Clemens Brentanos Gedicht „Die Erde war gestorben…“

Beitragsbild rechts für Lyrikkalender reloaded

CLEMENS BRENTANO

Die Erde war gestorben
Ich lebte ganz allein,
Die Sonne war verdorben,
Zwei Augen gaben Schein,

Da bot sie mir zu trinken
Und blickte mich nicht an,
Sie ließ die Augen sinken,
Es war um mich getan.

Reg Frühling nur die Schwingen
Sehn nur, du Erde, dich,
Ich kann nichts anders singen,
Als, Jesus schau auf mich.

1817

 

Konnotation

Wie verwandelt sich ein Liebes- und Frühlingsgedicht in ein frommes Memento an die Schöpferkraft von Jesus Christus? Im Jahr seiner Bekehrung zum Katholizismus hat der fromme Romantiker Clemens Brentano (1778–1842) diese poetische Kehre an einem herzzerreißenden Gedicht über die Liebe, den Tod und die Wiedererweckung zum Leben demonstriert. In der 1. Fassung des Gedichts sind die Verse einzig auf die Beschwörung der Geliebten gerichtet. In der 2. Fassung, die ebenfalls 1817 entstand, vollzieht sich eine entscheidende Motiv-Verschiebung.
In der letzten Strophe wird in der 1. Fassung die Präsenz der Geliebten besungen, deren Sehnsucht mit der Naturkraft der Erde verbunden ist. In konsequenter Integration seines katholischen Bekenntnisses in die Dichtkunst lässt Brentano sein lyrisches Ich in der 2. Fassung eine devote Wandlung vollziehen. Nun ist der Anlass seines Gesangs die Lobpreisung Jesu.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

„Suppe Lehm Antikes im Pelz tickte o Gott Lotte"

Instinkt

Sphinx nickt; versinkt stinkend in Tinte bis zum Kinn.

Michel Leiris ・Felix Philipp Ingold

– Ein Glossar –

lies Sir Leiris leis

Würfeln Sie später noch einmal!

Lyrikkalender reloaded

Luchterhand Loseblatt Lyrik

Planeten-News

Planet Lyrik an Erde

Tagesberichte zur Jetztzeit

Tagesberichte zur Jetztzeit

Freie Hand

Haupts Werk

Gegengabe

0:00
0:00