Hartmut Brie: Die Welt auf dem Prüfstand

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Hartmut Brie: Die Welt auf dem Prüfstand

Brie/Gutmann-Die Welt auf dem Prüfstand

DER ATEM DER WELT

Über allem ein Schweben von kreativem Kreisen vor dem
aaaaaWolkenbruch,
der Einzelne ein in sich ruhender Schöpfer großer
aaaaaDinge,
auch groteske Formen haben ihren Platz im Spiel.
Der Tiefenschicht des Seelengrunds verdankt man
aaaaaviel,
es ist als ob man an einem kurzen seidenen Faden hinge,
vielleicht geht manches zurück auf einen inneren Widerspruch.

Hinter Genialem ein Wurf von einsamen Denken an ein All,
der Geistesblitz ein spontaner Austritt aus festen Bezügen,
auch der Verstand vor dem Abgrund seiner Kompetenz.
Der Geniestreich rüttelt heftig an träger Existenz
und straft die routinierten Techniker des Wortes Lügen,
der lange Atem der globalen Welt bricht sich am Sündenfall.

 

 

 

Hartmut Brie

setzt sich in seinem 8. Lyrikband mit Themen wie „Afrika“, „Flucht“, „Beliebigkeit der Gesellschaft“, der „anderen Welt“ und der „Kunst“ auseinander. Er zeigt die Situation einer Welt in Bewegung, deren Attribute wie schreiende Ungerechigkeit und Perspektivlosigkeit  nach Aufbruch verlangen.
Das Hochaktuelle und das Lyrische gehen eine Verbindung ein, die der Lyrik wieder eine Stellung zuerkennt, die sie verloren hatte. Lyrik kann sich nicht länger aus den gegenwärtigen Konfliktstoffen heraus halten.
Hartmut Brie bietet in seinen Gedankenbildern vorsichtig und umsichtig positive Ausblicke an.
Der bedeutende Bildh auer Franz Gutmann aus Münstertal hat mit seinen Zeichnungen und dem Cover Bild aus seinem afrikanischen Erfahrungsschatz viel zum Gelingen dieses Bands mit der „Welt auf dem Prüfstand“ beigetragen.

Wiesenburg Verlag, Ankündigung

 

Ein Kontinent zwischen Hoffen und Bangen

– Afrikakenner Hartmut Brie lebte lange in Müllheim und hat mit Die Welt auf dem Prüfstand ein neues Lyrikbuch herausgegeben. –

Die Welt auf dem Prüfstand lautet der Titel des achten Lyrikbandes, den der Schriftsteller und Dichter Hartmut Brie einem seiner Lieblingsthemen gewidmet hat: dem gebeutelten und ausgebeuteten doch gleichwohl immer noch geheimnisvollen, magischen Kontinent Afrika. Illustriert hat das im Wiesenburg-Verlag erschienene Buch der renommierte Künstler Franz Gutmann, Afrikakenner wie Brie selbst.
Der 1943 in Freiburg geborene Hartmut Brie, der jahrelang in Müllheim gelebt und seinen Lebensmittelpunkt vor etwas mehr als zwei Jahren nach Bad Krozingen verlegt hat, stellt dem Werk einen eigenen, knappen Aphorismus voran:

Die Tiefe eines Gedichts ist sein geistiger Raum.

Die Räume oder Motive, die das Buch gliedern, bestehen aus sechs Kapiteln. Im ersten, „Afrika zwischen Hoffen und Bangen“, betrachtet er den Kontrast zwischen Illusion und Realität des Schwarzen Kontinents. Die rituelle Lebenskraft, der ungebrochene Zauber und die Sinnlichkeit werden der Gewalt und dem Lärm der Waffen gegenübergestellt. Aktuell wie nie zuvor ist das Kapitel „Auf der Flucht“. Die Willkommenskultur des Hauses Europa, das so ganz anders ist, als die Hoffnung es haben will. Das Paradies der Menschenrechte – letztlich als Utopie geoutet?
„Arabische Fragezeichen“ führen den Leser in ein weiteres Labyrinth der Gegensätzlichkeit. Bilder entstehen vor dem Auge von einem modernen Märchenland aus Tausendundeine Nacht, doch sie stoßen rasch auf die hässliche Dunkelseite eines Reichtums, der nur wenigen zugute kommt. Aber die „gesellschaftliche Beliebigkeit“ sieht gerne über solche Zustände hinweg. Der Mainstream ist stärker als die Wut im Bauch über den Scherbenhaufen. Die Angst davor, dass „die Welt eine andere“ sein könnte, wenn die „Ware Mensch“, die da hoffnungsvoll unterwegs ist auf ihrem „Weg zum Glück“, sich in ein Pulverfass verwandeln könnte – sie bleibt bestehen. Ob die „Kunst als letzter Freiraum“ bleibt, lässt die Lyrik offen. Doch der Hoffnungsschimmer blitzt immer wieder durch die Worte, die manchmal schwer wie die unverdaulichen Steine im Magen des Wolfs wiegen. Steine des Anstoßes!
Brie weiß, worüber er schreibt. Der Schriftsteller hat sich elf Jahre lang in West- und Zentralafrika engagiert, mit Kampagnen in der Alphabetisierungs- und Erwachsenenbildung. Seine Lyrik taugt nicht zum Zurücklehnen und Entspannen. Sie rüttelt auf. Der international bekannte Künstler Franz Gutmann, ein Münstertaler Urgestein, hat mit seinen graphischen Porträts die Gesichter Afrikas nicht weniger bewegend eingefangen als der Lyriker Brie. Auch Gutmann kennt Afrika, das er in den 50er-Jahren bereiste, aus eigener Anschauung. Das Umschlagbild, das die Skulptur des Kopfes einer Afrikanerin zeigt, stammt von ebenfalls von Gutmann.

Bianca Flier, Badische Zeitung, 2.2.2017

Die andere Sehnsucht nach Afrika

Das Thema Afrika zieht sich durch diesen wunderschönen Lyrikband von Hartmut Brie wie ein roter Faden. Aber es ist nicht einfach eine Art numinoses Fernweh nach Exotik, das den Dichter umtreibt. Seine Biographie weist auf, dass die Dritte Welt und ihre Problematik Themen sind, die ihn seit vielen Jahren umtreiben. Das Motto „Die Welt auf dem Prüfstand“ zeigt denn auch, dass Brie Afrika nicht als eine Insel der (Un)-Seligen betrachtet, sondern immer im Zusammenhang mit der übrigen Welt und vor allen Dingen mit der westlichen Kultur und Politik, die auf dem Schwarzen Kontinent verheerende Wirkungen hinterlassen haben und immer noch hinterlassen.
Was Brie an Afrika fasziniert, ist die rituelle Lebenskraft, die von diesem gebeutelten und ausgebeuteten Kontinent trotz aller Katastrophenszenarien ausgeht.
Das Buch ist untergliedert in verschiedene Abschnitte. „Afrika zwischen Hoffen und Bangen“ ist wohl der Leitspruch, der über allem steht. „Auf der Flucht“ demonstriert den stummen Aufschrei ab, der die Kluft zwischen hehrem Anspruch von Willkommenskultur und dem „Menschen als Ware“ abbildet. „Arabische Fragezeichen“, „Gesellschaftliche Beliebigkeit“ und die Einsicht, dass „Die Welt eine andere“ ist als wir sie uns gerne schönreden, führen zur herben Erkenntnis, dass „Die Kunst als letzter Freiraum“ bleibt.
Gedichte zwischen böser Realität und der Hoffnung, die zuletzt stirbt!
Der Band ist eindrucksvoll illustriert mit Zeichnungen des international renommierten Künstlers Franz Gutmann.

Bianca Flier, amazon.de, 19.12.2016

 

Fakten und Vermutungen zum Autor

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