Auslese

»Lesen wir also ernsthaft – am ehesten so, wie wir uns kleiden oder wie es unserm Gang entspricht – in Übereinstimmung mit einer ganzen Reihe von Konventionen…
(Harold Bloom)

… gibt es Autoren, die (behaupten, daß sie) schreiben, wie sie leben; schreiben, um zu leben. Und ähnliche Eitelkeiten. Dabei schreiben sie – und schreiben wir alle – nichts anderes als was wir je gelesen haben, um – schreibend – davon zu leben.

Doch es gibt da einen kleinen Unterschied. Während nämlich jene bloß das lesen, was sie sich zum Lesen ausgelesen haben, lesen wir vor allem das, was uns die Tradition, deren Angehörige wir sind, zum Lesen aufgibt; was uns die Geschichte als Auslese hinterlassen hat.

(Kabbalah statt Kritik; denn darauf kommt es an: die Bücher – wie Wüsten – immer wieder – lesend – zu bereisen, um so ihren Sinn zu finden, statt nur nach Zeichen zu suchen, die man für sein Aha! – Erlebnis braucht.)

 

aus: Felix Philipp Ingold: Haupts Werk Das Leben
Ein Koordinatenbuch vom vorläufig letzten bis zum ersten Kapitel.

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