Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): Ein Jüngling liebt ein Mädchen

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Marcel Reich-Ranicki: Ein Jüngling liebt ein Mädchen

Reich-Ranicki-Ein Jüngling liebt ein Mädchen

FRIST

Sonne war und fiel heiß auf sie nieder
Und fiel auf mich der ich doch bei ihr war.
Die Wellen gingen fort und kamen immer wieder
Zurück voll Neugier zu dem nackten Paar.

Ein wenig Fleisch auf soviel Sandgehäufe
Ein wenig Frist in ziemlich viel Unendlichkeit
Ein wenig Leben und zwei Lebensläufe
Darüber Sonne und darunter Dunkelheit.

Günter Kunert

 

EIN WENIG FRIST IN VIEL UNENDLICHKEIT

Ob in der DDR, wo Kunert bis 1979 lebte, oder später in der Bundesrepublik – man hat seine Lyrik zwar anerkannt und geschätzt, doch populär wurde sie weder hier noch dort. Das hat weniger mit ihrer Qualität zu tun als mit ihrer Eigenart. Kunert ist ein nachdenklicher und grübelnder, ein politischer, ein gesellschaftskritischer und philosophischer Poet. Seine Verse sind beinahe immer kühl und zurückhaltend, oft widerborstig und nie einschmeichelnd.
Wie die meisten Dichter, die an einem Trauma leiden und mit einer Obsession geschlagen sind, artikuliert auch Kunert nur selten seine Hoffnungen und sein Glück, weit häufiger seinen Schmerz und seine Leiden. Er macht sich keine Illusionen, er ist ein Sänger der Angst, des Zweifels und der großen Vergeblichkeit, ein hartnäckiger Prophet der uns drohenden Katastrophe. Er bleibt stets nüchtern und skeptisch. Das gilt ebenfalls für seine erotische Lyrik. In ihr sind Licht und Schatten unzertrennlich. Bei Kunert birgt die Erfüllung bereits die Gefährdung.
Schon im streng anmutenden Titel verweist das Gedicht „Frist“, das aus den frühen sechziger Jahren stammt, auf sein zentrales Motiv: Es ist Befund und Warnung zugleich. Nicht eine Aktion wird hier geschildert, sondern eine Situation. Zwei Menschen liegen beieinander, sie sind offenbar allein auf weiter Flur, genauer: einsam an einem Meeresstrand. Wann haben sie sich zum ersten Mal gesehen, wann gefunden? Vor einer Stunde? Vor einer Woche? Oder sind sie vielleicht schon seit einem Jahr zusammen? Wir wissen es nicht. Doch was sie miteinander verbindet, ist mit Sicherheit ernst, ja, es ist wohl für beide äußerst wichtig: Denn hier kreuzen sich, heißt es, zwei Lebensläufe.
Diese beiden nackten Menschen – sie sind einander ganz verfallen, sie bilden eine Welt für sich. Was sich sonst abspielt, kümmert sie überhaupt nicht, der Rest der Welt ist ihre Sache nicht, jedenfalls vorerst nicht. Was aber spielt sich ab?

Die Wellen gingen fort und kamen immer wieder.

Das ist das einzige, was hier geschieht. Was der unaufhörliche Wellenschlag symbolisiert, braucht kaum gesagt zu werden: Es ist der Lauf der Zeit, den die beiden ignorieren möchten und dem sie gleichwohl nicht entfliehen können. Wie viel von dieser Zeit wird ihnen gegönnt? Bloß „ein wenig Frist in ziemlich viel Unendlichkeit“. Bald werden sie einsehen müssen und sich damit abfinden, daß – mit Hofmannsthal zu sprechen – „alles gleitet und vorüberrinnt“.
Die Vergänglichkeit der Liebe und des Lebens – das ist ein alter Hut, gewiß so alt wie die Poesie, ein Thema ist es, dauerhafter als Erz. Wer sich seiner in unseren Tagen annimmt, scheint gut beraten, wenn er einen möglichst einfachen Ausdruck wählt. Der junge Kunert, schon damals ein Lyriker, der sich seiner poetischen Mittel sehr bewußt war, verzichtet konsequent auf eine kunstvolle oder gar gesuchte Umschreibung dessen, was er formulieren möchte. Er bedient sich ausschließlich der Sprache des Alltags, er vermeidet selten gebrauchte Worte.
Und er greift auf jene Form zurück, die in der deutschen Literatur immer schon sehr beliebt war und die nie veraltet, nie altväterlich wirkt – auf die regelmäßige vierzeilige Strophe mit den sogenannten Kreuzreimen (abab). So ist ihm, Günter Kunert, ein schlichtes, ein volksliedhaftes Gedicht gelungen, traurig und schön. Traurig? Nun ja, es ist doch ein Liebesgedicht.

Marcel Reich-Ranicki, 2000

 

 

 

Vorbemerkungen und Bekenntnisse

Die in diesem Buch gesammelten Gedichte – was haben sie eigentlich miteinander gemein? Zunächst einmal: Ich habe sie alle in der Frankfurter Anthologie, die seit 1974 in der Frankfurter Allgemeinen erscheint, interpretiert. Und es sind im Sinne der Regeln dieser „Anthologie“ ausschließlich deutschsprachige Gedichte. Gewiß, und was weiter? Unter Brüdern, die schlichte Antwort muß lauten: Nichts, gar nichts haben sie miteinander gemein. Also eine ganz und gar zufällige Auswahl? Nein, das nun wiederum auch nicht.
Es sind sehr unterschiedliche Gedichte, doch verbindet sie ein Umstand, zu dem ich mich offen bekenne: Allesamt sind sie mir irgendwann aufgefallen, meist vor vielen, sehr vielen Jahren. Aber ich habe diese Gedichte nie vergessen, mehr noch, was mir einst aufgefallen ist, hat nicht aufgehört mir zu gefallen, was mich einst erregt, wenn nicht gar beglückt hat, schätze ich nach wie vor – und einige von diesen Gedichten liebe ich. Nur das ist es, was sie miteinander gemein haben.
Mein Interesse, ja meine Schwäche für die Poesie machten sich schon sehr bald bemerkbar. Als ich noch ein Kind war, nahm eine ganz bestimmte dichterische Gattung meine Aufmerksamkeit stark in Anspruch – nicht etwa das Lied, sondern die Ballade. Die Geschichten, die Balladenautoren erzählten, hatten es mir sofort angetan. Goethe und Heine waren unter ihnen vorerst nicht, vielmehr (ich kann das nicht verheimlichen) Ludwig Uhland und natürlich unser Schiller (und da geniere ich mich überhaupt nicht). Allerdings hatte ich für die furchtbar lange „Glocke“ nicht viel übrig und für den allzu pathetischen „Handschuh“ ebenfalls nicht, wohl aber für den „Ring des Polykrates“. Und die herrlichen, die unübertrefflichen „Kraniche des Ibykus“ gingen mich schon des Themas wegen (Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet!) besonders an.
Auch zu Goethe führte mein Weg zunächst (wenn man vom Faust absieht, den ich viel zu früh gelesen habe) über die Ballade. Das hatte mit dem Deutschunterricht zu tun, der in unserer Berliner Schule alles in allem sehr gut war. Ich verdankte ihm Empfehlungen und Anregungen, deren Folgen oft von langer Dauer waren. Übrigens wurde uns Schiller ungleich besser vorgestellt als Goethe. Aber das lag wohl nicht an den Lehrern, sondern hatte eher mit der Eigenart dieser beiden Poeten zu tun. Noch war damals, in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, der Dichter der Jugend Schiller und keineswegs Goethe.
Gerade die beliebtesten Balladen Goethes, „Der Zauberlehrling“ und der bieder-pädagogische „Schatzgräber““, interessierten mich überhaupt nicht – und den „Erlkönig“ kann ich auch heute nur mit Schubert ertragen. Zufrieden hingegen war ich mit dem „Sänger“, ohne freilich mit dessen Verzicht auf das ihm angebotene Honorar („Das Lied, das aus der Kehle dringt, ist Lohn, der reichlich lohnet“) einverstanden zu sein. Entzückt hat mich „Der Fischer“, obwohl ich zur Zeit der Pubertät von der nachdrücklichen Warnung vor einem „feuchten Weib“ nichts hören wollte.
Balladen, Novellen und Dramen – das war der Stoff, den der Deutschunterricht an preußischen Gymnasien wirkungsvoll vermitteln konnte. Um Romane mußte man sich schon selber kümmern und um die Lyrik (in des Begriffs eigentlicher und strenger Bedeutung) gleichfalls. Selbstverständlich haben die Lehrer nicht gewagt, sie zu ignorieren. Aber sie waren nicht imstande, sie einigermaßen einleuchtend zu interpretieren. Das soll heißen: Sie vermochten nicht, uns zu erklären, warum ein gutes und schönes Gedicht gut und schön sei. So gelang es ihnen eher, unsere Liebe zu den Stücken von Schiller oder Kleist zu wecken, als uns für die Verse Hölderlins oder Mörikes zu begeistern.
Zu Goethes Lyrik hat mich das Theater gebracht. Mit einer Egmont-Aufführung, es war 1935, fing es an, genauer, mit Klärchens Lied „Freudvoll und leidvoll“. Daß gerade von diesem Lied, einem der Wunder der deutschen Poesie, Anthologien damals wie heute nichts wissen wollten und wollen, sei nur am Rande erwähnt.
Warum wurde ein Halbwüchsiger, der keine Ahnung hatte, was Liebe ist, geradezu betört von einem lapidaren Gedicht, das mit den Worten endet „Glücklich allein / Ist die Seele, die liebt“? Ich weiß es nicht. Es dürfte mit einer Sehnsucht, einer unterschwelligen, zu tun gehabt haben. Wenn ich mich recht entsinne, benötigte ich in jenen Jahren immer dringender die erotischen Verse, ich war auf sie buchstäblich erpicht. Und ich bin ihr treu geblieben, natürlich. Mindestens die Hälfte der Gedichte in diesem Band sind der Liebe gewidmet – von dem ersten Genie der deutschen Literatur, jenem Autor, der mir unter allen Dichtern des Mittelalters nach wie vor am nächsten steht, von Walther von der Vogelweide also, bis zu einem unserer Zeitgenossen, dessen Lyrik doch ein wenig unterschätzt wird: bis zu Günter Kunert.
Man hat mich gelegentlich gefragt, warum ich mich als Kritiker unentwegt mit der Liebe in der Literatur beschäftige. Wenn dies eine Sünde sei, dann möge man sie – habe ich oft geantwortet – nicht mir anlasten, sondern den deutschen Lyrikern und auch den Romanciers. Bei Goethe und bei Heine suchte ich Liebesgedichte und wurde von beiden, von jedem auf seine Art, überwältigt. Ich fand die erotischen Motive in Shakespeares Dramen und in den Romanen der großen Russen und in vielen anderen literarischen Werken. Und von ihnen allen lernte ich.
Als Schubert seinen Freunden eine neue Komposition vorgespielt hatte, meinten sie, offenbar etwas vorwurfsvoll, das sei doch eine sehr traurige Musik. Angeblich hat er geantwortet:

Gibt es eine andere?

Sollte dies auch für die erotische Lyrik gelten? Nein, nicht ganz. Denn wir alle können ohne Mühe einige Gedichte von Goethe nennen, dem jungen zumal, und auch solche von Heine, auf die Schuberts rhetorische Frage mit Sicherheit nicht zutrifft. Aber wir wissen auch, daß die meisten Erotiker die Moll-Töne bevorzugen.
Ich lernte von Goethe, daß Lieben immer „Langen / Und Bangen / In schwebender Pein“ bedeutet. überrascht las ich sein Geständnis:

Es geht mir schlecht, denn ich bin weder verliebt noch ist jemand in mich verliebt.

Ich erkannte mich in Heines Klagen über das Los jener, die allein und einsam bleiben, die sich isoliert oder ausgegrenzt fühlen. Wie ein Blitz trafen mich die Verse, die so berühmten und populären, die mir gleichwohl noch unbekannt waren: „Es ist eine alte Geschichte, / Doch bleibt sie immer neu“ – und so weiter.
In Klabunds Literaturgeschichte, einem äußerst geistreichen Buch, das freilich nicht eine richtige Literaturgeschichte ist, fielen mir einige flüchtige Sätze über die Barockdichter auf – und ich begann, sie zu bewundern. Von Hofmann von Hoffmannswaldau ließ ich mich aufklären, daß die Liebe stets „voller Angst und Wolken“ sei. Von Paul Fleming erfuhr ich, daß Liebe meist mit Selbstbestätigung zu tun hat und daher auch mit der Angst des Liebenden, er könnte, sollte er unversehens verlassen werden und allein bleiben, seine Identität einbüßen.
Bald machte sich in jenen frühen Jahren noch eine andere thematische Vorliebe bemerkbar, ein Urerlebnis, das nie verblaßte. Wann und woran erkennt ein Mensch zum ersten Mal, daß das Leben vergänglich ist? Schon in der Jugend? Meist doch wohl später, viel später – sollte man meinen. Aber es stimmt nicht immer.
Mir jedenfalls wurde diese simple Einsicht erschreckend schnell zuteil. Richtiger: Ich wurde mit ihr geschlagen – und das hing sicherlich auch mit den, um es vorsichtig auszudrücken, Zeitumständen zusammen. Es klingt, ich weiß das genau, komisch und lächerlich: Als ich von der Obertertia in die Untersekunda (so hießen die Klassen damals) versetzt wurde, überfiel mich plötzlich, ich glaube, es war während eines Spaziergangs irgendwo im Grunewald, der schlichte Gedanke, daß ich nie wieder Tertianer sein würde. Das war nun also vorbei, endgültig vorbei.
Bedauert habe ich das nicht im geringsten, im Gegenteil, ich war darüber, wie jeder andere Schüler, froh und glücklich. Ich kam ja voran. Aber mit einem Mal ahnte ich, daß, wie der junge Hofmannsthal sagt, „alles gleitet und vorüberrinnt“. Der Anflug von Angst und Ratlosigkeit wurde von Jahr zu Jahr deutlicher. Gewiß, ich konnte diese Anwandlungen von Furcht und Trauer mit viel Arbeit, mit etwas Musik und, vor allem, mit viel Literatur überwinden. Doch ganz verdrängen ließen sie sich nicht. Am bittersten wurden sie in Gesellschaft, dann, wenn alle aufgeräumt und ausgelassen waren und womöglich auch noch fröhlich tanzten. Da war ich oft dabei und doch nicht mit von der Partie, leider. Ich fühlte mich nahezu ausgestoßen. Denn das Tanzen konnte ich nie erlernen, obwohl einige Frauen sich redlich Mühe gaben.
Wann bestürzte mich in einem literarischen Text zum ersten Mal das Motiv der Vergänglichkeit, wann erlag ich dem von ihm ausgehenden, etwas unheimlichen Zauber? Als ich Storms Novelle „Immensee“ las und mich das Lied des Mädchens mit den zigeunerhaften Zügen schaudern ließ? Oder als ich, in einem Hebbel-Band blätternd, das kleine Gedicht fand, das mit den Worten beginnt:

Wenn die Rosen ewig blühten…?

Zwei kurze Gedichte, von denen das eine seit über hundert Jahren in keiner Anthologie fehlt und das andere unbekannt war und geblieben ist. Warum haben sie mich damals so beunruhigt, so aufgeregt? Noch ahnte ich nicht, daß ich da etwas entdeckt, etwas plötzlich begriffen hatte, was seit eh und je im Mittelpunkt der Literatur oder zumindest der Lyrik steht. Getroffen, wenn nicht aufgeschreckt hatte mich das in diesen Versen auf einfachste Weise ausgedrückte Ineinander und Miteinander der beiden Themen, die mich angingen wie keine anderen: Liebe und Vergänglichkeit. – Noch wußte ich nicht, daß es nicht unbedingt zwei verschiedene Urerlebnisse sind, die sich säuberlich voneinander trennen lassen, daß man also zwar über die Vergänglichkeit schreiben kann, ohne auf die Liebe einzugehen, aber nicht über die Liebe, ohne zugleich über die Vergänglichkeit zu schreiben.
Die Liebe und die Vergänglichkeit – das ist denn auch das Thema des ersten Gedichts von Brecht, das mich für ihn, um es vorsichtig auszudrücken, einnahm. Zu Brecht kam ich über die Schallplatte. Damals gab es bei uns, es war 1932, einen Untermieter, der besaß, was wir in Berlin nicht hatten: ein Grammophon und viele Schallplatten. Er spielte sie oft und laut. So hörte ich in unserer Wohnung eine ungewöhnliche, eine ironische, eine kesse und aufstachelnde Musik. Sie reizte und provozierte mich und ebendeshalb gefiel sie mir sehr. Es waren die Songs, die Lieder, die Choräle aus der Dreigroschenoper und aus dem Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny.
Zwei Jahre später stöberte ich in einem kleinen Antiquariat in der Nähe des Bayerischen Platzes. Der in einem ziemlich düsteren, nur dürftig beleuchteten Keller befindliche Laden war für mich, kaum daß ich ihn gefunden hatte, geradezu lebenswichtig geworden. Denn dort wurde mehr oder weniger diskret feilgehalten, wonach ich, mittlerweile fünfzehn Jahre alt, dürstete: Es waren die verramschten Bücher der damals verbotenen Autoren, der Emigranten, der Kommunisten, der Juden.
Ich gehörte zu den Stammkunden dieses Ladens, freilich war ich einer, der sich vieles ansah und nur selten etwas kaufte. Aber rausgeschmissen wurde ich nicht. Einmal suchte ich den Text der Dreigroschenoper. Er war nicht zu haben. Statt dessen reichte mir der freundliche Antiquar, bedeutungsvoll augenzwinkernd, ein dünnes Büchlein, in dem ich dann, in einem stillen Winkel an ein Regal gelehnt, blätterte und hier und da etwas las. Daß ich einen der bedeutendsten Gedichtbände des Jahrhunderts in der Hand hielt, habe ich nicht gewußt, vermutlich kam damals niemand auf eine solche Idee.
Das Buch war billig, für mich indes immer noch zu teuer. Schon wollte ich es zurückgeben, da fiel mein Blick auf ein nicht langes Gedicht. In ihm war vom „blauen Mond September“ die Rede und von einem „jungen Pflaumenbaum“ und von einem „holden Traum“. Das fand ich zunächst nicht so fabelhaft, es kam mir etwas süßlich vor. Doch dann konnte ich meinen Blick von diesen Versen nicht mehr abwenden.
Während mich die Songs, die ich von den Platten kannte, befremdet und erstaunt und auch sehr amüsiert hatten, fühlte ich mich hier verzaubert. Warum? Ich weiß es nicht. Es macht wohl das Wesen der Verzauberung aus, daß da Wirkung ist, ohne daß die Ursache erkennbar wäre. So läßt sich die Magie der Dichtung nicht überzeugend erklären, letztlich bleibt sie immer etwas unheimlich. Mich hatte wohl nichts anderes berückt als der Ton dieses Gedichts, nichts als seine Melodie und seine Sprache.
Eigentlich konnte ich mir das Buch nicht leisten, aber schließlich habe ich es doch gekauft – diesen dünnen Band mit dem altmodischen Titel Hauspostille. Die „Erinnerung an die Marie A.“ liebe ich immer noch. Als ich mich 1977 entschlossen hatte, endlich selber eine Interpretation für die von mir redigierte Frankfurter Anthologie zu schreiben – die „Anthologie“ gab es damals schon seit über drei Jahren, aber ich hatte mir bis dahin strenge Zurückhaltung auferlegt –, da wählte ich für diese Premiere kein Gedicht von Goethe oder von Heine, sondern eben Brechts „Marie A.“. Übrigens: Mein Kommentar endet mit einer Widmung. Wen hatte ich da im Sinn? Nun, das geht ja aus dem Zusammenhang hervor, natürlich die Marie A. Doch zugleich waren diese Worte an eine andere Frau gerichtet. Sie hat meine Widmung sehr wohl verstanden.
Ganz anders erging es mir mit Tucholsky. Ich war von ihm hingerissen, aber nicht von seinen Büchern, dem Schloß Gripsholm oder dem Pyrenäenbuch, sondern von den Feuilletons und Glossen. Ich las sie mit roten Backen in seinen Sammelbänden und häufiger noch in den roten, den verblichenen Heften der Weltbühne. Ich habe Tucholsky viel zu verdanken, ich habe von ihm immer wieder gelernt.
Doch seine Verse ließen mich kalt, sie kamen mir oft geradezu läppisch vor. Das hatte einen einfachen Grund: Ich hatte keine Geduld, die in einem riesigen Berg von Kartoffeln verborgenen Perlen zu suchen. Erst viel später habe ich begriffen, daß von der Qualität, vom Rang eines Lyrikers stets nur seine besten Gedichte zeugen. Und wenn diese wirklich gut und schön sind, dann sollte man über alle, die er sonst veröffentlicht hat, großzügig hinwegsehen. Gar kein Zweifel – mit ihrer Massenproduktion richten die Vielschreiber (die mit Talent, denn nur auf die kommt es an) Schaden an. Aber sie schaden vor allem sich selber, sie stehen sich selber im Wege. Erziehbar sind sie, wie alle Dichter von einigem Format, überhaupt nicht. Man darf hinzufügen: glücklicherweise nicht.
Der Lyriker Tucholsky war ein solcher Vielschreiber – und Erich Fried gleichfalls. Man beurteilt seine Poesie gelegentlich ungerecht, weil die schlechten, miserablen Gedichte, die er unermüdlich verfertigte, den Blick auf die vorzüglichen, die es in seinem Werk mit Sicherheit auch gibt, trüben und beeinträchtigen. Ebendeshalb findet sich hier ein Gedicht von Fried, eines, das ich für ein vollkommenes poetisches Gebilde halte.
Und Günter Kunert? Der Fall liegt ähnlich. Wie viele Gedichte hat er geschrieben, wie viele veröffentlicht? Zweitausend oder dreitausend oder noch mehr? Seine seit 1950 publizierten Lyrikbände sind, alle zusammen, eine Herausforderung, eine ärgerliche. Hingegen wäre ein vernünftiger Auswahlband mit, sagen wir, hundert seiner Gedichte (aber bitte nicht mehr!) ein Dienst an der deutschen Gegenwartsliteratur.
Dank Brecht und Tucholsky (und vielen weniger bedeutenden Autoren wie etwa Mascha Kaleko, die wir jedoch auf keinen Fall vergessen sollten) konnte ich, mitten im „Dritten Reich“ lebend, noch die Kultur der Weimarer Republik wahrnehmen, ihr Klima vor allem und ihre Atmosphäre. Obwohl sie von den neuen Kulturpolitikern und ihren journalistischen Helfern immer heftiger und immer gehässiger beschimpft und bekämpft wurde, war sie, jedenfalls in Berlin, auf Schritt und Tritt zu spüren. So wurde ungeachtet der heftigen Propaganda der verfemte Zeitgeist von gestern unerwartet zur heimlichen Legende.
In gewissem Sinn repräsentierte den Geist der Weimarer Republik auch – so unglaubwürdig dies klingen mag – Görings Schützling Gustaf Gründgens, der ein preußischer Staatsrat und trotzdem ein verdienstvoller Mann und obendrein ein Antityp der Zeit war. Ich habe ihn bewundert wie keinen anderen Schauspieler, vielleicht war ich in ihn vernarrt.
Als im Herbst 1999 sein hundertster Geburtstag nahte, fiel mir ein, dies sei ein passender Anlaß, um Gründgens in der Frankfurter Anthologie zu feiern. Ich erinnerte mich an ein von ihm verfaßtes Couplet, das er vor 1933 in Eduard Künnekes Operette Liselott gesungen hatte. Ich kannte es nur von einer Schallplatte. Als ich den Text las, war ich unentschieden, ob es richtig sei, eine derartige Petitesse in unsere „Anthologie“ aufzunehmen. Da entsann ich mich der weisen Regel des römischen Rechts: In dubio pro reo – im Zweifelsfall entscheide man zugunsten des Angeklagten.
Und warum finden sich in diesem Band Gedichte von Richard Wagner und Theodor Fontane und von dem beinahe ganz vergessenen Paul Boldt? Sind es Glanzstücke der deutschen Poesie? Nicht unbedingt. Aber bei jedem der drei Texte hatte ich schon gute Gründe, mich seiner anzunehmen.
An dem Gedicht von Wagner hänge ich seit meiner frühen Jugend. Als ich las: „der Lenz, der sang für sie“, gingen mir die Augen auf. Und ich halte es für möglich, daß Wagner der erste war, der diesen schlichten und doch erhellenden Gedanken so klar und so einleuchtend formuliert hat.
Mit Fontanes „An meinem Fünfundsiebzigsten“ hat es eine andere Bewandtnis. Vor einigen Jahren wurden bis dahin unbekannte Briefe aus seiner letzten Lebenszeit veröffentlicht. Sie enthalten einige scharfe Äußerungen gegen Juden. Kollegen haben darauf sehr streng, doch wohl nicht zu streng reagiert. Ich hingegen glaubte, in dieser Sache schweigen zu dürfen. Denn man sollte nicht vergessen, daß unser verehrter, großer Fontane ein ganz unzuverlässiger Kantonist war. Bei ihm findet sich ein nicht alltägliches Geständnis: Eigentlich hätte er immer das Gegenteil von dem sagen können, was er, zumindest in seiner Eigenschaft als Kritiker, tatsächlich gesagt habe. Da dachte ich mir, es sei an der Zeit, jenes seiner Gedichte hervorzuholen, das den Juden auf rührende Weise Respekt und Dankbarkeit erweist.
Paul Boldt? Ein beinahe kurioser Umstand war hier im Spiel. Der überaus erfolgreiche Industrielle Jan A. Ahlers, Inhaber eines Textilunternehmens, plante die öffentliche Ausstellung seiner Bildersammlung. Sie ist ganz ungewöhnlich, zu ihr gehören Werke der bedeutendsten deutschen Maler des zwanzigsten Jahrhunderts. Zum Motto des Katalogs wählte Ahlers, der „Bekleidungshersteller“, die Zeile:

Das ist nicht ich, wovon die Kleider scheinen.

Sie stammt aus dem Gedicht „In der Welt“, enthalten im einzigen, kurz vor dem Ersten Weltkrieg erschienenen Lyrikband des Expressionisten Paul Boldt.
Allerdings war zu befürchten, daß es den Lesern des Katalogs schwerfallen werde, diese Zeile und auch das ganze, nicht einfache Gedicht zu verstehen. Ob ich bereit sei, ihnen zu helfen, also diese Verse zu erklären. Kaum hatte ich sie gelesen und schon sagte ich freudig zu. In meiner Laufbahn als Lyrikinterpret war und ist dies die einzige Auftragsarbeit.
Daß ich es nicht vergesse: Da ist ja noch Hölderlin, Friedrich. Ich liebe in der Poesie die Klarheit, nicht aber die Dunkelheit, ich schätze die Vieldeutigkeit, nicht aber die Undeutlichkeit. Hölderlins Verse haben mir bisweilen Schwierigkeiten bereitet. Aber ungleich mehr Kummer machen mir (und vielleicht nicht nur mir) diejenigen seiner Bewunderer, deren Verehrung sich der Anbetung nähert und die daher sein Werk am liebsten der kritischen Betrachtung ganz und gar entziehen möchten. Mein sich änderndes Verhältnis zu Hölderlin war von Trotz nicht ganz frei. Aber ich glaube nicht, ihn je unterschätzt zu haben.
Gleichviel: Als am 2. April 1994 der tausendste Beitrag der Frankfurter Anthologie fällig war, da mußte ich mir nicht lange überlegen, welches Gedicht für dieses Jubiläum am besten geeignet wäre. Früher habe ich bei einem ähnlichen Anlaß ein Gedicht von Goethe gewählt, jetzt entschied ich mich für Hölderlins Ode „An die Parzen“. Ich kenne einige deutsche Gedichte, die so schön sind wie dieses. Ich kenne keines, das es übertreffen würde.
Das wär’s, für heute.

Marcel Reich-Ranicki, Vorwort

 

Dieses Buch vereint zwanzig Gedichte,

die Marcel Reich-Ranicki, der seit 1974 die Frankfurter Anthologie herausgibt, schätzt und bewundert und nicht selten auch liebt. Jedenfalls sind ihm ausnahmslos alle diese Gedichte im Laufe seiner lebenslangen Beschäftigung mit der deutschen Literatur besonders aufgefallen, ja, er kann sie nicht vergessen. Sie stammen aus allen Epochen unserer Lyrik.
So beginnt denn die Auswahl mit Walther von der Vogelweide, der vor rund achthundert Jahren gelebt hat, und reicht bis zu Autoren unserer Zeit wie Erich Fried und Günter Kunert. Bemüht, den Reichtum und die Skala der deutschen Dichtung zu zeigen und bewußtzumachen, hat sich Reich-Ranicki nicht gescheut, Gedichte von sehr unterschiedlicher Art, Bedeutung und auch Qualität nebeneinanderzustellen. Neben solchen, die mit Sicherheit zu den schönsten in unserer Sprache gehören (wie Goethes „Freudvoll und leidvoll“ oder Heines „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“, wie Brechts „Erinnerung an die Marie A.“), finden sich hier auch Gedichte, die man zur Gebrauchslyrik zählen muß – wie jene von Kurt Tucholsky und Mascha Kaléko. Zu Hölderlins Ode „An die Parzen“, einem der Wunder in deutscher Sprache, gesellt sich ein nur einem Randbezirk der Literatur zuzurechnender kabarettistischer Text des Schauspielers Gustaf Gründgens, zu Versen des unterschätzten Barockdichters Paul Fleming Verse des beinahe schon vergessenen Expressionisten Paul Boldt. Das neunzehnte Jahrhundert repräsentieren hier Heine und Hebbel, Storm und Fontane und – ganz überraschend – Richard Wagner als Autor eines Sonetts.

Insel Verlag, Klappentext, 2002

 

Eine Auswahl schönster Gedichte

als tägliche Begleiter…

Es gibt Gedichte, die sich mit ihrem Klang ins Gehirn eingraben, und man wird sie nimmer los…
So geht es mir mit dem Gedicht von dem Jüngling, dessen Liebe unerwidert bleibt:
„…
und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei…!“ Wer kann mit so wenigen Sätzen Geschichten erzählen, die den Schmerz ganzer Liebesgenerationen einfangen? Natürlich heißt der Dichter Heinrich Heine! Und Marcel Reich-Ranicki bringt uns Gedichte nahe, die zu den schönsten gehören, die in der lyrischen Welt zu finden sind.
Der kleine Band ist von ihm zusammengestellt worden und im Insel Verlag erschienen. Alle hier enthaltenen Gedichte sind auch seit 1974 in der Frankfurter Anthologie aufgeführt. In seiner unnachahmlich mitreißenden Art kommentiert er sie und erzählt seine eigene Geschichte bei ihrer Entdeckung. Die Gedichte handeln von Vergänglichkeit und von der Liebe. Beide Themen bewegen die Menschheit in der Dichtung und im Denken seit Jahrhunderten, und aus den Werken von Jahrhunderten ist seine kleine Gedichtsammlung zusammengestellt. Von Walter von der Vogelweide bis Erich Fried, von Hölderlin über Bert Brecht und Kurt Tucholsky und von Theodor Storm bis Mascha Kaléko reichen die Beispiele. Auch Günter Kunert wurde nicht vergessen! Wem ginge nicht das Herz auf bei den Worten „… freudvoll und leidvoll, Gedankenvoll sein…“ in dem Gedicht von Johann Wolfgang Goethe?
Marcel Reich-Ranicki zeigt seine Liebe und Leidenschaft für die Gedichte seiner Wahl und verbindet sie mit eigenen Jugenderinnerungen und ersten Wahrnehmungen, die er durch ihre Entdeckung erlebte. Sein Genie zeigt ihn als Kenner der Literatur, denn er hält die besten Interpretationen für uns bereit. Mit einem Plädoyer in Sachen Lyrik endet die hübsche Sammlung.
Als Geschenk und als täglicher Begleiter ist das Büchlein zu empfehlen und wird bei Liebhabern hoch willkommen sein!

cl.borries, amazon.de, 9.10.2008

Lebendige Herangehensweise

In dem schmalen Band stellt Reich-Ranicki eine kleine Auswahl von Gedichten vor, die vom Mittelalter bis in die Jetztzeit reichen. Es sind Gedichte, die ihm im Laufe seiner Lebensgeschichte am Herzen lagen, die er deshalb bereits in anderen Publikationen besprochen hatte. Dieser sehr persönliche Zugang spiegelt sich auch in den erklärenden Texten, die allen Gedichten beigefügt sind. Es sind keine Interpretationen im klassischen Sinne, sondern gut leserliche Einschätzungen, Inhaltsbeschreibungen, versehen mit Anmerkungen zum jeweiligen Autor und seiner Lebenssituation. Wie zu erwarten legt Reich-Ranicki in manchen Fällen auch offen, warum und in welcher Lebenslage gerade dieses Gedicht ihn so berührte. Diese lebendige Herangehensweise gefiel mir, denn nicht jedes Gedicht erschloss sich mir von selbst und so konnte ich es doch schätzen lernen. Für Liebhaber von Gedichten ist dieses Büchlein eine Bereicherung. Unerfahrenen Lesern bietet es eine Hilfe, sich auf Gedichte einzulassen und das Ungewohnte oder Befremdende der Lyrik zumindest ein Stück weit für sich akzeptieren zu können.

Carla, amazon.de, 3.12.2017

Liebe und Vergänglichkeit

Natürlich sind die 20 versammelten Gedichte in dem Band für sich genommen bedeutend. Interessanter ist aber fast schon, wie Marcel Reich-Ranicki diese von ihm ausgewählten Gedichte interpretiert. Auf jedes Gedicht folgt also eine kurze Interpretation von Marcel Reich-Ranicki.
Sehr erhellend sind auch die Vorbemerkungen und Bekenntnissen Reich-Ranickis, in denen er erläutert, wie er zu jedem einzelnen Dichter steht, warum er diesen und jenen schätzt und was ihn stört. Das Buch vermittelt dem Leser also sehr persönlich die Sichtweise und Vorlieben Reich-Ranickis.
Liebe und Vergänglichkeit – diesen beiden Themen faszinieren ihn. Sehr persönlich bekennt Reich-Ranicki, dass er diese Angst und Furcht vor dem Vorüberrinnen des Lebens nur mit viel Arbeit, d.h. mit viel Literatur zeitweise überwinden konnte.
Welche Dichter sind in dem Band versammelt? Es sind Walter von der Vogelweide und Goethe. Letzterer mit den Gedichten „Rezensent“, „Freudvoll und Leidvoll“ („Glücklich allein / ist die Seele, die liebt.“) und „Alles geben die Götter“. Es finden sich aber auch Gedichte von Friedrich Hölderlin („An die Parzen“), Heinrich Heine, Theodor Storm, Friedrich Hebbel, Tucholsky und natürlich Brecht, Erich Fried und Günter Kunert u.a..
Zu jedem einzelnen Gedicht könnte man vieles sagen. Aber jeder Leser möge sich selbst ein Bild machen.
Zum Schluss legt Reich-Ranicki ein vehementes Plädoyer für die Lyrik vor. Lyrik sei nicht in der Lage die Welt zu verändern, wohl aber mache sie diese Welt doch erträglicher. Poesie ist eine Form des Aufbegehrens und des Protests gegen die Vergänglichkeit. Lyrik ist Lebensbejahung.
Ein schöner kleiner Band für Lyrikliebhaber, die sich auch mit Reich-Ranicki beschäftigen wollen. Jedoch auch ein Band für Leser, die zwar Interesse, aber bisher keinen großen Bezug zur Lyrik haben. Denn die Freude und Begeisterung Reich-Ranickis an ,seiner‘ Lyrik stecken den Leser an.

Martin Kasperzyk, amazon.de, 6.7.2014

Altbekanntes und Überraschendes

Marcel Reich-Ranicki ist diesen Monat 90 Jahre alt geworden. (Jaaa, der Geburtstag, hören Sie auf, hören Sie auf, fürchterlich.) Reich-Ranicki, die Institution, die Legende. Anlass genug, wieder einmal eine seiner Lyrik-Editionen zur Hand zu nehmen. Nein, nicht den Kanon, mit seinen 1.370 Gedichten in deutscher Sprache. Auch nicht den heuer erschienenen 33. Band der Frankfurter Anthologie, die insgesamt auf über 1.700 Gedichte angewachsen ist. Heute lieber die kleinste seiner „Anthologien“ – mit einer Auswahl von nur 20 Gedichten aus acht Jahrhunderten.
Altbekanntes, vertrautes enthält diese Sammlung, – Glanzstücke für Liebhaber: „Under der linden“  von Walther von der Vogelweide. „Freudvoll und leidvoll“ – von Goethe. „Alles geben die Götter“  von Goethe. „An die Parzen“ von Hölderlin. „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ von Heine. „Leise zieht durch mein Gemüt“ von Heine. „Lied des Harfenmädchens“ von Storm. „Danach“ von Tucholsky. „Erinnerung an die Marie A.“ von Brecht. „Als ich nachher von dir ging“ von Brecht. „Großstadtliebe“ von Mascha Kaleko. – Von Rilke ist kein Gedicht dabei, auch von Paul Celan nicht. Ob das ein Zufall ist?
Daneben gibt es Überraschendes: Unbekannte Gedichte, – oder sehr mittelmäßige: „Zur Zeit seiner Verstoßung“ von Paul Fleming. „Rezensent“ von Goethe. „Wenn die Rosen ewig blühten“ von Hebbel. „Ein rundes, ein schönes Gedicht“ von Richard Wagner. „In der Welt“ von Paul Boldt. „Wie sind wir beide vornehm“ von Gustav Gründgens. „Logos“ von Erich Fried. „Frist“ von Günter Kunert.
Zu jedem Gedicht gibt es eine ,Interpretation‘. Bei Interpretation, – da denkt man an den Deutschunterricht in der Schule. An akademische Analysen, an das Sezierbesteck der Germanisten. Doch die hier gesammelten Texte Reich-Ranickis sind schon von ihrem Umfang viel zu kurz für eine klassische Interpretation: alle sind auf nur etwa drei Seiten bemessen. Es sind pointierte, oft sehr persönliche Reflexionen, kleine Kunstwerke, leidenschaftlich und weise. Dabei unsentimental und ohne Belehrung mit dem Zeigefinger. Alle sind der Frankfurter Anthologie entnommen, die der Autor 1974 begründet hat; ein Museum der deutschsprachigen Lyrik.
Was findet sich sonst noch in dem Buch? Umrahmt werden die Gedichte mit ihren Interpretationen von einem Vorwort, sowie einem Aufsatz aus dem Jahre 1980 (Ein Plädoyer in Sachen Lyrik), sowie einem Interview aus dem Jahr 1997. Das Vorwort heißt „Vorbemerkungen und Bekenntnisse“. Der Autor erzählt von seiner Kindheit, von seiner Schwäche für die Poesie, von der Magie der Dichtung. Natürlich geht es auch – wie könnte es anders sein – um die Liebe und die Vergänglichkeit…
Poesie, so Reich-Ranicki, ist die älteste Gattung der Literatur, und zugleich die empfindsamste und die radikalste. Heinrich Heine (einer der witzigsten und intelligentesten deutschen Dichter) fragte einmal, ob die Poesie etwa eine Krankheit des Menschen sei. Wenn Heine recht hat, dann ist es jedenfalls der Menschheit seltsamste, vielleicht sogar schönste Krankheit.
Nicht bei allen Interpretationen stimme ich dem Autor zu. Manche Gedichte lese ich anders. Dennoch ist es ein Kleinod, dieses Insel-Buch. Zu empfehlen auch all jenen, die nur selten Gedichte lesen. Momente der Ergriffenheit können sich einstellen. Momente des Glücks. Danke, Marcel Reich-Ranicki.

Tobias Tancredi, amazon.de, 30.6.2010

Ein großes kleines Buch der Poesie

Es ist ein Buch, das ich mir im Leben mehrmals zulegen musste. Eigentlich ist es kein Buch, sondern ein Büchlein: klein und sehr fein. Aber es enthält die besten, die schönsten Reimwerke deutscher Poesie. Zufall? Nein! Denn derjenige welcher als Herausgeber fungierte und somit die Macht der Auswahl in seinen Händen hatte, ist einer der größten Kenner auf den Gebieten der Literatur.
In seinem Nachwort, einem „Plädoyer in Sachen Lyrik“, wirft er die theoretische Frage auf: brauchen wir Lyrik überhaupt? „Brauchen wir sie wirklich?“
„… die Lyrik ist eine höchst fragwürdige Gattung“, wird da behauptet, „Anlass genug, vor ihr zu warnen. In der Prosa wird mit offnen Karten gespielt, in der Lyrik hingegen oft mit gezinkten“. Einspruch, mein lieber Herr Gedichtefreund. Sie kennen wohl nicht das „Dichtung & Wahrheit“ des hier Rezensierenden:

Kann man denn lügen im Gedicht?
Ich glaub’ es nicht…

Schon Goethe war es, der schrieb:

Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit
Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit.

Doch unser Herausgeber des Gedichtbändchens läßt sich davon nicht beeindrucken. Er schreibt, dass bei der Lyrik „immer schon jene Unterschlupf“ fanden, „die nichts zu sagen haben, doch unbedingt gehört werden möchten, die singen wollen, weil sie nicht denken können, die dichten müssen, weil ihnen das Schreiben unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet.“ – Was soll man davon halten?

Kann man denn lügen im Gedicht?
Ich glaub’ es nicht
denn ein wirklich guter Reim
kann nur Wahrheit sein.

Ein kleines Wunder, wie Marcel Reich-Ranicki – ich kann’s nicht und nimmer mehr länger verschweigen – es bei dieser seiner Einstellung schaffte, eines der schönsten Kleinode im Bereich veröffentlichter Lyrik herauszugeben: das liebevollste Lyrikbändchen, das ich kenne?
Lügen im Gedicht:

Man kann zwar den Sachverhalt ironisch verdrehen.
Das darf man jedoch nicht als Lüge sehen.

Nicht lange, und man kommt ihm auf die Schliche. Seine Gedanken zu Beginn des Aufsatzes in „Plädoyer in Sachen Lyrik“ sind eigentlich nur Fragen der rhetorischen Art.
Lügen im Gedicht:

Man braucht auch nicht alles ganz offen aufzudecken –
und darf darin ruhig ein Geheimnis verstecken.
Jedoch! Wer unwahr reimt kommt vor den Richter:
der ist ein Lügner und kein Dichter.

Immerhin betont Reich-Ranicki, „dass die Lyrik mitunter imstande ist, wenn auch nicht gleich die Welt zu verändern, so doch erträglicher zu machen.“… und: „Lyrik ist Lebensbejahung.“… und:

Das Gedicht ist die riskanteste, die schamloseste aller literarischen Formen.

Eine maßgebliche Betrachtungsweise, eine aus der Sicht des Dichters, lässt er allerdings vollkommen außen vor: die Frage nach dem Warum? Warum schreibt man Gedichte? Die Antwort: Weil es unheimlich viel Spaß macht, eine innere Befriedigung und Erfüllung gibt, es zu tun.
Vor mir liegt der von Marcel Reich-Ranicki herausgegebene kleine Gedichtband Ein Jüngling liebt ein Mädchen. Im Jahre 2002 erschien dieses Buch (im Insel Verlag) – und ich habe mich gleich in es verliebt. Ohne Wenn und Aber kann ich es jedem Einsteiger in Sachen Lyrik nur empfehlen. Marcel Reich-Ranicki stellt darin seine deutschsprachigen zwanzig Lieblingsgedichte vor. Und es sind zweifellos zwanzig Perlen:

Under der linden – von Walther von der Vogelweide
Zur Zeit seiner Verstoßung – von Paul Fleming („Wie er wolle geküsset sein“)
Rezensent – von Johann Wolfgang Goethe
Freudvoll und leidvoll – von Johann Wolfgang Goethe
Alles geben die Götter – von Johann Wolfgang Goethe
An die Parzen – von Friedrich Hölderlin
Ein Jüngling liebt ein Mädchen – von Heinrich Heine
Leise zieht durch mein Gemüt – von Heinrich Heine
Lied des Harfenmädchens – von Theodor Storm
Wenn die Rosen ewig blühten – von Friedrich Hebbel
Ein rundes, ein schönes Gedicht – von Richard Wagner
An meinem Fünfundsiebzigsten – von Theodor Fontane
In der Welt – von Paul Boldt
Danach – von Kurt Tucholsky
Erinnerung an Marie A. – von Bertolt Brecht
Als ich nachher von dir ging – von Bertolt Brecht
Wie sind wir beide vornehm – von Gustav Gründgens
Großstadtliebe – von Mascha Kaléko
Logos – von Erich Fried
Frist – von Günter Kunert

Wie denn, wo denn, was denn?, keines von Reich-Ranickis Liebling Erich Kästner mit dabei? – Über allen, allen voran, steht gleich mal das schönste der Gedichte: das wunderherrliche mittelhochdeutsche „Under der linden / an der heide, / da unser zweier bette was“… von Walther von der Vogelweide. Da wäre zum zweiten Klärchens Lied aus Egmont, mit seinen sinnigen Versen…

Freundvoll
Und leidvoll
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.

von Johann Wolfgang Goethe. Für Reich-Ranicki ist es das schönste, das vollkommenste „erotische Gedicht in deutscher Sprache“. Dem kann ich mich nur anschließen.
Das nächste meiner Lieblingsgedichte der Reich-Ranicki’schen Lieblingsgedichte ist das, welches dem vorliegenden Gedichtbändchen seinen Buchtitel gibt: Heinrich Heines „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“…

Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.

Marcel Reich-Ranicki sagt über den oftmals als Panerotiker bezeichneten Heine, dass man ihm gerne nachsage, „er sei der frivolste deutsche Dichter“, doch laut Reich-Ranicki war er „in Wirklichkeit der diskreteste: So wissen wir über die erotischen Erlebnisse, die seinen Versen zugrunde lagen, so gut wie nichts. Zu den wenigen Ausnahmen gehört das Gedicht ,Ein Jüngling liebt ein Mädchen‘ aus dem ,Lyrischen Intermezzo‘“.
Das nächste Gedicht, gleich noch ein Heine, bedarf nach Reich-Ranicki nicht der „geringsten Erklärung. Es erzählt von einem Frühlingslied, das ins Weite hinausklingen möge“ und und und… „Leise zieht durch mein Gemüt“…

Liebliches Geläute,
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus, bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen,
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.

Reich-Ranicki:

Dreimal verwendet Heine in den acht Versen das Verbum ,klingen‘. Das eben ist diese poetische Miniatur: Klang, Rhythmus und Melodie, es ist „liebliches Geläute“. Nur liebliches Geläute, schwebend, anspruchslos und ein wenig konventionell? Eine hübsche Bagatelle also und nicht mehr?

Das Frühlingslied ist ein „Postillon d’Amour und die offenkundig zarte Botschaft, die überbracht werden soll“.
Das nächste – meines Erachtens nach geniale – Gedicht stammt aus der Feder von Friedrich Hebbel: „Wenn die Rosen ewig blühten“…

Die man nicht vom Stock gebrochen,
Würden sich die Mädchen hüten,
Wenn die Burschen nächtlich pochen.

Aber, da der Sturm vernichtet,
Was die Finger übrig ließen,
Fühlen sie sich nicht verpflichtet,
Ihre Kammern zu verschließen.

Laut Marcel Reich-Ranicki vertritt dieses Gedicht eine einfache These: Da das Leben „vergänglich ist, haben die Mädchen keine Bedenken, die Burschen in ihre Kammern einzulassen. Ob Hebbel dies für bedauerlich oder für empfehlenswert hält, verrät er uns nicht. Er sagt nur: So ist es.“
Ob Reich-Ranicki Hebbels Zurückhaltung für bedauerlich oder für empfehlenswert hält, verrät er uns nicht. Er sagt nur: So ist es. – Ob ich Reich-Ranickis Zurückhaltung für bedauerlich oder für empfehlenswert halte, verrate ich nicht. Ich sage nur: So ist es.
Das letzte in der Reihe der schönsten der schönen Gedichte ist „Erinnerung an Marie A.“ von Bertolt Brecht:

An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Soweit die erste von drei Strophen dieses herrlichen Gedichts.

So vergänglich die Liebe auch sein mag, sie verschwindet nun doch nicht ganz. Denn es bleibt die Erinnerung und vielleicht auch Dankbarkeit. (Marcel Reich-Ranicki)

Zu den anderen Werken: „Rezensent“ ist kein Liebesgedicht, „Alles geben die Götter“ ist kein Liebesgedicht, „An die Parzen“ ist keines, auch nicht das „Lied des Harfenmädchens“. Ebenso wenig sind „Ein rundes, ein schönes Gedicht“, „An meinem Fünfundsiebzigsten“, „In der Welt“, „Wie sind wir beide vornehm“ und „Logos“ Liebesgedichte, beziehungsweise erotische Gedichte (wie Marcel Reich-Ranicki sie nennen würde).

Helmut Schmid, amazon.de, 24.12.2010

Das zarte und die schöne Form

Einen Star-Rezensenten zu rezensieren wäre etwa so, als wollte man dem Papst eine Predigt halten. Schon eher Sinn machen ein paar kleine Kostproben aus dem sonnengelben Büchlein, in dem Marcel Reich-Ranicki Erlesenes deutet.
Er erklärt sein Verhältnis zur deutschen Lyrik, die den unerklärbaren Zauber hat, beginnend mit von der Vogelweide: „Under den linden“ (12. Jh.) und interpretiert: Gebrochene Gräser und Blumen als Symbol der verlorenen Jungfräulichkeit zeugen davon, was sich ereignete. Die Sicht des Mädchens ist selig, schlicht und kokett. Naivität paart sich mit Raffinesse.
Erst Goethe schrieb wieder Vergleichbares. „Glücklich allein, die Seele, die liebt!“: Der Liebende ist begnadeter als die geliebte Person.
Und: „Alles geben die Götter ihren Lieblingen ganz“, den Dichtern, den Künstlern, begnadet, Glück und Leid besonders zu empfinden und auszudrücken.
Der ungekünstelte Stil von Th. Storm bestimmt die Kraft seiner Verse:

Diese Stunde bist du noch mein, sterben, ach sterben soll ich allein

Oder nehmen wir Brecht: „Ich erinnere mich nicht mehr an unsere Küsse, nur an die weiße Wolke über uns…“, die das Reine und Vergängliche dieser Liebe symbolisiert.
Oder die virtuos knappen Wortspiele von E. Fried:

Das Wort. Mein Fest, mein Los. Mein Schwert, das mich beschwert

MRR meint, der Dichter sei ein Exhibitionist und seine Kunst relativ schamlos. Jedoch bedürfen wir dieser Spiegel der Empfindungen.
Und warum erleben wir eine Renaissance der Lyrik? Weil sie Ordnung stiftet in unserer immer komplizierteren Welt. Dichten heißt ordnen. Protestieren gegen das Vergängliche. Und das Leben bejahen. Nie waren wir des Schönen mehr bedürftig.
Poesie ist nicht nutzlos. O nein. Sie ist nützlich, weil sie schön ist.

Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.

kling hinaus bis an das Haus,
wo die Blumen sprießen,
wenn du eine Rose schaust,
sag, ich lass sie grüßen.
(Heine)

Wolfgang Müller, 6.1.2003

Eine liebevolle Sammlung der schönsten Liebesgedichte

Wenn man anfängt, den Band zu lesen, dann stößt man zunächst auf ein sehr altes Gedicht, das in seiner altmodischen und verschlungen Art eine zwischenmenschliche Beziehung andeutet, das aber nicht annähernd an das Folgende herankommt. Denn so verwickelt das erste Gedicht dieser Sammlung ist, so leichtfüßig kommt der Höhepunkt dieser Sammlung daher. Goethe hat in diesem Band eigentlich nur eine Daseinsberechtigung: Nicht in seinem unmöglichen „Rezensent“ sieht Marcel Reich-Ranicki das unglaubliche Talent des alten Meisters, sondern in einem Gedicht, das kaum 23 Wörter lang ist und in der Luft zu liegen scheint, in einer Wolke des Ausgleichs – nicht verschleiernd, sondern klar und unverwechselbar wird hier das Zentrale Thema dieser Sammlung vorgestellt. Man könnte es das schönste Liebesgedicht aller Zeiten nennen, wenn man diesen Versen damit nicht eine zu geringe Wertung zuteilt. Aber nicht nur Goethe präsentiert uns hier sein Können, nein. Auch Gustav Gründgens, Meister der Bühne und der mimischen Aktion, ist in diesem himmlischen Buch vertreten. Sein Gedicht ist provokativ und kritisch. Er zeigt damit, dass er sich für die Probleme seiner Zeit interessiert hat und dass er ein Schauspieler war, der sich aktiv für eine bessere Gesellschaft einsetzte. Durch seine Kunst. Durch seine Gedichte. Der Band schließt mit einem Gedicht von Günther Kunert. Er beschreibt darin die Liebe in ihrer unendlichen Einfältigkeit, sie könnte ewig dauern und doch bleibt ihr gerade einmal eine kleine „Frist“. Nur diese Frist und unglaublich viel Unendlichkeit. Soviel Unendlichkeit, wie dieses Buch hergibt mit seinen Worten, die doch so viel mehr sind, als einfach nur Buchstabenreihen. Abgerundet wird dieses Buch durch die besten Plädoyers in Sachen Liebesgedichte, denn jedem Gedicht folgt eine ausführliche Interpretation.
Worte können nicht beschreiben, was dieses Buch im Ganzen ausmacht, man muss es einfach gelesen haben. Erst dann wird einem klar werden, dass das, was man vielleicht einmal erlebt hat, den Ausdruck ,Liebe‘ verlangt.

Buchliebhaber, amazon.de, 26.9.2002

 

 

Zum 100. Geburtstag des Herausgebers:

Sven Hecker: Marcel Reich-Ranicki – Zum 100. Geburtstag des Literaturpapstes
mdr KULTUR, 2.6.2020

Armin Kratzert: Marcel Reich-Ranicki: Populär und einsam
BR Kultur, 1.6.2020

Elke Heidenreich: Da habe ich gesagt: Du kannst mich mal!“
Der Spiegel, 28.5.2020

Volker Weidermann: Er fehlt
Der Spiegel, 29.5.2020

Alexander Solloch: Der Kritiker. Zum 100. Geburtstag von Marcel Reich-Ranicki
NDR, 31.5.2020

Wolf Scheller: Marcel Reich-Ranicki: Herr der Bücher und ,Kritikerpapst‘
Der Standart, 2.6.2020

Jens Bisky: Es hielt ihn nicht im Sessel
Süddeutsche Zeitung, 1.6.2020

Karl Heinz Bohrer: Unser Erzieher
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.6.2020

Marc Reichwein: Der sprechende Literaturpapst
Die Welt, 2.6.2020

Jochen Hieber: Der Redakteur für Literatur
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.6.2020

Andreas Platthaus: Wunschlos kritisch
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.6.2020

Sandra Kegel: Professori Marselij Rikas-Rannikken
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.6.2020

Elvira Grözinger: Dem „Literaturpapst“ Marcel Reich-Ranicki zum 100. Geburtstag
Jüdische Rundschau, 6.6.2020

 

ttt – titel, thesen, temperamente: 100 Jahre Marcel Reich-Ranicki

 

 

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Porträt zum Tod von Marcel Reich-Ranicki

 

Ich, Reich-Ranicki.

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