Theodor Storms Gedicht „Auf Erden stehet nichts“

THEODOR STORM

Auf Erden stehet nichts

Auf Erden stehet nichts, es muß vorüberfliegen.
Es kommt der Tod daher, du kannst ihn nicht besiegen.
Ein Weilchen weiß vielleicht noch wer, was du gewesen.
Dann wird das weggefegt, und weiter kehrt der Besen.

1884

 

Konnotation

Ans Ende seiner 1884 veröffentlichten Novelle „Zur Chronik von Grieshuus“ hat Theodor Storm (1817–1888) einen fatalistischen Vierzeiler gesetzt. Die Novelle selbst handelt vom Schicksal einer auf Schloss Grieshuus in Holstein angesiedelten Familie, die sich im 17. Jahrhundert in einen tödlichen Bruderkampf verstrickt. Im Streit um das väterliche Erbe und um die Liebe zweier Frauen erschlägt Hinrich seinen adligen Bruder Detlev. Dieser Mord verfolgt die Familie über Jahrzehnte, bis am Ende der Enkel des Mörders im Krieg stirbt und das Adelsgeschlecht damit untergeht.
Storms Lebensweg stand im Zeichen der unerfüllten Liebe zur Senatorentochter Dorothea Jensen, die er erst 1866, nach zwanzig Jahren Entsagung und einer eher unglücklichen Ehe mit seiner Cousine, heiraten konnte. Storms Vierzeiler lässt keinen Zweifel am brutalen Faktum der Vergänglichkeit und des Todes, der alle Spuren des irdischen Daseins löscht.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

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