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Was für ein Unwetter heute. Meinen gestrigen Brief wirst du morgen nicht erhalten, auch nicht übermorgen; gerade eben wollte ich ihn an der Carmenstraße in den Kasten werfen … da riß ihn mir ein Windstoß aus der Hand, wirbelte ihn über den Gehsteig, trieb ihn durch die Gosse, hob ihn plötzlich hoch in die Luft, jetzt liegt er auf einem fremden Balkon. Oder der Wind hat ihn weitergetragen; und … aber öffnen wird ihn kein Sturm. Der Regen wird deinen Namen, deine Anschrift verwischen. Der Brief kann jetzt nur noch an den gerichtet sein, der ihn findet; dort, wo ich dich verfehle, beginnt der Dialog.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Freie Hand
Ein Vademecum durch kritische, poetische und private Wälder

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