DIE PERSÖNLICHE NOTE
Ich habe fünfzehn Wolkenbriefmarken, auf der Rückseite steht,
Cirrus bedeutet Haarlocke, Altocumulus
lenticularis sehen aus wie UFOs, ich habe Haar
und eine Invasion von Außerirdischen auf den Umschlag des Briefes geklebt,
den du unter dem Himmel deines Wohnzimmers lesen wirst,
scheiß Himmel aus Leuchten, Himmel aus abfallendem Putz,
habe in den Umschlag fünfzehn Bilder
meiner Hand gezwängt, die fünfzehn Briefmarken unter die Himmel hält,
aus denen sie entstanden sind, der Zweieinhalb-mal-zweieinhalb-Zentimeter-
Cumulus humilis unter dem Ohmeingott-mal-ohmeingott-
Cumulus humilis, sag das noch mal, es erweckt den Eindruck
von Bescheidenheit und Anhäufung, das sind die weiten
und flachen Wolken, die bei Sonnenuntergang verschwinden,
was, wenn wir sie Seelenwolken nennten, was, wenn wir behaupteten,
himmlischer Herkunft zu sein, ich kann nicht aufhören,
Himmel zu sagen, wie wär’s, wenn jedes dritte Wort Himmel wäre,
wie ist’s Himmel dort, mein Himmel? und ich werde öfter
schreiben, jetzt, wo ich dir Auftrieb schicken kann,
diese Spielwiesen für Flugzeuge, ich fühle mich besser,
wenn ich sie nur ansehe, größer, fähig zu Wirbeln
und zu Latein, Altocumulus castellanus, Altostratus
translucidus, hier sind die möglichen Verkörperungen
von Schweben, versammelt auf einem kleinen Blatt,
außer Nimbostratus, „eine dunkle, konturlose Wolke,
typisch für Regen oder Schnee,“ warum ein Porträt
deiner vorherrschenden Stimmung ausklammern, es wäre doch nett gewesen,
ein Abbild dessen zu schicken, wie du dich fühlst, neben einem Abbild
dessen, wie ich wünschte, du könntest dich fühlen, Cirrostratus fibratus,
eine durchscheinende Wolke, die der Sonne einen Halo verleiht,
du magst ein Dutzend Halos auf deine Stirn kleben,
siebenhundert auf den Spiegel, und trotzdem vermisse ich dich,
mein kleiner undulatus, liebster opacus, lass uns so tun,
als gäbe es Den Himmel in Gestalt von Porto, und obwohl
dies die Art Briefmarken ist, die man nicht anlecken muss,
tu ich’s.
kennt neben den großen einflussreichen Bewegungen wie New York School, Language School, Beat und Confessionalism auch immer große, skeptische Einzelgänger. Bob Hicok ist einer von jenen Dichtern, die lyrischen Dogmen eine klare Absage erteilen. Er liebt es, in seinen Gedichten Geschichten zu erzählen und versteht es, einen zugänglichen Ton mit surrealen Wendungen zu verschmelzen. Eine Suche nach Ruhepunkten kennzeichnet seine Dichtung genauso wie der Glaube an die Macht der individuellen Sprache: „Du musst reden. / Und das Reden macht erschütternderen Lärm.“
Die Auswahl präsentiert die Gedichte aus dem mit dem Bobbit-Prize ausgezeichneten Band This Clumsy Living.
Als Übersetzerin konnte die mehrfach ausgezeichnete Autorin Judith Zander gewonnen werden.
luxbooks, Klappentext, 2013
Mónika Koncz: Langsame Heimkehr
fixpoetry.com, 10.5.2013
Judith Zander – Porträt während der „Langen Nacht der Naturpoesie“ im Rahmen der Frankfurter Lyriktage 2009.
Bob Hicok liest ein paar Gedichte und aus seinem Buch Insomnia Diary.
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