Christa Reinig: Feuergefährlich

Mashup von Juliane Duda zu dem Buch von Christa Reinig: Feuergefährlich

Reinig-Feuergefährlich

IKARUS

Der Wörter rohe Außenseite
Mitmäulern haßvoll abgefratzt,
das war der Riß.
Was uns versagt war, schweige
innen im Gedicht.

 

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Nachwort

Christa Reinig ist ein Kind der Berliner Ackerstraße. Die Ackerstraße war allen anderen Berliner Kindern wohlbekannt, sie war eine erzieherische Drohung: „Wir sind hier nicht in der Ackerstraße.“
Die Ackerstraße mit ihren vielen Hinterhöfen, das war das Letzte. Dort wuchs Christa Reinig vaterlos auf und arbeitete später als Trümmerfrau, in der Fabrik und als Blumenbinderin. In den fünfziger Jahren holte sie das Abitur nach, studierte an der Arbeiter- und Bauernfakultät, später Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität, danach wurde sie wissenschaftliche Assistentin und Kustodin im Märkischen Museum in (Ost-)Berlin – ein geradezu typischer DDR-Lebenslauf.
Aber zu diesem typischen Lebenslauf gehörte auch die Gängelung bereits ihrer frühen Schreibversuche, die schließlich zu einem Publikationsverbot führten – Christa Reinig sprach zu sehr (nachzulesen im Gedicht „Hört weg!“) für „asoziale Elemente“, was ebenso für die „Ballade vom blutigen Bomme“ galt, der sie zuerst im Neuen Friedrichshagener Dichterkreis von Johannes Bobrowski bekannt machte und ihr die ,Ehrenmitgliedschaft‘ und mir den Titel ,korrespondierendes Mitglied‘ einbrachte.
In dieser Zeit, etwa 1960/61, las ich zum erstenmal ihren ersten, bei V.O. Stomps in der Eremitenpresse erschienenen Gedichtband Die Steine von Finisterre und veröffentlichte dann als Lektor für deutsche Literatur im S. Fischer Verlag ein lächerlich dünnes Bändchen von nicht einmal 60 Seiten in schönem weißen Umschlag, mit dem lapidaren Titel Gedichte. So lapidar wie die Gedichte, deren strikter Bau, Anarchie, Kühle oder ,altmodischen‘ Reime schlecht in das damalige westdeutsche Umfeld paßten. Dennoch erhielt sie (auf mir bis heute unerklärlichen Wegen) für dieses Büchlein den hochangesehenen (und ordentlich dotierten) Bremer Literaturpreis.
Als ich sie abholte, hatte sie nur ein kleines Köfferchen dabei – zu meinem 65. Geburtstag hat sie einmal die Szene beschrieben:

Mit Klaus Wagenbach habe ich die größte Reise meines Lebens gemacht. Sie begann in beklemmender Einsamkeit. Der Zug nach Frankfurt am Main hielt auf dem Bahnhof Friedrichstraße. Die Türen blieben verschlossen. Es gibt nur ein halbes Dutzend Passagiere. Sie dürfen nicht einsteigen. Polizisten gehen von Wagen zu Wagen. Die einen durchforschen die Abteile, die anderen gehen auf der Bahnsteigkante entlang und klopfen mit Eisenstangen die Unterseiten der Wagen ab, ob sich auch niemand zwischen den Rädern festgeklammert hat. Dann werden die Türen geöffnet. Wir dürfen einsteigen. Ich habe den ganzen Wagen für mich allein. Wie fühle ich mich? Wie einer, der nicht weiß, ob er hingerichtet oder begnadigt wird. Dann plötzlich aufstrahlende Lichter. Der dunkle Teil der Stadt liegt hinter mir. Der Glitzerglanz vom Bahnhof Zoo. Der Zug hat die Mauer durchfahren. Jetzt wird’s lebendig. Eine Menge Leute steigen zu. Ich bin immer noch allein, als der Zug wieder anruckt. Dann wird die Tür aufgeschoben: der leibhaftige Wagenbach. Wie kommt er hierher? Er hat gewußt, daß ich mit diesem Zug nach Frankfurt fahren werde und ist einfach dazugestiegen. Ein Aufatmen, ein Stein vom Herzen. Ich bin nicht mehr allein. Wagenbach setzt sich mir gegenüber und öffnet seine Tasche. Er zieht eine Champagnerflasche und zwei Gläser heraus. Dann stoßen wir an.

Ihrem Weggang widmete der Freund Johannes Bobrowski ein tieftrauriges Distichon:

MÄRKISCHES MUSEUM

 

Seufzen wird weiter das Wasser. Im Moorgrund die Sandader wandert
Weiter, und weiter ertönt klirrend die Uhr an der Wand,
weiter will singen das Spielwerk, es ist noch die Feder gezogen –
nur die euch hörte, ging fort, Glocken und Pfeifen, schweigt still.

DDR-Schriftsteller waren damals in der Bundesrepublik willkommen, aber nur als Flüchtlinge, nicht als DDR-Bürger mit Rückkehrabsicht. Christa Reinig (der ich damals ein Exemplar unseres Grundgesetzes schenkte) hat sich diesem Spiel entzogen, die Lage der Arbeiterklasse mußte ihr niemand erklären. Aber sie war glücklich und wohnte vorläufig bei Horst Bienek, wo ich (als aus umgekehrten Gründen ebenfalls Entlassener) sie einige Male besuchte und Bienek uns mit dem stets wiederholten Schlager „the bell of freedom“ von Trini Lopez elendete.

Christa Reinig war – so hat sie es selbst formuliert – eine „Wörterfresserin“. Schon als Kind war sie extrem lesehungrig: Sagen, Seegeschichten, Duden, Indianerbücher, aber auch Homer. Diese Wörterneugier wandte sie 1964 sofort auf die neue Umgebung an:

Als ich nach dem Westen kam, da gab es tolle Wörter, rush hour und Frustration, das hat meine Phantasie ungeheuer angeregt. Ich habe alles, was ich an Wörtern antraf, mitsamt den Situationen, einfach in mich hineingefressen und war mir eigentlich dieses Zustands gar nicht bewußt. Ich war in allen diesen Wörtern, das war meine Nahrung.

Die anarchische Haltung blieb, aber sie drückte sich immer mehr in der Form der Prosa aus – die letzten Gedichte entstanden gegen Ende der siebziger Jahre, es waren Liebesgedichte für die Freundin.
Aus allen Gedichten habe ich versucht, die schönsten herauszufinden, um an eine große, fast vergessene Lyrikerin zu erinnern.
Das Prosastück „Feuergefährlich“ entstand 1965 für das erste größere Buch des Verlages, Atlas, eine Anthologie, für die ich 43 Autoren eingeladen hatte, über „ihren“ Ort zu schreiben. Christa Reinig schrieb über die Ackerstraße als „ihren“ Ort. Als das Buch im September I965 erschien, war unser gemeinsamer Freund Bobrowski bereits tot, der Atlas ist ihm gewidmet.

Klaus Wagenbach, Nachwort

 

Christa Reinig war ein Kellerkind aus der Berliner Ackerstraße, das ohne die kulturellen Bemühungen in der frühen DDR wahrscheinlich nie Schriftstellerin geworden wäre. Bekannt wurde sie durch ihre „Ballade vom blutigen Bomme“.

1963, als Lektor für deutsche Literatur im S. Fischer Verlag, veröffentlichte ich ihren ersten Gedichtband, ein lächerlich dünnes Bändchen von nicht einmal 60 Seiten mit dem lapidaren Titel Gedichte. Sie erhielt dafür den Bremer Literaturpreis: ich holte sie in Berlin ab und nach der Grenze sagte sie mir „Ich bleibe hier“. Wir haben dann „The Bell of Freedom“ von Trini Lopez und anderen Quatsch gesungen.

 

Klaus Wagenbach

Verlag Klaus Wagenbach, Ankündigung

 

Poetische Welt in Oktavheften

– Zu seinem 80. Geburtstag hat der Berliner Verleger Klaus Wagenbach sowohl seine Leser als auch sich selbst beschenkt. Wie es sich gehört mit Büchern, die er immer schon einmal lesen wollte. –

In blassblauer Broschur legt er Gedichtbände von Johannes Bobrowski, Christa Reinig und Kurt Bartsch vor. Diese schmalen und schlicht gestalteten „Oktavhefte“ erinnern an die ersten Publikationen des 1965 in West-Berlin gegründeten Verlags Klaus Wagenbach.
(…)
Christa Reinig (1926–2008) blieb 1964 in der Bundesrepublik, nachdem sie bereits im Jahr 1951 wegen nonkonformistischer Haltung in der DDR mit Publikationsverbot belegt wurde. „bitte herrschaften verzeiht / solche unanständigkeit“, heißt es in der „Ballade vom blutigen Bomme“, die Reinig bekannt machte. In der Auswahl Feuergefährlich dominieren Texte, die in strengen lyrischen Formen geschrieben sind. Christa Reinig wurde scheinbar alles zum Gedicht: der Pirat, Robinson, das Ahornblatt, der Turm. Sie war aber auch eine politische Autorin, wie die mehrdeutige letzte Strophe von „Der heitere Misanthrop“ zeigt:

Irgendwo in Washington
steht ein rotes Telefon.
Könnt ich doch den Draht zerschneiden
Und mich an den Folgen weiden.

Den Titel zum Buch lieh ein berührender Prosatext über Reinigs Kindheit in der Berliner Ackerstraße, den sie für die von Klaus Wagenbach initiierte Anthologie Atlas (1965) schrieb. Die widmete man posthum Johannes Bobrowski, der in Atlas – und auch in Nachbarschaft – mit der Erzählung „Der Mahner“ vertreten ist.

Kai Agthe, Thüringische Landeszeitung, 11.12.2010

Vertraute Stimmen

– Verleger Klaus Wagenbach schenkt sich zum Geburtstag drei Gedichtbände: Drei Oktavhefte erinnern jetzt in Anspielung auf die Quarthefte an die Ost-Berliner Dichter Johannes Bobrowski, Christa Reinig und Kurt Bartsch. –

Ein Verleger hat auf viele Einflüsse zu reagieren. Manchmal prasseln Meinungen wie Hagel. Aber Klaus Wagenbach hat in der lärmenden Schar der Freunde immer auf die literarische Traufhöhe geachtet. Dabei war er meist schneller als andere, ohne dass es so aussah, als ob er sich beeile. Das gilt für seine lebenslange Kafka-Hege wie für seinen Entdeckerblick allgemein.
Als junger Lektor bekommt er im S. Fischer Verlag Ärger, als er im Jahr des Mauerbaus in eine Sammlung zeitgenössischer Prosa auch DDR-Autoren aufnehmen will. Und doch wird er bald Peter Huchel, Johannes Bobrowski, Stephan Hermlin und Christa Reinig herausgeben.

Prinzip des Verlages war von Anfang an, Bücher zu publizieren, die ich für wichtig halte, unabhängig von den Folgen.

Als er das sagt, laufen Ermittlungsverfahren gegen ihn als Verleger von Bambule, dem Fernsehspiel von Ulrike Meinhof, von einem „RAF-Manifest“ und vom „Roten Kalender“.
Für die Quarthefte straft ihn das andere Ufer, Biermanns Drahtharfe kostet ein DDR-Einreiseverbot. Damals weiß man noch nichts vom Stasi-Mann Kurras, aber als ein Einflussagent mit Wagenbach einen Biermann-Deal machen will, lernt dieser den Wagenbachschen Dreizack kennen: unabhängig, unbestechlich, ungehorsam. Diese anhaltende Verlegertugend kann für Autoren aus der DDR die Folgen von Verkennung, Verzögerung und Verhinderung durchbrechen.
Drei Oktavhefte erinnern jetzt in Anspielung auf die Quarthefte an die Ost-Berliner Dichter Johannes Bobrowski, Christa Reinig und Kurt Bartsch. Der Verleger macht sich damit selbst ein Geschenk zum Achtzigsten am 11. Juli. Am Stil des Toskana-Mannes war nie zu zweifeln, das hat nun aber wirklich Grandezza. Poetische Leckerbissen, denen die Jahre nichts anhaben konnten, so wenig wie dem 45-jährigem Verlagsprogramm überhaupt.
(…)
„Die Christa Reinig ist wirklich sehr gut“, bekundet Bobrowski 1959. Ein solches Wort wiegt schwer, zumal die Lyrikerin schon als 25-Jährige mit Publikationsverbot belegt wird. Sie ist 1926 im Berliner Scheunenviertel geboren, war Fabrikarbeiterin und Trümmerfrau. Ihr muss man von der Gleichheit als unersättlichem Ideal nichts erzählen. Als ihr 1964 der Bremer Literaturpreis zugesprochen wird, kehrt sie nicht nach Ost-Berlin zurück.
Reinig wird sich nicht verändern. In ihrer Dichtung herrscht das Bild vor der Kausalität. Für sie gilt auch im Verlagshof von Wagenbach Singularität. Aber als der Verlag 1975, gebeutelt von der Rotbuch-Abspaltung und den Kosten politischer Prozesse, vor dem Konkurs steht, spendet sie, „arm wie eine Kirchenmaus“, tausend Mark.
In der neuen Auswahl finden sich neben der „Ballade vom blutigen Bomme“ und dem Prosastück „Feuergefährlich“ solitäre Gedichte. Die Wörter sind von allem Unnötigen befreit, ursprünglich, anarchisch und voller Eigensinn.

Deutsch sein und frau sein
du stehst auf zwei schiern
die fahren unter dir
nach zwei richtungen ab.

Christa Reinig ist 2008 in München verstorben.
(…)

Jürgen Verdofsky, Frankfurter Rundschau, 6.7.2010

Feuergefährlich

Nicht alle, die es einst von Ost nach West trieb, haben ihr Talent in bundesrepublikanischer Freiheit voll entfalten können. Christa Reinig zum Beispiel, die in den stalinistischen Fünfzigerjahren und noch in der Zeit unmittelbar nach dem Mauerbau mit balladesken, lakonisch schlagkräftigen und galgenhumorigen Versen brillierte, verlor – seit 1965 in München beheimatet – als Lyrikerin ihren Biss. Sie machte zwar mit Prosa Furore, die in den Siebzigern als „Speerspitze des Feminismus“ gefeiert wurde und avancierte nach ihrem Outing zur Identifikationsfigur aller Lesben. Doch ihre Gedichte verläpperten sich in zunehmend belanglosen Alltagsreminiszenzen. Welch ein Gefälle von den ebenso kraftvollen wie hintergründig anarchischen Porträts des Henkers, des alten Piraten, des Robinson, des Turmseilläufers oder des „Blutigen Bomme“ aus ihrem Erstling Die Steine von Finisterre (1960) zu den verpanschten exotischen Produkten aus Papantscha Vielerlei (1971). Die von Klaus Wagenbach kundig zusammengestellte Auswahl verdeutlicht, wie sich Christa Reinigs Sprachkunst von gereimten, metrisch strengen epischen Grotesken, die von Zusammenstößen mit staatstragenden Institutionen berichten, über den suggestiven beschwörenden Singsang im sanften „Wandeln um den Traum der Sprache“ bis zu Momentaufnahmen in spruchartiger Kürze entwickelte. Unübertroffen bleibt die Berliner Milieuerzählung „Feuergefährlich“ (1965), die dem Oktavheft den Titel lieh. Die Liebesgedichte aus „Müßiggang ist aller Liebe Anfang“, die den Band beschließen, zeugen von männer- und familienfeindlichen Fixierungen.

Dorothea von Törne, Die Welt, 3.7.2010

Faszinierend, radikal, von großer Bildkraft!

Besonders umfangreich ist das lyrische Werk dieser Dichterin nicht, auch hat sie ihre besten Gedichte bis Mitte der 60er geschrieben, während dann ihre dichterische Kreativität nachließ, so dass sie Ende der 70er beschloss, keine Gedichte mehr zu schreiben, sondern ausschließlich Prosa. Dass das lyrische Vermögen bei Dichtern nicht bis ins hohe Alter reicht, sondern Jahrzehnte früher verebbt, ist nichts Besonderes, sondern eher die Regel. Nur schreiben viele munter unmunter weiter, ohne wirklich Neues zu schaffen.
Die Gedichte Christa Reinigs aber, die sie bis Mitte der 60er Jahre schrieb, sind in ihrer Mehrheit faszinierend, radikal, von großer Bildkraft und gehören zum Besten der deutschen Literatur, wie etwa „Die Ballade vom blutigen Bomme“ (mit welcher sie bekannt wurde), „Der Rächer“, „Der Henker“, „Robinson“, „Der Hirte“, „Der Soldat“, „Der Enkel trinkt“, „Hört weg!“.

Almansor, amazon.de, 7.12.2012

 

 

13 ZEILEN, BETR. EINEN UNBLUTIGEN BESUCH
für Christa Reinig

Herr Bomme,
ich komme.

Ich teile Ihnen mit,
dass sich Ihre Unschuld erwiesen hat,
folglich die Schuld des Richters.
Leider ist der Kopf ab,
wenn er ab ist.
Doch die Gedanken darin
denken weiter,
zum Beispiel durch Christa,
und auch ein wenig
durch meine Wenigkeit.

Grüssen Sie Christa von mir
sie und ihr gutes Papier.

Wolfgang Weyrauch

 

HANTIPANTI AUF WINTERREISE
Für Christa, 1976 im Jahr des „Gemeinschaftsfriedens“

Eines Tage hatte Hantipanti die Milastraße satt. Zur Tür zog es rein, trotz der dicken Wolldecke (in älteren Novellen auch Kolter genannt), der Ofen machte schlapp, einige Freunde auch. Er packte das Radio ein, das kaum noch was hergab (C. hatte sich schon gezwungen gesehen, es als ,stummgeschlagenen Bruder‘ zu beschimpfen): Wasserstandsmeldung & Bruderküsse.
Raus, rechts rum und nochmal rechts, dreimal in Richtung Friedrichshagen und Treptow gespuckt, rein in die S-Bahn, vorne, Reisende mit Traglasten. Da saß schon die gelbe Dogge, ein Hund aus Berlin-Mitte, der nicht Senta heißen wollte. Hanti machte eine fachmännische Bechterew-Welle an den Messingstangen, danach den Tantra-Liegestütz, stieg beim Märkischen Museum aus, verabschiedete sich mit Handschlag von jeder preußischen Geschichte, kehrte zur S-Bahn zurück, wartete, bis der Vorsteher „Uuuuurückkkblai’mmm“ gerufen hatte, und sprang auf.
Er landete in der Gegend von Bremen und kaufte sich gleich ein Grundgesetz; es war aber nicht mehr die Urfassung. Die Norddeutschen gefielen Hantipanti nicht, dann schon lieber Berlin. Er ließ sie an ihren Pausen und Seichfäden hängen und fuhr in den Süden, der Rente entgegen.
Die Bayern sahen gleich, was mit Hantipanti los war, und sagten: „Wasch Dir erstmal die rote Farbe ab und iß ordentlich Apfelsinen.“ Hantipanti ging zuerst zu Tengelmann, Seife kaufen, dann zu Hotte, der sofort Trini 37mal auf der Freiheitsglocke gurken ließ. Dies, die Bayern und die Kernseife wirkten bleichend.
Danach ging Hantipanti eine ganze Weile im Starnberger See und dachte über Endreime nach, es fielen ihm aber nur Binnenreime ein. Er fuhr zurück nach München, hängte seine Wirbelsäule an den Schrank, wartete ab, bis es dunkel war, und trat vors Haus. Sternbilder oben, Bayern unten, dahinter der Rest von Deutschland, gleich zweimal. Da wurde Hantipanti so wütend wie der blutige Bomme (der mit dem Endreim auf Mechanismus), ging ins Haus zurück, nahm die Wirbelsäule vom Schrank, ließ sie einklinken und sagte: Lieber eine krumme als gar keine.

Klaus Wagenbach

 

Dieter Hülsmanns: Eine zugereiste Dichterin
DU, Heft 11, November 1968

Lothar Köhn: Zeit der Weiblichkeit? in Lothar Jordan, Axel Marquard, Winfried Woesler (Hrsg.): Lyrik – Erlebnis und Kritik, S. Fischer Verlag, 1988

Lothar Köhn: Zeit der Weiblichkeit?
Lothar Jordan, Axel Marquard, Winfried Woesler (Hrsg.): Lyrik – Erlebnis und Kritik, 1988

Anne Hahn: Mein kleiner Buchladen: „Vergessene Bücher“ – Die Frau im Brunnen
piqd.de, 22.11.2017

Zum 70. Geburtstag der Autorin:

Elisabeth Endres: Papier ist ungeduldig
Süddeutsche Zeitung, 6.8.1996

Irene Ferchl: Dreimal raten
Stuttgarter Zeitung, 6.8.1996

Wulf Segebrecht: Für die Stromer und wüsten Matrosen
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6.8.1996

Wolfgang Platzeck: Entmannung
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 7.8.1996

Zum 75. Geburtstag der Autorin:

Wolfgang Platzeck: Gegen das positive Denken
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 4.8.2001

Helmut Böttiger: Sachlich in die Zukunft
Der Tagesspiegel, Berlin, 6.8.2001

Peter Mohr: Der Mut zu Ausbrüchen, Aufbrüchen und Abbrüchen
General-Anzeiger, Bonn, 6.8.2001

Zum 80. Geburtstag der Autorin:

Ulla Hahn: „Wenn mir beim Schreiben die Luft wegbleibt…“
die horen, Heft 224, 4. Quartal 2006

Peter Mohr: Papier ist ungeduldig
titelmagazin.com, 6.8.2006

Ijoma Mangold: Wucht und Weisheit
Süddeutsche Zeitung, 5./6.8.2006

 

Fakten und Vermutungen zur Autorin + InstagramKLGDDFArchivInternet Archive + IZAKalliope
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