Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Letzter Jaccottet (Teil 1)

Letzter Jaccottet

 

Künstlerische, vorab literarische Spätwerke zeichnen sich dadurch aus, dass sie entweder zu markanter Kürze und damit zum Verstummen tendieren oder aber, umgekehrt, zu graphomanischer Weitläufigkeit. Verdichtung beziehungsweise Entgrenzung der Schreibbewegung sind dafür gleichermassen charakteristisch – Ilse Aichingers knapp gefasste späte Notate und Friederike Mayröckers überbordendes Alterswerk bieten sich exemplarisch zu diesbezüglichem Vergleich an.

Dass der französisch-schweizerische Dichter Philippe Jaccottet (1925–2021), dessen Werkliste rund ein halbes Hundert Titel umfasst, als Dichter zu den Verdichtern gehört, ist belegt durch eine schmale Sammlung letzter Texte («La Clarté Notre-Dame», 2021), die auf 36 Druckseiten vor Augen führt, wie diszipliniert und konsequent er seine lebenslange Schreibarbeit zu Ende geführt hat, dem Vorbild Hölderlins folgend, «in wenigen Zeilen, in wenigen Versen so gut wie alles Wesentliche zu sagen».

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© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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