Heinz Erhardts Gedicht „Fernsehen“

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HEINZ ERHARDT

Fernsehen

Damit man sähe, was man höre,
erfand Herr Braun die Braun’sche Röhre.

Wir wär’n Herrn Braun noch mehr verbunden,
hätt’ er was Anderes erfunden.

nach 1950

aus: Heinz Erhardt: Von der Pampelmuse geküsst. Gedichte, Prosa, Szenen. Reclam Verlag, Stuttgart 2004

 

Konnotation

Die Erfindung der Braunschen Röhre 1897 war die Voraussetzung einer nachrichtentechnischen Revolution, die das Alltagsleben der Menschen ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts elementar veränderte. Denn diese Braunsche Röhre, benannt nach ihrem Erfinder Karl Ferdinand Braun (1850–1918), bildete das Fundament der Mediengesellschaft: Sie ermöglichte mit ihrer Bündelung eines Elektronenstrahls den Fernseher und den Computerbildschirm.
Der grandiose Komiker und notorisch unterschätzte Dichter Heinz Erhardt (1909–1979) relativiert in seinem trockenen Witz die allzu große Wertschätzung des Technik-Pioniers. Der Dichter vermisst andere, bedeutendere Erfindungen – auf technischem, politischem oder ästhetischem Terrain –, die dem Namen Braun zu mehr Anerkennung hätten verhelfen könnten. Quod erat demonstrandum.

Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2011, Verlag Das Wunderhorn, 2010

1 Kommentar

  1. Ich liebe dieses kurze Gedicht zur Braunschen Röhre! Ich bin Funkamateur und habe tatsächlich noch einen
    Bezug zur Röhrentechnik.

    Danke Euch und herzliche Grüße aus Freiburg im Breisgau

    Antworten

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(wo war in Kabul die lokale Bar?). – Kabel vor Okular. – In Kuba war klar: Volk buk Kola.

Michel Leiris ・Felix Philipp Ingold

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