Ingolf Brökel: Der Dichtungsring in der Physik

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Ingolf Brökel: Der Dichtungsring in der Physik

Brökel-Der Dichtungsring in der Physik

Der Titel dieser Vorlesung ist zweideutig. Geht es hier um den Dichtungsring, der ein Vakuum erzeugen kann, oder um den, der den Kreis zur Poesie schließt. Nun, ich habe die Absicht, über beide zu sprechen und zu zeigen, dass sie in gewissem Sinne zusammenhängen können.
Mit anderen Worten: ich werde mich, was ich noch nie in einem Physik-Hörsaal getan habe, offenbaren: meine zwei Seiten: Physiker und Lyriker zu sein. Speziell: theoretisch Physiker/praktisch Lyriker. Beachten Sie den Reim! Aber es reimt sich nicht nur zusammen. Schon in der Schule, denken wir zurück und an die Gemeinsamkeiten: jeder mochte Physik, jeder mochte Lyrik! Und nun beides zusammen?
Das hierzu heute überhaupt jemand gekommen ist, wirkt Wunder.

im b. raum liegt in Buchform als Teilmenge im Hörsaal. Versuche dazu sind aufgebaut. Ein µ-Jahrhundert viel Spaß!

Zunächst die Einheit von Physik und Lyrik in meiner Brust in Form einer persönlichen Gleichung.
Wenn ich meinen Geburtstag durch den Geburtsmonat teile, also 22/7, kommt π heraus (persönliche Konstante); multipliziert mit der Nummer „meines“ Poesiealbums, nämlich 313 (lyrische Konstante), ist 983,7 das Ergebnis. Eine Zahl, die dann physikalische Bedeutung erlangt, wenn man ihr eine Maßeinheit anhängt. Ich wähle cm/s² (aus Raum und Zeit): das ist die Schwerebeschleunigung der Erde g, und zwar an den Polen (physikalische Konstante). Dort ist sie maximal, d.h., dort „haftet“ man am stärksten an der Erde. Noch einmal zum Mitschreiben:

aaaaaaaaa22/7   x   313               = 983
Geburtsdatum   x   Nr. des PA   = g(max)

Bemerkung: Mein ausführliches Geburtsdatum ist der 22.7.1950. An diesem Tag schrieb Gottfried Benn das Gedicht „Gladiolen“.

Beim Aufschlagen des Buches im b. raum kommt man im Motto auf die Koordinaten, die mich ausmachen:

in der breite brecht
in der länge benn
und büchner ist die höhe.

Brecht hatte Medizin studiert. Benn als Arzt gearbeitet. Büchner als vergleichender Anatom begonnen. Die Physik ist hier nicht vertreten! Die Lyrik eine Domäne der Medizin?
Nun kennen die meisten aber Georg Friedrich Lichtenberg, den tiefsinnigsten deutschen Aphoristiker, der als Professor für Experimentalphysik in Göttingen seine Zuhörer mit Experiment und Sprachkunst zu fesseln vermochte, aus den Sudelbüchern. Sicher wenige Johann Wilhelm Ritter, wie Lichtenberg auch ein Zeitgenosse Goethes, und seine Fragmente aus dem Nachlass eines jungen Physikers, von dem Novalis sagte:

Ritter ist Ritter, und wir sind nur Knappen.

Und der versuchte, die „Physik als Kunst“ zu begreifen. Ganz zu schweigen von den beiden Physik-Nobelpreisträgern Erwin Schrödinger, der in seinem letzten Lebensabschnitt einen Gedichtband verfasste, und Carl Friedrich von Weizsäcker und dessen enger Beziehung zu Stefan George.

Last not least Nicanor Parra, chilenischer Physiker und Lyriker, in diesem Jahr im Alter von 103 Jahren verstorben, vielfach für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen, soll nun zu Wort kommen. Die Übersetzung stammt von mir.

GEDANKEN

Was ist der Mensch
aaaaaafragt sich Pascal:
Eine Potenz mit dem Exponenten Null
Eins
Im Vergleich zu Allem
Eins
Im Vergleich zum Nichts
Geburt plus Tod
Lärm mal Schweigen
Mittelwert zwischen Allem und Nichts.

Die Dichtung ist von Anfang an geprägt von Geist und Seele. Man könnte es auch anders sagen: von Hirn und Herz. Für Hirn, d.h. für geistige Tätigkeiten, werde ich nun einen Begriff aus der Physik setzen: Hertz, die Maßeinheit für die Frequenz, benannt nach Heinrich Hertz, einem Begründer der theoretischen Physik. So ergibt das frech und frei: Hertz und Herz. Ich komme mit dem t (Formelzeichen für die Zeit) dem Herz nicht nur messtechnisch näher – und nun zur 1. Andeutung.

 

 

Fakten und Vermutungen zum Autor

 

Ingolf Brökel (Text) & Erhard Ertel (Video/Musik)
Trailer zu Häschen in der Grube – Ein Stück Abend aufgeführt am 23. Oktober 2004.

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