Ralph Günther Mohnnau: Hôtel Je t’aime

Mashup von Juliane Duda zum Buch von Ralph Günther Mohnnau: Hôtel Je t’aime

Mohnnau-Hôtel Je t’aime

als er im goethe-institut eine lesung deutscher gegenwartslyrik unter dem titel mein gedicht ist mein messer veranstaltet und hierzu auch einige musiker eingeladen hat, ist das ein großer erfolg. doch madame c., nach eigener aussage eine kennerin der deutschen lyrikszene, giftet –

lyrik und messer
das schließt sich aus wo
bleibt die romantik

 

 

 

Ein Deutscher in Paris

Paris im letzten Jahrhundert, die Sechziger Jahre. Eine Weltstadt mit immenser Strahlkraft, eine überbordend vitale Metropole, in der sich Menschen aus aller Welt bewegen. Keine zwanzig Jahre nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs ist – spürbar vor allem in den Künsten – Aufbruch überall: in der Literatur, der Musik, Malerei, im Film, im Tanz und im Theater. Philosophen wie Jean-Paul Sartre und der schon 1960 jung verstorbene Albert Camus haben die Welt neu interpretiert, Jean Seberg ist „außer Atem“, in akademischen Kreisen, in – nicht nur – denen sich der junge Ralph Günther Mohnnau bewegt, herrschen Ausgelassenheit, Neugierde, Lust am Leben. Paris berauscht den jungen Mann, der sich ernsthaft der Jurisprudenz verschrieben hat, im Herzen aber schwärmender Dichter ist, und er verdankt der Stadt schon bald ihn überwältigende, aufregend schöne Abenteuer. Er saugt auf, was Künstler von Rang ihm vermitteln, begegnet Menschen, die ihm zeigen, dass jedes Verstehen mit Staunen beginnt, und gerät vor allem – er ist ja jung – in den Bann der erotischen Atmosphäre dieser Stadt, die der Schweizer Paul Nizon später den „erotischen Kontinent“ nennt.
„Es ist so viel Einladung“, sagt Nizon, „Lockung, Verführung in diesen Pariser Straßen, so viel Anruf, das Parkett oder Parterre des Lebens.“ Ja: Der junge Mohnnau betritt diese Schule des Lebens zwischen Sorbonne und Rue St. Denis, beobachtet, lernt, fragt, geht durch die – ihm oft bizarr erscheinenden – Kosmen wie ein „fahrender Gesell“, erfährt Tag für Tag und, mehr noch, Nacht für Nacht Neues, ihn wieder und wieder überraschendes; und schreibt. Schreibt auf. Dem Tempo des auf ihn Einstürzenden entsprechend, wählt er eine Form, die ihn schon früh fasziniert hat, in der er ausdrücken kann, was auf ihn prallt – wählt das Haiku, der auf das Wesentliche zielt und der Unerwartetes, scheinbar nicht Zusammengehörendes zusammenbringt. Der das Bizarre und oft nur Schwebende in etwas Harmonisches verwandelt. Dabei geht Mohnnau von Anfang an allerdings frei mit der strengen Form um und überschreitet Grenzen, wenn sie ihn fesseln – für jeden, der nur das klassische Haiku mit seinen drei Zeilen und seinen 17 Silben gelten lässt, eine Provokation.
Aber Provokation ist das, was Mohnnau interessiert und was ihm in diesem Paris der Sechziger Jahre begegnet. Und was ihn treibt. Ihm keine Ruhe lässt. Ihm Erfahrungen schenkt, ihn „bildet“ und bereichert. „Wer einmal“, sagt Cees Nooteboom, „die Gestalt eines Verliebten angenommen hat, isst und trinkt alles, Teller voll Disteln, Fässer voll Essig.“ Und dass Mohnnau in jenen Tagen ein Verliebter und Liebender war, wird niemand bestreiten, der sich, und sei es auch nur für den flüchtigen Augenblick eines einzigen Haiku, in seinem Hôtel Je t’aime niedergelassen hat.
Dies ist ein Buch der Erinnerung, ein Buch, das zurückkehrt in alte Zeiten, nicht jedoch in den Staub, in den Muff, den es ja damals auch gegeben hat, sondern in die Frische erster gewaltiger Lebenserfahrungen, mitten hinein in die Swinging Sixties. Und das einen heute mit der Geburt eines Autors konfrontiert.
Mohnnau arbeitet heute noch immer – höchst erfolgreich, auch international – als Jurist in einer Profession, deren Fundament er aus Paris mitgenommen hat. Aber das Schreiben hat ihn ein Leben lang nie losgelassen. Romane sind entstanden, Theatertexte, Libretti, Gedichte – ein Œuvre, das in mehr als hundert Titeln im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek nachzuschlagen ist. Es mag verwegen sein, aber ich wage die Behauptung, dass diese Haiku dem umtriebigen Studenten und werdenden Poeten den Weg gewiesen haben.

Rainer Weiss, Nachwort

 

Paris, die wilden Sechziger Jahre.

Eine Weltstadt, eine phantastische, vitale Metropole, in der sich Menschen aus aller Welt begegnen. Und überall ist Aufbruch und Umbruch: in der Literatur, der Musik, der Malerei, im Tanz, im Theater und in der Politik. Die sexuelle Revolution sprengt alle bürgerlichen Konventionen. Philosophen wie Sartre und Camus interpretieren die Welt neu. In studentischen Kreisen, in denen sich der junge Ralph Günther Mohnnau bewegt, herrscht Ausgelassenheit, Neugierde, Lust am Leben. Paris berauscht den jungen deutschen Dichter, und er verdankt der Stadt überwältigende, bizarr schöne Abenteuer. Und hält sie fest, dem Tempo des Erlebten entsprechend – im Haiku.

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Fakten und Vermutungen zum Herausgeber + Kalliope
Fakten und Vermutungen zum Autor

 

Haikus von Ralph Günther Mohnnau gelesen von Robert Valentin Hofmann zu Harfenstücken von Kasia Lewandowska.

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