Dirk von Petersdorffs Gedicht „Flippern“

DIRK VON PETERSDORFF

Flippern

Jammer! Hell! Schreck und Pein!
Zucken! Klacken! Abgrund nein!
Ach vergeh! Bumper! Drall!
Leuchten! Yes! Neuer Ball!

Aber sicher, man soll planen,
man kann zielen und muss ahnen –
Lichterfluss, schneller Tanz,
ach wer weiß, Angst und Glanz.

2004

aus: Dirk von Petersdorff: Die Teufel in Arezzo. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2004

 

Konnotation

Eine scheinbar profane Vergnügungsmaschine wird hier zum Gravitationszentrum für menschliche Emotionen und existenzielle Zerreißproben. Das Spiel am Flipperautomat, wie es der Lyriker Dirk von Petersdorff (geb. 1966) poetisch inszeniert, verstrickt den jeweiligen Akteur in einen Wirbel von Affekten, in dem ihm alle Höhen und Tiefen eines Menschenlebens widerfahren. Glück und Schrecken, Präsenz im Jetzt und Erfahrung der Vergänglichkeit – all diese widerstreitenden Empfindungen bündeln sich im Spieler.
In seinen ersten beiden Gedichtbänden entwarf von Petersdorff eine Poetik der philosophischen Heiterkeit, gestützt auf Ironie und Utopie-Abstinenz. In seinem Gedichtbuch Die Teufel in Arezzo (2004), aus dem das Flipper-Gedicht stammt, hat er die leichte Tonlage modifiziert und die alten schweren Wörter und klassischen Formen zurückerobert. In „Flippern“ spricht ein bekennender Traditionalist, der die hohen Töne liebt und die ironischen Zwischentöne nur noch sehr zurückhaltend einsetzt.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008

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