Johann Peter Uz’ Gedicht „Bitte um Frieden“

JOHANN PETER UTZ

Bitte um Frieden

Soll denn gar kein Frieden werden,
Nimmt der Krieg denn noch kein End?
Unsre Länder sind verheeret,
Städt’ und Dörfer abgebrennt;
Jammer überall und Not
Und dazu auch mehr kein Brot.

Friedrich, o du großer König,
Stecke doch dein Schwert nun ein,
Denn wir haben nur noch wenig,
Was dir könnte dienlich sein:
Alles wüste, alles leer –
Länger geht das so nicht mehr.

1762

 

Konnotation

Als eine Schlüsselfigur der Rokokodichtung hat der fränkische Poet Johann Peter Uz (1720–1796), der im Brotberuf als Gerichts-Assessor arbeitete, sich von der „muthwilligen Dichtkunst“ emanzipieren und die Formstrenge seines römischen Vorbilds Horaz erreichen wollen. Gemeinsam mit Johann Nikolaus Götz (1721–1781) legte Uz eine Übersetzung der unter dem Namen „Anakreon“ überlieferten Gedichte vor. Bis zur Einstellung seiner poetischen Produktion im Jahr 1765 entwickelte er immer stärker eine lehrhafte Gedankenlyrik, in der philosophische und moralische Reflexionen ausgebreitet werden.
Der unzweideutig pazifistische Appell des 1762 entstandenen Gedichts versetzt in Erstaunen, war Uz doch in seinem juristischen Beruf zur Loyalität gegenüber der Fürstenmacht verpflichtet. Das waren keine anakreontischen Tändeleien um Liebe und Eros mehr, sondern ein mutiges Plädoyer für die Beendigung des Krieges durch den Preußenkönig Friedrich II. Nach dem Ende seiner poetischen Arbeit hatte Uz sich dann doch einem „Landesfürstlichen Befehl“ zu beugen: Er wurde Mitarbeiter an einem „Anspachischen Gesangbuch“.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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