aaaaaAls wie allein ist er im andern weiten Leben,
aaaaaWo rings der Frühling grünt…
Allein ist jetzt fast jeder im eignen Ich-Gehäuse.
Es hagelt Klagen: Schluss, nicht mehr! Der Hader
schäumt wie Galle: was soll die Einsamkeit, die
Falle schwarzer Mächte. So glänzt das Blau des
aaaaaHimmels
seltsam fad und ohne uns. Wir räuspern uns
aaaaaverschlossen,
husten Milch und prosten: Pflück den Tag! Die Gunst
aaaaader
Stunde liegt im Mund, wenn er gesund und willig, gut
zu reden, hoffnungsvoll. Wir brauchen Zuversicht, ein
Ende allen Zagens. Die Lage ist verzwickt, doch nicht
der Glanz der Jahreszeit. Die Vögel zwitschern ungesäumt,
die Katze lehnt am Zaun, von fern ertönt die Ambulanz.
In Höhen ragen Zahlen: von Infizierten und Betagten,
die nicht mehr sind. Und wir? Die Nächsten? Im besten
Glauben, dass es weitergeht? Es ist nicht Krätze, das
Virus greift beherzt nach innen, zu den Lungenbläschen,
und sucht sich seinen Wirt. Wo Gott ist, weiß jetzt niemand.
Lehrt er Verlustkunst? Räumt er hämisch unsre
Konten? So sieht es aus. Manche spotten schon: ist
höchste Zeit, es reicht der Mensch eh an den Abgrund.
Und dann? Was kommt danach? Entleerte Länder voller
Waisen, mit Autowracks und ungepflügten Feldern,
mit Kirchen ohne Volk. Nichts boomt, die stillen Zweifel
gründen tief. Nur Bienen summen noch und Altpapier
fliegt flatternd durch die Luft, vom Wind getrieben.
So klingt die lange Weile. Mit seligweinendem Gesicht.
Wir preisen süßes Nichtstun. Wir stolpern durch die
Nächte, geheimnislos und kalt. Das Schöne war einmal,
die Euphorie. Erröten und Erblassen. Verlassen
sprechen wir Gebete, sie sind kein Halt. Und die Natur?
Was grünt, ist es doch Liebe? Von einer milderen Gewalt?
Und lohnt sich, dort nach goldnem Wein zu sehen?
Bald, bald, der Segen ist verwegen, meint der Verstand.
Und grüßt die Wege.
Ilma Rakusa liest aus dem Jahrbuch der Lyrik 2021 aus ihrem Zyklus „Corona mit Hölderlin“
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