Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Auch eine Art von Poesie (Teil 1)

Auch eine Art von Poesie
Prousts Namenzauber

 

Zahlreiche Publikationen, Veranstaltungen, Ausstellungen erinnern in diesem Bücherherbst an Marcel Proust. Anlass dafür ist der 100. Todestag des Grossschriftstellers, der sich mit seiner romanesken «Suche nach der verlorenen Zeit», publiziert ab 1913 bis (postum) 1927 in sieben Bänden, den Status eines modernen Klassikers erschrieben hat. Nicht in jedem Fall bedeutet dieser Status soviel wie «Unsterblichkeit» – manch ein kanonisierter Klassiker ist heute kaum noch dem Namen nach bekannt und wäre auch nicht mehr wiederzubeleben. Proust indes hat aktuell mehr Präsenz als jemals zu Lebzeiten.

Die einschlägige Sekundärliteratur übertrifft an Umfang alles, was der Autor selbst auf Tausenden von Seiten niedergeschrieben hat. Spezialisten aller Fakultäten bilden ein globales Kartell, das jedes noch so entlegene und noch so triviale biographische, zeit- und werkgeschichtliche Detail aufarbeitet, ein kollektives Unterfangen, von dem nicht nur das Forschungsinteresse wachgehalten und stetig erweitert, sondern auch die literarische Tageskritik und damit die Aufmerksamkeit des Lesepublikums alimentiert wird. Die«Suche nach der verlorenen Zeit» ist greifbar in zahlreichen Gesamt- und Teilausgaben. Buchhandlungen und Antiquariate halten davon ein reiches Dauerangebot bereit.

Wer aber, fragt man sich, kann und soll den ebenso weitläufigen wie dichten Text der «Suche» überhaupt lesen?

… Fortsetzung hier

 

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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