Selbstbildnis

Titelbild von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Felix Philipp Ingold: Gegengabe“

Nur rasch mal übern Rand des Gesichts – aber
wessen? – sich hinausgelehnt. Schon geht
die Neige zum Neinwort und schlittert der mindere
Teil – aber wessen? – ins Diesseits.
aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaWo Granaten
japsen. Äpfel lachen. Wo jedes Alter heutig ist
und gelingt im Vergehn. Das Ich ist eine Erfindung des späten 18. Jahrhunderts, die sich in der Folge trotz ihrer markanten Unbestimmtheit auffällig rasch verbreitete. Eben diese Unbestimmtheit ist‘s, die den Einzelnen mehr und mehr unter Druck setzte durch den gleichermassen fadenscheinigen und strengen Anspruch, ein möglichst eigenständiges, produktives, selbstverantwortliches Subjekt zu sein. Die Not nun aber, sein Ich solcherart unter Beweis stellen zu sollen, führte dazu, dass sich der Einzelne kompensatorisch der Ökonomie zuwandte. Denn vorab das Geld war geeignet, einen Icheffekt zu zeitigen, der allerdings sogleich kaschiert werden musste, um dem Ich seine Selbständigkeit zu erhalten. So konnte das Geld in der Moderne zu einer Lebensmacht werden, Pflanzstätte des Individualismus und Torhüter der Innerlichkeit, aber auch Medium von Gleichgültigkeit und Gleichmacherei.
Gelingt am Ende doch
der Link zum Ja! Aber wessen? Und wer den Fuss
leicht genug auf die Erde bringt ist zu lesen
als Spur. Bleibt begraben im purpurnen Antlitz.
Und gi-gilt.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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