STEFFEN JACOBS
Star Wars oder Der amouröse Cineast spricht (!)
Meryl Streep?
Nicht mein Typ.
Vivien Leigh?
Mocht’ ich nie.
Bridget Fonda?
So là-là.
Die Monroe?
Just so-so.
Maria Schell?
Weiter, schnell.
Simone Signoret?
Nee, nee, nee.
um 2000
aus: Steffen Jacobs: Angebot freundlicher Übernahme. Zweitausendeins Verlag, Frankfurt a.M. 2002
Der Verdichtungsgrad humoristischer Pointen in den Gedichten von Steffen Jacobs (geb. 1968) ist enorm hoch. Wie kaum ein Lyriker der jüngeren Generation beherrscht Jacobs die Kunst der Heiterkeit und des frivolen Witzes. Zu seinen leichthändigsten Gedichten zählt sicherlich die kleine Typologie von Schauspielerinnen, die nach erotischen Reizwerten taxiert werden.
Das „Angebot freundlicher Übernahme“ wird zumindest im Fall der weiblichen Weltstars ausgeschlagen. Keine erotische Imago ist so verlockend, dass das lyrische Subjekt seine Wunschphantasie daran heften könnte. Der „amouröse Cineast“ geht also leer aus. Der um das Jahr 2000 entstandene Text ist geradezu ein Musterbeispiel für ein gelungenes erotisches Gedicht. Denn nur wenn der Autor die Fertigkeit besitzt, ironisch den Ast abzusägen, auf dem er als erotischer Dichter sitzt, entsteht die in diesem Genre notwendige Komik.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008
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