2007-10-18

Kafkas Tagebücher wiedergelesen, alles, dazu kurze Prosa, Briefe; wieder das bestimmte Gefühl, eins der stärksten Zeugnisse menschlicher Schwäche und Grösse unter der Hand zu haben; grösserer Jammer, mehr Trivialität und Vergeblichkeit sind kaum woanders so unausweichlich dokumentiert wie hier; und doch gewinne ich kraftvolle Zufuhr aus diesen Niederungen, sogar Heiterkeit; wie jetzt auch aus den Tagebüchern der Pizarnik, die nicht weniger desolat sind, aber auch nicht weniger erhebend; vermutlich ist es so, dass gestaltetes oder auch bloss festgehaltenes Elend bereits ein Triumph menschlichen Wollens ist.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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