Johannes Bobrowski: Das Land Sarmatien

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Johannes Bobrowski: Das Land Sarmatien

Bobrowski-Das Land Sarmatien

HAMANN

Das
eine Welt,
Straßen, Wege, heute
kommt der Wasianski, wer hat
die Lebensläufe geschrieben
und wer die Gedichte à la Grécourt,
zwischen Lizentgraben und
Katzbach alles, was weiß ich, Welt.

Über Nacht aber singt
in den zu stark verschnittenen
Bäumen ein Vogel,
sommerlang dieser Vogel,
er weckt mir den Sohn
nicht, aber ich  – so werd ich
gehn, ich fisch ein Gericht
Irrlichter in den Wiesen
hinter dem Graben.

Welt. Ich seh im Regen
weiß ein Gewölk. Ich bin’s.
Auf dem Pregel hinab
der Kahn. Aus den Nebeln. Welt.
Eine Hölle, da Gott inwohnt.
Welt. Ich sag mit Sancho:
Gott, ich sag: er versteht mich.

 

 

 

Nachwort

I
Der Tod eines Dichters, heißt es, macht die Welt ärmer. Wir sind wahrhaft arm geworden, seitdem Johannes Bobrowski tot ist. Wir kannten ihn erst wenige Jahre. Wenn wir genau sein wollen, nicht mehr als fünf. Das ist keine Zeit im Leben eines Menschen, wieviel weniger im Leben eines Dichters… Aber in dieser Zeit kam der Ruhm rasch, ja man könnte sagen, er wurde vom Ruhm geradezu überfallen. Vor 1960 kannten ihn als Dichter nur wenige, ein paar Freunde. Ein halbes Jahrzehnt später, als er an den Folgen einer Blinddarmoperation starb, trauerte die ganze Literatur, in beiden Deutschland, um ihn. Das ist umso erstaunlicher, da er mit keinem seiner Bücher einen durchdringenden Erfolg erzielen konnte, wie etwa Grass, Johnson oder die Bachmann. Und nun hat sein Tod diesen eben ansteigenden Ruhm noch nachträglich erhöht. Immer wohnt ja in so jähem Verstummen die Zuversicht, daß er, der Dichter, vielleicht zu Höchstem bestimmt war.
Bobrowski war 48 Jahre alt, als er starb. Kein junger Dichter mehr; nein, auch bei weitherziger Auslegung des Begriffs Nachwuchs konnte man ihn nicht mehr dazu zählen, als er seine ersten Verse veröffentlichte. Das geschah ziemlich spät. Denn er hat nicht, wie es heute Mode ist, die Zeit seiner Experimente der Öffentlichkeit mitgeteilt. So kann man deshalb auch nur sehr schwer bei ihm von Entwicklung, Durchgang, Phase sprechen. Er war da, und war zugleich ganz da. Vielleicht, weil er so lange gewartet hatte.
Als er 1961 seinen ersten Gedichtband Sarmatische Zeit erscheinen ließ, bewies er nicht nur, daß ihm ein paar gute Gedichte geglückt waren, sondern er demonstrierte zugleich eine poetische „Welt“, in Sprachgestus und -rhythmus ganz unverwchselbar. Das war das Land Sarmatien, das Schattenland der Ströme, das tausend Kilometer weiter östlich lag und doch im Zentrum seines Herzens, „weit entfernt von der gewöhnlichen Zeit“ (wie Valéry sagt) und doch in unserer Gegenwart. Aus diesem Land ist er bis zuletzt nicht herausgekommen ein Zeitgenosse von uns, und ein Zeitgenosse von Kant, Hamann Boehlendorff zugleich.

II
Er hat sich nie nach äußeren Ehren gedrängt. Überrascht war er, als er aus Österreich den Alma-Johanna-König-Preis erhielt, noch überraschter, daß ihn 1962 die Gruppe 47 zu ihrem Preisträger machte. Für seinen Roman Levins Mühle, den er selbst in einer Bescheidenheit „ein anspruchsloses Buch, ein heiteres Volksstückchen“1 nannte, wurde ihm von der Ostberliner Akademie der Künste der Heinrich-Mann-Preis verliehen, aus der Schweiz der angesehene Charles-Veillon-Preis. So viel Bewunderung von allen Seiten war ungewöhnlich. Bobrowski fühlte, daß er in eine bestimmte Rolle gedrängt werden sollte. Er wehrte sich dagegen. Er wollte keine „Institution für die beiden deutschen Literaturen“ sein – oder „einer, der die Gegensätze vergessen ließ“, wie es uns manche Nachrufe weismachen wollten. Vor ihm verstummten alle diese Einordnungen. Wenn er in München oder Leipzig, in Stockholm oder Aschaffenburg vor dem Pult stand und mit seiner schweren, rauhen, langsam sich lösenden Stimme aus seinen Arbeiten las, fragte keiner mehr danach, ob die deutsche Literatur zweigeteilt sei oder nicht. Seine Bücher erschienen zuerst in West- und dann in Ostdeutschland. Das hatte es seit Brecht nicht mehr gegeben. Es war wie ein Signal. Bobrowski hat es damit erkauft, daß er zunächst aus der politischen Gegenwart floh und sich in jenem geschichtlichen und zugleich imaginären Land Sarmatien ansiedelte, das seine dichterische Heimat war und blieb. Von hier aus beschwor er die Sarmatische Zeit, die Immerzeit, die gestern wie morgen galt und gilt. Von hier aus tastete er sich dann auch an Themen heran, die unsere Gegenwart erfaßten, sie in Geschichte verwandelten und die Geschichte schließlich gegenwärtig machten. Er nahm die Bedingungen des Dichters in einer zweigeteilten Welt an und erfüllte sie aus einem Selbstverständnis, wie es in unseren Tagen nur ein wirklicher Dichter vermag.

III
Um sein Werk zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, daß er in Tilsit geboren wurde, im Jahre 1917. Dort ist er – und er hat in einer autobiographischen Anmerkung ausdrücklich darauf hingewiesen – zu beiden Seiten der Memel aufgewachsen. Das Nordufer war damals litauisch, das Südufer deutsch. So wurde seine Kindheit, seine frühe Welt geprägt von zwei Sprachen und von zwei Religionen – denn die Litauer waren katholisch, die Deutschen streng protestantisch; geprägt aber von einer einzigen Landschaft. Gymnasium in Königsberg, Studium der Kunstgeschichte in Berlin, dann „Soldat bis zum bitteren Ende“ wie er selbst schrieb, Kriegsgefangenschaft am Don und an der Wolga: das sind die äußeren Stationen. 1949 kehrte er zurück, ließ sich in Ostberlin nieder, arbeitete in einem Verlag als Lektor, war Stammgast in einer Altberliner Kneipe, fuhr mit der U-Bahn, ging manchmal einkaufen mit einem grünen Netz, mietete ein Haus in Friedrichshagen, das bald zum Mittelpunkt junger, unorthodoxer Autoren wurde, so daß die Fama vom „Neuen Friedrichshagener Dichterkreis“ aufkam – denn nicht weit davon hatte vor der Jahrhundertwende Gerhart Hauptmann gewohnt, nicht weit davon wurden damals die neuen Theorien des Naturalismus diskutiert.

IV
Bobrowski schrieb seine ersten Gedichte während des Krieges, am Ilmensee. Dann folgte eine Unterbrechung von mehreren Jahren. Erst 1952 begann er sich wieder intensiv mit eigenen Gedichten zu beschäftigen. Zwei Jahre später werden seine ersten Verse gedruckt, in Peter Huchels Zeitschrift Sinn und Form. 1960 erscheint in Westdeutschland eine Anthologie mit „deutscher Lyrik auf der anderen Seite“, und jetzt werden auch wir auf Johannes Bobrowski aufmerksam. Seine Gedichte unterscheiden sich deutlich von den halbversteckten Agitationsversen und entleerten Naturstrophen, sie sind ganz verinnerlicht, sprechen fast zu sich selbst; voll dunkler Melancholie beschwören sie eine magische Landschaft herauf, in einer Sprache, die noch voll unverbrauchter Schönheit ist. Dann erscheint der erste Gedichtband Sarmatische Zeit, und der vorher so gut wie gänzlich unbekannte Verfasser gewinnt sofort einmütigen Respekt bei der Kritik. Das, was Bobrowskis erster Gedichtband versprach, hat der zweite (Schattenland Ströme), ein Jahr später, durchaus bestätigt: Johannes Bobrowski ist eine einmalige Erscheinung m der deutschen Lyrik.
Dabei ging seine poetische Diktion eher gegen die Moden dieser Zeit. Sie wich merklich von dem ab, was in den letzten Jahren bei uns an lyrischen Mustern geprägt wurde. Das Verspielte wie das Sibyllinische, die geometrischen Wortformationen wie die aggressiv-zeitkritischen Polemiken – das alles fand bei ihm keinen Platz. Er kam ganz woanders her. Aus der Tradition einer magischen Naturdichtung, die wir mit Loerke, Lehmann und Langgässer fast vergessen hatten. Die Vorbilder, zu den er sich bekannte, waren Peter Huchel und Petr Bezruč. Und er kam mit einem eigenen sprachlichen Kosmos. Das überzeugte. Gegen die Experimente eines Heißenbüttel wären seine Verse eher traditionell zu nennen, wie wohl auch die Verse Benns gegen August Stramm einstmals konventionell gewirkt haben müssen. Aber wie dort eine suggestive sprachliche Kraft die äußerlichen Verbal-Ekstasen überrundet und überwunden hat, so hat auch Bobrowskis poetische Intensität zahlreiche der lettristischen Experimente mit einem Schlag unwichtig gemacht. Man muß das bei Bobrowski so sehen: hier hat sich ein Dichter, unserer literarisch diskutierten Welt entrückt, ganz auf sich selbst zurückgezogen und lauscht den verklungenen Stimmen seines Ichs, das eine tragische Gebrochenheit ahnen läßt. Sie ist es, die seinen Versen eine doppelten, ja mehrfachen Sinn verleiht und sie unserem eigenen gefährdeten Bewußtsein annähert. Wir spüren es, da offenbart sich nicht nur ein lyrisches Ich, es zeigt zugleich seine Verwundbarkeit, die unser aller Verwundbarkeit ist; demonstriert den Verlust der Bilder, der unser aller Verlust ist. So sind seine Gedichte niemals Beschreibungen; sie sind eher Beschwörungen, die in Imaginationen und Vision das Verlorene wiederzugewinnen versuchen.
Seine Verse sind keine Naturgedichte im herkömmlichen Sinn, sondern „poetische Landnahme“, es sind Verse der Erinnerung. In ihnen erzählt er die Legenden seiner Heimat, die Schicksale von alten Bauern, Fischern und jüdischen Händlern, in ihnen macht er die tote Sprache der Pruzzen lebendig und beschwört die Bilder der Kindheit: die weiten Wälder Litauens, die stillen alten Dörfer und vergessenen Heerstraßen, die reißenden Flüsse und einsamen Seen; in ihnen singt er die wilden und schmerzlichen Melodien der Düna, der Memel und Wilia nach, wandert er in der Heimat des Malers Chagall, auf mythischen Vogelstraßen, zeichnet er das lautlose Wintergeschrei und die unbekannten Wetterzeichen auf, Gedicht-Titel, die geographische und thematische Andeutungen geben.
Dann ist es die Mystik Hamanns, der in die Freiheit schweifende Drang Villons, die rätselvolle Weisheit Babels, die ihn bewegen. Er beschwört die poetischen Gestalten seiner zärtlichen Sehnsucht: Joseph Conrad, Aleksis Kivi, Thomas Chatterton, Petr Bezruč, Hans Henny Jahnn, Adam Mickiewciz, die Lasker-Schüler, Nelly Sachs, Dylan Thomas – alles ungebärdige, freiheitliche, umhergetriebene Geister. Es gibt keinen deutschen Dichter in dieser Zeit, den das biographische Gedicht so fasziniert hat und der darin so Vollkommenes geleistet hat. Bobrowski läßt sich nicht darauf ein, so etwas wie eine Deutung der Biographie oder des Werks zu geben, das muß Stückwerk bleiben oder reine Äußerlichkeit. Er versucht durch ein paar Stichworte Assoziationen aufzureißen, flüchtige Benennungen, die einen musikalischen Ton anschlagen, der langsam wieder entschwindet, im Leser aber ein ganz bestimmtes Gefühl hinterläßt. So das Gefühl der namenlosen, nicht aussprechbaren Trauer im Jahnn-Gedicht, das er in die einfachen Verse, die einem alten Volkslied entstammen können, gehaucht hat:

Raute, mein Trauergift, komm
leb ich, so lieb ich

Seine Dichtung spricht mythisch und doch heutig über Landschaft und Geschichte, über den Menschen und über den Kosmos, sie drückt Endzeit und Hoffnung aus. Nahtlos webt Bobrowski das zusammen, wie Isaak Babel, dem er sich verwandt fühlte, die Sprache der Bibel und der Revolution zusammenwebte, er setzt Gedankliches in Bilder um, Abstraktes in Zeichen. Er gibt dem Wort, der lyrischen Strophe einen tiefen Ernst und eine Würde zurück (ohne dabei feierlich zu sein), die wir schon verloren glaubten. So vermag Bobrowski in seinen Gedichten anzurühren. Und das in einem noblen Sinn. Wie ist das heute noch möglich, „anzurühren“, ohne rührselig zu sein: Dort wo Sentiments, Gefühle heiß werden könnten, setzt er ein System von Unterbrechungen ein. Er ritzt Gedanken, Erinnerungen, Träume, Imaginationen nur an, fügt neue hinzu breitet sie dann aus, um sie rasch wieder abzubrechen. Die Begegnung des Gedichts wird ständig angehalten, gestaut, auch konzentriert, durch Kommata, durch Gedankenstriche durch neuen Zeilenfall. Er setzt Worte wie Steine. Worte, die Abkürzungen von Sätzen sind. Er setzt Elemente der Wirklichkeit und zwingt den Leser zu ergänzen, den Stichworten, der Fährte des Dichters nachzugehen.
Seine Gedichte sind aus Trauer gemacht: alles, was er mit dem Wort berührt, scheint sich bei ihm in Schwermut und Schmerz zu verwandeln. Man könnte von einer „poësie noire“ sprechen, wenn das nicht schon ein Wort des Feuilletons geworden wäre. In den hart und kontrastreich aneinandergefügten Assoziationen gelingt es ihm, die Schwärze aufzureißen, erhalten seine Verse immer wieder flackernde Lichter. Nicht von ungefährt kommt es, daß Bobrowski mehr als ein Lyriker seiner Generation eine Vorliebe für Substantive, für Dingworte besitzt. (Dinglichkeit sollte man dem Nachwuchs empfehlen, rät Wilhelm Lehmann.)

V
Sein Land Sarmatien ist eine fiktive, eine imaginäre Welt. Ist ein anderes Orplid, ein anderes Thule. Aber dieses Land hat einmal existiert. Im Großen Brockhaus von 1933 lesen wir darüber:

Sarmatien, im Altertum seit Augustus das Land östlich von der Weichsel und den Karpathen, angrenzend an Germanien und Dakien. Der Geograph Ptolemäus um 150 nach Christus schildert auf seiner Karte das europäische Sarmatien, das sich bei ihm von Germanien und Dakien bis zum Don ausdehnt, und das asiatische Sarmatien, das von da bis zur Wolga und im Norden bis zum baltischen Meerbusen reicht.

Das Land Sarmatien ist untergegangen. Bobrowski hat es uns wiedergewonnen.

VI
Nach Schattenland Ströme sind in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften neue Gedichte von Bobrowski abgedruckt worden. Es waren keine Nebenarbeiten, aber man könnte sie durchaus als eine Art Paralipomena zu seinen Gedichtbänden bezeichnen. Sie ergänzten –, fügten seinem Werk nichts wesentlich Neues hinzu. Bobrowski war in eine stagnierende Situation geraten, das spürte man, das wußte auch er. Er mußte das Land Sarmatien, das ihm so lange Heimat gewesen war, verlassen. Seine Aussage über das Schattenland war erschöpft, eine Steigerung kaum möglich; er hätte nur Wiederholung oder Vatiation geben können. Das aber wollte er nicht. Dazu war er viel zu sehr vom Willen nach Vollendung besessen. Er suchte eine neue Thematik, sie sich mit seiner vorhergehenden messen konnte. Auf diesem Wege wandte er sich dann planvoll der Prosa zu. Es entstanden, vornehmlich in den Jahren 1963, und 1964, eine Reihe von Erzählungen und ein erster Roman, Levins Mühle, der 1964 erschien.

VII
Zwei Lyrikbände hat Bobrowski veröffentlicht, im ganzen nicht viel mehr als hundert Gedichte, das ist für ein Lebenswerk wenig, für eine so kurze Schaffensperiode, wie sie Bobrowski vergönnt war, jedoch viel. Sie reichen aus, um seinen Namen in der Geschichte der Literatur nach 1945 unvergeßlich zu machen.

VIII
Seine Welt war begrenzt, sein Werk nicht umfangreich; aber in dem Ausschnitt, den er gab, hat er Vollkommenheit erreicht.

Horst Bienek, Nachwort

 

Über dieses Buch

Johannes Bobrowski war 48 Jahre alt, als er im September 1965 starb. Erst einige Jahre vorher waren seine beiden Gedichtbände erschienen, die ihn rasch bekannt gemacht haben: Sarmatische Zeit und Schattenland Ströme, die beide in dieser Ausgabe vereinigt sind. Bobrowski hat sich damit als einer der eigenwilligsten und stärksten Lyriker der Nachkriegszeit ausgewiesen. Er stand jenseits aller literarischen Moden. Er brachte es fertig, ein gutes Gedicht zu schreiben und dabei verständlich zu sein; das ist selten geworden in unserer Zeit. Seine Verse sind keine Naturgedichte im herkömmlichen Sinn, sie sind eher „poetische Landnahme“; in ihnen beschwört er noch einmal das Land Sarmatien, zwischen Weichsel und Memel gelegen, die Welt seiner Kindheit, erzählt er die alten Legenden und Lieder, die Schicksale von Bauern, Fischern und Zigeunern, singt er den Gesang der östlichen Wälder und Flüsse. Das Land Sarmatien ist untergegangen. Bobrowski hat es uns wiedergewonnen.

Deutscher Taschenbuch Verlag, Klappentext, 1966

 

Erinnerung

– Diesen Text schrieb der Autor Anfang September 1975 und las ihn bei der Gedenkveranstaltung des Union Verlages für Johannes Bobrowski am 3.9.1975 in der Berliner Stadtbibliothek. –

Mit Bobrowski war ich ziemlich lange bekannt, ohne ihn doch eigentlich zu kennen. Gedichte von ihm hatten mi zum erstenmal gegen 1955 betroffen gemacht, ich glaube, ich fand sie in Sinn und Form. Dies war ja nun doch nicht das Gewohnte, Alltägliche, man merkte auf und war beileibe nicht der einzige – überall, wo Deutsch geschrieben und gesprochen wurde, gab es dieses Aufmerken, und dennoch geschah es mir noch im Jahre 1962, drei Jahre vor Bobrowskis Tod, daß einer der berühmtesten Schriftsteller dieses Landes, als ich in seiner Gegenwart von Bobrowski sprach, mir die Frage stellte:

Wer ist denn das?

Das war damals auch nichts Besonderes, Bobrowski wurde leicht übersehen, er hielt keine Reden, er wurde noch kaum fotografiert oder interviewt, er stand gern abseits, und es fehlt ja nie an solchen, die nach vorn drängen, in das berühmte „limelight of publicity“. Er blieb, das ist ganz wörtlich zu nehmen, im Hintergrund. Dort sah ich ihn oft bei öffentlichen Anfassen. Aber er war auch leicht zu überhören, obwohl in seinem Ton keine Schwäche war, sondern eine beharrliche zurückgestaute Kraft. Nur gilt in einer Zeit der Lautheit eine solche Stimme nicht viel, und man erkannte ein wenig spät, daß hier nicht nur ein bedeutender Dichter am Werk gewesen, sondern auch die Dichtung in einem großen und konsequenten Versuch für die Veränderung eines nationalen Bewußtseins eingesetzt worden war. Außerdem wurde hier mit Nachdruck auf die Modernität großer deutscher Dichter des 17. und 18. Jahrhunderts verwiesen; auf ihren Entdeckungen wurde aufgebaut. Bobrowski wirkte in diesem Sinne als Befreier. Ich nenne keine Namen, aber in bestimmten Leistungen jüngerer Dichter der DDR hat Bobrowskis Mittlerrolle – dies Wort in seiner ganzen Bedeutung – ihren Ausdruck gefunden. Von Bobrowskis Dichtung werde ich nichts sagen, andere hier, die mit ihr nicht weniger vertraut sind, werden das ohne Zweifel tun.
Ich will nur einige Augenblicke nachdenken über das, was mich an Bobrowski band. Es war viel und gleichzeitig fast nichts, denn es war Ungesagtes, es war ein Hauch, ein Blick, es war unausgesprochene Achtung, die man erwies, die man empfing. Als er mir sein erstes Buch sandte, hatte er ein Wort von Keats hineingeschrieben. Ich las und wußte, ich hatte mich nicht getäuscht. Nie sprachen wir miteinander über das, was der andere gearbeitet hatte. Aber lange Jahre nach seinem Tode erfuhr ich zufällig davon, daß er ein kleines Heft vollgeschrieben hatte mit seinen Lieblingsgedichten und fand auch Verse von mir darin in seiner schönen, einfachen Schrift.
Was mich an Bobrowski band, stand in seinen Gedichten, über die ich ja nichts sagen will, es war dies Nachsinnen über das Deutsche, schonungslos, unsentimental, ohne Fluch und Rühmen, nicht bereit, sich von ihm abbringen zu lassen, von ihm zu lassen, nicht von ihm und nicht von den östlichen Nachbarn. Dies war es, es war Musik, es war das Staunen vor einer Dichtung, die im Glauben gegründet war, in einem dogmen- und institutionsfernen Glauben, ohne den nichts ist, keine Güte, keine Menschenfreundschaft.
Im übrigen gehörte ich nicht zu seinem Freundeskreis, aus dem ich manche kannte, Fuchs und Jentzsch, Wagenbach und Grass. Er war, das wußte ich, kein Mensch, der Menschen floh. Auch war dieser Verfasser einer hohen und ernsten Dichtung kein Bläser von Trübsal. Er lebte in Eintracht mit einer großen Familie, versammelte um sich Leute, mit denen er trank, denen er auf dem Clavecin vorspielte. Nach dem Vorbild der Meister schrieb er Epigramme auf alles und jeden, und es muß seine Gründe haben, daß man die meisten bis heute nicht veröffentlicht hat.
Ich traf ihn gelegentlich aus banalem oder absurden Anlaß, auf dem Postscheckamt etwa. Ich lache gern, und er erzählte mir scheu und sardonisch lächelnd abstruse Geschichten.
Eine Begegnung blieb mir besonders im Gedächtnis. Es war dies eine Zeit, an die ich nicht die besten Erinnerungen habe. Ich saß allein zu Hause, mancher Bekannte ließ sich nicht blicken, dagegen hörte und las man Unverschämtheiten, deren Autoren es freilich leicht hatten: sie hatten keine Antwort zu gewärtigen; das alles hatte man übrigens schon einmal erlebt. Bobrowski kam unangemeldet mitten in der Nacht zu mir. Es war sein erster und letzter Besuch in meinem Hause. Ich wußte, was ich ihm schuldig war, und suchte verzweifelt nach etwas, das bei mir zumeist nicht vorhanden ist. Aber ich fand doch noch eine halbe Flasche Wodka. Er blieb bis zum Morgen, und ich weiß, daß wir nichts Aktuelles beredeten, auch wurde keine Anteilnahme ausgesprochen. Doch blieb auch unberührt, wonach ich ihn hatte fragen wollen, wonach ich ihn heute noch fragen möchte, ihn und niemand sonst.

Stephan Hermlin, aus Gerhard Rostin (Hrsg.): Ahornallee 26 oder Epitaph für Bobrowski, Union Verlag, 1977

Ein Christenmensch und Geschichtenerzähler

Eben doch ein bedeutender Schriftsteller. Warum dieses „eben doch“? Weil Johannes Bobrowski noch lange, nachdem er den kleinen Schluck Ruhm, wie er es nannte, getrunken hatte, ein weithin unbekannter Autor war. So weiß Stephan Hermlin zu erzählen, „und dennoch geschah es mir noch im Jahre 1962, drei Jahre vor Bobrowskis Tod, daß einer der berühmtesten Schriftsteller dieses Landes, als ich in seiner Gegenwart von Bobrowski sprach, mir die Frage stellt: ,Wer ist denn das?‘ Das war damals auch nichts Besonderes, Bobrowski wurde leicht übersehen…“. Und ein Dichter-Narr wie Franz Fühmann legte geradezu eine Beichte ab:

Ich muß gestehen, daß ich anfangs seiner Lyrik schroff ablehnend gegenübergestanden bin, ja in ihr etwas Unerlaubtes gesehen habe: das Wachhalten, vielleicht sogar Wiedererwecken von Gefühlen, die aussterben mußten. Sentiments der Erinnerungen an die Nebelmorgen hinter der Weichsel und den süßen Ruf des Vogels Pirol…

In der Tat: Als Bobrowskis erster Gedichtband (1961) erschien – nach wenigen Veröffentlichungen unter Peter Huchels Ägide in Sinn und Form –, bot sich das Mißverständnis „Naturlyrik“ an; das war damals ein Verdikt. „Wörter wie Dorf oder Mond seien Wärmespender, und mit Wärmespendern habe man nichts im Sinn“, zitiert Christoph Meckel in seinen „Erinnerungen an Johannes Bobrowski“ das Urteil nach einer öffentlichen Lesung – wohl eines der zartesten, genauesten, liebevollsten Porträts, die je ein Kollege dem Freund widmete. Da kann man auch lesen, wie sehr man sich in der Person, nicht nur im Werk, Bobrowskis täuschen konnte: das Gesicht mit den Pferdeaugen vielleicht für nur gemütlich hielt, den dicken Bauch für eine Behaglichkeitswamme, das Lachen für Heiterkeit, und hinter seiner Trunksucht sah man nicht die abgrundtiefe Traurigkeit.
Als er im Alter von 48 Jahren starb, 1965, hatte er den Roman Litauische Claviere soeben beendet und war seit der Verleihung des Preises der Gruppe 47 im Jahre 1962 berühmt. Ein in nur vier Jahren seltsam jäh entzündetes Leben war erloschen und ein wichtiges Werk abgebrochen. Das Leben bilanziert Christoph Meckel:

Die Melancholie hörte nicht mehr auf, sie wurde lastend und bedrückte den Freund, der den Menschen kannte, bevor er ins Schlingern geriet. Sein Lachen war bedeckt und wurde selten, die Briefe wurden selten und immer kürzer. Er schaffte das alles nicht mehr: die Besucher in seiner Wohnung, die Tagungen, die Lesungen und die Leipziger Messe, die immer noch tägliche Arbeit im Verlag, das Schreiben der Gedichte und des Romans, das Leben in der Familie und die Belagerung durch zahllose Menschen […] Er hoffte immer wieder, davonzukommen, aber die Kraft war verbraucht, und er schien es zu wissen. Sein Dasein rutschte ab in Hektik und Trauer. Der Alkohol betäubte ihn, und der Ruhm zog ihn immer weiter von sich weg. Das Trinken ging häufiger ohne Freunde vor sich, wurde zur Trunksucht und hemmungslos.

Das war der Auftakt des Sterbens. Das Werk liegt vor, in einer mustergültigen Edition; es kann überprüft werden.
Und da erweist sich, daß die Gedichte Bobrowskis gleichsam die von ihm selbst gestellte Forderung erfüllen; er hat nämlich einmal in einem Vortrag Emily Dickinson zitiert mit dem Satz, ihr Kriterium für die Feststellung eines echten Kunstwerks bestehe darin, daß ihr davon kalt wird. Vor Bobrowskis Gedichten wird man still. Oft geben sie ihr Geheimnis nicht preis:

Der mit den Flügeln schlägt
draußen, der an die Tür streift,
das ist dein Bruder, du hörst ihn.
Laurio sagt er, Wasser,
ein Bogen, farbenlos, tief.

Der kam herab mit dem Fluß,
um Muschel und Schnecke
treibend, ein Fächergewächs,
im Sand und war grün.

Warne sagt er und wittan,
die Krähe hat keinen Baum,
ich habe Macht, dich zu küssen,
ich wohne in Deinem Ohr.

Doch wenn man wieder und immer wieder liest, den Ton der Worte ablauscht, erschließt sich eine wichtige Dimension: Die angebliche Naturlyrik ist in Wahrheit menschensüchtig. Es ist vollkommen grandios, mit welcher Behutsamkeit Bobrowski eine Saite anschlagen und zugleich bewirken kann, daß sie in uns – im Leser – nachzittert. Sein „Liebesgedicht“ etwa ist zugleich der Bericht vom letzten Gran Einsamkeit, das keine Liebe löschen kann:

Mond, Ölschwamm, Laterne
Mond – oder ein Feldgewächs,
Mond, vergeh,
Arbuse oder grün beschnörkelter
Kürbis, ich will
selber leuchten, allein
Freundin, ich will
auslöschen über dir,
nur ein Gras hoch
über dir – in einem Baum
über dem Fluß,
wenn es Morgen wird,
feucht, dort lieg ich
und atme noch.

Ich will selber leuchten, allein […] nur ein Gras hoch über Dir: Das ist die Äonenferne zwischen Menschen. Und das birgt – darf man sagen: entbirgt? – die nächste ganz große Überraschung, läßt man sich auf die kontinuierliche Lektüre der Arbeiten dieses DDR-Bürgers ein, in dessen Haus vor dem Abendessen das Tischgebet gesprochen wurde und der in seinem Wohnort Friedrichshagen im Kirchenchor sang: Sein Werk ist auch Bericht von den Verheerungen und Versehrungen der Menschen; also über das, was wir gemeinhin Geschichte nennen. Bobrowski hat sich oft, in Briefen, in Interviews, diese Frage nach dem Element Geschichte in seinem Werk gestellt; auch, ob er „berechtigt“ sei, das Gepäck Schuld sich und seinen Lesern aufzuladen. In einem dieser Briefe, August 1960, heißt es:

Celan soll ein Briefgedicht an Nelly Sachs gerichtet haben, hörte ich. Die haben es leichter, d.h. natürlich: Sie haben es schwerer, richtig gesehn. Nur eben, da ist der Bereich, der so dunkel sein soll, wie er will, aber er ist ihnen doch gemeinsam, und er ist legitim. Aber bei mir, das Thema Osten u.s.w. gehört mir ja im Grunde gar nicht, ich bin weder Pole noch Russe noch schon gar nicht Jude. Das einzige, was mich berechtigen könnte, ist: Wenn ich’s nicht sage, ist wieder einer weniger, der es den Deutschen, also meinen Leuten, vor Augen stellt. Aber da taucht die Frage nach dem Wahrheitsgehalt auf. Es könnte ja auch alles Schmuh sein bei mir, reizvoll vielleicht, weil gelind exotisch und eben nicht häufig. Aber – legitimieren müßte mich – wohl erst einmal die Zustimmung der Betroffenen.

Wahrlich ein dünnes Seil, das sich der 1917 in Tilsit Geborene da spannt, der als Soldat der Hitler-Wehrmacht 1941 in der überfallenen Sowjetunion die ersten Gedichte einer gemordeten Landschaft schreibt, später als Kriegsgefangener. Doch nie verrät sich seine Arbeit ans Deklamatorische – seine Spurensuche ist so zögernd, daß man sie fast ängstlich nennen könnte:

Der blasse Alte
im verschossenen Kaftan.
Die Schläfenlocke wie voreinst. Aaron,
da kannt ich dein Haus.
Du trägst die Asche
im Schuh davon.
Der Bruder trieb
dich von der Tür. Ich ging
dir nach. Wie wehte um den Fluß
der Rock! Es blieb mir eine Spur
im Sand.

Kaum zu glauben, daß Bobrowski solche Gedichte gelegentlich in der S-Bahn schrieb, wenn er zweimal 35 Minuten am Tag in sein Lektorenstübchen beim Ostberliner CDU-Verlag fuhr – oder auch dort Gedichte in die Schublade legte, die mit unbeteiligtem Gesicht zugeschoben wurde, kam jemand ins Zimmer. (Aber auch Brecht schrieb ja seine „Erinnerung an die Maria A.“ in der Bahn.) Die gelungenen Gedichte hängen sozusagen an einem Schwebebalken, manchmal sind es zwei Zeilen:

Aufträumt ich des Jägers Traum
er beschlafe ein Wild.

Es gibt aber auch sonderbar flache, wenn nicht gar mißlungene Verse – fast immer sind es die zahllosen „Widmungsgedichte“, ob an Hans Henny Jahnn oder Nelly Sachs, Joseph Conrad oder Dylan Thomas. Sie haben oft einen banalen Erzählton, verebben im Bericht; ein Vorzeige-Gestus verdirbt sie. Mitunter wird das gar neckisch: Viele der gern zitierten Xenien sind derart albern und schief, als habe da jemand für eine Bierzeitung „gedichtet“, so Verse über Thomas Mann:

Also den gab’s doch schon mal! Anno 70 da hieß er Spielhagen;
jeder gebildete Mensch hat nach Gebühr ihn gerühmt
und nach Gebühr ihn vergessen. Ein Nachruhm zwar bleibt ihm:
Wie pfiffig hat er nicht Honig verteilt, heimlich Fußangeln gelegt!

Die Verletzung seiner Poesie durch hereingelassene Personen erinnert an die Verletzung von Bobrowskis Privatsphäre durch zu viele ungebetene, klebrige Gäste, von der Meckel berichtet:

Sie stahlen ihm Zeit und Aufmerksamkeit, sie stahlen ihm vor allem die Kraft, die er für Arbeit, Leben und Überleben brauchte. Er selbst ließ den Diebstahl zu und wurde immer melancholischer. Keiner seiner Verbraucher war beschämt. Allerlei Löwenjäger saßen mit schwach begründeter Anwesenheit in seinen Nächten und Wochenenden, redeten, tranken, verbrauchten seine Galgenfrist, und kein Mensch konnte sagen, warum das alles so war. Der Verschleiß seiner privaten Atmosphäre durch Unberufene in der Zeit seines Ruhms wurde immer mehr zum Grund der Erschöpfung. Der früher beliebte Gesprächspartner war nervös, er wurde etwas trübe und allgemein. Er wurde zum Trinker, der wortkarg oder Witze reißend die verschiedensten Leute in seiner Wohnung gewähren ließ. Er hockte dabei und träumte hinaus. Manchmal saß er noch da und dachte nach. Er sehnte sich nach Ruhe und träumte von Schlaf.

Wenn er das aufschrieb, den Traum vom Schlaf etwa, gelangen wunderbare Zeilen:

Schlaf aus Spinnweg und Krötengold,
fliegenbeinigen Schlaf.

Wenn ich eingangs von Menschensucht sprach; von Geschick, Schicksal und Geschichte der Menschen, die seinen Gedichten Würde geben – dann kann man vielleicht sagen: Personen haben sie beschädigt. Namen nennen, das ist in der Lyrik bestenfalls lustig; benennen macht ein Gedicht aus:

Küsse. Der eine ein Riß
über die Brust, gefallen
„bin ich, gestürzt, meine Birke aus Schneelicht“.
Der andre
schwer, Regenlaut, eh es tagt.

Und die Prosa? Johannes Bobrowski hat sich lange gesträubt, Prosa überhaupt zu schreiben. Später dann hat er sich ein beziehungsreiches Verwandtschaftsdreieck gezimmert, in dem er siedeln wollte:

Meine Prosa liegt etwa an diesem Punkt:
Babel
J B
Rob. Walser      Sudermann

Von diesen Paten sehe ich Sudermann nirgendwo. Im übrigen ist Bobrowski ganz eigenständig in den meisterhaften kleinen Erzählungen, graziös und oft sehr komisch – wie in den beiden Romanen. Es ist die Prosa eines Lyrikers, knapp, ausbalanciert, gestochen-scharf und un-üppig, Seine Scherbenwelt sind die Wörterchen:

Aber die Wörterchen, liebe Zeit, die wissen sie doch nicht, das geht doch nicht ohne die Wörterchen.

Schon der Ton dieses einen Satzes führt ein Hauptaugenmerk von Bobrowskis Prosa vor: ironische Distanz. Zum erzählten Sujet, zum handelnden Personal – und, vor allem, zum Autor; verhältnismäßig bekannt als Gedichtschreiber mittleren Schwierigkeitsgrads, Vertreter eines gemäßigten Exotismus: Er hat es mit den östlichen Nachbarvölkern. Mit dieser ironischen Verbeugung begrüßt Bobrowski die Leser seines ersten Romans Levins Mühle:

Da es kein großes Buch ist und nicht von Graß, handelt es zwar im Stromgebiet der Weichsel, aber nicht an dem großen Strom selber. Staat: Die Weichsel ist ein großer Strom, heißt es: Die Drewenz ist ein Nebenfluß – der Weichsel.

Das sehr Schwierige gelingt: Bobrowskis ironischer Ton sänftigt nicht das Erzählte. Kein verharmlosendes Augenblinzeln schafft falsche Einverständnisse. Mir scheint eher umgekehrt eine tiefe Traurigkeit unter der Ironie zu schlummern; ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn der Ton seiner vier Zeilen des Gedichts „Regentag“ auch die Grundmuster seiner Prosa angibt:

Heuschober verzaust der Wind.
Vogelscheuche flattert zerfetzt.
Die Spinne Trauer dich einspinnt.
Wie sehr hat dich der Tag verletzt.

Die Kunst von Bobrowskis Prosa besteht darin, daß er zwar ständig Bildmotive variiert, aber nie auspinselt; nichts Geschmücktes, Koloriertes füllt den Rahmen, sondern Bobrowski verharrt stets in der Andeutung:

Moses Deutsch tritt aus dem Laden, wo die Kuhketten neben dem Seifenfaß und der Tonne mit Heringen, neben den Holzpantinen, Tragen, Seilen, Rührhölzern herabhängen, er kommt in seine Gaststube, das Käppchen auf dem grauen Kopf, aber keineswegs im Kaftan, sondern im hellen Anzug, ein Kaufmann, drei Häuser hat er am Markt. Er redet auch nicht erst lange mit dem Habedank.

Man spürt: Ein Gewinner tritt hier nicht auf. So ist der Roman Levins Mühle auch die Erzählung vom kleinen, gemütlichen, schmunzelnden Antisemitismus – einer darf die Mühle jedenfalls nicht kriegen: der Jud. Ganz feine Risse zeichnet Bobrowski in die Gemäuer dieser heilen Welt mit ihren Bierchen und Uhrketten, ihrem Wangengetätschel und Männertratsch; Frauen, natürlich, haben den Mund zu halten. Doch der Spaziergang, zu dem uns Bobrowski lädt, führt ins Moor. Die Erzählung „Lobellerwäldchen“ aus dem Jahre 1964 bezieht ihre düstere Unheimlichkeit aus dieser Dramaturgie – eben noch polternde Trinkkumpane, da ist plötzlich einer weg.

Heinrich bleibt verschwunden. Wir waren ja da zusammen, sagt Bussat, in Lobellerwäldchen. Er wollte noch nach Kloken rüber, sagte Tesche. Da ist er wohl versoffen, sagt Kakschies. Na, wer weiß, sagt Ambrassat, wo sich so allerhand Gesindel herumtreibt, hier an der Grenze.
Wie letzte Gedanken aussehen, kann man nicht sagen. Doch wohl von Fall zu Fall ganz verschieden.
Letzte Worte – da ist es anders, die werden manchmal weitergetragen, da erfährt man etwas, die gehen, manchmal, noch lange um.
Diese nicht.
Was wird er auch schon gesagt haben?

Und niemand fragt.
Diese Fittiche des Schweigens schwingen über dem gesamten Werk von Bobrowski, tragen die Romane und Erzählungen ins Unheimliche:

Da ist nun schon alles erzählt.

Kein Zufall, daß eines seiner Lieblingsbücher Schalem Aleichems Tewje, der Milchhändler war; das kann man ja auch mißlesen als die Addition lustiger Schwänke, um es schließlich zu einem Musical verkommen zu lassen. Man kann es aber auch verstehen als jene Heiterkeit der Resignation, täglich neu erkämpft und gewonnen, bei der man nie weiß: Sind es Tränen des Lachens oder des Weinens, die man blinken sieht. Es gibt einige Zeichnungen von Otto Dix, die sind sozusagen „doppelt“ gemalt, zersetzt: Über schöne Gesichter und Gestalten Gebisse, unter dem Ringfinger die Knöchelchen und wo die Brillantkette hängt, sieht man schon das Gerippe. An diese grausig schöne Transparenz erinnert Bobrowskis Prosa; auf dem Zottelpferdchen seiner Phantasie zuckeln wir gemächlich, heiter und bösartig dumm in den Untergang.
Dabei ist es eine Literatur ganz ohne Schluchzer. Wie Bobrowski als Person – man kannte ihn als lachenden, trinkfreudigen, gelegentlich in Klatsch verliebten und umtriebigen Kollegen –, so ist auch seine Arbeit nie künstlich bedeutungsschwer.
Darin liegt wohl die Kunst. In Hermann Kants Roman Das Impressum ist ihm ein schönes kleines Epitaph gesetzt, wenn David Groth und Jochen Güldenstern da stehen, wo ein Dichter aus Friedrichshagen begraben liegt:

Den hab’ ich ganz gut gekannt und sehr gemocht. Du brauchst Mühe, wenn du liest, was er geschrieben hat, aber wenn du es verstanden hast, magst du die Welt mehr als vorher. Ein Christenmensch und ein großer Geschichtenerzähler und so ein lustiger. Ein Jammer.

Fritz J. Raddatz, aus Fritz J. Raddatz: „Schreiben heißt, sein Herz waschen“, zu Klampen Verlag, 2006

Himmel: Schatten und Licht

– Johannes Bobrowskis Wortschatz in seiner Lyrik. –

1
Bobrowskis ersten Gedichtband eröffnet ein Anruf. Er gibt dem Eingangsgedicht seinen Namen: 

Wilna, Eiche
du –
meine Birke,
Nowgorod –

Ein meisterliches Forte ertönt. Es ist kein Anruf von Göttern, und dennoch wird Altes beschworen. Sarmatische Zeit ist Vorzeit, Zeit, „da Geschehn noch sichtbar war“, von Märchenerzählern tradiert und von der Landschaft, die die Erinnerung an die alten Götter und Mythen bewahrt.
Der Chiasmus wird durch das archetypische Bild des Baumes geprägt: Wilna, Eiche – das bedeutet Stärke und Festigkeit; es bedeutet, langsam gewachsen zu sein und zu überdauern. Die Stadt, in ihren Ursprüngen eine Festung, ist eine menschliche Siedlung. Mit dem Eingangswort tritt zugleich der Mensch in die Landschaft; er ist das Wesentliche in Bobrowskis Lyrik. Nicht umsonst wird nicht zuerst der Baum, sondern die Stadt benannt.
Die Birke hingegen deutet auf Biegsamkeit, Lebendigkeit, auf eine unzerstörbare Jugend. Aber dort zu mißdeuten, wo der Sinn aus einzelnen Versen und nicht aus der Gesamtheit eines Gedichtes, ja eines Zyklus erschlossen wird – diese Gefahr ist bei Bobrowski größer als bei anderen Lyrikern.
„Wilna, du reifer Holunder!“ heißt es mit der gleichen Geste des Anrufs im Gedicht „Wilna“. Kaum zwei Symbole unterscheiden sich deutlicher voneinander als Eiche und reifer Holunder. Als Bild sind beide Worte unvereinbar. Obgleich beide Bäume der gleichen Vegetationszone entstammen, bleiben sie doch in unserer bildlichen Vorstellung unverbunden. Holunder wuchert. Sowohl Baum als auch Strauchgehölz, widersetzt er sich weder dem Sturm wie die Eiche, noch läßt er sich ohne Gefahr erklettern. Seit Jahrhunderten Nahrungs- und Heilmittel, ein Totenstrauch, ein magisches Gehölz, hat er doch nie den gleichen Rang wie die vielen Völkern heilige Eiche besessen. Seine Vorzüge sind andrer Natur.
Es wäre unrecht, Bobrowski diesen bildlichen Gegensatz als ungenaue Beobachtung anzulasten. Das Wesen und die Stärke seiner Lyrik sind, wie wir sehen werden, nicht die exakte Beschreibung, das treffende Bild, das die Einzelheit erfassende Wort. Ihr ist es um mehr zu tun, um das Bild einer alten, nahezu archetypischen Landschaft. In ihr hat das Detail keine oder nur eine geringe Stelle.
Die alten Städte sind kein feindliches Gegenüber der Landschaft, sie sind von Menschen erschaffen und dennoch ein Teil der Natur. Die Namen bleiben nicht bloße Stellvertreter der Städte. Sie besitzen eine eigene Aura, die die Aura der Städte und die sprachlichen Wurzeln der Namen verbindet; sie sind, zumindest in den Augen der Späteren, alt wie die Landschaft. Welch einen Klang strömt der Name Nowgorod aus, der, als Neustadt verdeutscht, doch nur ein Allerweltsname wäre: Die Neue Stadt ist eine der ältesten der sarmatischen Ebene.
In den vier Eingangszeilen wird benannt, was für die gesamte Lyrik Bobrowskis kennzeichnend ist: der Mensch, symbolisiert durch seine Wohnstätten, die Landschaft und die Eigennamen. Daß geografische und andere Eigennamen bei Bobrowski so häufig auftreten, hat seinen guten Grund. Daß sie keineswegs nur einen konkreten Ort oder ein persönliches Schicksal bezeichnen wollen, darüber ist noch zu reden. 

2
Die häufigsten Hauptwörter Bobrowskis sind: Licht, Himmel, Wind, Schatten, Strom und Wald. Es sind Worte, wie sie in der Lyrik seit Jahrhunderten zu Hause sind. Sie gehören weder dem Osten noch dem Westen, weder dem Norden noch dem Süden ursächlich an. Einzig die Wüsten werden Wald und Ströme nicht kennen.
Auch die nächsthäufigen Worte geben kein anderes Zeugnis, sie weisen aber auf eine von Tier und Menschen bewohnte Natur: Stimme, Vogel, Wasser, Baum, Sand, Haus, Fluß, Ufer, Mund, Nacht, Weg und Zeit. Nur ein Wort der nächsten Gruppe – Schrei und Geschrei – deutet auf ein eigenständiges Vokabular.
Etlichen Gedichten („Der Ilmensee 1941“; „Kaunas 1941“; „Kathedrale 1941“; „Dorfkirche 1942“) ist eine Jahreszahl in ihrem Titel beigegeben. Daß es sich um Gedichte unseres Jahrhunderts handelt, wird durch die Jahreszahl oft deutlicher als durch die Worte: Wenn in „Kaunas 1941“ Züge zu sehen sind, so rollen keine Eisenbahnwaggons, sondern Menschen werden vorangetrieben. Nie wird Kriegsgerät, das Werkzeug der Vernichtung, mit Namen genannt, obgleich der zweite Weltkrieg eines der wichtigsten Themen Bobrowskis ist.
Das zurecht gerühmte Gedicht „Bericht“ flammt nicht im Pathos hochtönender Worte, das oftmals nur das Unbeteiligtsein der selbsternannten Richter verrät. Das Understatement weckt Betroffenheit und zeigt, daß der Autor selbst so bewegt ist, daß er sich dem Entsetzlichen nur mit der Sachlichkeit des Berichtes nähern kann. Dennoch ist das Grauen so gegenwärtig, daß die Worte der Landschaft nicht ausreichen, um es zu beschreiben. Wir finden Worte in diesem Gedicht, die uns zuvor und hernach nicht wieder begegnen werden: Ghetto, Transport, Partisanin, Foto, uniformiert, bewaffnet, Bericht. Das Wort Offizier tritt sonst nur noch im Zusammenhang mit ,J. R. M. Lenz‘ auf.
Der Tenor der Bobrowskischen Kriegsgedichte ist Klage, nicht Anklage. Die Jahreszahlen, durch die das Kriegsgeschehen deutlich wird, sind von doppelter Bedeutung: Sie weisen auf das von Bobrowski oft benannte Thema seines Schreibens, auf Schuld und Verschuldung der Deutschen im Osten. Sie setzen zugleich eine Zäsur. Die unermeßliche Zerstörung und die Verheerungen durch den Krieg lassen das alte Gesicht der Landschaft versinken.
Eine Landschaft gänzlich frei von Telegrafenmasten, Asphaltstraßen, Bahndämmen, Traktoren, Bahnhöfen, Dampfschiffen, Umschlagplätzen und Lagerhäusern hat es auch zu Zeiten Bobrowskis nicht gegeben. Aber nach der Zäsur des zweiten Weltkriegs ergreift die technische Zivilisation Besitz von der sarmatischen Ebene. Östliche Landschaft im Stile Bobrowskis zu beschreiben wäre heute zwar nicht undenkbar – in der Poesie ist nichts undenkbar –, aber nicht ohne Einbuße möglich: Es wäre unecht.
Bobrowski bewahrt das Andenken einer schon in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts verwandelten Landschaft. Er sieht, daß ihr Wesen gegenwärtig bleibt, auch wenn ihr äußeres Bild nicht in der alten Gestalt fortbesteht. Darin erweist sich seine Meisterschaft:

Denn ist nicht Schönheit, wie ständige Liebe auch, eine der schwierigsten Künste? (Yeats)

3
Bobrowski zeigt Schuld und Verschuldung, aber er ist zugleich auf der Suche nach einer verlorenen Unschuld. In seinen Gedichten gelangt das Versunkene, sei es eine tote Sprache, sei es ein verschollenes Volk, noch einmal zu seinem Recht.
Bobrowski porträtiert die östliche Landschaft nicht – dazu ist sein Wortschatz ungeeignet –, er beschwört sie. Er ist Magier, kein Naturalist. Er wählt aus und verschweigt und läßt sichtbar werden, was verborgen war. Das minutiöse Detail versperrt den Blick oder lenkt ihn ab; Bobrowskis Blick geht zu den Horizonten.
Amphion bewegte die Steine durch seinen Gesang, Orpheus die Stämme. Wir wissen, daß es Legenden sind. Die Künste „müssen sich“, sagt William Butler Yeats, „in Legenden ausdrücken, und die slawischen und finnischen Legenden erzählen von fremden Wäldern und Meeren, und die skandinavischen… handeln auch nur von fremden Wäldern und Meeren“.
Eine Lyrik, die nichts mehr bewegt, nicht einmal die Herzen, ist Bobrowski fremd. Auch seine Gedichte handeln von fremden Wäldern, von Strömen und Flüssen. Wo sie südliche Mythen beschwören – Enkidu, das Zweistromland –, so geschieht es ohne sprachlichen Bruch und mit geringfügigen Abweichungen von der sonstigen Wortwahl. Wer nicht genau hinhört, könnte meinen, er sei in der östlichen Landschaft verblieben. Selbst wenn von Dylan Thomas, Joseph Conrad oder von der mit der östlichen Landschaft doch nur in geringem Maße verbundenen Else Lasker-Schüler die Rede ist, werden wir ohne Zögern in die Steppen oder zu östlichen Seen geführt. Die Landschaft der Psalmen, die Landschaft der Mythen ist eine Landschaft, in der nur wenige Dinge ihren eigenen Namen besitzen. Die Vögel als Gattung werden bei Bobrowski häufiger benannt als alle anderen geflügelten Wesen zusammengenommen. Doch wie es in den alten Texten bevorzugte Bäume wie Zeder und Domstrauch gibt, so kennt auch Bobrowski einen bevorzugten Vogel, die Schwalbe. Die für die östliche Landschaft so typische Krähe steht hinter dem Habicht zurück und durchfliegt die Wetterzeichen nicht mehr. Aber nicht umsonst wird die Schwalbe benannt. Ihre Aura ist weit – wir verdanken sie weit mehr der Tradition unserer Dichtung als der östlichen Landschaft –, und ihre Symbolkraft ist ungebrochen. Sie wird ein Bewohner der archaischen, will sagen, sarmatischen Landschaften. Dennoch ist zu archaisieren für den Dichter immer eine Gefahr. Wir müssen uns nach der Warnung Prousts davor hüten, das Alte für schön zu halten, nur weil es alt ist. Wir dürfen nicht dem Irrtum erliegen, Könige geringer Länder seien einzig deshalb gerecht, weil ihre Völker klein waren.
Bobrowski kennt die Gefahr. In eine Landschaft, die noch den Zeiten der Jäger und Sammler entstammen könnte, setzt er Zeichen und Städte unseres Jahrhunderts. Versuchen andere Dichter, Tiere und Pflanzen, Werkzeug und Gerät, Gewerbe und Gewerke, dörfliche und städtische Eigenarten genau zu benennen, um ihren Texten ein eigenes Kolorit zu geben und von ihm deren Echtheit bezeugen zu lassen, so beruft sich Bobrowski auf die genauesten Worte, die Eigennamen. Nahezu in jedem Gedicht läßt sich ein geografischer, historischer, mythischer oder individueller Eigenname nachweisen. Die großen Flüsse des Ostens werden nahezu alle benannt: Dnestr, Don, Wolga, Dnepr, Memel und Wilia sind ebenso auf der imaginären Karte der Gedichte zu finden wie Wilna, Nowgorod, Moskau, Brest und Riga. 

4
Der seit Baudelaire aufbrandende und nicht zu besänftigende Widerstreit zwischen den Dichtern der Metropole, der City, und denen des Dorfes, der unberührten Enklaven inmitten von Industrielandschaften, bedeutet nichts für Bobrowski. Er sieht die Städte mit den Augen eines, der fernher kommt; er erblickt nicht die ländliche Idylle, sondern das Urbild der Landschaft, in der der Mensch seinen Ort hat.
Wie fern liegt ihm die Stadtwelt der Expressionisten, sind ihm die Dämonen der Städte, die sich unter ihnen duckenden Häuser, die von Rauch und Kohlenruß geschwärzten Wolken, die Häuserfratzen Loerkes, die staubigen Plakate, „die kalte Sintflutmusik der Nacht“, Nachtcafés, Bars und die Asphaltstadt, in der der arme B. B. daheim ist und in der auch Bobrowski Jahrzehnte und zu der Zeit, als er seine besten Gedichte schrieb, gewohnt hat. Die wilde Schönheit der Städte, ihr trunkenes Pulsen werden wir in ihnen ebenso vergeblich suchen wie die apokalyptische Vision. Nichts erinnert an die Faszination, die von den Städten ausgeht, nichts stößt uns an den Städten ab, von denen bleiben wird „der durch sie hindurchging, der Wind“.
Städte werden beschrieben: Die Ostseestädte, die Wolgastädte, Nowgorod, Kaanas, Wilna. Licht, Wasser, Wind und Wolke sind in ihnen sichtbar wie in den Dörfern. Die Stadt hat ihre Bedeutung als Stätte der Zuflucht, als verläßlicher Schutz vor schweifenden Horden oder fremden Eroberern noch nicht verloren. Es sind Städte besonderer Art, die Bobrowski besiedelt und vielleicht auch erbaut hat. Daß es Gewerke in ihnen gibt, ahnen wir, aber wir wissen es nicht. Nie hat hier ein Weg 

… vorbeigeführt an einer wachen Werkstatt,
wo Männer hämmern, wo der Tag sich schlicht
verwirklicht… 

Im bewegenden Gedicht „Stadt“ aus den Wetterzeichen geht

an die Polonäse
der Lampen kahlhäuptig,

aber sogleich kommt ein Schnee auf. Hingegen heißt es bei Loerke: 

In steifen Prozessionen stehn Laternen
Und glühn tief unter sich, und schwarzer Stein
scheint alle Leere…

Die Schwärze bleibt unbedeckt; und nichts wird hier grünen. Dennoch beruft sich Bobrowski nicht auf eine heile Welt, geschweige denn auf die Idylle. Worte, die dem anthropologischen Bereich entstammen, treten uns allenthalben entgegen und bestimmen den Wortschatz: Mund, Stimme, Hand, Schrei, Lied, Auge, Schlaf, Turm, Mauer, Name, Stadt, Ruf, Atem, Dorf, Rauch, Haus, Haupt, Herz, Haar, Rede, Gesicht sind die häufigsten.
Doch es ist nicht der tätige Mensch, der uns begegnet. Außer dem Beruf eines Jägers – und er ist mehr eine Metapher, ein Urbild, als ein Beruf – ist keiner allen drei Gedichtbänden gemein. Berufsnamen treten selten auf, jeder nur ein- oder zweimal im lyrischen Werk; sie sind nicht charakteristisch für die Lyrik Bobrowskis.
Selbst die mit einer weiten Aura begabten Worte Schäfer und Bauer werden sparsam gebraucht. Nur als Schäferin eines Hölty-Zitats ist jenes zu finden. Fischer, Pflüger, Säer, Hirt, Jäger, Flößer, Fährmann und Schiffer werden, wenn auch selten, benannt; auch ihnen eignet, eher mythologische Benennungen als Berufsnamen zu sein. Von den Berufen des Dorfes, der bäuerlichen Wirtschaft und der Landschaft kennt Schattenland Ströme einzig den des Bauern. Doch auch der Bauer wird im Gedicht „Tod des Wolfs“ zur Metapher: 

Doch mein Eber kommt,
starken Herzens, ein Bauer,
erntelustig.

Auch Werkzeug und Gerät finden keinen festen Ort in der Lyrik Bobrowskis. Äxte und Angeln werden nur im Schattenland Ströme genannt, Netze nur in der Sarmatischen Zeit. Das heute eher archaisch anmutende, aber für die ältere östliche Welt bedeutsame Wort ,Herd‘ ist je einmal in jedem Gedichtband zu finden. Eine Kanne, ein hölzerner Eimer, eine Kerze, vier Ruder, eine Sense, drei Stangen und eine Ruderstange bilden neben drei Laternen, vier Lampen, einer Pfanne, einem Pfännlein, zwei Uhren und einer Turmuhr sowie neben nicht näher benanntem Werkzeug, Gerät und Festgerät das gesamte Inventar der beschworenen Welt. Wenn von einem Schneidmesser die Rede ist, so nur im Vergleich; werden Hämmer berufen, so entstammen sie der Zwergen- und Sagenwelt.
Vergeblich bleibt unser Wunsch, in eine Schmiede zu schauen oder einem Stellmacher, Böttcher oder Korbmacher bei der Arbeit zuzusehen. Schuster, Sattler, Mechaniker, Bäcker und Schlachter bestimmen nicht das Bild des Bobrowskischen Städtchens, nur ein Flickschneider tut sein Werk. Kesselflicker und Scherenschleifer ziehen nicht durch die Lande, hingegen kommt der alte Jude mit seinem Wägelchen vorüber.
Das bunte Leben und Treiben, wie wir es aus Joseph Roths Brody oder aus den Dörfern Scholem Alejchems kennen, zeigt uns Bobrowski nicht; er malt Genrebilder, in sich voll Leben, aber ohne eine Bewegung, die über den Rahmen des Bildes hinausführte: Die Verben kommen und gehen dominieren in allen Gedichtbänden. Die dritte Stelle nimmt das statische sein gefolgt von hören, fliegen, stehen, fahren, sagen und singen ein. Dennoch ist es kein Zufall, daß das Moment der Reise, des Abschiednehmens, um die heimische Landschaft für lange Zeit, vielleicht für immer zu verlassen, ausgespart sind. Städte und Landschaft werden weder mit den Augen eines Reisenden gesehen noch mit den Augen eines, der fortgeht. Die nächste Stadt ist das fernste Ziel, das jedem gesetzt ist.
Die Bilder korrespondieren miteinander, weil sie teilhaben am großen Gemälde des Ostens, das Bobrowski entwirft, aber sie lassen sich nicht wie die Felder eines Puzzlespiels zusammensetzen. Die Sarmatische Zeit ist eine Zeit ohne Brücken. Dafür gibt es drei Fähren, vier Boote, zwei Kähne und sogar zwei Schiffe. Daß auch ,Steg‘ nicht zum Vokabular gehört, ist folgerichtig. Denn außer dem einmal auftretenden ,Wiesenbach‘ läßt sich das Wort ,Bach‘ nicht finden.
Keine Furt führt durch die Sarmatische Zeit; nur das Schattenland Ströme wird von zwei Furten durchschnitten, und eine weitere kennen die Wetterzeichen.
Das Bild der Ebene wurde früher von Mühlen geprägt. Im Osten Bobrowskis stehen, und zwar in der Sarmatischen Zeit, nur zwei Mühlen. Bobrowski zeichne keine mitteldeutsche Landschaft, er zeichne die Landschaft des Ostens, ließe sich einwenden. Aber ein Vergleich mit dem russischen Dichter Jessenin zeigt, wie stark sich beider Gestaltungsprinzipien voneinander unterscheiden. Während Jessenin, darin Peter Huchel vergleichbar, liebevoll mit dem Detail umgeht, wenn er das Zaumgebiß der Pferde, Flechtzaun und Nessel beschreibt, ist Bobrowski unbesorgt um die Einzelheiten, sofern es Benennungen sind (selbstredend nicht gegenüber dem Detail der Sprache). Um neue Prägungen ist es ihm nicht zu tun, aber das einmal Gefundene handhabt er mit Sicherheit. Wenn er von einem Metall spricht, so ist dies eine Metapher für den Mond.
Günter Eich, in einigem ein Verwandter Bobrowskis, überhöht, was ihm vor Augen steht. Wäscheleinen, Matratzenfedern auf Schuttablagen, Fliesengänge in öden Kasernen werden zur magischen Signatur. Hinter rauchigen Ziegelwänden sieht Eich den brennenden Domstrauch, auf einem zerbrochenen Teller den Wahrspruch des Korintherbriefes, im Vogelflug ein Zeichen für sein eigenes Leben.
Bobrowski schreibt, als besitze bereits sein äußeres Auge einen blinden Fleck. Aber das, was verbleibt, sieht er deutlicher, so als zeige jeder Baum und jedes Gewässer dem Betrachter mit seiner äußeren Gestalt zugleich seine Aura.
Bobrowskis Urbilder sind anderer Art als die uns vertrauten: Kein Kornfeld wogt weit in die Runde und dehnt sich wie ein Meer aus. Felder bleiben in der Anonymität dieses Sammelwortes; nur ein einziges Mal wird von Weizenfeldern, ein anderes Mal von einem Haferfeld gesprochen. Kein Feldweg läuft durch die fast nie benannten Acker und verliert sich am Horizont. Nur die Sarmatische Zeit kennt Hecken, nur sie kennt jenen einzigen Rain Bobrowskis. Keine Biene umschwirrt blühende Bäume und Sträucher, kein Pflüger geht hinterm Pflug, keiner kommt, um zu eggen, zu grubben, zu harken, zu drillen.
Die Reihe der Jessenin und Huchel, Eich und Loerke wichtigen, doch in der Lyrik Bobrowskis nicht oder nur singulär auftretenden Worte ließe sich beliebig fortsetzen. Es seien nur einige genannt: Grummet, Tenne, Göpel, Dorfplatz, Stall, Eier, Milch, Fuhrwerk, Teich, Bach, Ähre, Dickicht, Distel, Eberesche, Moosbeere, Preiselbeere, Mücke, Garbe, Puppen, Feim, Diemen, Klee, Rüben-, Kartoffelfeld.
Die These, Bobrowski, der Städter, habe in seiner Kindheit und Jugend bei seinen Ausflügen aufs Land weder die Arbeitswelt noch, weil ihm die Namen, die Stützpunkte des Sehens und mehr noch des Bewahrens, dafür fehlten, Details der Fauna und Flora gesehen und seine Gedichte seien im Hinblick auf die Landschaft Rückerinnerung, versagt vor dieser Bewandtnis. Denn was wir in späteren Jahren erinnern, ist immer die Summe aus frühem Erleben und nachmaliger Erfahrung und nie jenes allein.
Es müssen andere Gründe sein, die Bobrowski, bewußt oder unbewußt, zu dieser Begrenzung, zu dieser antinaturalistischen Haltung bewogen haben. Doch auch in der Beschränkung, ja gerade in ihr, erweist er sich als ein Meister. Die von ihm getroffene Wortwahl bleibt gültig nur im Kreis seiner Gedichte; sie trennt ihn von anderen bedeutenden Dichtern unseres Jahrhunderts.

Wir haben darauf verwiesen, daß nicht zuletzt die Eigennamen Bobrowskis Gedichten das ihnen eigentümliche Kolorit geben. Nahezu alle anderen Worte Bobrowskis sind Worte mit einer weiten Aura, Worte, mit denen sich archetypische Bilder verbinden. Das Gegensatzpaar Schatten und Licht bestimmt in hohem Maße seine Dichtung. Es wird durch Worte des nahen Umkreises verdeutlicht. Auf seiten des Schattens stehen die häufigen Worte Abend und abends, Nacht, Finsternis und Dunkelheit, das Verb dunkeln und die unter den zehn häufigsten einzureihenden Adjektive dunkel, schwarz und finster. Aus dem Umkreis des Lichts stammen die Worte Feuer, Tag, vielleicht auch Himmel, das Verb glänzen und die häufigen Adjektive weiß (es ist das häufigste) und hell. Gewässer prägen ebenso das Gesicht der gezeichneten Landschaft, wie sie Symbole sind. Werden die Worte Strom und Fluß zu einem Begriff geeint, so übertrifft dieser alle anderen Worte an Häufigkeit, ohne daß die von Bobrowski ebensogern verwendeten Worte Wasser und Gewässer berücksichtigt werden müßten. Der Sphäre des Gewässers entstammen viele charakteristische Worte, ja, es kann gesagt werden, daß kein Bereich auch in seinen Einzelheiten so genau beschrieben wird wie der der Gewässer. Wir finden Ufer, Wolke und Gewölk, Regen und Schnee ebenso unter den häufigsten Worten wie See und Fisch, Meer und Segel. Fischer ist der meistgenannte Beruf. Boot, Schiff, Segel und Kahn bleiben nicht ungenannt. Auch die Worte Fang, Netz, Fischerdorf, Hecht und Möwe, Haff, Düne und Moor verweisen auf Gewässer.
Interessant ist, daß alt das nach weiß häufigste Adjektiv ist. Auf die Bedeutung anthropologisch geprägter Worte wurde bereits verwiesen. Hand und Mund stehen obenan, wenn es um Teile des menschlichen Körpers geht; Auge; Atem, Haupt, Herz und Haar, Schläfe und Schultern folgen. Aber auch Fuß, Blick und Arm sind charakteristische Worte.
Unter den Verben sind Worte, die sich auf Gesicht und Gehör beziehen, außerordentlich häufig; und die Vermutung liegt nahe, daß der Reiz der Bobrowskischen Sprache nicht zuletzt ihnen zu danken ist. Hören und sehen sind es, singen und sagen, rufen und reden, sprechen und schreien. Dem korrespondieren bei den Substantiven: Licht, Lichter, Geleucht, Schatten, Stimme, Schrei, Feuer, Lied, Auge, Ohr, Rufe und Rede; und das Lieblingswort tönen soll nicht vergessen werden. 

5
Nach Maßgabe seines Wort- und Bildschatzes wäre Bobrowski in seiner Poesie konservativ. Aber nicht ohne Grund widerstrebt uns ein solches Urteil; es wäre nicht rechtens. Bobrowski ist Wahrer und Erneuerer zugleich. Nicht umsonst hat seine Lyrik einen so großen und nachhaltigen Einfluß auf die nachgeborene Dichtergeneration geübt. Nicht das Wort ist neu, sondern seine Stellung im Satz. Neu sind die zugleich melodischen und dissonanten Ellipsen, die eigenwillig gebrauchten Verben, die sich zuweilen einer eindeutigen grammatischen Zuordnung entziehen, ist die Musikalität der Sprache. Freie Rhythmen sind vor Bobrowski nie so strömend, so fern jedem Prosagestus gestaltet worden.
Gemessen an seiner zumeist eigenwilligen Wortstellung, gehört Bobrowski wie Góngora, dem er ein schönes Gedicht zugedacht hat, zu den Manieristen. Doch paradoxerweise eignet seinen Gedichten zugleich jene Schlichtheit und Eindringlichkeit, die eine Vorbedingung des Erfolges ist.
Volkstümlich war Bobrowski als Lyriker nie und wird es nicht werden. Aber er sprach einen so großen Kreis an wie in unserem Jahrhundert kaum ein anderer Dichter seines Ranges.
Wer je der Faszination der Sarmatischen Zeit und des Schattenlands Ströme erlegen ist, wer sich erinnert, wie zeitgemäß, wie fern aller engen Überlieferung diese Dichtung zu uns sprach, wird, wie weit er sich auch von ihr entfernt, nicht aufhören, sie zu lieben. 

Niemand
umschritt das Lager, Niemand
löschte die Spiegel, Niemand
wird uns wecken
zu unserer Zeit.

Schlichter und besser läßt es sich schwerlich sagen; und in diesem Gedicht „Im Strom“, vielleicht seinem schönsten, ist es Bobrowski gelungen, sich selbst treu bleibend und der Landschaft, die er als die seine erkennt, mit den alten, überkommenen Worten, im Besitz von Überlieferung und Vergangenheit, so gegenwärtig zu sein, daß es so bald nicht veralten kann.

Uwe Grüning, in Uwe Grüning: Moorrauch. Essays, Union Verlag, 1985

Im Bilde sein 

– Gerhard Altenbourg. Grafiken zu Dichtung von Johannes Bobrowski. –

Gerhard Altenbourg (1926–1989), berühmter, in der DDR missachteter Maler und Grafiker, bekannt durch die Galerie Brusberg in Westberlin.
Zum Werk Bobrowskis schuf er eine Folge von Grafiken.

Aus der Geborgenheit verwandter Geister schaut er aus nach sich selbst.

Den Satz hat Gerhard Altenbourg seinen Blättern Über dem Strom ein Gezweig zu Gedichten Bobrowskis aus dem Band Sarmatische Zeit als Motto vorangestellt: neun Holzschnitte und sechs Lithographien, in komplizierten Verfahren oft von verschiedenen Stöcken und Metallplatten sich überlagernd gedruckt; Gedichtzeilen von Hand dazugeschrieben, „ein Gegenlicht, wild“: Grafiken, die er 1969, nur wenige Jahre nach dem Tod Bobrowskis, in einer Mappe vereinte, für mich noch immer die ebenbürtigste grafische Entsprechung der Verse, sind sie doch durch die materiale Realität der Holzstöcke und Mehrfachplattendrucke den Strömungen und Farben der Versbögen ganz nah –

[…] Schilfstrich
am Strom
[…]
[…] O tiefe
Schwärze! dein Herz
voller Licht!

und heben sie in bizarrer Linierung und Wellenführung diaphan über das Irdisch-Zeitverhaftete ihres landschaftsgebundenen Terrains in die Anmut fortdauernder Bewegung –

Vogelherz, leicht, befiederter
Stein auf dem Wind.

Aus der Geborgenheit verwandter Geister – das schöne Motiv kann man zunächst gut und gern auf Bobrowskis eigene vielseitige Beziehung zur Kunst, die man die bildende nennt, in Anspruch nehmen. Kunst, er hat es einmal mehr heiter erwähnt, in der er sich zunächst selbst versuchte – „Früher hab ich gemalt. Und dann wollte ich eigentlich Musiker werden“ –, um sich schließlich, da er sich von Jugendfreunden in diesen Musen überflügelt sah, zu unserem Glück ganz dem Schreiben zuzuwenden, die sinnlich vollkommene Rede zu üben, sich über Sprache –

Seele,
voll Dunkel, spät –

ins Bild zu setzen:

Nachts, tieräugig, ein Strauch
bin ich, ein Baum am Tag,
ein Wasser im Mittagsschatten,
unter der Sonne das Gras.

Bobrowski hat sein „Verfahren“ in dem frühen Epigramm „Chinesische Zeichnung“ vielleicht unbeabsichtigt gewissermaßen als Arbeitshypothese so umschrieben: 

Viele Jahre Besinnen, um wen’ge Striche zu ziehen:
Unwiederholbar schön drängt sie das Herz in die Hand.

Maler, Zeichner, Grafiker – verwandte Geister?
Ich glaube schon. Dass Bobrowski alte russische Ikonen schätzte – er rückt sie in Gedichte –, die ihn „mit Feuerblicken“ mahnten und aufforderten, das Seine zu tun, ihre Botschaft führte, fast möchte ich sagen geradenwegs, zu den Bildnissen Alexej Jawlenskijs mit dem Erkennungszeichen

Ich hab eine Linie gesehen
in meinen eigenen Augen

Denn Bilder, die ihm Gedenkzeichen, Warnzeichen waren, hat er Strich für Strich in Prosa in Szene gesetzt:

Eine Lithographie, farbig, ein großes Blatt im Querformat. Man sieht eine Bucht, ein Flachwasser mit kleinen Riffen […]. Pjatiza, an der Südküste von Russisch-Lappland […]. Der Mann dort ganz klein […] und dann stellt er, so nah an das Wasser, wie es ging, ein hohes Kreuz […]. Ein Zeichen. Ein Gedächtnis. Eine Erinnerung […] („Betrachtung eines Bildes“)

Und Bobrowski erzählt die Geschichte dieses Mannes, die nicht zu sehen ist, zeichnet die über alles Sichtbare hinaus ihm allein bemerkbaren Vorgänge auf, die er in unser Blickfeld rückt. „Bilder dieses Čiurlionis“ zum Beispiel, auf die er, für uns unerwartet, im Roman Litauische Claviere zu sprechen kommt, die „merkwürdig schönen Bilder“ dieses in unseren Breiten kaum bekannten litauischen Komponisten und Malers Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875–1911), der seine Aquarelle auf empfindlichen Papieren malte, „die dem Licht nachleuchten“, sich ins geheimnisvoll Symbolische steigernde, ins Schweben geratende und sich verlierende Landschaften und Tableaus in Pastell und Tempera:

Das eine: Die beiden Könige. Bräunliche und bläulichgrüne Töne, vor einem Gewirr von dunkleren Stämmen und Astwerk, durch das der Himmel mit weißen Sternfeuern scheint. Der jüngere König hält dem älteren auf den flachen Händen ein Bauerngehöft, über dem sich ein Sonnenrund geöffnet hat, entgegen.

Surreale Szenerien und Staffagen, wie sie in Westeuropa erst eine Zeit später Stil wurden und in Mode kamen, wir sahen sie vor Jahren in Kaunas, wo man sie im Museum, vor dem drohenden Zerfall schützend, nur bei künstlichem Licht zeigt: Bilder des Čiurlionis, durch die „die Malerei bereichert und das Blickfeld im Bereich der Polyphonie (Kontrapunkt und Fuge) und der Rhythmik in der Musik erweitert wurden“, wie es Romain Rolland bewundernd feststellte.
Zu den Zeichen und Farben kommen Töne ins Spiel.
„Was beschreibt man an einem solchen Bild?“, fragt Bobrowski.

Vielleicht, daß man es immer nur ansehen soll? Und zurückgehn wie das Licht. […] Ein verlassener Raum bleibt zurück. Ein summender Ton hat sich erhoben, […] wie um die angerissene Saite einer Gitarre oder um die schwingenden Hölzer eines alten Claviers. (Litauische Claviere)

Bobrowski mochte Bilder, deren reale Sujets ins Phantastische hinüberspielen, um den Vorstellungen des Betrachters Raum zu geben. Bilder –

[…] aus eigener
Finsternis tönend
[…]

verwandt dem disparaten Gefüge seiner Verse

Nähe des Künftigen, dieser
brennende Hörnerschall.
da es dunkelt, die Stadt
schwimmt durch Gewölk,
rot.

Farbtöne aus der „Heimat des Malers Chagall“, wo sich die Menschen über die Häuser der Städte und Dörfer erheben:

[…] wie Engel […]
mit Flügeln aus Weizenfeldern […]

Die abstrakt entworfenen „Mobile von Calder“, wir sahen sie in der einmaligen Umgebung der Fondation Maeght in der südlichen Provence, werden ihm und uns in seiner poetischen Sprache zu ursprünglichen, sinnlichen Geschöpfen:

Weißes Metall
in der Luft
gehalten von Nebeln
weiß
eine Bewegung
wir geben ihr Flügel

Dein Mund
hat sich geöffnet als eine Rose

an deiner Schläfe
blättert Laub 

„Johannes Bobrowski hat, solange er Gedichte machte, Gestalten aus Kunst und Dichtung beschworen. Zeitgenosse vieler Zeiten“, schrieb Christoph Meckel, Dichter und Grafiker, mehr als eine Generation jünger, und zeichnete ihm 1992 das Epitaph „Kein Wort verloren“ auf grauen Karton. Bobrowski verdankt Meckel vor allem die lang ersehnte Publikation des ersten Gedichtbandes Sarmatische Zeit 1961 in Stuttgart und für den zweiten Band Schattenland Ströme eine Radierung für den „schönsten Einband, den ich mein Lebtag gesehen hab“. Er erfreute sich an Meckels Bilderbuch für Johannes B. und an seiner exzentrischen Figur „Moël“ und antwortete ihr prompt in Versen:

Moël, dein Fisch –
Vergessen ist Vergessen
und Wiederkehr ist Wiederkehr und nichts
darüber und danach als diese Straße
aus Zäunen, Lattenzaun und Bretterzaun,
und meinem Mond,
der deinen Fisch gerufen hat.

(„Brief an Moël“)

Bobrowski und Meckel waren sich mit ihrer Kunst herzlich und kritisch verbunden – aus der Geborgenheit verwandter Geister, jeweils auf der Suche nach sich selbst.
Ich habe schon vor Jahrzehnten einmal wenigstens in Ansätzen zu beschreiben versucht, wie Johannes Bobrowski Arbeiten von Künstlern, die ihm nah waren, Zeitgenossen und Freunde, oft Außenseiter des im Osten gelenkten, im Westen geschäftigen Kunstbetriebs, an den Wänden und neben den Büchern seines Arbeitszimmers in Berlin-Friedrichshagen, Ahornallee 26, um sich versammelte und stolz auf sie verwies: er, dem Künstlervölkchen aufgeschlossen zugetan wie die Künstler ihm und seiner Dichtung mit ihren Bildern. Da wäre des Berichtens kein Ende und treffende Zitate wohlfeil zur Hand; nur einiges ist davon in Anthologien und Katalogen noch sichtbar, und wir müssen uns hier mit Annotationen begnügen, zu Günther Bruno Fuchs etwa, „Dichter der Dichter, der Künstler der Künstler“, der Bobrowski neben grotesken Selbstporträts in Holzschnitten – „Herbstlaubmännchen“ und „Dicker Waldschrat – den charakteristischen Umschlag zur Westberliner Ausgabe von Litauische Claviere“ stiftete und gegen Ende der 5oer Jahre mit dem Maler und Schriftsteller Robert Wolfgang Schnell in einem Kreuzberger Hinterhof die Galerie Zinke gründete, in der auch Autorenlesungen stattfanden, eine Berliner Bohème mit damals noch kaum bekannten Namen wie Günter Grass und eben Bobrowski, die auch nebenan im Waitzkeller des jungen Klaus Völker (heute Direktor der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch) aus unveröffentlichten Manuskripten lasen. Eine grenzüberschreitende Berliner Kunstszene bis zum Bau der Mauer im August 61:

Gezogen
vor unsere Münder, vor
die Schwärze unserer Augen, geneigt
gegen die Nägel an unseren Händen. Mauer
[…]
(„Klagemauer“)

Der in Pankow ansässige Mecklenburger Horst Hussel (wir sahen seine neuen Arbeiten eben in der Galerie Forum Amalienpark) widmete Bobrowski die heitere Arabeske „O die Musik“ und gestaltete ihm mit ziselierter Schrift und Gravüren die pittoreske Sammlung Wer mich und Ilse sieht im Grase – Deutsche Poeten des achtzehnten Jahrhunderts über die Liebe und das Frauenzimmer, deren bevorzugte Stücke wir in Bobrowskis dezidierter Auswahl Meine liebsten Gedichte wiederfinden. Unerwartet stößt man in Bobrowskis Zimmer auf zartfarbige, plastisch herausgearbeitete Landschäftchen von Winfried Dierske, wohl dem empfindsamsten aus der Gruppe der genialen Autodidakten der Dresdner Peter Herrmann, Peter Graf, a.r. penck; Dierske – „leicht zerstörbar sind die Zärtlichen“, heißt es bei Hölderlin –, der sich später, schon erkrankt, in einer seiner zwischen kindlicher Unbeholfenheit und hellem Wahnsinn changierenden Collagen einer letzten Begegnung mit dem Dichter erinnert und ihn mit den Sätzen zitiert:

Das weißt du ja auch selbst: daß innerhalb der
nächsten zehn Jahre die Hölle auf Erden losgehen
wird – hüben wie drüben. Suche dir eine
Arbeit – gehe du zu den Tieren oder zu ähnli-
chen vernunftbegabten Wesen – du hast
die Kraft dazu! Ich – kann das nicht mehr!

(Abschiedsworte S-Bahn Friedrichstraße – Ostbahnhof, Winter 1964) 

Ich will es bei diesen Zeugnissen bewenden lassen. Auch Bobrowskis Ecke in seinem Zimmer, die er einzig für den Maler Albert Ebert aus Halle, den „Meister und Zauberer der Poesie des Alltags“, reserviert hatte, habe ich schon früher zu beschreiben versucht.
Bleibt mir als Fazit seiner Vorliebe für die Künstler, die seine Zeitgenossen waren, Bobrowskis Satz, den er, nach Familienüberlieferung, mit Blick auf das Bild „Häuser im Mondschein“ von Horst Sagert gesagt hat:

So möchte ich schreiben können.

Und er meinte damit auch das Unsagbare, das im Bild mit erscheint.
Dass sich an dieser hinter dem dichterischen Wort aufscheinenden Dimension seiner Verse und seiner Prosa die Einbildungskraft und Phantasie der bildenden Künstler immer aufs Neue entzündet und herausfordert, wen sollte es wundern. Wieland Förster und Werner Stötzer wurden inspiriert zu ihren Porträts und plastischen Entwürfen. Und die vielen Namen, von Anatoli Kaplan bis Adam Würtz, von Ulrich Hachulla bis Karl-Georg Hirsch, kann man längst nicht mehr alle aufzählen, ohne dem einen oder anderen Ungerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Claus Weidensdorfer hat 1967 in einem Brief an Lothar Lang auch von den Schwierigkeiten gesprochen, die sich ihm bei der Annäherung an das Werk Bobrowskis auftaten, und wir geben ihm hier, auch im Hinblick auf die Kommenden, die sich dem Werk Bobrowskis nähern, das letzte Wort:

Mir kam an, daß man da nicht einfach eine Bebilderung vom Stapel lassen konnte, sondern dazu müßten Zeichnungen sein, in denen das allgemeine Weltgefühl mit dem Wesen des Autors und meinem eigenen zu einem homogenen Bild verschmolzen wären.

Ausschau nach sich selbst aus der Geborgenheit verwandten Geistes. 

Gerhard Wolf in: Und das ist alles ernst: Malerei, Grafik, Künstlerbuch, Fotografie, Skulptur zu Texten von Johannes Bobrowski, Edition HOHES UFER AHRENSHOOP, 2000

 

 

ZU DEN STRÖMEN HIN
Fragment auf Bobrowski

1
Zu den Strömen hin
aaaaaaaaaaaaaaasetze den Schritt
September blutig im Blatt
Ein jäher Orgelton (den ich nicht kenne)
Ein Wort
aaaaaaaaaaaaaaadas Schatten wirft…
Zu den Strömen hin sag ich

2
Über der Ferne dort
aaaaaaaaaaaaaaa(Inseln immer das weißt Du)
Sind wir geschwommen
Rot kamen die Abende und früh und
Habichte kauerten sich uns ins Blätterhaar
Wuchsen nicht – Dicklippiger Du – unter dem dunklen Wasser
Endlos die Wälder mit Fabelwesen?
Einer am rauchenden Feuer erzählte
Und unser Herz hämmerte: Verschwinde
Du mit dem bösen Lachen
Du mit dem falschen Trauergewand
Du unsre irrsinnig ausschweifende Hoffnung
Windsbraut im Widerwind
aaaaaaaaaaaaaaa(sie hält die Beine begehrlich gebogen…)
Die Welt ist ein Unflat mein Jungchen du mußt
Die Augen zumachen –
aaaaaaaaaaaaaaaso murmelte
Der Zigeuner am Kupferkessel

3
Zu einer Zeit die ein Vogel war
aaaaaaaaaaaaaaa(über der Ferne dort… das weißt Du)
Wollten wir das Nymphchen Echo einfangen
Zwei dickärschige Frauen erhoben sich frech aus dem warmen Sand
Wir rollten am Ufer hinunter (Sabbatisten
Beäugten uns scheu aus speckigen Gehröcken)
Das war unsere blaue Stunde die Schnapsflasche
Schepperte am Knie (die Raute dörrte am Brunnen)
Das war die Geburt des störrisch gefiederten Sommers
Wir beschmissen uns mit Kiefernzapfen und Vogelscheiße
Da hieß es: Die Uniformen ablegen
aaaaaaaaaaaaaaa(und die blankgewichsten Koppel)
Die Natur ehelichen – da
Hieß es: guter Dinge sein
Heih wie der Wind im Moorloch vögelt!

4
Wann war das? Unser Gedächtnis
aaaaaaaaaaaaaaa(aber Du tratst vor die Ebene –)
Verwirrte sich bei diesem höllischen Flakgeprassel
Verkroch sich in der blühenden Vegetation
Zerborstener Panzer und vergewaltigter Wälder
Wüst ragten die Stümpfe in eine entzauberte Landschaft
Verbirg dich Ewigkeit vor
Soviel Schuld
Wir wollen den Schlaf verfluchen der
aaaaaaaaaaaaaaaseine Flügel nicht weiß…
Du aber tratst vor die Ebene
aaaaaaaaaaaaaaaSchritt für Schritt schwer
Zu den Strömen hin

5
Dort lebe
Dorthin führt eine Spur
aaaaaaaaaaaaaaazum Geheimnis unsrer Epoche
Ein grünes Tier singt in den Telegraphendrähten
Die Bahnwärter kindische Federn im Haar
Hören es und schweigen ihre Kragen sind durchgeschwitzt
Ich aber werde es unseren Genossen sagen:
Das Rendezvous der Freunde muß ausfallen
(Stühlchen und Tischchen die wir rund um die Erde stellten
Stellen wir nun aufeinander)
Alle Dinge sind möglich Du Dicklippiger:
Der plötzliche Blutfleck im Laken
Ein lustiges Kinderlied

Die Heimat des Malers Chagall
Und abends unzüchtig unter dem Wind
Dein Tod

6
Der Gott unsrer Väter hält hilflos den Atem an
Es war ein Vogel
aaaaaaaaaaaaaaa(Du weißt es Bobrowski)
Der Deinen Mond auffraß –

Paul Günter Krohn

 

GEDICHT FÜR BOBROWSKI

Wenn ich ihn riefe, und er
hörte mich
fernher, ein Wort nur
schön vom Flug durch Münder und Stimmen
vom Wandern auf Herzhaut
wenn ich es riefe –

kam durch Schweigezeiten
hat sie gebrochen
ist durch Verwundungen gekrochen
zu mir
und weiter zu ihm
wenn ich ihn riefe –

hat meine Stimme
zerrissen, und wird auch seine
in Stücke reißen
Liebe kann nicht halten
ein Wort nur
das auf Herzhaut wandert
zu ihm
und weiter
zu mir
wenn er es riefe –

wenn wir es riefen, und es
ließe sich von uns rufen, und wir
hielten es fest mit unseren Stimmen
und ließen es leben!

Christoph Meckel

 

REDEN HÖR ICH

Reden hör ich
die leisen Stimmen
und die Ruhe des Lichts.

Es schlafen Verse
wie Glocken
bis einer kommt
und sie anrührt.

Reden hör ich
die leisen Stimmen,
ich höre
dich sagen:
„wo Liebe nicht ist,
sprich das Wort nicht aus“.
2

Ulrich Grasnick

 

 

Johannes Bobrowski liest Gedichte und Prosa 1962 und 1965 für die Quartplatten des Klaus Wagenbach Verlages.

Johannes Bobrowski liest Gedichte und Prosa 1962. Bei dieser Aufnahme handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um die Lesung Johannes Bobrowskis zur Tagung der Gruppe 47 in Berlin, auf der Bobrowski den Preis der Gruppe 47 erhielt.

 

Gerhard Wolf: Johannes Bobrowski: Leben und Werk

Gerhard Wolf: Beschreibung eines Zimmers. 15 Kapitel über Johannes Bobrowski

Walter Gross: Der Ort, wo wir leben
DU, Heft 2, Februar 1965

Jürgen Joachimsthaler: Bobrowskis Häutungen
literaturkritik.de, 5.4.2017

Andreas Degen: Kafka zum Beispiel
literaturkritik.de, 9.4.2017

Thomas Taterka: Der letzte Talissone
literaturkritik.de, 5.4.2017

Sabine Egger: Martin Buber und Johannes Bobrowski
literaturkritik.de, 16.4.2017

Andreas F. Kelletat: Vom Ende der Sesshaftigkeit
literaturkritik.de, 5.4.2017

Reiner Niehoff: Bobrowski-Fragmente
SWR2, 19.6.2017

Zum 1. Todestag des Autors:

Jürgen P. Wallmann: ich hab gelebt im Land, das ich nenne nicht“
Die Tat, 3.9.1966

Zum 50. Geburtstag des Autors:

Gerhard Desczyk: „… so wird reden der Sand“
Neue Zeit, 9.4.1967

Zum 10. Todestag des Autors:

Peter Jokostra: Gedenkzeichen und Warnzeichen
Die Tat, 29.8.1975

Zum 60. Geburtstag des Autors:

Gerhard Rostin: Der geht uns so leicht nicht fort
Neue Zeit, 9.4.1977

Zum 15. Todestag des Autors:

Jürgen Rennert: Von der Sterblichkeit der Dichter
Das Literaturjournal, 3.9.1980

Zum 20. Todestag des Autors:

Gerhard Wolf: Stimme gegen das Vergessen
Freibeuter, Heft 25, 1985

Reinhold George: Brober
Schattenfabel von den Verschuldungen. Johannes Bobrowski zur 20. Wiederkehr seines Todestages, Amerika Gedenkbibliothek, Berliner Zentralbibliothek, 1985

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Michael Hinze: Mitteilungen auf poetische Weise
Berliner Zeitung, 9.4.1987

Eberhard Haufe: Der Alte im verschossenen Kaftan
Neue Zeit, 9.4.1987

Zum 50. Todestag des Autors:

Annett Gröschner: Der sarmatische Freund
Die Welt, 29.8.2015

Christian Lindner: Mit dem dunklen Unterton der Melancholie
deutschlandradiokultur.de, 2.8.2015

Lothar Müller: Nachrichten aus dem Schattenland
Süddeutsche Zeitung, 1.9.2015

Zum 100. Geburtstag des Autors:

Helmut Böttiger: Große existenzielle Melodik
Süddeutsche Zeitung, 6.4.2017

Dirk Pilz: Dem großen Dichter zum 100. Geburtstag
Berliner Zeitung, 6.4.2017

Dirk Pilz: Ostwärts der Elbe
Frankfurter Rundschau, 7.4.2017

Arnd Beise: Ein Christenmensch und ein großer Geschichtenerzähler
junge Welt, 8.4.2017

Klaus Walther: Johannes Bobrowski: In „Sarmatien“ eine poetische Heimat gefunden
FreiePresse, 7.4.2017

Richard Kämmerlings: Der Deutsche, der an der Ostfront zum Dichter wurde
Die Welt, 9.4.2017

Cornelius Hell: Wer war Johannes Bobrowski?
Die Presse, 7.4.2017

Klaus Bellin: Erzählen, was die Leute nicht wissen
neues deutschland, 8.4.2017

Tom Schulz: Mein Dunkel ist schon gekommen
Neue Zürcher Zeitung, 9.4.2017

Manfred Orlick: Die Deutschen und der europäische Osten
literaturkritik.de, 5.4.2017

Oliver vom Hove: Der Dichter verlorener Welten
Wiener Zeitung, 9.4.2017

Wolf Scheller: Poetische Landnahme im Osten
frankfurter-hefte.de, 1.4.2017

 

 

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Nachrufe auf Johannes Bobrowski: Der Sonntag ✝ Die ZeitSZ
Kürbiskern ✝ Kunze ✝ Grabrede 1 & 2

 

Klaus Wagenbach spricht über Johannes Bobrowski und Günter Grass liest die Erzählung „Rainfarn“.

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