SONETT
Welt, kränkbare, wie gerne hätt ich teil
An deiner tätigen Zusammenkunft,
Doch du schmähst meiner Freude Unvernunft
Und spinnst mir Untergang aus meinem Heil,
Der Liebe, die, so anmaßlich wie du,
Mir aufsagt, wenn ich ihr nicht ganz verfall,
Und hat mich festgebannt in ein Kristall
Zweisamen Glücks und läßt kein Drittes zu.
Die Welt, sie will nicht meine Liebe leiden.
Die Liebe dringt in mich, die Welt zu meiden.
Und so, Freund zweier Feindinnen, die gegen
Mich zürnen, weil sie mich einander neiden,
Bin ich der einen gram, der andern wegen,
Und wünsch die Pest mal der, mal der, mal beiden.
Die Lieder und Gedichte von Peter Hacks sind Kunststücke im besten Sinne des Wortes. Sie legen Zeugnis ab von der artistischen Meisterschaft ihres Verfassers in allen nur denkbaren Formen, und sie zeigen die Welt vor: das Jahrhundert von Marx und das Jahr 1917, die Ära der Säbelkaiser und einsamen Monarchen. Wenn er Figuren aus der Antike Stimme verleiht, spüren wir schnell, daß dies nur ein listiger Umweg ist, um mit ihnen über uns zu sprechen, über den Frieden, die Liebe und ihre Bedingungen. Peter Hacks hat auch eine große Anzahl schöner Kinderlieder geschrieben, in denen es von spritzigen Geschichten, von Rätseln und Einfällen nur so wimmelt.
Aus Harald Gerlach: Poesiealbum 56, Verlag Neues Leben, 1972
fasziniert die offenkundige Lust an der Handhabung der Sprache, die gleichzeitig einen selten gewordenen formalen Reichtum zum Ergebnis hat. Diese Verteidigung des sprachlichen Ansehens der Poesie vollzieht sich vor einem vielfältigen thematischen Hintergrund, sie geschieht mit bänkelliedhafter Derbheit oder vollkommener Grazie, ironisch gebrochen oder unverstellt agitatorisch. Wortwitz und die auffallende Freude des Autors, Motive umzustülpen und zu variieren, arbeiten hier an Gedichten, deren Zeitbezogenheit über eine kurzlebige Aktualität hinausreicht.
Bernd Jentzsch, Verlag Neues Leben, Klappentext, 1972
HACKS
Dir Lieber wär ich lieber
Wenn ich den Mund halten würde
Wo kein Mund ist
Und kein Halten
Den Alten tust du feind
Und bist älter noch als sie
Versteckst dich in den Falten.
Was weißt du
Und wie?
Inge Müller
Gerhard Piens: Seine Liebe gilt den Freundlichen, den Verbreitern von Vernunft
Neues Deutschland, 19./20.3.1988
Walter Hinck: Mit Pomp
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.3.1988
Heidi Urbahn de Jauregui: Der verbotene Dichter
konkret, Heft 3, 1993
Werner Schulze-Reimpell: Der aus dem Westen kam
Stuttgarter Zeitung, 19.3.1993
Werner Liersch: Der Medienpoet wird gemacht, der Poet geboren
Berliner Zeitung, 20.3.1993
Reinhard Tschapke: Bequem zwischen allen Stühlen
Die Welt, 20.3.1993
Peter Mohr: Klassikadept mit revolutionärem Odem
Schwäbische Zeitung, 30.3.1993
Mark Siemons: Heilung vom Mißverständnis, verstanden zu sein
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.3.1998
Kerstin Decker: Klassiker live
Der Tagesspiegel, 21.3.2003
Matthias Oehme: Ein Dichter kühn
Neues Deutschland, 21.3.2003
Klaus Peymann: Gewehre auf den Haufen
Berliner Zeitung, 21.3.2003
Detlef Friedrich: Vom Holperstein
Berliner Zeitung, 17.3.2008
Christel Berger: Der Weltverbesserer
Neues Deutschland, 20.3.2008
Reinhard Wengierek: „Ach Volk, du obermieses, auf dich ist kein Verlass“
Die Welt, 20.3.2008
Jens Bisky: Also ist die Lösung nicht die Lösung
Süddeutsche Zeitung, 20./21.3.2008
Ursula Heukenkamp: „Eine Sache, die der Weltgeist vorgesehen hat, auf die kann man sich dann auch verlassen.“
Peter Hacks und die große Fehde in der DDR-Literatur. Zum 80. Geburtstag.
Zeitschrift für Germanistik, 2008, Heft 3
Georg Fülberth: Ein Dichter für alle
der Freitag, 19.12.2008
Ronald Pohl: Der Weltgeist aus der Ost-Zone
Der Standart, 28.8.2023
Geburtsstätte der sozialistischen Klassik
junge Welt, 29.8.2023
Christian Eger: Rote Sommer, verweht
Mitteldeutsche Zeitung, 30.8.2003
Martin Halter: Der sozialistische Klassiker
Badische Zeitung, 30.8.2003
Hartmut Krug: Goethe und Stalin
Frankfurter Rundschau, 30.8.2003
Gerhard Stadelmaier: Der Marxist von Sanssouci
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.8.2003
Walter Beltz / Eberhard Esche / Hermann Kant / Matthias Oehme: Zum Tode von Peter Hacks
Neues Deutschland, 30./31.8.2003
Jens Bisky: Der saure und der faule Apfel
Süddeutsche Zeitung, 30./31.8.2003
Mario Scalla: Klassiker
der Freitag, 5.9.2003
Irene Bazinger: Wo die Muse wohnt
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.9.2003
Martin Linzer: Zum Tod von Peter Hacks
Theater der Zeit, Heft 10, 2003
Wiglaf Droste: Es gibt kein Recht auf Heiterkeitsverzicht
das Blättchen, 30.8.2010
Peter Hacks – MDR artourinfoclip vom 27.3.2008 zum 80. Geburtstag.
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