2007-04-03

Im Kino Godards Une femme est une femme, 1961, in leicht ausgeblichner und farbverfälschter Kopie, ein hist. Dokument von noch immer grosser Lebendigkeit; fulminanter Einstieg schon mit der Titelei, alogisch zusammengeschnittne Kurzszenen, witzig eingesetzte Fehleinstellungen, viele intellektuelle und szenische Gags, Musik in Stummfilmmanier; Dialoge wie später bei Woody A., Kalauer mit Anspielungen auf Wittgenstein et al., zahlreiche lit. und filmische Zitate von Sternberg bis Truffaut, schwacher Plot (ich will ein Kind), mittelmässige Schauspieler; nach ca. 20 Min. scheint God. des Schneidens müde zu werden, die Szenen werden lang, länger, schliesslich langweilig, während gleichzeitig die Musik (Klassik, Aznavour usf.) machtvoll überhand nimmt; neuartige Sprache des verkrachten Paars – beide holen sich aus ihrem Regal stapelweise Bücher, sortieren diese nach Titeln und bilden daraus, indem sie einander diverse Buchumschläge mit stummer Verachtung unter die Nase halten, kurze Sätze, die ihren Gefühlen ebenso hilflos wie ingeniös Ausdruck geben.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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