Grupello Verlag

Grupello Verlag

Mashup von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Im Delta der Lyrikverlage“

Im Delta der Lyrikverlage

Während unseres Telefonats spricht Bruno Kehrein, Verleger des Düsseldorfer Grupello Verlags, vom Buchhandel als Nadelöhr und von den rezeptiven Problemen mit der Lyrik, die Buchhändler und Kritiker äußern. Nicht nur ihnen empfehle ich die von Oliver Jahraus und Stefan Neuhaus in Zusammenarbeit mit Peter Hanenberg herausgegebene fesselnde lyrisch-essayistische Anthologie Lyrik lesen! (2000), in der ich in Christian Fürchtegott Gellerts Gedicht „Der unsterbliche Autor“ am Ende lese:

Berühmt zu werden ist nicht schwer,
Man darf nur viel für kleine Geister schreiben;
Doch bei der Nachwelt groß zu bleiben,
Dazu gehört noch etwas mehr,
Als, seicht am Geist, in strenger Lehrart schreiben.

Mit dem ungenierten Genie Alexander Nitzberg hat Kehrein einen Lyriker, Übersetzer und Herausgeber auf lyrischem Lager, der ihn darin unterstützt, mit attraktiver, geistreicher, origineller Lyrik Menschen zu überzeugen, Produkte von Grupello zu erwerben. Kehrein betont: „Wir drucken Bücher, damit sie gekauft werden.“ Neben Saskia Fischer oder Hendrik Rost finden Sie Autoren wie Nevfel Cumart mit west-östlichen Gedichten in Auf den Märchendächern (1999), Alexander Nitzberg mit formstreng-schnoddriger Spagatpoesie in Im Anfang war mein Wort (1998), Ulrich Harbecke in Literadatsch (1999) mit parodistischen Gedichten zu Brecht, Heine u.a. oder Heinz Czechowski mit ausgewählten Gedichten in Die Zeit steht still (2000). Ein Leckerbissen der besonderen Art ist Heike Smetsí quadratische Gedichtschachtel Poetry in a box (2004). Herrlich, die einzelnen Gedichtkarten mit den Miniaturgedichten in die Hand zu nehmen und zu lesen:

FRÜHLING

Die Singelchen vögeln

HERBST

Der Kirschbaum
die Harfe

Gedichtbücher mit russischer und deutscher Lyrik zeigen, wie weit Bruno Kehreins Seele ihre Flügel ausspannt und durch die stillen Lande fliegt – mit dem Gefühl nach Hause zu fliegen, wenn sie beispielsweise mit Anna Achmatowas Poem ohne Held (2001) einen weiteren Treffer gelandet hat.

Erschienen in: Theo Breuer – Aus dem Hinterland, Edition YE, 2005

 

Fakten und Vermutungen zum Autor und Buch + Würdigung
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