Creeleys Verse sind knapp, pointiert und von einer raffinierten Einfachheit, die sie in die Nähe anonymer Lieder rückt. Bis zu einem gewissen Grad sind sie nur Gesten, aber solche, an denen sich die Möglichkeiten des Überlebens, zu zweit, allein, im Staat, entscheiden.
Mit Sokrates kehren die Gedichte schließlich doch zu einem Fragezeichen zurück, zur großen Frage der menschlichen Existenz: Woher denn und wohin?
Diese spielerischen Schreibübungen, die so virtuos andeuten und mit Zeitgenossen und Mythen Versteck spielen, bringen auf engem Raum, in wenigen Zeilen Pointen und Charakter einer ganzen Dichtung zum Ausdruck: Witz, Grazie, Geselligkeit und virtuosen Verstand.
Roland Barthes’ „Fragmente einer Sprache der Liebe“ in Gedichtform.
Kate Tempests Gedichte bemächtigen sich auf radikal heutige, politische Weise des antiken Mythos von Teiresias, einer zweigeschlechtlichen Figur, von den Göttern geblendet und prophetisch begabt.
Dem Zynismus und der Gleichgültigkeit der kapitalistischen Gesellschaft setzt Kate Tempest Humanismus und Einfühlungsvermögen entgegen und die Wucht ihrer Sprache.
Die lyrische Ruhe vor dem Prosasturm.
Nora Bossong reist in ihrem neuen Gedichtband von der deutschen Provinz übers Mittelmeer ins Heilige Land und weiter, der Zeitsprung ist ihre natürliche Gangart.