Steffen Jacobs’ Gedicht „Selberlebensversicherung“

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STEFFEN JACOBS

Selberlebensversicherung

Nicht zuletzt
bin ich am Leben,
gehe hier und
da durchs Ziel.

Nicht zuletzt
kann ich dir geben
dies und das,
von nichts zuviel.

Viel zu wenig,
sagst du jetzt. Wir
stehn am Anfang,
nicht zuletzt.

nach 1990

aus: Steffen Jacobs: Der Alltag des Abenteurers, S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 1996

 

Konnotation

Der 1968 geborene Steffen Jacobs hat in seinen Gedichten gelernt, vom hohen Ton und von der weihevollen Beflüsterung der Lebensdinge konsequent abzusehen. Stattdessen kultiviert er immer wieder den geistreichen Witz und eine mit Komik gewürzte Spottlust. Jacobs beherrscht das virtuose Spiel mit tradierten Formen, Reimen und Rhythmen – und wenn es darauf ankommt, kann er auch unter Verzicht auf alle schnellen Pointen ein klassisches Liebesgedicht schreiben.
Das lyrische Ich gibt sich in diesen Anfang der 1990er Jahre entstandenen Strophen zunächst sehr selbstbewusst und hedonistisch, denn die angestrebten Lebensziele sind in Sichtweite. Erst in der letzten Strophe gerät das Subjekt mit seinem Selbstbehauptungsprogramm ins Stolpern, denn vom Du wird Widerspruch angemeldet. So gilt es nun, nach der Korrektur der allzu solipsistischen Subjektivität, eine neue Balance zwischen Ich und Du zu finden.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006

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