Arne Rautenbergs Gedicht „zett sieben!“

ARNE RAUTENBERG

zett sieben!

zett sieben!
wir müssen sie schieben!
zett sieben zett sieben!
wir müssen sie schieben sie schieben!
sieben zett!
wir schieben sie unters bett!
sieben zett sieben zett!
oder wir spülen sie ins klosett!
zett sieben!
wir brauchen sie rasch zerrieben!
zett sieben zett sieben!
zerrieben zerrieben!
sieben zett!
zerreiben wir ihr fleisch ihr fett!
sieben zett sieben zett!
die knochen zerschlagen wir adrett!
zett sieben!
was haben wir da bloß getrieben!
zett sieben zett sieben!
war wieder nichts mit lieben mit lieben!

2007

aus: poet [mag], Nr. 3. Das Magazin des Poetenladens. Leipzig 2007

 

Konnotation

Der Dichter, Collagist und Universalkünstler Arne Rautenberg (geb. 1967) hat für seine „Kindergedichte für Erwachsene“ die literarischen Arsenale des Dadaismus und Futurismus geöffnet und die darin gebundenen lautlichen und rhythmischen Energien der Sprache befreit. So entstehen binnen-linguistische Narreteien, Alphabet-Spiele, die mit der Dynamisierung von Klängen und einfachsten Wort-Koppelungen arbeiten. Hier spricht die Sprache – und wir Leser, so bemerkte die Schriftstellerin Ulrike Draesner zu Rautenbergs Gedichten, wissen nicht mehr, „wo der Kopf uns steht, wenn wir reden, wenn wir schreiben“.
Um dieses Feuerwerk aus „viermalkluger Elfdeutigkeit“ (Rautenberg) zu zünden, genügen in diesem Fall ein Buchstabe und eine Zahl („zett sieben“), die als Ein- und Zweisilbler vorwärts und rückwärts gekoppelt werden – und die entsprechenden Reimwörter stellen sich fast von selbst ein. Ein schöner Beweis dafür, dass die Lust am Sprachspiel, an der kunstvollen Verballhornung und Vermischung von Sprachregistern noch nicht ausgestorben ist.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008

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