RÄTSEL
Hinten ein S, vorne ein S.
Dazwischen neun Buchstaben
und neunhundert Schlachten,
Geschlachtete unzählbar;
das Blut der Väter, das unaufhörlich
in unsere Tage rinnt,
in dem wir unsre Hände waschen:
Schuldner;
eine Rechenaufgabe, deren Lösung ergibt:
eine Rechenaufgabe, denn die Ziffern
leben und wandeln sich
von Ergebnis zu Ergebnis;
totgesagt sechsmal, zum siebenten begraben
unterm brachen Gips von weisen Büsten,
zum achten
erstanden und aufgefahren gen Himmel
als stählerner Stern:
hohe Hoffnung und bloßes Hemd der Blöße.
Im übrigen:
hinten ein S, vorne ein S.
muß kein Literaten-Internat besuchen, er geht in die Schule, die das Leben ist, und er ist ein aufmerksamer und talentierter Schüler, und, wir hoffen, ein fleißiger auch. (Fleiß in dem Sinne, der nach Goethe das Genie zur Hauptsache ausmacht.) Also: ein junger, begabter deutscher Dichter. Eine große Sache für ein jedes Volk, und eine besonders große Sache und eine festliche und zukunftsfrohe Botschaft zugleich für ein Volk wie das unsere.
Johannes R. Becher, Klappentext, Verlag Neues Leben, 1968
Armin Zeissler: Notizen über Günter Kunert, Sinn und Form Heft 3, 1970
Cornelia Geissler: Die Welt ertragen
Berliner Zeitung, 6.3.2009
Fred Viebahn: Ein unbequemer Dichter wird heute 80
ExilPEN, 6.3.2009
Reinhard Klimmt: Günter Kunert
ExilPEN, 6.4.2009
Hannes Hansen: Ein heiterer Melancholiker
Kieler Nachrichten, 5.3.2009
Renatus Deckert: „Ich bin immer noch naiv. Gott sei Dank!“
Der Tagesspiegel, 6.3.2009
Hubert Witt: Schreiben als Paradoxie
Ostragehege, Heft 53, 2009
Peter Mohr: Die Worte verführten mich
lokalkompass.de, 3.3.2014
Schreiben als Selbstvergewisserung – Dichter Günter Kunert wird 85
Tiroler Tageszeitung, 4.3.2014
Wolf Scheller: Die Poesie des Melancholikers
Jüdische Allgemeine, 6.3.2014
Reinhard Tschapke: Der fröhlichste deutsche Pessimist
Nordwest Zeitung, 2.3.2019
Günter Kunert im Interview: „Die Ideale sind schlafen gegangen“
Thüringer Allgemeine, 4.3.2019
Günter Kunert im Interview: „Die Westler waren doch alle nur naiv“
Göttinger Tageblatt, 5.3.2019
Katrin Hillgruber: Ironie in der Zone
Der Tagesspiegel, 5.3.2019
Benedikt Stubendorff: Günter Kunert – 90 Jahre und kein bisschen leise
NDR.de, 6.3.2019
Matthias Hoenig: „So schlecht ist das gar nicht“
Die Welt, 6.3.2019
Tilman Krause: „Ich bin ein entheimateter Mensch“
Die Welt, 6.3.2019
Günter Kunert – Schreiben als Gymnastik
mdr.de, 6.3.2019
Peter Mohr: Heimat in der Kunst
titel-kulturmagazin.net, 6.3.2019
Knud Cordsen: Der „kreuzfidele Pessimist“ Günter Kunert wird 90
br.de, 6.3.2019
Studio LCB mit Günter Kunert am 1.4.1993
Lesung: Günter Kunert
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Ulrich Horstmann, Walther Petri
Beim 1. Internationalen Literaturfestival in Berlin, am Samstag, den 16. Juni 2001, lesen im Festsaal der Sophiensäle in Berlin-Mitte die Lyriker Rita Dove (USA), Günter Kunert (Deutschland) und Inger Christensen (Dänemark), gefolgt von einer Podiumsdiskussion und Fragen aus dem Publikum (moderiert von Iso Camartin).
Günter Kunert bei www.erlesen.tv.
Schreibe einen Kommentar