten, Asche, Frühe Leiden, Sanduhr dem verlorenen Vater, dem verschwundenen Paradies der Kindheit und dem untergegangenen mitteleuropäischen Judentum, ohne falsche Sentimentalität, daran hinderte ihn jener „ironische Lyrismus“, der zu seinem Markenzeichen wurde. Herbe Aufzählungen, fotorealistische Momentaufnahmen, grotesk überhöhte Szenen, gezielt gestreute poetische Exaltationen: sie machen Kišs literarischen Kosmos aus. Zu dem auch der Roman Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch gehört, der – „niederschmetternder als jede Statistik“ (Joseph Brodsky) – vor Augen führt, wie die russische Revolution ihre eigenen Kinder verschlang.
Kiš, warum kennen ihn nur so wenige? Schon in den 1970er Jahren warnte er vor dem Irrsinn der jugoslawischen Nationalismen. Den Ausbruch des Kriegs erlebte er nicht, da er im Oktober 1989 in Paris an Lungenkrebs starb. Aber Recht hatte er sehr wohl behalten, leider. Seine Essays sind luzid, seine Erzählungen packend, seine Theaterstücke grausam-absurd, seine Romane etwas vom Besten, was das 20. Jahrhundert literarisch hervorgebracht hat. Dennoch wird er wie ein Geheimtipp behandelt.
Zum ersten Mal trafen wir uns in Paris, als ich Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch übersetzte. Er führte mich in sein Lieblingslokal, die Rotonde, erzählte abwechselnd auf Ungarisch, Serbokroatisch und Französisch über die Qual des Schreibens, die Galanterie Miroslav Krležas und die Kunst der Nachdichtung. Nicht ohne Leidenschaft. Zur Veranschaulichung, wie Krleža den Damen in k.u.k.-Manier die Hände küsste, sprang er komödiantisch auf und küsste im Stehen meine Hand. Schlank, groß, mit der Haarfülle eines Erzengels, zog er alle Blicke auf sich. Sein Innenleben schilderte er als schwierig. Der Poet und Polemiker stritten sich in ihm, das war „ironischer Lyrismus“ live. Heimweh nach Pannonien? Er wies es weit von sich. Was solle er in Belgrad, wo ihn verlogene Kulturbürokraten schikanierten. Unter seinem Fenster im 10. Arrondissement höre er doch das vertraute Geschwätz jugoslawischer Gastarbeiter und balkanische Melodien.
Nach Erscheinen des „Grabmals“ sahen wir uns auf der Frankfurter Buchmesse, Danilo trug ein kariertes Jackett und rauchte in einem fort. Das Messe-Gewimmel machte ihn nervös. Erst in einer jugoslawischen Kneipe, bei Schnaps und Grillfleisch, kam er in Laune.
Als ich ihn im Herbst 1988 im slowenischen Lipica wiedertraf, war er schon schwerkrank. Die Lunge. Mit Rauchen war es für immer vorbei. Aber das Literaturfestival Vilenica wollte er sich nicht entgehen lassen, denn viele Freunde waren da, unter ihnen Péter Esterházy. Bis tief in die Nacht debattierten sie über Mitteleuropa als kulturellen Raum. Kiš saß in einem riesigen Lederfauteil, hörte zu, nippte an seinem Wein. Das Thema interessierte ihn, er hatte darüber in mehreren Essays geschrieben. Etwa in den „Mitteleuropäischen Variationen“, wo er das Bedürfnis des mitteleuropäischen Schriftstellers nach Form so begründete:

Form als Streben, dem Leben und den metaphysischen Zweideutigkeiten Sinn zu verleihen; Form als Möglichkeit der Wahl, Form als Suche nach einem archimedischen festen Punkt im uns umgebenden Chaos; Form als Gegengewicht zur Desorganisation der Barbarei und irrationalen Willkür der Instinkte…

Auf einer Busfahrt erzählte er mir, dass er Gedichte von Brodsky übersetze. Warum er nicht selber Gedichte schreibe, wollte ich wissen. „Gedichte sind Lüge“, sagte er schroff.

Man macht es sich zu leicht mit dem Reimgeklingel.

Ich widersprach vehement.
Drei Tage später erlebte ich in Ljubljana, wie er einen amerikanischen Interviewer zurechtwies:

Lassen Sie das mit dem jüdischen Schriftsteller, nicht das Adjektiv zählt, sondern das Substantiv. Alles andere ist Sektierertum.

Im Januar 1989 lud ich ihn zu einer Lesung nach Zürich ein. Er kam, abgemagert und mit seltsam veränderter Stimme, war glücklich, als wir im Theater am Hechtplatz seinen Roman Sanduhr vorstellten. Nach der Matinee tranken wir bei mir zu Hause Tee, bevor er mit seiner Lebensgefährtin zu einer dreitägigen Schweiz-Tour aufbrach. Neun Monate später starb er in Paris, vierundfünzig Jahre alt.
Aus mehreren geplanten gemeinsamen Lesereisen wurde nichts. Bücher auf Deutsch waren nun da, das Interesse von Lesern und Kritikern geweckt, nur er fehlte. Es fehlte seine mahnende, rebellische Stimme, sein lyrischer Sarkasmus. Und die Melancholie eines Menschen, der unbeirrt gegen die Vergeblichkeit anschrieb. Non omnis moriar, auch das war Kiš. Meister der Listen, des Kaddischs.

Ilma Rakusa, aus Ilma Rakusa: Mein Alphabet, Literaturverlag Droschl, 2019

Ironisch gegen die Schrecken der Existenz

– Ein letztes Gespräch mit Danilo Kiš 1989. –

Burkhard Müller-Ulrich: Seit einem guten Jahrzehnt wohnen Sie hier in Paris, im zehnten Arrondissement. Aber Sie sind kein Flüchtling (mehr); in Jugoslawien werden Sie sogar sehr geschätzt. Was hat Sie bewogen, sich dennoch freiwillig ins Exil zu begeben?

Danilo Kiš: Ich wollte einfach in einem anderen Land leben – wie das schon viele Schriftsteller vor mir getan haben. Erlauben Sie, daß ich gleich einen der größten nenne: Joyce hatte sich auch entschieden, nicht in seinem Land zu bleiben, und er wurde einer der größten irischen Schriftsteller – und das auch noch auf englisch, was nicht die Sprache seines Landes war. Die großen Russen wie Tschechow, Gogol usw. schrieben ebenfalls viel im Ausland. Also, eigentlich ist es mir egal, wo ich lebe. Ich kehre oft nach Jugoslawien zurück. Und ich werfe einen schrägen Blick auf die Ereignisse dort und hier und in Europa überhaupt. In jedem Fall ist es ein Blick aus der Entfernung. Selbst wenn ich hier bin, sehe ich alles von weitem.

Müller-Ulrich: Die Frage, in welchem Land man lebt, ist ja wohl immer mit politischen Erwägungen verknüpft. Aber als Schriftsteller intervenieren Sie nicht viel auf politischem Gebiet. Schreiben Sie überhaupt politische Aufsätze?

Kiš: Ich schreibe, oder besser: ich schrieb in Jugoslawien politische Aufsätze. Aber eines meiner Bücher heißt Homo poeticus, und damit will ich ausdrücken, wie gefährlich ich diese Art von Engagement für die Literatur finde.

Müller-Ulrich: Aber Ihre Bücher sind poetisch und politisch – sicher nicht im Sinn von „engagiert“, aber beispielsweise in der Trilogie Familienzirkus erzählen Sie von einem jüdischen Knaben, der die Zeit des Faschismus und Nationalsozialismus erlebt, und dieser Knabe – Andreas Sam heißt er – sind Sie. Woher kommt eigentlich der Name Sam?

Kiš: „Sam“ heißt im Serbokroatischen „allein“. Außerdem ähnelt er dem Namen „Cham“, der bei den Juden in Mitteleuropa häufig ist. Und Andreas kommt aus der deutschen Literatur. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wo ich ihn gefunden habe; ich glaube, es sind auch gewisse Buchstaben meines Namens darin enthalten.

Müller-Ulrich: Und wann und wie hat sich Andreas Sam alias Danilo Kiš dem Schreiben zugewandt?

Kiš: Obwohl ich nicht genau wußte, was es heißt, Schriftsteller zu sein, habe ich seit meiner Kindheit darauf hingearbeitet. Wir waren damals, während des Krieges, in Ungarn; mein Vater war Jude, und ich war ein verfolgtes Kind. Ich kann es nicht anders erklären: Ich wußte, daß dies eine Erfahrung war, die zu so etwas wie Literatur führen konnte. Anfänglich dachte ich allerdings eher an Dichtung, und ich bereitete mich darauf vor, Dichter zu werden.

Müller-Ulrich: Wie bereitet man sich denn darauf vor?

Kiš: Zunächst habe ich viel Dichtung übersetzt. Ich habe den Beruf gelernt, wenn Sie so wollen, und ich übersetze heute noch. Aber ich dichte nicht mehr selbst. Mit zwanzig Jahren habe ich ein paar Gedichte verfaßt, die hoffentlich nicht allzu kompromittierend sind, aber schließlich wurde ich mir darüber klar, daß sich die Prosa für das, was ich zu sagen habe, besser eignet: eine Prosa, in der es möglicherweise auch ein lyrisches Moment gibt.

Müller-Ulrich: Da wir von Lyrik sprechen: Wer sind denn Ihre liebsten Dichter?

Kiš: Wissen Sie, mit der Dichtung ist es wie mit der Liebe: Man hat in jedem Jahrzehnt andere Vorbilder. Mit zwanzig waren das für mich gewisse serbische und ungarische Dichter, deren Namen Ihnen wahrscheinlich wenig sagen. Aber der ungarische Dichter Endre Ady war insofern für mich entscheidend, als ich wegen oder dank seiner angefangen habe, Prosa zu schreiben; in jedem seiner Bücher fand ich nämlich ein Gedicht, das ziemlich genau meinen eigenen Gefühlen entsprach, und so zog ich es vor, das zu übersetzen, statt selbst Verse zu schmieden. Danach, zehn Jahre später, habe ich viele französische Autoren übersetzt: Rimbaud, Lautréamont usw. Außerdem natürlich die russischen Klassiker: Puschkin, Lermontov, Blok – unnötig, sie alle aufzuzählen.

Müller-Ulrich: Wie viele Sprachen sprechen Sie eigentlich? Hier in Paris unterhalten wir uns zwar auf französisch, aber ihre Muttersprache ist natürlich Serbokroatisch.

Kiš: Ja, eigentlich ist das meine Muttersprache. Bis zum Alter von zwölf, dreizehn war ich zweisprachig – weil wir in Ungarn lebten. Aber ich schreibe auf serbokroatisch. Und außerdem kann ich Russisch, Französisch und Englisch.

Müller-Ulrich: Wie Sie in Ungarn lebten, das kann man Ihren Büchern entnehmen.

Kiš: Meine Bücher beginnen praktisch im Jahr 1942, mit den sogenannten „Kalten Tagen“ – das heißt mit dem Massaker der faschistischen ungarischen Armee an den Juden und Serben. Mit sieben Jahren sah ich schon Leichen, ich hatte Angst, meine Klassenkameraden wurden umgebracht. Von da an spannt sich der Bogen der Erzählung bis 1947, als ich mit meiner Mutter und meiner Schwester nach Montenegro zurückkehrte. Dort lebte ich in einer anderen Welt, die noch nicht in meinen Büchern vorkommt, weil ich noch keinen Schlüssel gefunden habe, um sie zu entziffern. Diese Welt hat sich nämlich nicht sehr verändert.
Was ich beschreibe, ist eine verschwundene Welt: die Juden Mitteleuropas sind verschwunden, so wie mein Vater verschwunden ist. Auch die Landschaft und die Lebensweise der ungarischen Bauern ist unter dem „realen Sozialismus“ verschwunden. Darüber schreibe ich. Doch Montenegro, wo ich – in Cetinje – fast zehn Jahre gelebt habe, ist eine starre Welt und sehr schwierig für die Literatur.

Müller-Ulrich: Wie wichtig ist Ihnen Ihre jüdische Abstammung als Schriftsteller?

Kiš: Das ist natürlich ein entscheidendes Moment meines Lebens. Zunächst, weil ich das, was ich erlebt habe, als jüdisches Kind erlebt habe. Ich denke, mein Schicksal ist das des herumirrenden Juden. Ich kann nichts dafür, aber so ist es eben.

Müller-Ulrich: Gehören Sie der jüdischen Gemeinde an?

Kiš: Nein, ich habe keinerlei Beziehungen zur jüdischen Gemeinde. Ich nenne mich auch nicht einen jüdischen Schriftsteller. Aber mein Judentum ist eine Sache, die ich nicht verleugnen kann. Denn selbst wenn ich es verleugne, finden es die anderen in meinen Büchern.

Müller-Ulrich: Eine indiskrete Frage, aber alle Literatur ist indiskret: Sind Sie gläubig, sind Sie religiös?

Kiš: Nein, ich bin nicht gläubig. Ich wurde in der Familie meiner Mutter orthodox und in der ungarischen Schule während des Krieges katholisch erzogen. Und ich selbst habe ein bißchen jüdische Religion studiert, wenn Sie so wollen: das Alte Testament und andere Schriften. Aber ich bin nicht mehr gläubig seit dem Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren. Da wir schon bei literarischen Indiskretionen sind, wie Sie es nennen: Ich bin seit dem drei oder vier Jahre langen Leiden und dem Tod meiner Mutter nicht mehr gläubig. Ich habe das so formuliert: Wenn eine Person wie meine Mutter so viel und so lange leiden muß, dann ist das der Beweis, daß Gott nicht existiert. Davon bin ich ausgegangen, und weiter bin ich bis jetzt nicht gekommen.

Müller-Ulrich: Was das betrifft, so hatten Sie ja eigentlich von frühester Kindheit an Grund, an Gott zu zweifeln.

Kiš: Als ich zu schreiben anfing, legte ich eine Liste der Ereignisse an, und es sind sehr wenige Ereignisse von dieser Liste in meine Schriften eingegangen, weil es sehr harte und schmerzliche Ereignisse waren, für die ich keine Ironie verwenden konnte. Zunächst war da die Atmosphäre der Angst. Ich hatte schreckliche Angst; wir wurden oft von ungarischen Faschisten angegriffen, provoziert, attackiert und von der Polizei überwacht.
Und dann der Hunger! Obwohl ich bei Bauern arbeitete, litt ich andauernd Hunger. Meine ganze Familie hatte Hunger. Das sind die zwei beherrschenden Gefühle meiner Kindheit, die ich in dem Buch Frühe Leiden beschrieben habe – mit vielen Details, die etwas verzerrt sind, und es gibt noch andere, die ich noch heute einfach nicht erzählen kann, weil die Ironie als Gestaltungsmittel dabei versagt.

Müller-Ulrich: Und Sie wollen immer alles mit Ironie erzählen?

Kiš: Ja, unbedingt. Ich ertrage Schrift und Literatur nicht ohne Ironie. Die Ironie ist doch das einzige Mittel gegen die Schrecklichkeit der Existenz. Und beim Schreiben ist sie ein unabdingbares Gewürz. Sonst wird es entweder sentimental oder larmoyant. In meinen Büchern benutze ich Ironie und wechsle die Perspektiven; einmal betrachte ich die Ereignisse objektiv wie ein absoluter Erzähler der Romantik, dann wieder zerstöre ich absichtlich die Illusion, indem ich mich als Autor an den Leser wende, um ihm zu sagen: wir haben hier Literatur vor uns, und die ist nur ein Widerschein der Wirklichkeit.

Müller-Ulrich: Aber Ihre Literatur ist doch der Wirklichkeit sehr stark verpflichtet; sie ist das Gegenteil von „reinen Erfindungen“, die zu verfassen Sie sich immer geweigert haben.

Kiš: Nicht nur lehne ich es ab, dergleichen zu verfassen, ich bin sogar unfähig, so etwas zu lesen. Als Schriftsteller versuche ich den Leser stets zu überzeugen, daß alles, was er liest, auch mehr oder weniger so geschehen ist. Denn das ist eine Frage, die sich jeder Leser stellt – ich auch. Etwas anderes ist der Bereich der Poesie, wo die reine Erfindung ihr Daseinsrecht hat.

Müller-Ulrich: Aber in unseren Ländern ist das Gegenteil ziemlich in Mode; es gibt ein grandioses Interesse für „Fiction“ und „Fantasy“.

Kiš: Ich will mit den anderen Tendenzen nicht Krieg führen. Man kann auch so schreiben. Ein Talent kann alles transformieren, kann aus Nichts eine Welt bauen. Aber ich vermag das nicht oder nur selten zu lesen. Im Nachwort meiner Enzyklopädie der Toten habe ich Nabokov zitiert, der schrieb: „Ich weiß nicht, wozu es gut sein soll, sich Sachen auszudenken, die so oder ähnlich auch in Wirklichkeit passiert sein könnten.“

Müller-Ulrich: Wenn ich recht verstehe, stört Sie der Gratis-Aspekt, die Beliebigkeit des bloß Erfundenen.

Kiš: Ja, der Gratis-Aspekt. Wissen Sie, wir geraten da in eine ernsthafte Diskussion, die mich selber sehr beschäftigt. Im Grunde geht es dabei um die Erbschaft des Fortsetzungsromans im 19. Jahrhundert. Und speziell geht es um die Psychologie: der Autor weiß alles über seine Figuren; er weiß, daß der junge Mann die junge Frau lieben wird, und er macht einen Dialog, der von psychologischen Beschreibungen des jungen Mannes begleitet ist. Ich meine, das ist in jedem Falle anachronistisch. Der psychologische Roman ist für einen guten Leser – und ich glaube, ein guter Leser zu sein – unerträglich.
Aber wenn man heute sagt, der Roman sei tot, so ist das nicht wahr; der Roman ist lebendiger denn je, und zwar gerade in seiner schlimmsten Ausprägung, nämlich als psychologischer Roman des 19. Jahrhunderts. Und wenn ich so wenig schreibe, dann deshalb, weil ich mich mit diesem Problem herumschlage: Wie kann man ungeachtet dieser überholten Formen weiterhin schreiben und diese ganze Erbschaft von Fiktion ablehnen?

Müller-Ulrich: Ihre Ablehnung von Erfindungen läuft ja darauf hinaus, daß jeder Leser sich vor der Lektüre eines Romans erst außerhalb des Romans darüber informiert, „wie es in Wirklichkeit war“. Muß man das wirklich wissen?

Kiš: Nein, man muß es nicht wissen, aber man spürt es. Schon beim bloßen Durchblättern eines Buches kann man mit etwas Erfahrung sehen, ob es sich um eine Welt handelt, die sich auf nichts als die Ambition eines Autors gründet, der einfach mal wieder ein Buch schreiben wollte, um Geld oder einen Preis zu bekommen, oder ob es sich um die Frucht eines Talents handelt, das irgend etwas ausdrücken mußte.

Müller-Ulrich: Fällt Ihnen das Schreiben eigentlich leicht?

Kiš: Ich schreibe selten, aber wenn ich dabei bin, schreibe ich ganze Tage und Nächte und werfe auch viel weg. Dann lese ich das Geschriebene hundertmal durch, bis die einzelnen Worte und Sätze müde werden und verschwinden. Und wenn das geschieht, streiche ich sie aus. Auf diese Weise ist das, was danach noch stehen bleibt, meist nicht ganz schlecht. Das ist auch eine Methode, seinen eigenen Text zu zerstören.

Müller-Ulrich: Zu Ihrer feinziselierten Schreibweise gehören auch minutiöse und metaphernreiche Naturdarstellungen. Kann der junge Andreas Sam die Natur wirklich schon so intensiv empfunden haben?

Kiš: Ich erinnere mich sehr gut an meine Kindheitseindrücke und an die Neugier gegenüber sämtlichen Erscheinungen, eine Neugier, die ich mir vielleicht noch ein bißchen bewahrt habe. Die ersten Eindrücke sind noch ganz lebendig in mir. Vergessen Sie nicht, ich bin ein Stadtkind, das im Alter von sieben Jahren nach Ungarn aufs Land kam, und die Natur, die Tiere, die Flüsse, die Blumen, die Gräser waren für mich etwas ganz Neues und nicht unbedingt natürlich. Die Natur ist nämlich kein Park. Man schaut die Tiere nicht wie im Zoo an. Dadurch, daß ich bei Bauern arbeitete, hatte ich eine viel engere Beziehung zu den Tieren. Und für mich war das der erste Schock: als Stadtkind mit der Natur konfrontiert zu werden.

Müller-Ulrich: Eine wichtige Rolle spielen in Ihren Beschreibungen auch Gerüche. Sprechen Sie immer noch so stark auf Kamillenduft an?

Kiš: Nicht unbedingt auf Kamille. Aber trotz zweier Nasenoperationen besitze ich noch einen außergewöhnlichen Geruchssinn, der von meiner Kindheit auf dem Land herkommt. Ich habe übrigens festgestellt, daß viele Kinder, wenn sie von etwas kosten oder es auch nur genauer untersuchen wollen, es sich unter die Nase halten. Und sicher geht es Ihnen ähnlich – ich jedenfalls rieche auch an Büchern. Ich kann mich sogar über den Duft an meine Eindrücke von bestimmten Büchern erinnern. Wissen Sie zum Beispiel, daß russische Bücher ganz anders riechen als die Bücher aus anderen europäischen Ländern? Wie -zwei verschiedene Tierarten!

Müller-Ulrich: Nach alldem wundert es mich um so mehr, daß Sie sich in der naturfeindlichsten Stadt der Welt niedergelassen haben.

Kiš: Es ist unglaublich, wie wenig ich das Ländliche liebe. Ich gehe gern der Erinnerung wegen in den Wald, aber ich liebe das Landleben überhaupt nicht – vermutlich wegen der sehr schmerzlichen Momente, die ich als Kind auf dem Land erlebt habe. Jetzt bin ich ein Stadtmensch wie Baudelaire – der nur die Stadt liebt und auch nur die Stadt haßt.

Müller-Ulrich: Über Lyriker sprachen wir vorhin schon, aber jetzt fällt mir ein, daß ich Sie nach Ihren Prosa-Vorbildern fragen wollte.

Kiš: Da nenne ich an erster Stelle Rabelais. Dann zwei Namen der russischen Literatur: Babel und Pilnjak. Einen Ungarn: Kosztolanyi. Zwei Jugoslawen: Andrić und Krleža. Das sind Schriftsteller, die ich immer noch verehre. Natürlich gab es zu anderen Zeiten andere, die für mich wichtig waren und mich beeinflußt haben. Faulkner zum Beispiel, der für mich vor zwanzig Jahren ein Gott war und von dem ich heute keine Zeile mehr lesen kann.

Müller-Ulrich: Sie nennen Krleža, der in Ihrer Heimat verrufen ist?

Kiš: Er ist wegen seines politischen Engagements heute in Jugoslawien total verfemt. Jeder verabscheut ihn als Bolschewiken oder Titoisten: die Kommunisten, weil er während des Krieges in Zagreb blieb und nicht in den Untergrund ging, und die Bourgeois, weil er nach dem Krieg auf Titos Seite stand. Dabei vergißt jeder, was für ein Dichter er war: ein Monument von 50 Bänden, ein kommunistischer Voltaire. Man sagt, er sei widerwärtig im persönlichen Umgang gewesen, aber zu mir war er sehr freundlich. Ich glaube, er mochte mich. Er empfand einen Drang, sich zu rechtfertigen. Zweimal sagte er mir: Wir wußten das alles – er meinte die Dinge, die ich in Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch darstellte, das heißt die Konzentrationslager in der Sowjetunion. In jedem Fall war er wegen seines Bolschewismus eine tragische Figur.

Müller-Ulrich: Apropos jugoslawische Schriftsteller: Wie stehen Sie zu Bulatović?

Kiš: Zack! Ende! Schnitt! Wie im Film: Schnitt!

Schreibheft, Heft 46, November 1995

Die Linie des Exils

– Jedem Nationalismus abgetan, zählte er zu den bedeutendsten Autoren Jugoslawiens nach 1945. Der Dichter Bora Ćosić erinnert sich an den frühverstorbenen Freund Danilo Kiš. –

Vor vielen Jahren fragte mich Danilo Kiš, ob er sich mir bei meinem Umzug in das Küstenstädtchen Rovinj anschliessen könne; man hatte ihm ein Zimmer in der steilen Bregovita-Strasse versprochen, unweit von meinem Haus. So kam zu den Büchern und Bildern, die ich verpackte, zu den Teilen von Grossmutters Mobiliar und Hunderten lächerlichen Einzelheiten und vor allem dem Wunsch, mich dort, auf dem Berg am Meer in Istrien, niederzulassen, auch noch Danilos Blechkiste.
Sie war knallrot lackiert, als sie auf dem Platz aus unserem gemeinsamen Wagen ausgeladen wurde, mussten sie die Rovinjer Burschen auf den Armen tragen, bergauf. Es ähnelte einem Begräbnis, einem Leichenzug für einen unbekannten roten Admiral oder einen Heerführer der Revolution. Aber eigentlich war es die Beerdigung von Danilos Hoffnung, dass auch er dort, oberhalb der Bucht Valdibora, wenigstens für kurze Zeit, eine Pause von den ständigen Umzügen einlegen könne. Denn die Blechkiste war ein Symbol für seine vielen Umsiedlungen, von der pränatalen Heimat der Mutter in Montenegro an seinen Geburtsort in Subotica, wo der Vater zu Hause war, in die Belgrader Studentenmansarden und französischen Buden eines jungen Lektors.
Das Dasein eines Apatriden war sein Schicksal, wie er später auch eine Erzählung genannt hat. Die Gefühllosigkeit, auf die er während seines ganzen Lebens stiess, widerfuhr ihm auch in der lieblichen Stadt Rovinj, es stellte sich heraus, dass er das Zimmer in der Via del Monte nicht bekommen würde, die rote Kiste blieb unausgepackt. Nie habe ich erfahren, was drin war. Eine Freundin von mir, eine russische Dichterin, später ermordet von unreinen Mächten (die es in Russland immer gibt), traf einmal in Bayern ein, und als sie vor mir ihren Koffer öffnete, waren, trostlos hin und her schlackernd, zwei, drei Bücher und ein paar Schuhe darin, weil sich in diesem Gepäck eigentlich die Leere des damaligen Lebens in Russland befand. Vielleicht wurde auch in Kiš’ Kiste die Leere unseres Lebens, am Vorabend des letzten wahnsinnigen Kriegs auf dem Balkan, verwahrt.
Ich kam gar nicht auf die Idee, dass dieser rote Katafalk, der den Rovinjer Berg hinaufglitt, Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch darstellte, die berühmte Epopöe von Danilo, damals noch ungeschrieben. Weil auch der Sarg seines Helden leer blieb. Die Gräber der Opfer der russischen Revolution, an verschiedenen Orten verstreut, enthalten nicht die Knochen dieser Märtyrer, sondern nur eine düstere Erinnerung an sie, deshalb wurde das Buch ja auch geschrieben, damit dieses Begräbnis auf ehrenvolle und menschliche Art durchgeführt würde. Kiš’ Beerdigung vor fünfundzwanzig Jahren verlief nicht ohne Düsternis und Bitterkeit, dieser bewusste Bürger Europas, unbestechliche Zeuge der Übel in der Geschichte, Atheist und dauerhafte Dissident gegenüber jeder Konvention hatte sich eine orthodoxe Beerdigung gewünscht. Die zahlreich vertretenen orthodoxen Geistlichen nutzten die Gelegenheit jedoch für ihre eigenen Zwecke und setzten sich über seinen Wunsch hinweg, dass das Ritual ohne Reden abgehalten werden solle.
Ich weiss nicht, ob Danilo vor einem solchen Ausgang Angst gehabt hatte, weil die Toten keine Rechte haben, die Toten werden von den Lebenden dauerhaft entrechtet, und da ist nichts zu machen. Aber eine andere Art Angst habe ich einmal bei einer anderen Gelegenheit an Danilo bemerkt. Als ich mit ihm einen Grenzübergang an der damaligen Berliner Mauer passierte, sah ich zum ersten Mal seine Hand, seine Verbannten- und Judenhand, zittern, ungeachtet der Stütze durch die Zigarette, einen ständigen Bestandteil dieser Hand. „Wenn du weisst, dass hier eine Hand ist, so geben wir dir alles übrige zu“, sagt Wittgenstein, eine Frage des Philosophen Moore abwägend. So wirft Kiš das metaphysische Thema „Über Gewissheit“ auf (wenn du von der Hand weisst, weisst du auch vom andern), mit der sich Wittgensteins Abhandlung befasst, auch wenn er das nur durch den Tremor seiner Finger zeigt, durch das Schema ihrer Handschrift, allem Anschein nach geistreich und geschliffen, aber eigentlich nervös.
Die Muster der menschlichen Handfläche werden in der alten hebräischen Hieromantie erforscht, und ein Beispiel aus dem Jahr 1545 führt unter anderem „die Linie des Exils“ an, des wesentlichen Themas von Kiš. Unser gemeinsamer Freund, der Maler Leonid Šejka, zeichnete kabbalistische Hieroglyphen auf seine Handfläche, die er den „von Natur aus“ ohnehin schon vorhandenen hinzufügte. Von dieser in einer Zeitschrift veröffentlichten Aktion sind Fotos erhalten. Auf den Fotos von Kiš ist immer seine Hand hervorgehoben, irgendwo in den Raum gestreckt, gross, gespreizt, und bisweilen unsicher. Daher ist Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch „aufgezeichnet von der Hand ehrlicher Menschen und zuverlässiger Zeugen“, nicht von der, die am Ostberliner Grenzübergang mit einer Zigarette hantierte, wie ein Dirigent, aber zitternd.
Physisch nicht umfangreich, ist das Opus von Danilo Kiš das Ergebnis der Unschlüssigkeit: Wer schreibt eigentlich unsere Bücher, wir selbst oder zuverlässige und ehrliche Zeugen, die uns nur als Beispiel dienen. Aus dieser Angst vor dem Schreiben, dieser für Kiš evidenten, entstanden vulgäre Zweifel an seiner Originalität, die mit den eigenen Zweifeln an der Gewissheit der Hand (denen von Wittgenstein) und an ihrer handschriftlichen Spur kämpften, er hatte mit neidischen Höhlenbewohnern zu ringen, die ihn verdächtigten, Fremdes genutzt und plagiiert zu haben, woraufhin er auf den Umschlag seiner Anatomiestunde, der ingeniösen literarischen Antwort auf diese Verleumdung, Rembrandt setzte, ein Bild, auf dem eine Hand seziert wird.
In dieser polemischen Abhandlung lassen sich zahlreiche grafische Hilfsmittel finden, am häufigsten erscheint der bekannte Zeigefinger, ein Wegweiser, der die Wichtigkeit der einzelnen Standpunkte markiert. Jahrelang verfolgte mich die Idee: Wer hat sich dieses wichtige Signum ausgedacht, das man an vielen Strassenkreuzungen, an Eingängen in Friseursalons und Buchhandlungen ebenso wie auf den Seiten einzelner Bücher sieht. Dieses kleine grafische Zeichen, vergrössert auf die Ausmasse von Danilos Hand, winkte mir zum letzten Mal vom Place des Vosges, in Paris, zu. Es war vor dem Herbst 1989, vor dem Haus von Victor Hugo, der eine grosshändige Missgestalt, den Glöckner von Notre Dame, beschrieben hatte. Wir kamen gerade vom Maler Veličković, auf dessen Bildern meist ein menschliches Wesen ebenfalls krampfhaft mit den Händen herumfuchtelt.
„Ich gehe zum Arzt“, sagt Wittgenstein, „zeige ihm meine Hand und sage ,Das ist eine Hand‘, nicht…; ,ich habe sie mir verletzt‘ etc. etc. Mache ich da nur eine überflüssige Mitteilung?“ Was für eine Unmenge von Mitteilungen streute Kiš in seinem Gespräch mit Susan Sontag im Café de Flore aus, bei der ersten Begegnung der beiden Dichter, die mir Danilo ausführlich schilderte. Die am frühen Nachmittag begann und dauerte, solange sie die Nachtkellner duldeten, und die eigentlich aus dem Buch Krankheit als Metapher hätte stammen können.
Jetzt kommt es mir so vor, als wäre dieses Gespräch in einer Arztpraxis geführt worden. Denn neben den unzähligen Affinitäten (nicht nur, dass beide Mädchen liebten) umgab diesen Dialog die schicksalhafte Aura der den beiden bevorstehenden gleichen Krankheit. Bis zu dem Moment, wo die Schriftstellerin, noch immer gesund, Danilo dabei half, einen New Yorker Chirurgen zu finden, war ebenso das metaphorische Thema ihres ähnlichen Lebens, das Thema des Judentums als Krankheit, von Bedeutung. „Krankheit ist eine Nachtseite des Lebens, eine eher lästige Staatsbürgerschaft“, schrieb Susan Sontag. Dieser Anfangssatz sowie alle Episoden ihrer Geschichte über das schwere Schicksal der Erkrankten, die von den anderen nahezu denunziert werden, über die Ungerechtigkeit, die man dieser besonderen Nation innerhalb anderer Nationen antut, über die Diskriminierung, die Isolation, der die Kranken unterworfen sind, vermitteln den Eindruck, dass es sich eben um die Geschichte eines denunzierten Volkes handelt.
So sind auch die meisten ihrer Helden (Kafka, Benjamin) jüdischer Nationalität. Denn wenn Susan Sontag über das Vorurteil spricht, wonach Tuberkulosekranke ein gesellschaftliches Übel darstellen, klingt das nicht wie eine Entlarvung des bösen und gefährlichen Vorurteils, des antisemitischen Vokabulars des Nazismus? So sassen die beiden Juden in jener Nacht im Café de Flore, ohne zu wissen, dass sie beide das zusätzliche metaphorische Judentum, die Krankheit, heimsuchen würde. Vielleicht war gerade Kiš, mehr noch als Benjamin, der wahre Held der Sontag, ein kraftvoller Mann, aber zeitweise durchaus melancholisch, also ebenfalls „im Zeichen des Saturn“, nur dass er etwas später kam. Es war, wie ich meine, die Begegnung zweier aus der Welt der Gewöhnlichen Verbannter, bereit, sich einander auf der Schulter durch die Welt der Ungerechtigkeit zu tragen. Aber Kiš starb ausgerechnet so, dass zuerst seine Schulter steif wurde, dann die Hand, die kabbalistische, hieromantische und hebräische, unsicher, was den Sinn ihrer Verwendung für das Schreiben betraf. Zweifelnd an ihrer Gewissheit, eine Haltung, aus der Ludwig Wittgensteins Schrift hervorgegangen ist, der Text eines weiteren Israeliten, gestorben an der gleichen Krankheit, der von Danilo Kiš.

Bora Ćosić, Neue Zürcher Zeitung, 14.3.2015

Danilo Kiš

Warum sollten seine „Ratschläge für einen jungen Schriftsteller“ aus dem Jahr 1984 nur für Junioren gelten? Auch die Älteren sollten sich vieles, was Danilo Kiš zu bedenken gibt, hinter die Ohren schreiben:

Halte dich fern von Fürsten.
Behalte folgende Maxime immer im Sinn: „Wer das Ziel erreicht, verfehlt alles Übrige.“
Kümmere dich nicht um Wirtschaft, Soziologie, Psychoanalyse.
Schenke den Propheten keinen Glauben, denn du bist selbst ein Prophet.
Sei kein Prophet, denn der Zweifel ist deine Waffe.
Setze nicht auf den Augenblick, denn du würdest es bereuen.
Setze nicht auf die Ewigkeit, denn du würdest es bereuen.
Denke nicht, daß deine Literatur „der Gesellschaft nützt“.
Äußere deine Meinung nicht zu allen Dingen.
Bringe in Erfahrung, was die anderen denken, und vergiß es dann.
Glaube nicht an die Unsterblichkeit des Schriftstellers, denn das sind Professorendummheiten.
Sei nicht tragisch-ernst, denn das ist komisch.

Ich bin Danilo Kiš mehrmals begegnet, in Berlin, in Amsterdam oder beim PEN-Club in New York. Er war ein temperamentvoller Mann mit wuscheligem Schopf, voller Gedankensprünge, der ohne eine Spur von Vorbehalt fließend Deutsch sprach. Was mir am meisten gefiel, war seine Erkenntnistheorie, die er selbst mit Hilfe seiner Hausgötter Jorge Luis Borges und Bruno Schulz verfertigt hat. Die Ambivalenz von Faktum und Fiktion ist für sein literarisches Verfahren typisch. Auch das Thema der Fälschung hat ihn immer beschäftigt.
Danilo Kiš ist in Subotica im Königreich Serbien geboren. Der Vater war Jude, Eisenbahninspektor von Beruf, kam aus Österreich-Ungarn und hieß ursprünglich Kon. Die Mutter war Montenegrinerin. Im Zweiten Weltkrieg wurde Danilos Vater in Auschwitz-Birkenau ermordet. Die Mutter floh mit dem Jungen, der getauft war, nach Ungarn, wo sie überlebten und 1947 mit Hilfe des Roten Kreuzes nach Montenegro repatriiert wurden. Nach dem Studium überlebte er in Belgrad als polyglotter Übersetzer, womit er auch seine eigene Autorschaft finanzierte. Lange hat er in Frankreich als Lektor für serbokroatische Literatur gearbeitet. 1962 erschien sein erstes Buch, Die Dachkammer.
Was er schrieb, wurde der Partei immer unheimlicher. In der Presse wurden Plagiatsvorwürfe gegen ihn laut. Der Literaturbetrieb in Belgrad ödete ihn an. Im Ausland begann sein Name auf der Vorschlagsliste des Nobelpreises aufzutauchen. Er reiste viel und war am liebsten in Paris.
Ich erinnere mich, wie er mich einmal auf Maurice Jolys Streit in der Hölle und auf die unwahrscheinliche Geschichte dieses Buches aufmerksam gemacht hat. Die berüchtigten Protokolle der Weisen von Zion beruhen zu großen Teilen auf Jolys Dialogen zwischen Machiavelli und Montesquieu, stellten sie aber derart auf den Kopf, daß eine radikale Verteidigung der Demokratie in ihr Gegenteil verkehrt wird.
Was dabei herauskam, war eine antisemitische Hetzschrift, die bis heute überall auf der Welt herumspukt, eine unzweideutige Fälschung, deren Herkunft nie vollständig aufgeklärt wurde. Danilo Kiš schrieb darüber eine Erzählung, „Das Buch der Könige und Narren“, die in einem seiner beiden Hauptwerke, in der Enzyklopädie der Toten, zu finden ist.
Das zweite, Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch, 1976 in Belgrad erschienen und nur 170 Seiten lang, ist wohl die radikalste literarische Auseinandersetzung mit dem Stalinismus. Sie erregte bei der jugoslawischen Einheitspartei so viel Widerwillen, daß Kiš seinen Wohnsitz nach Paris verlegen mußte.
In „sieben Kapiteln ein und derselben Geschichte“ werden die dramatischen Lebensläufe von zumeist jüdischen Revolutionären aus Ungarn, Polen und Rußland erzählt, die Opfer ihrer Gesinnung werden, sobald die Macht des Apparates sich gegen die eigenen Leute wendet. Ihr Grabmal ist ein Kenotaph, weil sie im Gulag verscharrt oder im Keller der Geheimpolizei ermordet wurden.
Der Text ist eine Montage aus Dokument und Fiktion, ein Tohuwabohu aus pedantischen Belegen, Gaunerjargon und revolutionären Parolen. Nur mit Danilos Methode ließen sich die Konflikte und Widersprüche der Hauptfiguren und die chaotischen Wendungen ihrer Geschichte darstellen. Alle sieben Geschichten hängen miteinander zusammen und bilden ein virtuoses Knäuel aus vielfarbigen historischen Fäden, die zwischen dem Mittelalter und dem 20. Jahrhundert changieren. Sie sind dazu angetan, den Leser zu verwirren und ihn zu hypnotisieren.
In Paris ist Danilo Kiš mit 54 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Vielleicht ist sein früher Tod daran schuld, daß sein Werk heute schon halb vergessen ist.

Hans Magnus Enzensberger, aus Hans Magnus Enzensberger: Überlebenskünstler. 99 literarische Vignetten aus dem 20. Jahrhundert, Suhrkamp Verlag, 2018

 

LXXXV

SIE STERBEN der himmel das haus die zikaden,
wir haben gewartet,
es sind immer narren darunter wenn nichts
als ein feigenbaum nur eine weide gesucht wird,

Sie sterben das ist nun das einzige
vorrecht des todes,
der baum war gefunden die feinde für tage befriedet,

Sie sterben wir hätten uns noch
von der dummheit der völker verabschieden mögen,
es stand ein chateau braquilanges,
ein erfreulicher unter dem fenster,

da sterben Sie gar der musik
dieser traurigen amerikaner,
wir hätten ihr nichts mehr entgegengehalten,

wir hätten nur einmal sehr kurz
miteinander getanzt,
und Sie sterben,

dabei ist es doch eine leichte zeit,
eine verschenkte geworden Sie sterben,
die zeit stirbt die zeit
ohne zeit,

es ist wahr daß wir gegen das brennen
in dieser gehobelten gar nicht geforscht hätten,
bloß die gefundenen tage zu halten,
auch sterbende freund,

und da sterben Sie,
sterben und lassen den baum und das haus,
lassen uns und den abend das sprechen,

es soll eine fahrt sein dann soll es
die fahrt werden,
wir wollen gehen den baum trösten,
gehen den wein ändern,

freilich wir wünschten Sie kämen hinzu,
kämen mit Ihrem vater mit vielen verachteten,
kämen zu singen doch sterben Sie jetzt,

und der himmel der feigenbaum,
und die zikaden der wein sie wird ausbleiben
glück auf den weg
jene wartende,
jene gefundene zeit,

(in memoriam Danilo Kiš)

Ulrich Zieger

 

 

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