FERNER STERN
Stern – ferner Stern;
Licht,
das niemandes Freund ist,
Unter so gleichgültigem Auge
wie leicht,
wie schamlos
spreche ich in die Nacht
vom Kleinmut, der Lust
am Verlöschen.
Alles ist entbehrlich
wenn man es lange besitzt.
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Rainer Malkowski
Er litt an einer schweren Augenkrankheit, die ihn bitternah an den Rand der Finsternis trieb. Es scheint, daß das Schicksal diesem betörend gutartigen Poeten daher von früh an eine besondere Sehschärfe für die Verzauberungskräfte des Lichts verliehen hatte. Ebenso freilich auch für die Magie der Schatten. Fast von jedem seiner Gedichte läßt sich sagen: „… vom Rätsel ein Stück“. Mit ihm läßt sich gut staunen, wie man mit den Unfaßbarkeiten der Existenz doch weiterlebt, jeden Tag hautdünner und zugleich doch auf seltsame Weise gefaßter.
Ankündigung in Leo Heller: Poesiealbum 385, MärkischerVerlag Wilhelmshorst, 2024
Stimmen zum Autor
Die zurückhaltenden, alles Plakative meidenden Gedichte überzeugen durch ihre Skepsis, ihre Illusionslosigkeit, ihr Formbewußtsein.
Walter Helmut Fritz
Wie so oft – oder wie immer – hat der Leser das Rätsel für sich zu lösen. Wie so oft beginnt die Arbeit erst nach dem Gedicht, weil nichts geschrieben wurde, um Sättigung zu erreichen, sondern um den Wunsch nach Sättigung zu wecken.
Elisabeth Borchers
Neun Gedichtbände hat dieser Dichter veröffentlicht, die allesamt aus ausgearbeiteten Augenblicken bestehen, aus verwundenen, betrübten, beglückten Augenaufschlägen, jeder Text verdankt sich der blitzhaften Erfassung einer weltlichen Epiphanie. Eine Erfassung der Welt, ohne eine andere zu leugnen.
Michael Krüger
Klingt nach Niederung, ist aber erhebend: eine menschliche Stimme.
Hermann Kant
Man liest ihn gläubig: Erlösung ist möglich. Erlösung vom Gram, daß man fällig werden könnte für die Grobheit; diese Gedichte erlösen. Überrascht hält man vieles wieder für möglich. Unzeitgemäßes. Etwa Gespräche, in denen kein Platz ist für die Frage: Und womit verdienst du dein Geld?
Hans-Dieter Schütt
Diese Gedichte bestärken mich in dem Gefühl, daß es sich lohnt, auf der Welt zu sein.
Hermann Lenz
Malkowski hat nicht ein fertiges Bild von der Welt im Kopf. Vielmehr entsteht für ihn die Wirklichkeit fortwährend aufs Neue, am Mischpult seiner Sinne.
Hans-Jürgen Heise
Die Dinge erscheinen plötzlich als der Inbegriff des Fremden, als das schlechthin andere. Das Sehen wird ebenso fragwürdig wie die Erfahrung des Schönen, als dessen geheimer Untergrund die Furcht spürbar wird.
Nico Bleutge
Dieser Dichter, der das Licht so liebte, hat kein Aufhebens von schweren Themen gemacht.
Harald Hartung
Wenn ich seine Gedichte lese, gehe ich in meiner Erinnerung herum, schaue in Verlassene Zimmer und sage zu mir: du hast 250 Seiten gebraucht, Malkowski aber kommt mit 16 Zeilen aus.
Hermann Lenz
Poesiealbum 386
Malkowski zwingt das Profane und die Unscheinbarkeiten des Daseins in einen Ausdruck. Nein! Natürlich nicht zwingt, sondern ,geleitet‘: im Vers weitet sich dieser Geringstoff des gewöhnlichen Lebens ganz unangestrengt zur berührenden, auch erschütternden Wahrheit. Erst in unserem Augenaufschlag kommt die Welt gewissermaßen zu sich. Augenaufschlag ist Weltaufgang, und dieser Dichter schien eine verblüffende Gabe zu besitzen: Er konnte sichtbare Oberflächen des Alltags umwandeln in Bilder, in denen sich Hören und Sehen zu etwas vereinen, das uns nicht vergehen möge.
MärkischerVerlag Wilhelmshorst, Klappentext, 2024
Fakten und Vermutungen zum Poesiealbum + wiederentdeckt + Interview
50 Jahre 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6
Fakten und Vermutungen zum Autor + Instagram + KLG + Archiv + IZA + Kalliope
Porträtgalerie: Autorenarchiv Isolde Ohlbaum
Nachrufe auf Rainer Malkowski: FAZ ✝ literaturkritik.de ✝ NZZ ✝ Tagesspiegel ✝
Walter Helmut Fritz: Ein leises Echo des entschwundenen Lebens
Stuttgarter Zeitung, 3.9.2003
Albert von Schirnding: Gehen und Sehen
Süddeutsche Zeitung, 3.9.2003
Zum 10. Todestag des Autors:
Hans-Dieter Schütt: Glücklich im Bahnhofsrestaurant
neues deutschland, 31.8./1 .9. 2013








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