Peter Huchel: Unbewohnbar die Trauer

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Peter Huchel: Unbewohnbar die Trauer

Huchel/Dorazio-Unbewohnbar die Trauer

BEGEGNUNG

Schleiereule,
Tochter des Schnees,
dem Nachtwind unterworfen,

doch Wurzeln fassend
mit den Krallen
im modrig grindigen Gemäuer,

Schnabelgesicht
mit runden Augen,
herzstarre Maske
aus Federn weissen Feuers,
das weder Zeit noch Raum berührt,

kalt weht die Nacht
ans alte Gehöft,
im Vorhof fahles Gelichter,
Schlitten, Gepäck, verschneite Laternen,

in den Töpfen Tod,
in den Krügen Gift,
das Testament an den Balken genagelt.

Das Verborgene unter
den Klauen der Felsen,
die Öffnung in die Nacht,
die Todesangst
wie stechendes Salz ins Fleisch gelegt.

Lasst uns niederfahren
in der Sprache der Engel
zu den zerbrochenen Ziegeln Babels.

 

Peter Huchel liest aus Unbewohnbar die Trauer.

 

 

 

Natur als Prozeß der Geschichte

Eine Sonderstellung, nicht nur unter den Lyrikern der DDR, sondern innerhalb der deutschen Gegenwartsliteratur überhaupt, nimmt Peter Huchel ein. Der – wie Erich Arendt – 1903 geborene Schriftsteller, der seine Kindheit in der Mark Brandenburg verlebte und etwa zwei Jahrzehnte in Wilhelmshorst bei Potsdam lebte, hat ein Werk von nicht mehr als ca. 120 Gedichten vorzuweisen (neben einigen unpublizierten Hörspielen, verschiedenen später nicht nachgedruckten Gedichten und wenigen Prosa-Arbeiten wie seine autobiographische Skizze „Europa neunzehnhunderttraurig“ aus der Literarischen Welt Nr. 7, 1931). Seine Gedichte liegen in drei publizierten Bänden vor; der letzte Band ist eine reduzierte Neufassung des ersten mit einer einzigen Erweiterung, dem Büchner-Gedicht „Lenz“.
Peter Huchel begann 1925 seine ersten Gedichte in Paul Westheims Kunstblättern und bei Willy Haas in der Literarischen Welt zu veröffentlichen, gelegentlich auch in der Vossischen Zeitung und in der Zeitschrift Die Kolonne, die ihm 1932 ihren Lyrikpreis für seine Arbeit „Der Knabenteich“ zuerkannte. Von 1933 ab schwieg Huchel konsequent; dem aus Prag anfragenden Willy Haas (der dort die Emigrationszeitschrift Die Welt im Wort gegründet hatte), antwortete er:

Ich habe mich entschlossen, das Dichten bis auf weiteres ganz aufzugeben und durch die Arbeit meiner Hände zu leben.

Willy Haas, in der erwähnten Zeitschrift, bescheinigt Huchel auch, diesem Entschluß treu geblieben zu sein:

Ich jedenfalls habe nichts gelesen aus den glorreichen Jahren von 1933 bis 1945, was er in Deutschland oder anderswo in Druck gegeben hätte.

Korrekterweise muß hier nachgetragen werden, daß Willy Haas – wie zahllosen anderen Zeitgenossen – offenbar jene Zeitschrift nicht geläufig war, in der übrigens auch, März 1944, Johannes Bobrowski seine ersten acht Gedichte publizierter das von Paul Alverdes herausgegebene Innere Reich. Die Zeitschrift und ihr Herausgeber, dessen Weltkriegspathos notorisch war, unterstützten natürlich das Dritte Reich in totaler ideologischer Identifikation; „daneben“ wurde die „reine Dichtung“ gepflegt. Neben Eich, Britting und von der Vring findet sich unter den Beiträgern auch Peter Huchel. Er war auch Mitglied der Reichsschrifttumskammer – das von ihr herausgegebene Schriftstellerverzeichnis des Jahres 1942 führt seinen Namen auf. Im Vorwort des bemerkenswerten Katalogs heißt es:

In der Folge wird zum ersten Male ein vollständiges Verzeichnis aller schriftstellerisch Tätigen, soweit sie der Reichsschrifttumskammer gemeldet sind, zur Verfügung gestellt. Die Namen der von der Mitgliedschaft zur Reichsschrifttumskammer Befreiten sind mit einem Stern versehen. Das Verzeichnis ist nach dem Stande vom 30. September 1941 zusammengestellt und wird alljährlich herausgegeben.

Der Name Peter Huchel trug keinen Stern. Er wurde 1941 Soldat, kehrte 1945 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück, war bis 1948 künstlerischer Direktor des sowjetisch lizensierten Berliner Rundfunks und von 1948 bis 1962 Chefredakteur der von Johannes R. Becher und Paul Wiegler begründeten, im Rahmen der Ostberliner Akademie der Künste herausgegebenen Zeitschrift Sinn und Form. Seine große inszenatorische Begabung hat aus dieser Zeitschrift in den 13 Jahren, die er sie leitete, ein glanzvolles Forum für all jene gemacht, die in der modernen marxistischen Literaturdebatte von Relevanz waren, ob Bloch oder Lukács, Harich, Hans Mayer, Brecht, Aragon, Ernst Fischer, Eluard, Majakowski oder Neruda. Der Beginn mit jenem heute schon historischen Brecht-Sonderheft in einmaliger Auflage von 8.000 Exemplaren, in dem unter anderem „Das kleine Organon“ und „Der kaukasische Kreidekreis“ erstveröffentlicht wurden neben einer Brecht-Bibliographie, war programmatisch: Obwohl Becher Mitbegründer und Herausgeber war, blieb Brecht Mentor und Freund für Huchel, und sein intellektueller Eliteanspruch prägte die Hefte. Als der DDR-Kulturfunktionär Kurt Hager, zur Einleitung der Kampagne gegen Peter Huchel und seine Zeitschrift in einer Rede sagte, das Gehaben der Zeitschrift erinnere stark an einen englischen Lord, erwiderte Huchel ihm spöttisch:

Sehen Sie, Herr Hager, in einem Manuskript hätte ich Ihnen das Adjektiv englisch sogleich gestrichen.

Das Ende kam rasch und spektakulär. Peter Huchel verabschiedete sich am Jahresende 1962 mit einem furiosen letzten Heft, eingeleitet von Brechts „Rede über die Widerstandskraft der Vernunft“. Die Zeitschrift, nach einem kurzen Zwischenspiel unter dem 1963 verstorbenen Bodo Uhse, wird seit Heft I, 1964, von Wilhelm Girnus, dem ehemaligen Staatssekretär für das Hochschulwesen, fortgeführt, der bei Ernst Bloch und Hans Mayer promovierte.
Huchels Standort als Lyriker wird gemeinhin als der eines Naturlyrikers definiert. Tatsächlich bilden die märkischen Seen und Wälder, schilfumstandene Tümpel, Gräser und Felder, Weiden, Nebel, Luch und Rohr das Material zu Huchels metaphernreicher Sprache. Ein „Heimatdichter“, auf den ersten Blick betrachtet, dem die „innere Emigration“ sich gleichsam aus literarischem Selbstverständnis anbot. Schon die Lektüre früher Arbeiten aber zeigt, daß Huchel den Menschen – also Geschichte, also Politik – mit einbezieht in seine lyrischen Reflexionen. Gedichte aus den Jahren vor 1933 heißen „Die Magd“, „Der polnische Schnitter“, „Kinder im Herbst“, „Der Ziegelstreicher“ oder „Die Hirtenstrophe“. Bei genauerer Analyse stellt sich heraus, daß die meisten Kritiker Huchels auf sein Wortmaterial hereinfallen und den eigentlich gemeinten Sinnzusammenhang unbeachtet lassen, daß man Huchels Naturverbundenheit nicht als lyrische Technik erkannt hat etwa im Sinne des Satzes von Ezra Pound „The natural object is always the adequate symbol“, Huchel antwortet oft auf literarische Vorformen. Sein Gedichtende „Im Gras saß ich, mit müdem Haar / das gelb verschlafen von Lupinen war“ erinnert durchaus an Georg Heyms „Wenn er im Felde schlief mit gelben Haaren“, und das genannte, Büchner paraphrasierende „Lenz“-Gedicht aus dem Jahr 1927 hebt Tradition auf im Hegelschen Doppelsinne, das heißt vernichtet und bewahrt; es hebt auch „hoch“, will sagen: macht deutlich. Während Becher sich oft und willig etwa Goethes Verdikt über Grabbe, „er wußte sich nicht zu zähmen und so zerrann ihm sein Leben wie sein Dichten“ zu eigen machte, ist Huchels Option für Lenz – also gegen Goethe – offenbar. Das Gedicht muß ihm von zentraler Bedeutung gewesen sein, es ist als einziges des Bandes Sternenreuse“ datiert: Straßburg/Paris 1927. Knapp 250 Jahre also nach jenen Winter-Wochen, in denen Lenz im Wahn Goethes Friederike rufend, beim Pfarrer Oberlin in Waldbach eintraf. Straßburg ist natürlich ebenso als Chiffre zu verstehen, die Stadt, die aufs engste nicht nur mit Goethe und Herder zusammenhängt, sondern eben auch mit dem Dichter des „Hofmeister“ und der „Soldaten“ – und schließlich mit Büchner, der im Sommer 1835 die Aufzeichnungen des Pfarrers Oberlin findet und sie in seiner Novelle verarbeitet. Huchel stellt sein Gedicht bewußt in ein Koordinatensystem aus Historie und Literarhistorie – und er gibt Ton und Sinn an, wenn er als Motto setzt jenen berühmten letzten Satz Büchners „So lebte er hin“; es klingt auch wie das Motto einer eigenen Reise – nach Paris.
Vor diesem übersehbaren Hintergrund wird aber auch ein Strukturprinzip der Huchelschen Gedichtbauweise durchsichtig: keineswegs nämlich sind Naturbilder Stimmungskulisse. „Morgenhimmel“ und „Der Teiche weißer Rauch“, „der Pappeln kühles Schweben“ und „Nacht“ und „Wind“ sind Topoi für das Spannungsverhältnis des Menschen zur Natur, zur Welt also:

Lenz, Dich friert an dieser Welt!
Und Du weißt es und Dir graut.

Damit aber sind es Topoi für das Spannungsverhältnis des Menschen zum Menschen, genauer gesagt: gesellschaftliche Topoi. Jene große „Entfremdungsszene“ bei Büchner, die mit dem „Wird es denn niemals wieder Nacht?“ endet, ist ja pointierte Fixierung des aus der Gesellschaft ausgestoßenen Individuums, des totalen Auseinanderreißens von Ich und wir; der Autor, der dieses heute schriebe, hätte Samuel Beckett zu heißen:

Ja, Herr Pfarrer, sehen Sie, die Langeweile! die Langeweile! o, so langweilig! Ich weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll; ich habe schon allerlei Figuren an die Wand gezeichnet.

Oberlin sagte ihm, er möge sich zu Gott wenden; da lachte er und sagte:

Ja, wenn ich so glücklich wäre wie Sie, einen so behaglichen Zeitvertreib aufzufinden, ja, man könnte sich die Zeit schon so ausfüllen. Alles aus Müßiggang. Denn die meisten beten aus Langeweile, die andern verlieben sich aus Langeweile, die dritten sind tugendhaft, die vierten lasterhaft, und ich gar nichts, gar nichts, ich mag mich nicht einmal umbringen: es ist zu langweilig!

Dieser ganze logisch-moralische Zusammenhang stellt sich aber bei Büchner – wie bei Huchel – nicht im Kommentar her, kaum im Bericht, als einzig fixierbaren Namen gibt Huchel den Ort Fouday – wo jenes Kind starb, das makabrerweise auch Friederike hieß und an dessen Grab Lenz stellvertretend pilgerte. Er stellt sich her in Bildern – und zwar in Naturbildern. Wir erinnern den Anfang der Büchnerschen Prosa:

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.
Es war naßkalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht – und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Dieses Element des Korrespondierens äußerer und innerer Hergänge, ein dialektisches Verhältnis zwischen dem Vorgegebenen – der Natur, der Gesellschaft – und dem Bezwinger, der manchmal unterliegt, ist das Bauelement für die tragende Schönheit und Spannung von Huchels Poesie. Sein Gedicht „Lenz“ endet dann auch mit der Zeile

Und der Mensch am Menschen leidet.

Im selben Jahr, 1927, erschien Bertolt Brechts Hauspostille, in der eines der ersten Gedichte einer ebenfalls „Ausgestoßenen“ – der Kindermörderin Marie Farrar – galt; und es endet mit der Zeile

denn alle Kreatur braucht Hilf von allen

Ohne Frage gab es eine Art literarischen Dialog zwischen Huchel und Brecht; die Ballade über „Wei Dun und die alten Meister“ spielt nahezu augenzwinkernd zu Brecht hinüber:

Bewundernd die alten Meister,

war ich bemüht, mit steilem Pinsel…

Und schließlich ist auch dieser Vers eine direkte Antwort auf Brechts Frage, das Gespräch über Bäume betreffend, das zum Verbrechen wird, „weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt“:

Zarteste Kraft des Halms,
der die Erde durchstößt,
Trauriger Ölbaum, Wasser des Bachs,
darf ich euch preisen,
eh nicht der Mensch den Menschen erlöst?

Dieses Brecht-Gedicht „An die Nachgeborenen“ muß Huchel immer wieder provoziert haben. Der düstere „Psalm“, mit dem er seine vorläufig letzte Gedichtveröffentlichung beschloß, ist deutlich eine artistische wie ideologische „Verlängerung“. Wo Brecht noch die Ruf-Form benutzte, den Anruf an konkrete, erfaßbare Menschen, übernimmt Huchel gleichsam das jahrtausendealte Leid des jüdischen Volkes, den alttestamentarischen Klageruf, der weiß, daß es keine Antwort gibt:

Die Öde wird Geschichte,
Termiten schreiben sie
mit ihren Zangen in den Sand.
Und nicht erforscht wird werden
ein Geschlecht,
eifrig bemüht,
sich zu vernichten.

Das ist natürlich auch als formale Antwort zu verstehen. Brechts verschiedene Psalmgedichte lagen seit Anfang der zwanziger Jahre vor, nüchterne Prosa-Additionen von Zuständen, bewußt trivial. Die Bewegung dieser Gedichte ging absichtlich nicht auf ein Ziel zu, sie trennen statt zu verbinden, indem sie die Trennung gleichzeitig benennen:

2. über der Welt sind die Wolken, sie gehören zur Welt. Über den Wolken ist nichts.
3. Der einsame Baum im Steinfeld muß das Gefühl haben, daß alles umsonst ist. Er hat noch nie einen Baum gesehen. Es gibt keine Bäume.
6. Ich komme sehr vereinzelt vor. Ich habe keine Geduld. Unser armer Bruder Vergeltsgott sagte von der Welt: sie macht nichts.

Die Zukunft, die Huchel düster beschwört, sah Brecht ohne Unterschied zur Gegenwart; im „Psalm im Frühjahr“ ist die Eschatologie selbst verbal verbannt: obwohl die Erwartung des Sommers beschrieben wird, gibt es keine futurische Verb-Form. Die Erlösung findet bei Brecht nicht statt. Bei Huchel wird sie, einst versprochen, zurückgenommen.
Ganz fraglos auch ist Huchels großes Poem „Der Rückzug“, um 1943 entstanden, als ein derartiges poetisches Echo auf Louis Aragons berühmtes Gedicht „Les Roses et les Lilas“ aus dem Jahre 1940 zu verstehen. Bis in den Rhythmus hinein, bis in die Umkehr-Metapher Frühling = Trauer – während doch Frühling sonst blütenweiß, knospend und Neues versprechend begriffen wird – finden sich Ähnlichkeiten; man höre nur etwa den Versbeginn des 8. Teils:

O Nacht der Trauer, Nacht April,
die ich im Feuerdunst durchschwamm,
umweht vom schwarzen Wassergras,

und man hört förmlich Aragons Klagegesang:

O Flieder unvergessen und Rosen Strauß an Strauß
und meine beiden Lieben, die ich verloren hab

Auf ähnliche Weise, eine andere – eher allgegenwärtige Vorlage benutzend, entsteht im Winter der Kriegswende ein wichtiges politisches Gedicht: „Dezember 1942“. Die Gewalt dieses Gegenbildes ist zwingend: Maria nicht im Stall, nicht gebenedeit, sondern „erschlagen vorm Tor“; nicht drei Könige im Purpur, sondern drei vermummte Landser; sie hören keine Stimme des Gottessohns – „Nicht brennt ihr Ohr von des Kindes Schrei“; sie sehen keinen Stern; nicht Weihrauch oder Myrrhe oder Gold, nicht Esel und Ochs – sondern „kahles Gehöft, umstrichen von Krähe und Hund“; und statt „ein Kind ist geboren“, ist das „Gerippe fahl“ und Öl und Ruß, Reste von Kampf und Kriegsmaschinerie bleiben – kein Friedensfürst. Das Gedicht schwingt von aggressiver Antithese zu aggressiver Antithese – bis im letzten Vers, endlich, der Name dieses negativ gewendeten Bethlehem genannt wird: Stalingrad.
Huchel versteht auch sein eigenes Werk bereits als Bestandteil aufzuarbeitender Tradition. Der Vergleich vieler Gedichtfassungen in den jetzt vorliegenden Buchausgaben mit früheren Veröffentlichungen in Sinn und Form zeigt, daß er vor allem verknappt, Adjektive streicht oder sich zur lyrischen Identifikation entschließt, statt durch Wie-Vergleiche zu parallelisieren. Es heißt beispielsweise nicht mehr „Nackt und blutig lag die Erde wie der Leib des Herrn“, sondern „Nackt und blutig lag die Erde / Der Leib des Herrn.“ Besonders deutlich wird diese Entwicklung zur formalen Präzision, die Hand in Hand geht mit einer gewissen moralischen Bitterkeit, beim Vergleich zweier Gedichte, die in Huchels Werk zentrale Positionen einnehmen: „Der Knabenteich“, 1932, und „Wintersee“, um 1939. Aus der Schilderung eines Paradieses, bewohnt von Libellen und Nixen, Unken und dem spielerischen Knaben, umflutet von Mittagshelle und Algenlicht und Wind und Teich und Krähenschrei, ist ein Anruf geworden:

Ihr Fische, wo seid ihr
mit schimmernden Flossen?
Wer hat den Nebel,
das Eis beschossen?

Aus „Teich“, dem gemütvollen Begriff, wurde „See“, das härtere, gläserne Wort. Dort heiß, Sommer – hier Eis, Winter.
Aus vier Achtzeilern wurden zwei Vierzeiler. Aus Versen, die sich im a-c, b-d-Wechsel reimen, wurden Verse, von den a auf c überhaupt nicht mehr antwortet. Ein „Regen aus Pfeilen“, ein feindlicher Regen, einer, der den Himmel verfinstert – Huchel wie seine Leser kennen diese Metapher: aus einer berühmten antiken Schilderung der Alexanderschlacht. Es ist der Beginn des Endes, Krieg, Schrecken, Untergang werden assoziiert. Die – moralische wie poetologische – Entwicklung des Autors ist am Ende beider Gedichte besonders deutlich ablesbar: Weiche, Traumverlorenheit, fließendes Binsenhaar. Demgegenüber:

… so steht das Schilf
und klirrt und zittert.

Wozu zu sagen wäre, daß Schilf, eine bei Huchel besonders häufige Chiffre, im Sinne von Pascals „le roseau“ – „ein Schilfrohr, das denkt“ – als Bild für die eigene Existenz zu verstehen ist.
Das muß erinnert werden, liest man sein Gedicht „Winterpsalm“, das Huchel trotzig in jenes Abschiedsheft von Sinn und Form einrückte und das entsprechend Furore machte. Einmal war die Prozeß-Situation, das Trugbild vom Richter, dem er sich verweigert („Ich will nicht Zeuge sein“) einigermaßen deutlich. Zum anderen aber nimmt Huchel – hier offenbar sehr bewußt – dieses Bild vom Schilf wieder auf, um den zusammengesetzten Begriff aus zwei Dunkel-Wörtern „Winter“ und „Psalm“ zu einer besonders düsteren existentiellen Klage zu schließen:

Ich stand auf der Brücke,
Allein vor der trägen Kälte des Himmels.
Atmet noch schwach,
durch die Kehle des Schilfrohrs,
der vereiste Fluß?

Hans Mayer hat dieses ihm gewidmete Gedicht analysiert:

Was aber vermag die Mulde in der allgemeinen Vereisung? Der Wind kann ihr nicht helfen. Der Dichter hat die natürlichen Vorgänge umgestellt. Nicht Wind ernährt die Flamme, sondern die Flamme vermöchte ihn zum Sprechen zu bringen. Man kann ihn hören, solange die Flamme ihn zum Erklingen bringt. Allein da ist keine Flamme. Der Gehende im Winter, der die Mulde fand, bleibt stehen. Die Meditation als Fortsetzung des Berichts. Wer vermag in der Winterlandschaft noch Stimme zu sein, so wie der Ölbaum es war im Garten des Theophrast? Der Wind kann nichts bewirken. Auch die Nacht nicht, „denn da ist nichts als vieler Wesen stummer Angst“. Das Licht allein kann Zeugnis ablegen. Aber da ist kein Licht.
Die Straße führt hinab zum Fluß, vorbei an der Mulde. Hier ist nun die Brücke. Träge Kälte, Windlosigkeit, Lichtlosigkeit. Der Fluß ist vereist. Aber beim Schilfrohr scheint noch nicht alles zugefroren zu sein. Da fließt noch etwas, ist noch Bewegung, atmet er noch, der Fluß. Es ist, gleichsam, die Mulde im Fluß. Noch ein Stückehen Erde, das vom Winter nicht zugedeckt wurde. Noch ein bißchen Bewegung im Wasser, während ringsum sonst alles vom Eise bedeckt wurde. Er atmet noch, der Fluß. Atmet er noch?

Fritz J. Raddatz, aus Fritz J. Raddatz: Tradition und Tendenzen. Zur deutschen Literatur der Zeit 1. Materialien zur Literatur der DDR. Rowohlt Verlag, 1987

Peter Huchel

Er lebt mit sich allein, in tiefster Abgeschiedenheit, weit hinter Potsdam.
Vor Zeiten reiste man mit der kreischenden S-Bahn quer durch Westberlin, danach – wieder auf dem Boden der DDR – mußte man noch einen Taxiwagen auftreiben, um ein beträchtliches Stück Wegs zurückzulegen – hindurch zwischen Kiefern und Ahornbäumen, zwischen Teichen und Heiden. Heute wird die Insel Westberlin von einem Schnellzug umfahren, doch hat man von diesem in einem Bummler umzusteigen, eine Station weit zu fahren, dann zu Fuß zu gehen – eine Viertelstunde durch eben-übersichtliches Gelände, wo der alten Villen immer weniger werden, wo die Straßen einander zum Verwechseln ähnlich sind und manche von ihnen schon eher einem Waldpfad gleichen.
Wozu verlieren wir so viele Worte – bloß über den Weg, der hin zum Dichter führt?
Weil der Dichter nur selten einmal in die Hauptstadt aufbricht, und wenn es schon sein muß, dann lediglich auf einen Sprung. Zum letzten Mal hat ihn die Öffentlichkeit gesehen, als er Ende 1966 einem literarischen Abend im Tschechoslowakischen Kulturzentrum in Berlin beiwohnte. Man hatte ihn, wie es sich für einen Dichter erster Größe ziemt, dazu eingeladen…
Wer sich mit Peter Huchel unterhalten will, muß den komplizierten Hinweg in Rechnung stellen. Wenige Deutsche wünschen mit ihm zu sprechen – Freunde, Dichter –, zudem aber ein ständig wachsender Haufen von Ausländern, die ihn übersetzen, Essays und Aufsätze über ihn schreiben – oder auch Schularbeiten, deren scheinbarer Vorzug auf der Tatsache beruht, daß der Gegenstand solcher Arbeiten ein Autor ist, der – seinem Geburtsdatum (1903) zum Trotz – bisher ganze zwei, dabei nicht einmal sehr umfangreiche Bändchen veröffentlicht hat. Deren poetisches Gewicht – seit Jahren unbestritten – wächst allerdings stetig an. Abseits aller Moden, über ihnen. So ist durch fortwährende Selbstgestaltung – moränengleich – eines der wenigen Eiländer im Meer der deutschen, der europäischen Poesie entstanden. Als Naturlyriker trakelschen Stils – ohne die absolute Abgründigkeit trakelscher Melancholie jedoch – war Huchel schon vor 1933 eine feste Größe. Mit diesem Jahr aber zog er sich und seinen bereits abgeschlossenen Erstling zurück. Bloß im Hörspiel mit „ländlicher Thematik“ fand er noch für kurze Zeit eine halb anonyme Zuflucht. Der Rest war Schweigen. Bis endlich – nach all dem Feuerregen, nach dem Morast des „Barras“, nach den Schützen-, Schanz- und Laufgräben, nach dem Durchschwimmen der Oder mit ihren brennenden Ufern – das „Jahr Null“ anbrach: 1945. Die deutsche, von Kriegsmaschinen ausgewalzte Land-Schaft fand in Huchel ihren Dichter. Da klingt wiederum das schon aus seiner frühen Lyrik bekannte Motiv an: Aus den kahlgeschlagenen Wäldern tritt die „vendische Mutter“ hervor – Urmutter nicht nur eines Geschlechts, sondern jener ganzen Gegend…
In der Isolation des letzten Jahrzehnts wurde aus dem Naturlyriker, der die Kunst der Euphonie in Moll zur Vollkommenheit beherrschte, ein Dichter schriller Töne und Bilder von gleichsam gestundeter Intensität. Doch ist er noch immer vielfach der Natur verbunden – häufiger jetzt auch der südlichen –, mit harten metaphorischen Bildschnitten bringt er jedoch zudem seine Trauer zu Vers, sein Los und dadurch das Los seiner Zeit, seiner Heimat. Viele seiner Gedichte – besonders die winterlichen Verse – werden so zu „erstarrten Schreien“: Zum letzten Mal vielleicht waren solche Töne in einigen Dichtungen des expressionistischen Jahrzehnts aufgeklungen…
Das Haus, in dem der Dichter wohnt – Eingeweihte nennen ihn (ist von deutscher Poesie die Rede) ohne Überlegung gleich nach Brecht, Benn, Becher –, dieses Haus war bevölkert mit Leuten, welche Sinn und Form erspürten: ein kleines Team brütete da über Manuskripten, später über Korrekturabzügen – mit einer Beharrlichkeit, wie ich sie an solchen Arbeitsstätten nur selten erlebt habe. Dabei herrschte keineswegs das hektische Chaos einer Redaktion: Trotz allem Drum und Dran überwogen Stille und Schweigen, Stille und Nachdenklichkeit. Inmitten der Menschen tummelten sich (damals) Hunde, wetzten sich an einem Bein, legten die feuchte Schnauze auf ein Knie und machten sich wieder davon; dazu gurrten Wellensittiche, und draußen – auf der Grasfläche im weiten Gehege – flanierten Schildkröten.
Das alles war einmal. Die Tiere sind inzwischen ausgestorben, die Stöße von Korrekturen – verschwunden. Schweigend geht der Dichter durch Haus und Garten, und lächelnd erklären die Freunde, er spreche neue Gedichte in sich hinein, sage sie auf, oder diese sagten sich selbst auf in ihm. Und in einem allmählichen Prozeß werden Präfixe ausgetauscht, was zu einer Verschiebung von den Bedeutungen natürlicher Harmonie auf Bedeutungen über-, un- und nicht-natürlicher Zerrissenheit führt: Nach Jahren wird in einem alten Gedicht das Adjektiv „uralt“ ersetzt durch das Adjektiv „urfrüh“, der Strophen-Bauriß erfährt eine leichte Veränderung, die jedoch in der ganzen Konstruktion ihre Spuren hinterlassen muß, die überflüssige Absprungstelle der ersten Verse kommt zum Verschwinden, ebenso der verdoppelte, auffällig akzentuierte Abgesang, das Gesicht des Dichters durchzieht sich mit Furchen, die Augen-Blicke sind tiefer, die Bitternis rund um den Mund verdichtet sich, aber noch immer: das Gesicht eines bislang ungealterten Mannes, ein anziehendes Gesicht, hinter dessen düsterer Reglosigkeit sich etwas tut; dieses Gesicht spricht zu sich selbst und für sich selbst, spricht für Worte, Fakten, Taten; und dann stellt er, mit sehr leiser Stimme, Fragen, suchend, sucht einen Ort, sucht den Süden oder das slawische Element, sucht keine bittern Worte, die sind ja schon da, wenn auch unser Bitterwurz im brandenburgischen Sand nicht gedeiht, bloß Heidekraut und Weidenröschen, bloß Föhren und – an den Teichen – Schilfrohre, die im Winter wie die Lanzen deutscher Ritter aus dem Eise ragen – Lanzen, die im Schneegestöber rasseln. Der Dichter folgt dem Faden seines Horizonts, am Deich des Teiches nickt er einem zu, den er unterbewußt den Fischmeister nennt; hinter der Andeutung eines Hohlwegs leisten zwei Pappeln den Eid (wem wohl? auf was? in wessen Namen?), kalt ist es, Herbst (war ich überhaupt schon einmal dort, zur Sommerszeit?); einst bummelte er durch ganz Europa, machte einen Abstecher in Richtung Türkei, arbeitete dann, für ein Stück Brot, bei einem Bauern in der Provence, unwiederbringlich ist das, und noch bitterer werden die Worte, und im niederen Gehölz sind weiterhin die Falleisen gestellt, für das Wild, für die Menschen; es knarrt das Pförtchen, vorbei braust eine Limousine, ein Düsenflugzeug reißt den Himmel auf, als wär’s ein Vorhang: damit die nachfolgende Stille noch tiefer, schwerer sei. Im Zimmer hängt ein echter Chagall, eine kleine ungewichtige Tuschzeichnung mit allem, was dazugehört: mit einem Wagen, mit Liebenden und fliegenden Bauern. Und gegenüber ein altes Ölbild aus Bohdan Lacinas violetter Periode: Goldkerze, dunkel durchschimmernde Trauer. Die zermürbende Hast der Zeit hat sich nicht hierher gewälzt, und dennoch. Von einer Idylle kann keineswegs die Rede sein. Unmeßbar langsam lagern sich Konsonanten und Vokale zu Silben, Silben zu Worten, Worte zu Versen. Aus einer Seite wird im Laufe eines halben Jahres eine halbe Seite oder – eine fünfzeilige Strophe.
In den Brandenburger Heiden wurde nie an Platz gespart, Sparsamkeit wäre hier auch gar nicht am Platz. Doch wollen wir den Grundriß überblicken, müssen wir uns künstlich in die Luft erheben. Auch Huchels Gedichte sind ebenerdig, ihr Grundriß nicht nur ausgewogen, sondern stets von neuem ausgeglichen. Um die Übersicht dieses Grundrisses zu gewinnen, braucht man allerdings keinen künstlichen Höhenflug. Es genügt die Augenhöhe. Dieses Werk, das keine zweihundert Gedichte überstiegen hat, übersteigt seine Zeit um eine Meile Lichts und seinen Boden um ein Gebirge von Dunkelheit.
Und der Dichter – immer wieder – sagt Worte, sagt in seinem Innern Worte oder Vor- oder Nachsilben auf und geht hinters Haus, durch den Garten – hinaus. Föhrenwald, Jung- und Unterholz, Sand, ein Teich, das Heidefeld. Allein ist der Dichter und schweigt. Der fiktive Fischmeister ist ihm heute nicht begegnet.

Ludvík Kundera, aus Ludvík Kundera: el do Ra Da(da), Arco Verlag, 2007
Aus dem Tschechischen von Felix Philipp Ingold

Ein großer deutscher Dichter

In den zwanziger Jahren fängt Peter Huchel zu dichten an. Er holt seine Motive aus der märkischen Landschaft seiner Kindheit, die er noch in vorindustrieller Zeit erlebt hat. Wetzsteine tönen auf gelben Kornfeldern. Schreiende Pumpen füllen die Eimer für das Vieh. Im Wald klagt ein Tier, das im Tellereisen gefangen ist. Die Nacht kommt und blakt das weiße Stallicht aus. Huchel zeichnet Gestalten aus einer zeitlosen bäuerlichen Lebensweise. Die alte Magd, der Knecht, der Öl in die Wagenlaterne füllt, der polnische Schnitter, der mit geschulterter Sense, umheult von Hunden, die helle Chaussee in der Dämmerung hinabgeht, vorbei an der rußigen Schmiede, wo der Amboß schläft.
Diese ganze Welt „schläft“ und ist in der Erinnerung erlebt. Sie gehört dem Bedrohten oder Vergangenen an. In der Erinnerung aber ist sie ein Paradies, weil sie Geborgenheit gibt. Die Havel und die langsam zuwachsenden, schilfreichen Seen sind besonders bedeutsam. Im Fluß spiegeln sich nachts die Sterne und bilden eine Reuse von Licht. Der Dichter hebt die Reuse empor und sieht sie am Himmel schweben. In anderen Gedichten entstehen mit Bildern aus der Pflanzen- und Tierwelt der Seen romantisch-mystische Stimmungen, die an Gunnar Ekelöfs Gedicht „Nachts im Wald“ erinnern. Der tote Vater stakt seinen schwarzen Kahn durch die Binsen, und Träume vom Leben ziehen wie Fische auf dem Grund.
Manchmal gibt es biblische Bilder in nördlicher Landschaft. Hirten sehen im Schneesturm der Heiligen Nacht durch die Stalluke, wie der Ochs die Krippe mit dem Neugeborenen darin warmbläst. Sie hören Joseph sagen, daß die Welt nun besser werde, und wünschen sich Geräte, Pflug und Stier. Dies ist das Lumpenproletariat der Dreigroschenoper, aufs Land übergesiedelt, hier wird das Evangelium als eine Forderung nach Gerechtigkeit betrachtet.
Nach der Machtübernahme will Huchel kein Stück publizieren. Er schreibt aber weiter Verse. In einem dieser Gedichte aus dem verhängnisvollen Jahr 1933 beschreibt er, wie ein fremder Hund hoch über allen Jägern jagt. Im Wald ist Pulverbrand, und im nassen Sand des Herbstes liegen die Eicheln wie Patronen. Es ist die Zeit der Ratten und der Wölfe. Die Landschaft ist dieselbe, aber die Perspektive ist neu. Jetzt entsteht bei Huchel die Technik der verborgenen Botschaft, die er in seinem Leben noch oft verwenden soll. Das Gedicht „Wintersee“ lautet:

Ihr Fische, wo seid ihr
mit schimmernden Flossen?
Wer hat den Nebel,
das Eis beschossen?

Ein Regen aus Pfeilen,
ins Eis gesplittert,
so steht das Schilf
und klirrt und zittert.

Ein Stück Natur, aber gereinigt von der Mannigfaltigkeit der Jugend. Nun genügt, wie bei den chinesischen Meistern – Huchel hat sie studiert – eine einzige, scharf ausgemeißelte Einzelheit, und die ganze Landschaft wird sichtbar. Lyrik ist die Kunst, Parallelen zu finden. Dieses Gedicht hat viele Ebenen. Das Schilf wird mit Pfeilen verglichen, die, auch wenn sie ihr Ziel erreicht haben, von der Kraft zittern, mit der sie geschossen wurden. Der See und die Fische können als Bild eines verlorenen Kindheitsparadieses aufgefaßt werden. Aber wer hat geschossen? Wie der deutsche Kritiker Gert Kalow gezeigt hat, nimmt Huchel hier Bezug auf eine berühmte antike Schilderung der Alexanderschlacht und vielleicht auch auf die Schlacht bei den Thermopylen. Ein Regen von Pfeilen verdunkelte die Sonne und rief lähmenden Schrecken bei allen Schwachen hervor. Das Eis und der Nebel sind der Schrecken über Deutschland, und die Pfeile sind die Waffen des Terrors. Wo seid ihr, Fische? Gibt es noch eine warme Stimme und ein lebendiges Herz? Der vereiste See – zehn Jahre zuvor als schilfige Nymphe geschildert – leistet politischen Dienst.
In einem Gedicht, „Dezember 1942“, tauchen seine armen Hirten an einem zerschossenen Stall auf, jetzt in Soldatenmänteln. Am Tor liegt die totgeschlagene Maria, und ihr blutiges Haar ist an den Steinen festgefroren. Der Weg führt nach Stalingrad und in die Totenkammer aus Schnee.
Theodor W. Adorno, der Philosoph und Musiksoziologe, behauptete, daß nach Auschwitz keine Poesie mehr möglich sei. Ein sonderbarer Gedanke: Als ob die Poesie nur in Frieden, Glück und Wohlstand gedeihen könnte! Nelly Sachs beschrieb in deutscher Sprache den Untergang des jüdischen Volkes und gestaltete dann den Untergang, der uns alle erwartet – das Altern, der Wahnsinn, das Sterben. Peter Huchel nahm es auf sich, die Niederlage des deutschen Volkes zu schildern. Jetzt veränderte sich seine Landschaft, sie brach auf und blutete. Der Acker sieht den Himmel mit den Augen erschlagener Pferde. Die zerschossene Fähre treibt den Fluß hinab. Die Niederlage sinkt auf die gefrorenen Adern des Landes und auf die ledergepolsterten Sitze des alten Kremsers in der Remise, wo zwischen Pferdegeschirr und grauem Heu die Kinder schlafen.
In dem Gedichtzyklus „Der Rückzug“ zieht ein Haufen toter Soldaten, gebeugt von modernder Last, über die ölig verbrannte Saat hinab zu dem zugewachsenen See und rastet hungrig an seinem Ufer. Ein ganzes Volk von Schatten vereinigt sich mit dem toten Vater.
Peter Huchel nimmt anfangs nicht ohne Begeisterung teil am Aufbau eines neuen sozialistischen deutschen Staates. Er ist einige Jahre Sendeleiter am Berliner Rundfunk. Bertolt Brecht kehrt zurück aus der Emigration und wird sein Freund. 1949 wird Huchel Chefredakteur der literarischen Zeitschrift Sinn und Form. Obwohl die Not groß ist, sind die späten vierziger Jahre eine Zeit der Hoffnung und des Tauwetters. Huchel debütiert endlich 1948 mit einem Buch, das sein ganzes lyrisches Œuvre enthält. Er wird ein anerkannter Lyriker.
Aber er ist Künstler und kennt die Bedingungen des Künstlertums. Es ist ihm unmöglich, den Doktrinen des offiziell proklamierten sozialistischen Realismus Folge zu leisten. Für die Literatur müsse es verschiedene Wege geben, behauptet er. Er hat einen festen, unbeugsamen Charakter. Sein Kopf sieht dem Kopf eines Römers der stoischen Schule gleich, Scipio Africanus etwa, den er in einem Gedicht, das auf dem des antiken Geschichtsschreibers Polybius fußt, als einen Mann schildert, der den Untergang Karthagos beweint, seine Tränen aber hinter dem Rauch der brennenden Stadt verbarg.
Huchel macht Sinn und Form zur führenden literarischen Zeitschrift der beiden Deutschland. Tagespolitik wird nicht diskutiert. Hier wird Literatur aus der ganzen Welt publiziert und diskutiert, und Qualität und Dauerhaftigkeit ist gefragt, nicht Treue der Partei gegenüber. Bald gibt es viel zwischen den Zeilen zu lesen. Das konnte nicht lange geduldet werden, und 1962 wurde Huchel entlassen. Acht Jahre sitzt er bedroht und isoliert in seinem kleinen Haus bei Potsdam. Seine Post wird konfisziert. Es ist gefährlich für seine Freunde, ihn zu besuchen.
Wieder dient ihm die Landschaft seiner Kindheit. Seine Sprache wird noch einfacher, und er dichtet ohne Reim und festen Rhythmus. In dem Gedicht „Ophelia“ waten Stiefel in der weißen Dämmerung, im seichten Gewässer, Stangen stoßen, ein rauhes Kommando tönt, und die schlammige Stacheldrahtreuse wird gehoben. Kein Zauber ließ die Kugel am Weidenblatt zersplittern. Die Reuse, die früher Sternen gleichgesetzt war, verwandelt sich in eine Absperrung, hinter der das freie Wort gefesselt ist.
In einem anderen Gedicht, „Winterpsalm“, steht der Dichter am Fluß. Er nimmt wahr, wie das eisbedeckte Wasser immer noch schwach durch die Kehle des Schilfrohrs atmet. Das Schilf, das vor zwanzig Jahren die Pfeile der Feinde bedeutete, ist zur Kehle geworden, durch die das erstickte Wasser atmet.
Huchel protestiert nicht lauthals, sondern schildert seine Lage. In dem Gedicht „April 63“ – er ist gerade entlassen worden – blickt er, das Beil in der Hand, vom Hauklotz auf, im leichten Regen, und sieht im Geäst fünf junge Eichelhäher. Er fühlt, daß er in der „eisigen Mulde meiner Jahre“ – nun ist er sechzig – und in den politischen Spinnennetzen erstickt.
Im letzten Heft von Sinn und Form, das von Huchel redigiert wurde, veröffentlichte er u.a. Brechts satirische Phantasie aus dem Jahre 1936 „Über die Widerstandskraft der Vernunft“. Er publizierte auch einige seiner eigenen Gedichte. Eines dieser Gedichte heißt „Traum im Tellereisen“. Der Knöchel des Traumes brennt, zerschlagen im Tellereisen, das letzte Vermächtnis des Sterbenden heißt Schweigen. In seiner Jugend schrie ein Tier des Waldes im Tellereisen. Jetzt kommt er selbst nicht mehr los.
Peter Huchels lyrische Eigenart hängt zusammen mit seinem Sinn für Qualität und seiner Fähigkeit, sich zu begrenzen. Fast nie hat er sich auf Dinge eingelassen, die er nicht völlig beherrscht. Seine Gedichte widerspiegeln alle politischen Geschehnisse, die er miterlebt hat – sie sind in diesem Sinne Zeitgedichte. Sie haben aber alle verschiedene Ebenen, und der allgemeingültige Aspekt fehlt nie.
Acht Jahre lang war er gezwungen zu schweigen. Aber Einsamkeit und Schweigen sind zugleich die Voraussetzungen seiner Lyrik. In seiner Gedichtsammlung vom Herbst 1972, Gezählte Tage, zeichnet er sich selbst mit dem Bild eines Vogels der Flußlandschaft. Könnte ich, heißt es, wie die Wasseramsel, die ihre Nahrung vom steinigen Grund des Flusses holt, hinab ins fließende Dunkel stürzen, um mir ein Wort zu fischen.

Goldwäscher, Fischer,
stellt eure Geräte fort.
Der scheue Vogel

will seine Arbeit lautlos verrichten.

Olof Lagercrantz, aus Hans Mayer (Hrsg.): Über Peter Huchel, Suhrkamp Verlag, 1973

Peter Huchel oder die Kunst, sich nicht zu uniformieren

– Rede zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst am 2. September 2012. –

Vor zwei, drei Jahren ungefähr, beim Schreiben einiger „Biografischer Skizzen“, beim Nachdenken über die Motive, die mich in den sechziger und siebziger Jahren durch die Mauer und in die Wohn- und Arbeitszimmer von Kurt Bartsch, Wolf Biermann, Johannes Bobrowski, Thomas Brasch, Volker Braun, Adolf Endler, Sarah Kirsch, Günter Kunert, Richard Leising, Karl Mickel, Heiner Müller, Stefan Schütz gelotst haben, sprang mir unverhofft das Wort „huchelgeprägt“ in die Zeile. Neuen Adjektivvarianten begegne ich in der Regel mißtrauisch und überlege lange, ob sie wirklich ungestrichen davonkommen dürfen, in diesem Fall zögerte ich keinen Moment: das war ein Wort, das bleiben sollte.
„Was mich in die andere Hälfte der Stadt lockte“, lautet der entsprechende Passus, „waren die Dichter – aber nur die, die mehr Freiheit suchten, als sie hatten. Vielleicht war ich huchelgeprägt: man wußte, der große Dichter Huchel saß, kaltgestellt von der Partei, zensiert, schikaniert, in den Wäldern bei Potsdam und war für Westler nicht erreichbar. Bei Huchel konnte einer wie ich nichts tun, aber…“
Was ein Westberliner Jungdichter und Lektor von den Begegnungen und Arbeitsphasen mit den Ostberliner Autoren und Freunden zu erzählen hat, ist in „Als die Bücher noch geholfen haben“ zu lesen. Heute aber soll der Hausherr, Hausgeist, Hausvater des Hubertuswegs 43 oder 41 im Mittelpunkt bleiben.
Was hat mich zu diesem Adjektiv angestiftet? Was wäre unter „huchelgeprägt“ zu verstehen? Welche Art Huchelprägung könnte heute von Nutzen sein? Das ungefähr wären die Fragen in den nächsten zwanzig Minuten.
Meine Huchel-Prägung beginnt mit einem seiner düstersten Gedichte, „Schlucht bei Baltschik“:

Am Abend hängt der Mond
Hoch in die Pappel
Das silberne Zaumzeug der Zigeuner.
Er gräbt es aus,
Wo unter Steinen
Pferdeschädel und Trensen schimmern…

so der Anfang, und die letzten drei Zeilen:

Die Schildkröte trägt
Mit sichelndem Gang
Den Tau in den Mais.

Dieses Gedicht wurde, als Autograph, im Januar 1963 von Wilhelmshorst nach Korbach, Kreis Waldeck, Nordhessen geschickt. Meine Freunde von der Schülerzeitung des Gymnasiums hatten ihrem selbsternannten „Chefredakteur“ zum Abitur ein Buchgeschenk machen wollen, ich hatte ihnen vorgeschlagen: Schickt lieber dreißig Briefe an Lyriker und bittet um ein handgeschriebenes Gedicht und schenkt mir das Bündel, wenn ihr wollt. Die meisten Autoren waren so freundlich, Hans Bender, Günter Eich, Hans Magnus Enzensberger, Manfred Peter Hein, Walter Höllerer, Marie Luise Kaschnitz, Karl Krolow, Christoph Meckel, Ernst Meister, Nelly Sachs, Peter Rühmkorf und einige andere, aus der DDR waren nur zwei eingeladen, die beide antworteten, Johannes Bobrowski und Peter Huchel.
Ich kannte nur wenig von Huchel aus Anthologien, dank der Lektüre der Zeit wußte man jedoch von seinen Konflikten mit dem Staat, von den Schikanen gegen ihn. Davon fand ich in diesem Text nicht den Hauch einer Andeutung, und ich muß zugeben, die „Schlucht bei Baltschik“ hat den Zwanzigjährigen ein wenig enttäuscht. Den Ort vermutete ich zu Recht im ferneren Osten, die Szene im Zweiten Weltkrieg, und ich habe mich gefragt: Warum schickt dieser Huchel einem Abiturienten aus dem Westen, einem jungen Mann, der offenbar literarische Interessen hat, einem, der aufbricht, der das Leben, wie man so töricht sagt, vor sich hat, ein Gedicht, das mit Tod, Mord, Pferdeschädeln, Zigeunern, Greisinnen, Feuer und Schildkröten zu tun hat? Was hat er sich dabei gedacht? Hätte er nicht ein verständlicheres, helleres, leichteres Gedicht mit seiner schönen blauen Tinte abschreiben und schicken können? Es dauerte nicht lange, bis ich begriff, daß Huchel wahrscheinlich mehr an die Briefzensoren als an den Primaner im Westen denken mußte. Sogenannte verständlichere, hellere Gedichte, etwa „Traum im Tellereisen“, wären auf dem Postweg wohl nicht bis in die hessische Provinz gelangt. Aber der Hauptgrund für diese Wahl dürfte, wie ich nach und nach lernte, dieser gewesen sein: Huchel, der sich der Partei nicht anpaßte, paßte sich auch der Erwartung seiner Leser nicht an, erst recht nicht der Erwartung irgendwelcher jugendlicher Enthusiasten, ob aus Hessen oder aus Sachsen. Mit Erwartungen an die sogenannte Verständlichkeit, mit der Lieferung irgendwelcher lyrischer Gefälligkeiten war man, das mußte jedem seiner Leser klar sein, bei ihm an der falschen Stelle. Trotzdem, seien wir ehrlich, auch als gut trainierter Lyrikleser wünscht man sich auch bei Peter Huchel ja zuweilen – selten, aber doch zuweilen – ein Gran mehr an Deutlichkeit, Kontext oder Bildhintergrund oder wenigstens eine Anmerkung. Manchmal meint man, es sei vielleicht doch zu hart gestrichen worden, hier eine Zeile, da ein Wort mehr hätte der Dichte des Textes nicht geschadet – aber der Dichter tut uns den Gefallen nicht, er tut uns überhaupt keinen Gefallen, er ist nicht dazu da, uns einen Gefallen zu tun, er schreibt nicht, um anderleuts Deutlichkeitsbedürfnisse zu befriedigen, und nicht, um unsern Beifall abzuholen, er allein setzt die Maßstäbe, er bestimmt, bis an welche Kante die Metapher tanzen darf, wo ein Bild durch falsche Deutlichkeit verliert, wie weit ein Rätsel gehen darf, er ist der Souverän.
Die Souveränität, nein zu sagen, auch gegenüber den Erwartungen der Leser, dies Nein als Stärke begriffen zu haben, das meine ich mit huchelgeprägt.

Im Herbst 1963 erschien der Band Chausseen Chauseen im Westen, und ich hatte das Privileg, in den Wochen vor dem Erscheinen als eine Art Volontär bei Huchels Lektor, der bald auch mein Lektor wurde, zu arbeiten, bei Klaus Wagenbach – im S. Fischer Verlag. Vor allem habe ich unverlangte Manuskripte zurückgeschickt, manchmal hat Wagenbach mir, mehr zur Übung, Fahnen zur Lektüre gegeben. Es könnte sogar sein, daß ich im Fischer-Hochhaus an der Konstabler Wache mit Weitblick auf die in Richtung Landebahn Rhein-Main segelnden Flugzeuge die Zeilen von brandenburgischen Chausseen und Wäldern Buchstabe für Buchstabe gelesen habe, vor fast fünfzig Jahren, als Brandenburg weiter weg war von Frankfurt am Main als die Kontinente, aus denen die Flugzeuge kamen. Erinnerungen können lügen wie gedruckt oder besser als gedruckt, gut möglich, daß ich mir das Fahnenlesen einbilde, aber ich bilde es mir deshalb ein, weil mir auch heute die Gedichte des Bandes noch überraschend vertraut sind, viele Zeilen und Strophen im Gedächtnis gespeichert, ich muß diesen Band jedenfalls gründlich studiert und immer wieder aufgeschlagen haben.
Das erstaunt mich heute besonders, weil der schreibende Student keinerlei Nachahmungslust spürte und im Huchelschen poetischen Kosmos auch kein Vorbild suchte. Ich war damals mit Pointen-Lyrik und sprach- und spruchkritischer Bildlichkeit nach Art eines Eich oder Krolow, Enzensberger oder, sehr hochgegriffen, des Buckower Brecht beschäftigt, strebte also einem völlig anderen Sprachgestus, anderen Motivkreisen und simplerer Metapherntechnik nach, in allem eher das Gegenteil der Huchelschen Lyrik, die man hilfsweise und ungenau Naturlyrik nannte. Naturlyrik war sowieso das Letzte – gerade der Pubertät mit pubertären Naturgedichten entwachsen, galt mir dies Genre als reaktionär. Hesses Naturgedichte hielt ich schon als Schüler für Kitsch, die Wilhelm Lehmanns für öde, viel mehr kannte ich nicht. Trotzdem soff ich mich an Huchel fest, ungeachtet irgendwelcher Vorurteile oder Schubladen.
Ein Grund für diese Faszination könnte gewesen sein: Auch die südliche Welt, die in der ersten Abteilung des Bandes aufscheint, auch die helleren Landschaften setzte dieser Dichter seiner „Unheilsfühligkeit“ (Grünbein) aus, poetische Orte, die ich romantischer aufgeladen hätte und aufgeladen hatte in frühen Gedichten. Auch da machte er keine Kompromisse, stellte Härte gegen Schwärmerei, das imponierte mir. Ein anderer Grund für die Attraktion der Chausseen Chauseen mag in einer spezifischen Perspektive zu finden sein, die meiner poetischen Vernunft fremd, aber dem poetischen Sentiment recht nah war. Viele Gedichte des Bandes halten Momente des Abends fest, die Wortfelder Abend, Nacht, Tod dominieren, Landschaften, die „oft das Bedrohliche eines Tatorts“ (Grünbein) haben. Auch das hat den jungen Leser nicht abgeschreckt, der keineswegs in der Phase des Resümierens, der abendlichen Ruhe oder leicht irritierten Meditation verharren mochte, sondern, noch ganz erfahrungslos, durch eine Lebensphase des Morgens, des Aufbruchs, der großstädtischen, der studentischen Unruhe eilte. Ich lernte hier aber zu ahnen, daß Natur und Geschichte nicht zu trennen sind, daß sie eins werden im gelungenen Gedicht, das den „Abend“, die Erfahrung, den Rückblick braucht, um im weitesten Sinne ein beunruhigendes, also politisches zu werden. So also konnte auch jemand, der mit einer ganz anderen Poetik seinen Weg suchte, von diesen Gedichten angezogen werden.
Huchelgeprägt zum zweiten: Du bist nicht auf der Welt, um eine poetische Richtung für die alleinseligmachende zu halten. Respekt vor der Kunst der anderen.
Doch die Prägung des jungen Lesers, der ich war, ging gewiß am stärksten von einer Handvoll Gedichte am Schluß des Bandes aus, mit den Titeln: „An taube Ohren der Geschlechter“, „Winterpsalm“, „Der Garten des Theophrast“ und „Traum im Tellereisen“. Vielleicht, denke ich heute, waren es sogar nur drei Zeilen, die ersten drei des letztgenannen Gedichts:

Gefangen bist du, Traum.
Dein Knöchel brennt,
Zerschlagen im Tellereisen.

Das Unerhörte daran ist, daß der Traum wie ein Partner, wie ein Mensch angesprochen wird, das noch Unerhörtere liegt für mich in der Zeile „Mein Knöchel brennt“. Mit dieser lakonischen Behauptung wird der Schmerz direkt übertragen, der Schmerz zur Empfindung des Lesers gemacht: ich jedenfalls fühle jedesmal wieder meinen Knöchel brennen, wenn mir dies Gedicht unter die Augen kommt.
Man spürt es: Irgendwann war sie fällig, diese Zeile des Schmerzes und der Empörung, die uns verriet, wie sehr der Knöchel brennt im Ulbrichtschen Tellereisen, in der Kurella-Zwinge, unter dem Hager-Hammer.
In diesen Zeilen, in diesen zehn Wörtern schien alles über die DDR gesagt, was man, nicht nur aus Huchelscher Perspektive, im Jahr 1963 über die DDR sagen konnte. Diese vier Gedichte und das Verhalten der Staatsgewalt gegen den Dichter und zwei Jahre später Biermanns „Drahtharfen“-Lieder und das Verhalten der Staatsgewalt gegen den jüngeren Dichter, viel mehr brauchte man nicht, um sich auch im Westen Illusionen über den sozialistisch genannten Nachbarstaat zu ersparen.
Die Souveränität, nein zu sagen, erst recht gegenüber den Erwartungen des Staates – das als Stärke begriffen zu haben und dafür Empathie zu entwickeln, das meine ich mit huchelgeprägt, zum dritten.
Der vierte Punkt ist, daß Huchels Souveränität als Dichter nicht zu trennen ist von seiner Souveränität als Chefredakteur und Bürger, von seiner Unbestechlichkeit und der Verweigerung jeglicher Unterwerfung. Das scheint uns nachgeborenen Besserwissern selbstverständlich, damals war es nicht. Wer im Leben faule Kompromisse der Anpassung macht, wird sie auch bei Schreiben machen. Und dies früh kapiert zu haben, verdanke ich Huchel und spreche deshalb von huchelgeprägt, zum vierten: Kein Aufgeben des Anspruchs an sich selber, sei es in persönlicher, politischer und poetischer Hinsicht.

So geprägt, ohne diese vier Elemente schon als Prägung begriffen zu haben, ging ich also mit dem Reisepaß der Bundesrepublik Deutschland zum Bahnhof Friedrichstraße und dann in die Wohnungen, zuerst zu Günter Kunert, dann zu Wolf Biermann. Man wird es nicht Zufall nennen, daß beide, zu denen sich ein Ansatz von Freundschaft entwickelte, auch mit Huchel befreundet waren. Sogar mein sonst nicht sehr mutiger Freund Karl Mickel war zumindest einmal nach Wilhelmshorst gekommen, um Huchel zur Veröffentlichung von Gedichten in einer Anthologie zu überreden.
Da wir einmal bei Prägungen sind, soll auch die fünfte nicht vergessen werden, aber sind wir bereits im Jahr 1968. Der Dichter aus der Chausseestraße schreibt für den Chausseen-Dichter vom Hubertusweg ein berühmtes Ermutigungslied. Dies wurde verbreitet von einem Westberliner Verlag aus der Jenaer Straße in einem Band mit dem Titel Mit Marx- und Engelszungen, an dem ein huchelgeprägter junger Mann ein wenig mitlektorierte. Aus dieser „Ermutigung“ ist eine Art Hymne sowohl für die Oppositionellen der DDR wie für die westlichen Achtundsechziger geworden, jedenfalls für die große Fraktion der Nachdenklichen, die ihren Verstand nicht bei Mao oder Meinhof oder in Moskau abgaben. Wir fühlten uns mit angesprochen, wenn Biermann sich selbst und den isolierten Huchel zu ermutigen hoffte:

Du, laß dich nicht verhärten
in dieser harten Zeit.
Die allzu hart sind, brechen
die allzu spitz sind, stechen
und brechen ab sogleich.

Du, laß dich nicht verbittern
In dieser bittren Zeit.
Die Herrschenden erzittern
sitzt du erst hinter Gittern
doch nicht vor deinem Leid.

Du, laß dich nicht erschrecken
in dieser Schreckenszeit.
Das wolln sie doch bezwecken
daß wir die Waffen strecken
schon vor dem großen Streit.

Du, laß dich nicht verbrauchen.
Gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen,
du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit.

Wir wolln es nicht verschweigen
in dieser Schweigezeit.
Das Grün bricht aus den Zweigen
wir wolln das allen zeigen,
dann wissen sie Bescheid.

Diese allerletzte Zeile schien dem Nebenlektor recht hölzern und nicht gelungen, aber uns fiel aµch kein besserer Reim ein. „Ein rotes Kirchenlied“, hat Biermann später allzu selbstabfällig gesagt, richtig, aber nie war der Neinsager Huchel so populär, so gesamtdeutsch präsent wie in den zehn, fünfzehn Jahren, als dies Lied östlich und westlich der Mauer, laut oder leise, zu hören war.
Szenenwechsel, Dezember 1971, Rom, Villa Massimo. Ein Stipendiat macht seinen ersten Besuch bei den Huchels, und so viel Humor hat er dann doch nicht, zu sagen:

Guten Tag, Herr Huchel, ich bin übrigens huchelgeprägt.

Mir war diese unauffällige Prägung, wie gesagt, gar nicht bewußt, außerdem war ich furchtbar verlegen. Ein halbes Jahr zuvor hatten Huchels endlich die DDR verlassen und suchten sich im kulturellen Westen einzurichten, während ich diesen kapitalistischen Westen mit einer Satire auf den Siemens-Konzern literarisch zu ergründen, zu kritisieren, zu attackieren begann. Ich empfand das nicht als Widerspruch, Huchel wohl doch. Er störte sich an Wagenbachs politischer Wendung, ich verteidigte vorsichtig meinen Verleger und Kollegen, obwohl wir intern schon heftig auseinanderdrifteten. Er lobte meine frühen Gedichte, die mir schon fast peinlich waren. Beide schätzten wir die Lakonie als literarisches Mittel, da hätten wir uns treffen können. Aber ich war damals wenig an Lakonie interessiert, auch nicht so sehr am Dichter als Souverän, dachte eher an Aufklärung und Verbesserung der Welt im undogmatischen linken Sinn. Wir arbeiteten im Verlag als Kollektiv – und ich saß nun vor dem hartnäckigsten Einzelgänger, den es in jenem Jahrzehnt in Deutschland gab. Er hatte in der DDR ein deutliches Beispiel für Widerstand gegeben – und unsereiner war noch tastend und ungeschickt damit beschäftigt, Formen eines glaubwürdigen Dissens im Kapitalismus zu suchen, wo Huchel Zuflucht fand. Er hatte, aus meiner Sicht, vielleicht doch eher naive Vorstellungen von der Bundesrepublik – obschon der Satz von ihm überliefert ist:

Im Westen wäre ich ja auch bei der Außerparlamentarischen Opposition.

Er hatte die DDR hinter sich und konnte endlich aufatmen, unsereins setzte nach Prag 68 in die DDR sowieso keine Hoffnung und war aus guten Gründen mit der Bundesrepublik nicht zufrieden und wollte daran mithelfen, die Demokratie demokratischer, die Wirtschaft sozialer, die Freiheit freier zu machen und, zum Beispiel, die Frauen beim Weg in die Gleichberechtigung zu unterstützen.

Es hätte mir gutgetan, wenn ich damals schon Huchels Satz von 1949 im Kopf gehabt hätte:

Wir werden uns nicht uniformieren.

Was zu Beginn der Arbeit an Sinn und Form als Programm ausgegeben war, hätte genauso für die Studentenbewegung gelten können, die ja, was ziemlich vergessen ist, auch als Protest gegen die „formierte Gesellschaft“ Ludwig Erhards begonnen hat – der damalige Bundeskanzler dachte da so wenig verfassungsfreundlich wie die heutige Bundeskanzlerin mit ihrer Forderung nach einer „marktkonformen Demokratie“, dies nur am Rande. Auch uns im Westen störte die zunehmende Uniformierung, Achtundsechzig war ja auch Schrei nach Vielfalt, nach Widerspruch, nach Diskussion. Die Sache wurde nur dadurch kompliziert, daß die linke Opposition zunehmend selbst zur Uniformierung neigte. Trotzdem, wer damals im Verlag arbeitete, wer damals Gedichte oder Satiren schrieb, hätte kaum einen Satz mit so viel Zustimmung unterschrieben wie diesen Huchel-Satz:

Wir werden uns nicht uniformieren

Es hätte mir gut getan, wenn wir 1971 und 1972 darüber hätten sprechen können, über die Tendenz zur Uniformierung in Ost und West, rechts wie links, oben und unten – und über das Nein dagegen.
Und wie hätte es mich gefreut, wenn ich damals schon die Sätze aus dem Sinn und Form-Heft 3/1962 gekannt hätte, auf die ich jetzt erst durch Fritz Erpels Beitrag in text+kritik aufmerksam wurde! Direkt hinter eine unterwürfige politische Erklärung der Akademie, formuliert von Stephan Hermlin, setzte Huchel einen „Gruß an Picasso“ französischer Autoren. Darin die unerhörten Sätze:

Daß der Mensch nein sagt, genügt, und alles ist gerechtfertigt. Die Hoffnung, die wir auf uns selber setzen, fängt an mit dieser Verweigerung. Und ruft er auch in der Wüste, der Neinsager, dann ist es die Wüste, die er verwirft: sein Ruf macht sie fruchtbar und bewohnt.

Ein solcher Neinsager, wer möchte das als junger Autor nicht sein? Aber man täusche sich nicht, es ist, wenn sie nicht zur Attitüde geraten soll, zum schnittigen Zynismus, zum Feuilleton-Dünkel, die schwerste aller künstlerischen, intellektuellen Disziplinen. Auch darüber hätte ich gerne mit Peter Huchel diskutiert, in Rom oder später bei den zwei Treffen in Staufen, über die Kunst des Neinsagens, 1962, 1971, 2012.

Der alte Lächler aus Langerwisch im römischen Winter: In den Tagen seines Fortgehens, schätze ich, hat Huchel sehr gut gewußt, daß er nicht ankommen wird, weder in Italien, noch in der Bundesrepublik, noch sonstwo. Wahrscheinlich gibt es gar kein Ankommen für den, „der sein eigenes Beobachten beobachten kann“ – so Niklas Luhmanns Definition des Individuums, also, behaupte ich, des Dichters. Es gibt Bewegungen in mehr oder weniger krummen Kreisen, Spiralen, Kurven, Steigungen und Talfahrten. Es gibt kein Ankommen in Rom, es gibt kein Ankommen in Staufen, außer auf dem Friedhof. Einmal fortgegangen, gezwungen oder nicht, wird dem, der zu beobachten weiß und sein eigenes Beobachten beobachtet, alles fremd, auch die sogenannte Heimat, es sei denn, man will da nicht mehr genau beobachten, aufhören zu denken, also zu dichten, „verurteilt, den alten Jammer / bis zur Vernichtung der Sinne zu sehen“ (Ketzer von Padua).
Nachdem ich Jahre später das Gedicht „Der Ketzer von Padua“ gelesen hatte, dachte ich: Schade, daß keiner von uns in diesem Winter 1971/72 auf die Idee gekommen ist, zusammen im 62er Bus ins Zentrum zu fahren und am Campo di Fiori Giordano Bruno unsere Aufwartung zu machen. Es gibt nicht viele Denkmäler für die Männer und Frauen, die mit dem höchsten Ehrentitel der katholischen Kirche ausgezeichnet wurden, Ketzer. Giordano Bruno hat sein Denkmal nur dem Glück zu verdanken, daß die Italiener Rom erobert und das Papsttum teilweise entmachtet haben im Jahr 1870. Und dem Glück, daß Mussolini dem Druck des Papstes nicht nachgegeben hat, dies Denkmal bitte zu schleifen, obwohl die Kirche ihn als „Mann der Vorsehung“ umschmeichelte. Aus Wut darüber, daß dies Denkmal immer noch steht, hat man 1930 Brunos Mörder-Inquisitor zum Heiligen befördert. Dabei hat Bruno nicht einmal die Rolle des Papstes in Frage gestellt und der Kirche nicht die Gewalt über Laien in weltlichen Dingen entziehen wollen wie der Ketzer von Padua, sondern die Erkenntnis von der Ausdehnung der Materie vertreten, was heute jeder Physikschüler lernt.
Bruno, darauf wollte ich hinaus, Bruno also, hätte ich zu Huchel gesagt (wenn ich das damals schon gewußt hätte), hat sich, bevor sie ihn auf diesem Platz bei lebendigem Leib verbrannten, von den Herren der Inquisition mit folgendem Satz verabschiedet:

Vielleicht habt ihr, die ihr mein Urteil sprecht, mehr Angst als ich, der es empfängt.

Das ist ein Satz, der auf die Kirche ebenso paßt wie auf das Politbüro, den hätten Sie auch formulieren können, lieber Peter Huchel, vor den Tagen Ihres Fortgehens. Das hätten in den siebziger Jahren auch Solschenizyn und Mandela und hunderttausend andere sagen können und heute die Ketzer in den russischen und iranischen, chinesischen und türkischen Kerkern. Wo immer Meinungsfreiheit bestraft wird, könnten die Bestraften, bis hin zu Liu Xiaobo oder Pussy Riot, Giordano Bruno zitieren: Ihr, die ihr das Urteil sprecht, habt mehr Angst als wir.
An Brunos Denkmal hätten wir uns treffen können, als Sympathisanten der Ketzer aller Zeiten und Gesellschaften, im Orden der Neinsager, in der Huchel ein guter Abt geworden wäre und ich gern ein Novize, doch einem Orden wäre natürlich kein ordentlicher Neinsager und Ketzer beigetreten. Peter Huchel war jedes Dissidenten-Pathos fern, um so radikaler, weil bescheidener, wirkt sein Satz von 1949: „Wir werden uns nicht uniformieren“, ein ästhetischer und ein politischer Vorsatz. Eine Leitidee auch für heute, in besser verfaßten, demokratischeren, aber ebenfalls von Servilismus, Uniformismus, Top-Flop-Denken bedrohten Gesellschaften. Huchel erinnert uns: Literatur ohne ketzerische Potenz ist keine. Wer nicht lernen will, sich Anbiederung und serviler Anpassung, sei es an den Staat, sei es an den Markt, sei es an die Medien, sei es an die Leser, zu verweigern, wird auch als Dichter nicht weit kommen. Wichtiger als Preise und Ruhm ist allemal die Unabhängigkeit, eine durch Kritik, Humor und Beharrlichkeit induzierte, vom gezielten Neinsagen inspirierte Souveränität.
Übrigens, der Satz von 1949 heißt nicht „Wir lassen uns nicht uniformieren“, ist also nicht trotzig defensiv, sondern: „Wir werden uns nicht uniformieren“ – die schöne, selbstbewußte, fast heitere Form des Futur.

Friedrich Christian Delius, Sinn und Form, Heft 6, November/Dezember 2012

 

 

Peter Hamm: Vermächtnis des Schweigens. Der Lyriker Peter Huchel, Merkur, Heft 195, Mai 1964

Franz Schonauer: Peter Huchel – Porträt eines Lyrikers
DU, Heft 11, November 1964

 

 

PETER HUCHEL

Trifft dich das Rätsel dieser Welt
fragt dich Warum warum
sage nichts
außer: damit ich
dich besser … kann
ansonsten halte stille
du hast die Haube auf
das Nachtkleid an
und du trägst
Omas Brille

Peter Wawerzinek 

 

ORPHISCHE BUCHT
Für Peter Huchel

Meergerandet, groß
um den Felsen, stet und
stet das weiße Auge,
blickt: Die fühlbare Ferne.
Die Haut. – Möglich
alles: Im Schnittpunkt,
weither, der Sekunde
eine Welle von Eisen.
Knirscht.

Wurzelstumm
dein Tag, rede, Berg,
Eulenflucht aus der Zeit
an deiner Stirn. Die sah
im Neigen der Felsen
meergetrieben das Haupt.
Singen.

Berg, seit
der Zerrissene schrie,
du zähltest
die Todesenge, Furcht.

Auch dein Schritt, ins
Leere gemalt, Freund,
versinkt, und das Licht
steht, ein Dorn,
unter dem Lid mir. – Sprach einer
den Morgenröten fallenden
Rinden hier? – Es
schweigt nur, Helle
durchschweigt
das Meergehöhlte.

So wirf
dein Netz, blutrot,
durchs Licht, das
der Schrei
speist: Auf Welle
und Stein: offen die
Maske des Worts:
morgen die
schreckende Stille.

Erich Arendt

 

SCHATTENGESTALT

Lichtjahre haben uns gestreift
aaaunsere Worte entflammt
aaajetzt sind sie erloschen
aaaaaaendgültig

Die Schatten kommen und streuen
aaaFragen aus
aaajeder der antwortet
aaaaaaerstickt

Keine Stimmen mehr also
das Schweigen preist die Stille
aaadie Stille rühmt die Lautlosigkeit
ich blicke mich um
ich kann niemand mehr sehen
meine eigene Gestalt
aaazerrinnt im Wachsen der Schattengestalt

Für Peter Huchel

Horst Bienek

 

 

Zum 70. Geburtstag des Autors:

Peter Hamm: „Sei getreu, sagt der Stein“. Zum 70. Geburtstag Peter Huchels
Süddeutsche Zeitung, 3.4.1973

Karl Krolow: Ein Mann, der Gesichte hat. Peter Huchel zum 70
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 3.4.1973

Olof Lagercrantz: Ein deutscher Dichter. Peter Huchel zum siebzigsten Geburtstag
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.4.1973

Helmut Mader: Mottos zu einem Leben. Peter Huchel wird siebzig Jahre alt
Stuttgarter Zeitung, 3.4.1973

Ellen Kayser: Peter Huchel wird am 3. April 70 Jahre alt
Die Tat, 31.3.1973

hvg: Vom Unkraut eines Dichters
Freiburger Nachrichten, 31.3.1973

Nachrufe auf Peter Huchel:

Franz Kalterbräu: Peter Huchel ist tot
Frankfurter Rundschau, 7.5.1981

Karl Krolow: Apokalyptische Landschaft
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.5.1981

Albert von Schirnding: In der Mitte der Dinge die Trauer
Süddeutsche Zeitung, 8.5.1981

Bruno Bolliger: Unbekümmert geht der Fremde davon
Neue Zürcher Zeitung, 9./10.5.1981

Stephan Hermlin: Aber wir sind doch Brüder…
Die Zeit, 15.5.1981

Wolfgang Kopplin: Nachruf. Der große Peter Huchel
Bayernkurier, 16.5.1981

Hans Dieter Schmidt: „Der Fremde geht davon…“. Erinnerungen an den Dichter Peter Huchel
Rhein-Neckar-Zeitung, 16./17.5.1981

Klaus Sauer: Eine deutsche Passion
Deutschland Archiv, Heft 6, 1981

Stefan Welzk: „Überdrüssig der Götter und ihrer Feuer“
Frankfurter Hefte, Heft 8, 1981

Axel Vieregg: Nachruf auf Peter Huchel
Neue Deutsche Hefte, Heft 3, 1981

Zum 81. Geburtstag des Autors:

Hans Mayer: Schneenarben. Schriftzeichen.
Die Zeit, 6.4.1984

Zum 10. Todestag des Autors:

Thea Samain: Testament an den Balken genagelt
Neue Zeit, 30.4.1991

Zum 100. Geburtstag des Autors:

Alexander Kluy: Der große Hof des Gedächtnisses
Berliner Zeitung, 29.3.2003

Sebastian Kiefer: Der Naturmagier als sozialistischer Funktionär
Neue Rundschau, Heft 1, 2003

Lutz Seiler: Im Kieferngewölbe
Sinn und Form, Heft 2, 2003

Klaus Bellin: „Aufs tote Gleis rangiert“
Neues Deutschland, 3.4.2003

Helmut Böttiger: Kindheitsträume und Diktaturdrangsal
Stuttgarter Zeitung, 3.4.2003

Christian Egger: Auf den Feldern der Kindheit
Mitteldeutsche Zeitung, 3.4.2003

Uwe Pörksen: Der Widerstand gegen die Lüge
Badische Zeitung, 3.4.2003

Steffen Richter: Mit dem Pflug in den Acker geschrieben
Frankfurter Rundschau, 3.4.2003

Michael Braun: „Unter der blanken Hacke des Monds werde ich sterben“
Basler Zeitung, 4.4.2003

Christian Bergmann: ZAUBER EINER WORTKUNST – bewundert und verfemt
Ostragehege, Heft 28, 2002

Peter Hamm: „In der Mitte der Dinge die Trauer“
Manuskript

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