Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Das Poetische (Teil 3)

Das Poetische

Teil 2 siehe hier

Als Musterstücke des Poetischen bieten sich, von ihrem Herkunftsraum abgesondert, die Sammelobjekte von natur- und volkskundlichen Museen an, exemplarisch die Bestände früherer «Kunstkammern», in denen  Kunst- und Naturobjekte zusammengetragen und nebeneinander präsentiert wurden. Naturhaft gewachsene und künstlich erzeugte Gegenstände bieten sich hier gleichermassen als «poetische» Exponate dar, deren Aura zusätzlich dadurch sich verdichtete, dass sie nur betrachtet, nicht aber benutzt werden dürfen: Entrückte, singuläre Objekte, verfremdet und aufgewertet als museale Schaustücke ohne Gebrauchswert, dafür mit umso höherem ästhetischen Rang.
«Poetisch» konnte in solcher Umgebung eigentlich alles sein, ob lieblich, grotesk oder hässlich aussehend – Schmetterlinge, Käfer, Würmer, ausgestopfte Tiere, Schädel und Skelette, präparierte Quallen, Pilze, exotische Früchte, rare Korallen und Kristalle, anatomische Präparate in Spiritus, aber eben auch Kunstgegenstände aller Art, die wegen ihrer materiellen und handwerklichen Qualität beziehungsweise ihrer Einzigartigkeit dem Gebrauch entzogen blieben: mundgeblasene Skulpturen, Totenmasken, Fernrohre und Lupen, diamantenbesetzte Ostereier, Arzt- und Folterinstrumente, exklusive Uhren und Waffen, Fächer, Schmuckstücke, Gemmen, Globen,  usf.

… Fortsetzung hier

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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