Volker Ebersbach: Poesiealbum 168

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Volker Ebersbach: Poesiealbum 168

Ebersbach/Stelzmann-Poesiealbum 168

PABLO NERUDA

Unerreichbar bleiben denen
die quellen des lebens
mach schneller mit dem sterben!
schreien die stiefel
durch sein haus

Er aber träumt: die weiße
wirbelsäule der Anden und die gerippten
täler – träumt den farbig gewebten
poncho aus feldern und gärten
darin pulst: el pueblo

Durch seinen traum schwimmt
der träumende blick Allendes
segelt der spähende kondor
funkeln die helme der salpeterkumpel
gleißt der vulkankegel des Osorno

Stirb schneller!
lachen die stiefel
über die wellen des traumes
den sie stromauf waten da
klirrt ein araukanischer krug

Da stehn sie eingefroren
in seinem traum
unerreichbar die quellen:
tauwind wird singen
eisgang wird sie ersäufen

 

 

 

Volker Ebersbach

Diese Gedichte gehen den Weg durch eine Landschaft, zu der mehr als Baum und Strauch gehören: vor allem Menschen. Ihrem Tun und ihrer Geschichte ist Volker Ebersbach auf der Spur. Da fängt er unscheinbare Situationen ein und macht sie durch bestechend genaues Schildern bemerkbar, da berichtet er fast melancholisch und doch augenzwinkernd von anderen Ländern oder nutzt einen Spaziergang an der Pleiße zu scharfsinniger Argumentation, fühlt sich in antiker Feldherrenstrategie ebenso zu Hause wie im Werk manchen Dichters.

Verlag Neues Leben, Ankündigung, Poesiealbum 167, 1981

Volker Ebersbachs Experiment mit dem Gedicht,

methoden- und formbewußt eröffnet, prüft die gelebten Beziehungen zur wandelbaren Natur und zur überkommenen Geschichte auf Maß und Gesetz hin. Es wird dann fündig, wenn Natur- und Geschichtsstoff, mit der individuellen Erfahrung durchgerüttelt, als uns gegenwärtigen Menschen anverwandelte Natur und Geschichte erscheint.

Walfried Hartinger, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1981

Die Gedichte von Volker Ebersbach

wollen, zuweilen unbemerkt, auch aus der Kunsterfahrung kommend ans Leben. Sie nehmen zwischen Läuterung und Lauterkeit ihre Welt in Besitz, und der Leipziger hat sich beim Versemachen auch mit seinem Kritiker, den er stets in Rufweite bei sich hält, ins Benehmen gesetzt. Er hat ihn in sich erzogen, das hilft dem Vers und nützt der Kunst. Wir begegnen auf der Grundlage menschlicher Erfahrung der nachvollzogenen Schöpfung eines Dichters als seiner Schau vom Werden und Wesen des Lebens. Hinsichtlich seiner Erfolge sind wir voll guter Erwartungen.

Walter Werner, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1981

 

Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt +
Interview
50 Jahre 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6

 

 

Fakten und Vermutungen zum Autor

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