2006-04-12

Immer wahrer der April; so überzeugend habe ich ihn nie gesehn – gestern unter freundlicher Sonne im Feld, Hemd offen, Ärmel hoch; zu Hause stundenlang die Fenster auf für diese lichte Luft, in die Simse – honiggelber Jurastein – lässt sich erstaunlich rasch die junge Wärme ein. Und aber heute wieder Schnee, der im stumpfen Gegenlicht schwarz vom Himmel flockt; lästige Kälte, lastende Grisaille. Die Bäckersfrau leiht mir einen Lyrikband ihres Lieblingsdichters Charles Cros bis übermorgen zum Lesen aus; ein Nachbar will mich «bald einmal» zur Anhörung seiner neu erworbnen Hausorgel einladen; die Grundschullehrerin, die nebenbei als Kinderclown auftritt, schwärmt von Ernest Bloch, der, wie sie meint, unbedingt auch Filmmusik hätte komponieren sollen. So viel von der hiesigen Basis.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

0:00
0:00