Insterburg & Co.s Gedicht „Der Bauer mit dem Traktor…“

INSTERBURG & CO.

Der Bauer mit dem Traktor…

Der Bauer mit dem Traktor
fährt auf den Acker Dung.
Sein Sohn, der in der Stadt studiert,
der liest Mao Tse-tung.

Der Bauer, der sehr dümmlich,
weiß nicht, wer Mao ist.
Er sagt: Was soll Maotse-Dung,
ich bleib bei Pferdemist.

1960er Jahre

aus: Insterburg & Co.: Gedichte aus dem Handgelenk geschüttelt und aufgelesen. Gerhard Rautenberg Verlag, Leer 1971

 

Konnotation

Mit ihrer heiteren Melange aus Kalauern, Schüttelreimen, Sketchen und zeitkritischem Kabarett eroberten die vier Musiker und Komiker Ingo Insterburg (geb. 1934), Karl Dall (geb. 1941), Jürgen Barz (geb. 1944) und Peter Ehlebracht (geb. 1940) in den 1970er Jahren die Bühnen der Republik. Aus dem Fundus der schrägen Insterburg & Co.-Bonmots hat sich einiges als sehr haltbar erwiesen.
Diese Zeilen über einen maoistischen Bauernsohn sichern Insterburg & Co. einen VIP-Platz im Museum der literarischen Hochkomik. Solche Verse atmen den Geist der linken Politisierung um 1968, als die Worte des „Großen Vorsitzenden Mao“ selbst die hintersten Winkel der bundesrepublikanischen Provinz erreichten. Während die humoristischen Werke der „Neuen Frankfurter Schule“ um Robert Gernhardt (1937–2006) und F.W. Bernstein (geb. 1938) weiterhin große Aufmerksamkeit genießen, ist der brillante Nonsens von Insterburg & Co. leider schon wieder vergessen.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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