Heinrich Heines Gedicht „Melodie“

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HEINRICH HEINE

Melodie

NACHT liegt auf den fremden Wegen, –
Krankes Herz und müde Glieder;
Ach, da fliesst, wie stiller Segen,
Süsser Mond, dein Licht hernieder.

Süsser Mond, mit deinen Strahlen
Scheuchest du das nächtge Grauen;
Es zerrinnen meine Qualen,
Und die Augen übertauen.

1824

 

Konnotation

Der Mond ist für die romantische Poesie ein sehr verlässlicher Himmelskörper: Er strahlt ein mildes, begütigendes Licht aus, das einen nächtlichen Wanderer zu beschützen und alle Düsternisse zu vertreiben vermag. Auch für den Formenvirtuosen Heinrich Heine (1797–1856), der in seinem Buch der Lieder (1827) noch einmal alle Techniken und Melodien des romantischen Tons raffiniert durchspielt, erscheint in einem Gedicht aus dem „Lieder“-Zyklus der „Heimkehr“ der Mond als zaubrisches Therapeutikum.
Das Gedicht schließt die kleine Gruppe der Wanderlieder ab, die Heine an den Schluss des Buchs der Lieder gestellt hat. Zusammen mit einigen Kommilitonen von der Universität Göttingen hatte der Dichter im Sommer des Jahres 1824 einige Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung der Universitätsstadt unternommen. In diesem Zusammenhang ist seine kleine Mond-Melodie entstanden.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2008, Verlag Das Wunderhorn, 2007

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