DIE MORGENFEIER, 8. SEPT. 1977
für friederike mayröcker
einen fliegen finden ich in betten
ach, der morgen sein so schön erglüht
wollten sich zu menschens wärmen retten
sein aber kommen unter ein schlafwalzen
finden auf den linnen ich kein flecken
losgerissen nur ein zartes bein
und die andern beinen und die flügeln
fest an diesen schwarzen dings gepreßt
der sich nichts mehr um sich selbst bemüht
ach, der morgen sein so schön erglüht
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Von der Liebe jenseits der Oper
Liebe? Das sei große Oper, im Leben aber käme er nicht darauf, von Liebe zu sprechen, sagte Ernst Jandl einmal in einem Gespräch.
An diesen Satz mußte ich denken, als ich mit dieser Gedichtauswahl beschäftigt war. Was Jandl mit diesem Satz gemeint haben könnte, ist mir jedoch, je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, immer unklarer als deutlicher geworden. Meinte er, Liebe käme in seinen Gedichten nicht vor, da es, allein das Wort poetisch betrachtet, zu groß und gleichzeitig zu flach sei? Oder meinte er, große Gefühle und plakative Theatralik hätten in Gedichten keinen Platz und sollten, wenn überhaupt, auf die Opernbühne gebracht werden? Oder wollte er sagen, von Liebe könne, strenggenommen, gar nicht gesprochen werden? Womit er es in seinem Leben zu tun bekommen habe, dürfe mit diesem Wort nicht belegt werden, dafür müßte ein weniger mit hohen Ansprüchen behaftetes Wort gefunden werden?
Lassen wir zunächst einmal Jandls Auffassungen von Literatur ruhen, und wenden wir uns seiner Biographie zu. Obwohl er einen noch nicht näher zu greifenden, aber offenbar doch starken Affekt gegen das Wort Liebe hatte, hielten ihn diese Vorbehalte keineswegs davon ab, Kontakt zu Frauen zu suchen, und wenn sich die Gelegenheit dazu bot, diesen Kontakt auch einzugehen und intensiver werden zu lassen. Er war einmal verheiratet und nach der Auflösung dieser Ehe lebte er über vierzig Jahre bis zu seinem Lebensende mit der Autorin Friederike Mayröcker zusammen. Das ist bemerkenswert, denn Jandl schien zu tiefen und andauernden Gefühlen ebenso in der Lage gewesen zu sein, wie er kürzere und sich heftig äußernde Empfindungen spürte und danach handelte. Das besagt, daß er zu lieben in der Lage war und Liebe auch entgegennehmen konnte – sein Leben auf diesem Gebiet also keineswegs durch eine auffallende Enthaltsamkeit gekennzeichnet war.
Dennoch war und blieb Jandl der Liebe und dem Reden über Liebe gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Seine Erfahrungen – oder genauer: wenn er über seine Erfahrungen nachzudenken begann, dann sah er sich nicht ermutigt, dem Wort Liebe eine irgendwie geartete Aussagekraft zuzubilligen. Liebe schien er für etwas Höheres zu halten, möglicherweise sogar grundsätzlich Unerreichbares. Sein Leben vollzog sich in anderen Sphären; von Liebe war dann besser nicht mehr die Rede.
Was aber fing Jandl mit diesem Bündel aus verschiedenen Mutmaßungen, Affekten und Überlegungen beim Schreiben seiner Gedichte an? Bevor wir uns jetzt in unserem allgemeinen und biographischen Nachdenken in immer weitere Höhen hinaufschrauben und Ernst Jandl aus dem Blickfeld verlieren, wenden wir uns konkret seinen Gedichten zu. Mit dem Thema Liebe geht er in seinen Gedichten auch auf eine höchst spezielle Weise um. Das erste und auffälligste: Er schafft Räume, um sich mit diesem Thema zu beschäftigen; auf ganz eigene Weise ausgestaltete Liebesgedicht-Räume.
Auf der anderen Seite
Eines seiner ersten Gedichte, am 1. Juli 1952 geschrieben, gibt ein klares Bild, wo sich Jandl sieht, wenn von Frauen die Rede ist. Er teilt den Raum in zwei Zonen auf. Es gibt die enge Welt des Käfigs, in der sich der Autor sieht. Und es gibt die sehr viel weitläufigere Welt der Lazarettbaracken in der sich der Autor nur gelegentlich aufhalten kann.
Diese Raumaufteilung wird in dem Gedicht beiläufig vorgenommen, sie ist aber entscheidend für das Verständnis dessen, was im Gedicht dann geschieht und wovon gesprochen wird. Der Autor ist zwischen den Baracken unterwegs und von diesem Unterwegssein berichtet er deswegen, weil er während einer dieser Gänge ein neues Gefühl verspürte: er „sah (.) zum erstenmal frauen so an / wie der mann frauen ansieht.“ Dieses Gefühl in sich zu entdecken macht dem Autor durchaus Vergnügen, eine Enttäuschung bereitet ihm dagegen ein zweites Gefühl, das dem ersten folgt: eine Hemmung. Er registriert, daß er sich den Frauen nicht anbietet, und sagt: „ich, mann“, eine Aussage, von der er fest annimmt, sie würde von den Frauen erwartet werden oder ihn bei Frauen weiterbringen. Anstelle dessen bleibt er unauffällig und wird, nachdem er die Frauen gesehen hat, von einem dritten Gefühl heimgesucht: Er hat eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen.
An dieser Stelle gelangt Jandls Raumaufteilung in dem Gedicht zu entscheidender Bedeutung. Er bemerkt nicht nur die verpaßte Chance, regelrecht schmerzhaft wird dieses Erlebnis für ihn, weil er sich in einer Sphäre aufhält, die in keiner Verbindung zu der anderen steht. Sein Ausflug zu den Krankentrakten kommt nicht sehr häufig vor, und deswegen schmerzt ihn die ausgelassene Gelegenheit, und aus diesem Grund muß er einem Versäumnis nachtrauern.
Aber damit hat es noch nicht sein Bewenden. Jandl definiert diesen Lebensraum weiter, und die Vokabel, die die Definition trägt, verleiht dem Raum etwas zusätzlich Unentrinnbares. Dieser Aufenthaltsort wird als Käfig bezeichnet, und zudem wird er noch weiter bevölkert. „Kameraden“ halten sich dort auf, und diese „kameraden“ „peitschen ihm feuer in die wangen“, lassen ihn also rot werden und sich ertappt fühlen, als hätte er etwas Schändliches getan. Mit ihnen in diesem Raum tritt aber noch eine weitere Veränderung ein: Was Jandl freudig und mit großer Neugierde feststellt, daß ihm Frauen als Frauen auffallen und gefallen, verliert, zurück im Käfig, seine Leichtigkeit. Ihm wird die Freude an seinen neuen Gefühlen verdorben.
Damit haben wir einige Konstanten in Jandls Liebesgedichten bereits herausgearbeitet: Es geht um ungeschehen Gebliebenes. Liebe wäre möglich, aber an jeweils anderen Orten. Die wachgerufenen Gefühle unterliegen selber eigenen Veränderungen. Aus Freude wird Scham gegenüber anderen, wenn er sich rechtfertigen muß. Darauf folgt Mutlosigkeit und auf die Mutlosigkeit neuer Ärger. Daß sich Jandl von der Liebe und vom Schreiben von Liebesgedichten fernhalten würde, kann man sicher verneinen. Allerdings verzweigen sich seine Liebesgedichte, kaum daß sie einsetzen, in teilweise höllische Komplikationen, und was als Liebesgedicht gedacht war, wird in eine gewisse Sachlichkeit überführt und ist als Liebesgedicht gelegentlich kaum noch zu erkennen.
In der vorliegenden Auswahl können dafür viele Beispiele gefunden werden. Das Gedicht „hundegespann“ läßt sich als Hymne auf ein Paar lesen, das auf explosive Weise auseinanderstrebt. Der Raum spielt hier in seiner Weite eine wichtige Rolle: Es ist derart viel Platz vorhanden, daß zwei Menschen, wenn sie sich zielstrebig voneinander entfernen, nicht unter der Angst leiden müssen, sie könnten sich nicht dauerhaft aus den Augen verlieren. Oder im Gedicht „ihre welt“: Hier bildet Jandl erneut eine kleine, in sich abgeschlossene Welt und eine große, weite ab. Die eine wird von einer Frau bewohnt, die andere von einem Mann, und in dem, wie diese beiden Sphären in ihren Größenverhältnissen zueinander stehen, wird ein grobes Herrschaftsverhältnis etabliert: Die Frau steckt ein, der Mann teilt aus.
Auch wenn Jandl von etwas Freudigem berichtet, schlägt er einen sachlichen Ton an. Passend zu seinen Raumkonstruktionen könnte man sagen, Jandl schreibt, wie ein Geologe denkt. Er beschreibt exakt und mit selektivem Blick für das Wesentliche eine in einem leeren Raum geronnene Bewegungstopographie:
Eine rechte Hand
in einer rechten Hand
…
In diesem Gedicht verzichtet Jandl ganz darauf, den Raum mit einer Welt außerhalb dieses Raums zu konfrontieren. Er schildert, welche Positionen ein Paar zueinander einnimmt und an welche Orte es gestellt worden ist. Daß es sich dabei um ein Hochzeitsgedicht handelt, könnte dabei glatt übersehen werden. Mit der landläufigen Vorstellung von Hochzeit – und darin liegt die Pointe dieses Gedichts – wollen diese starren und unbelebten Verhältnisse in Jandls Gedicht in eine allenfalls negative Verbindung gebracht werden.
Die Räume in Jandls Gedichten können noch auf eine andere Weise verteilt sein, auf einen inneren und einen äußeren Bereich. In „weißheit“ kann diese Raumaufteilung beobachtet werden. In diesem Gedicht beginnt sich noch etwas anderes zu regen. Das Innenleben kommt richtig in Schwung. Eine „komplizin“ wird gebeten, „die steile wiese aus dem mai tief genug (zu) vergraben“ – und in diesem Gedicht kippt die Stimmung und bekommt eine neue Qualität: Zwar baut Jandl nach wie vor das Gedicht aus dem Umgang mit Räumen und deren emotional zurückhaltender Beschreibung auf, in diesem Gedicht ist aber so etwas wie Intimität zu spüren. Diese Intimität muß zwar unterdrückt werden, an dem Ausmaß der dazu nötigen Aktion (eine ganze Wiese soll unsichtbar gemacht werden!) läßt sich ablesen, wie intensiv diese Intimität gewesen sein muß.
Diese neue Art zu schreiben findet ihren Höhepunkt in dem Gedicht „liegen, bei dir“. Ich möchte nicht weiter auf die Raumdualität verweisen, die in diesem Gedicht allerdings in höchster Vollendung zu beobachten ist. Jandl schreibt von etwas, das an einem anderen Ort stattfindet als an dem, an dem er sich gewöhnlich aufhält: seinem Ort. An diesem anderen Ort findet er, plakativ ausgedrückt, sein Glück – und nur an diesem Ort. Wieder beschreibt er exakt die Konstellationen, die er vorfindet:
ich liege bei dir. deine arme
halten mich. deine arme
halten mehr als ich bin.
Nämlich diesen Mann plus das Glück, das er empfindet, wenn er sich in dieser Umarmung befindet, und das ihn wieder verläßt, wenn er sich löst und an den Ort zurückkehren muß, von dem er aufgebrochen ist. Dort ist er nämlich genau der, der er ist: ein Mann, den keine Arme umfangen: nur ein Mann – ohne Glück.
In der Beschreibung dieses sehr schönen Augenblicks für Jandl haben wir einen weiteren Baustein seiner Liebesgedichte gefunden. Liebe ist etwas, das dort, wo Jandl sich größtenteils aufhält, nur als Fiktion vorkommt. Sie ist entweder als Erinnerung präsent oder zeichnet sich als eine Möglichkeit ab oder muß als eine vereitelte Chance angesehen werden – auf jeden Fall ist Liebe, wenn der Autor mit sich alleine ist, nur als etwas nicht Vorhandenes vorstellbar. Dies macht den Umgang mit dieser Thematik brisant und schmerzhaft, weil Jandl, wenn er darauf zu sprechen kommt, es bestenfalls mit verlöschenden Gefühlen zu tun hat – und das, obwohl Liebe nach Dauer strebt.
Fröhliche Sexualität
In späteren Jahren können Jandls Liebesgedichte, ohne daß damit ihr eben skizzierter Grundtenor zum Verstummen gebracht würde, auch etwas Ausgelassenes annehmen. Wenn Jandl in der richtigen Stimmung ist, kann er durchaus von einer Liebe zu einem banalen Glas sprechen und dabei in gespielte Lyrismen verfallen:
blume bist du in meiner hand.
Da wird in einem knappen Gedicht ein sexueller Akt in seiner doppelten Dimension von emotionalem Glück und körperlicher Befriedigung auf direkte Weise abgebildet. (Daß Jandl in diesen Gedichten besonders effizient seinen literarischen Grundüberlegungen Geltung verschafft, wonach Gedichte konkret sein sollen, darauf sei wenigstens einmal hingewiesen worden.) Wie ökonomisch er mit Sprache in diesen Gedichten umzugehen vermag, verdient Hochachtung. Eine kleine Lautverschiebung bei dem Wort „Glück“ genügt, und schon hat er die beiden Vorgänge in einem gefaßt: „glick“. Einem anderen Aspekt beim Liebesspiel kommt Jandl dadurch nahe, daß er ausschließlich das Wort ,frau‘ verwendet. Er zerlegt dieses Wort in zwei Bestandteile und in der Wiederholung der beiden Bestandteile kann er sehr einleuchtend eine komplette Aktion abbilden. Daß er dabei auch zu einem graphisch befriedigenden Ergebnis gelangt und eine Pyramide entsteht, darf nicht als ein beiläufiges Nebenprodukt seiner Anstrengungen angesehen werden. Mit dieser Verteilung der Buchstabenfolgen auf der Seite, kann er besonders wirkungsvoll den Eindruck erzeugen, daß seine Buchstaben- und Lautfolge als formal absichtsvoll gebautes Gedicht anzusehen ist. Bei Gedichten, die auf die traditionellen Signale wie Reim oder andere Markierungen von Zeilenenden verzichten und bei denen auch die Zeilenlänge durch keine semantisch eindeutigen Signale markiert wird, ist das kein geringer Gewinn.
In dieser mittleren Phase von Jandls Schaffen (grob gesprochen handelt es sich dabei um Gedichte aus der Zeit zwischen den endfünfziger Jahren bis Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts) kann er mit einer guten Sorglosigkeit schreiben. Die Frage, ob sich das, was sich ihm an Material bietet, mit Vorstellungen von Liebe messen lassen kann, spielt eine untergeordnete Rolle. Der Freude am Umgang mit einem stark sexualisierten Material kommt das sehr zugute. Jandl kann direkt sein, unverblümt und dabei seinen Witz entfalten, der diese Gedichte vom platt Obszönen wegrückt und sie auf eine gutverträgliche Weise anzüglich und zugleich zu ernsthaften Sprachkunstwerken macht. Dabei kann er zu verspielter Hochform auflaufen. In „chanson“ macht er sich noch einen Spaß mit den unordentlich geführten Vokabelheften seiner Schüler, indem er die Wörter und ihre Äquivalente in der anderen Sprache zum Tanzen gegeneinander verschiebt. Hier geht es um Liebe zur Sprache, in anderen Gedichten verharrt er weitaus weniger im Sprachvernarrten.
Ganz mag sich Jandl auch in diesen Gedichten nicht von seinem Raummodell trennen. Im Unterschied zu den frühen Gedichten füllt er die Räume jetzt mit spielerischen Bedeutungen an. In „calypso“ kann der Autor sich einen sprachverbiegenden Spaß daraus machen, daß ihn die Neugier, wie wohl die Frauen in Brasilien sein könnten, umtreibt. Dieses „ganz andere“ interessiert ihn, ohne sich von dem Gewicht, das in der Formulierung vom anderen liegt, erdrücken zu lassen.
Ein regelrechtes Konstrukt entwirft er dabei im Gedicht „der kuss“. Er setzt sein Vertrauen ganz in eine einfache graphische Anordnung des Zweibuchstabenwortes ,ja‘. In der Mitte treffen sich die beiden Wortsäulen und beschreiben einen Moment der Ausnahme. Ihre voneinander getrennte Existenz ist für einen Augenblick durchbrochen und bleibt auch nur für diesen Moment aufgehoben. Daran, daß sie nebeneinander bestehen und keine weiteren Möglichkeiten einer Annäherung sehen, ändert sich durch das einmalige Verschmelzen nichts Grundsätzliches. Nach dieser Begegnung verlaufen die Säulen in ihrer parallelen Unerreichbarkeit weiter.
Oder im Gedicht „sehnsucht“, einem der schönsten Gedichte von Ernst Jandl. Wieder ist der Einsatz an Sprachmaterial minimal, das Ergebnis überragt aber das sprachliche Aufgebot um Längen. Ein ,ich‘ wächst zu einem ,dich‘ hinüber, und in dieser Transformation eines Wortes in ein anderes findet der Sehnende zu einer Einheit mit seiner Sehnsucht. Auch dies stellt im Grunde eine Ausnahme dar. Selten und möglicherweise nur in diesem Gedicht wird er zu einer derart großen Nähe zu seinen Empfindungen gelangt sein und störende Nebenempfindungen ausgeschlossen haben können. Das ist ein rundherum glücklicher Augenblick, auch wenn der Autor der geliebten Frau noch nicht nähergekommen ist.
Haß, Liebe
Jandls Gedichte durchzieht auch ein dunkler Gefühlsstrom. Es gibt seltsam verhangene Gedichte, in denen er von einer Sexualität spricht, die in Bordellen praktiziert wird oder in die junge Mädchen verwickelt werden und mit Macht und Gewalt zu tun haben. Diese Gedichte bilden eine eigene, nicht häufig, aber gelegentlich auftretende Spezies in Jandls Werk.
In vielen Gedichten, die er ab den späten 1970er Jahren geschrieben hat, macht sich aber eine andere, ebenfalls zum Finsteren tendierende Eigenart bemerkbar. Es entstehen Gedichte mit ihm als unangefochtener, aber in tiefem Widerstreit mit sich liegender Hauptfigur.
In gewissem Sinn kann man sagen, er kehrt in diesen Gedichten an die Anfänge seines Schreibens zurück. Jandl schreibt jetzt zwar radikaler, und er läßt in seine Gedichte auch die Schreiberfahrung im Umgang mit formalen Eigengesetzmäßigkeiten einfließen, die er in den langen Jahren seiner Arbeit an Gedichten bis dahin gesammelt hat. Er ist über die Jahre lockerer im Umgang mit der Form geworden. Aber vom Grundsatz her schreibt er wieder, wie er das getan hat, als er in den frühen 1950er Jahren mit dem Schreiben begonnen hat.
Was ist damit gemeint? In seinen ersten Gedichten hat Jandl mit autobiographischem Material gearbeitet. Wenn man diese Gedichte genau auf ihre Stoffe hin liest und sich in Jandls Biographie etwas besser auskennt, lassen sich die Lebenssituationen erkennen, die Jandl jeweils aufgegriffen hat. Bei dem Gedicht „erwachen im käfig“ muß man noch nicht einmal näher über Jandls Biographie Bescheid wissen, um zu erkennen, wovon er spricht: Seinem Aufenthalt in einem Kriegsgefangenenlager. Schwieriger wird das bei den anderen Gedichten. Im Heiratsgedicht dürften Erlebnisse aufgegriffen worden sein, die für Jandl mit seiner ersten und einzigen Heirat verbunden waren. In dem Gedicht, in dem Jandl die „maiwiesen“ in tiefergelegene Regionen verlagern möchte, wird es sich um eine Begegnung mit Friederike Mayröcker gehandelt haben, die er aufgreift. Und in dem von einer gefühlsmäßig direkt ausgesprochenen Stimmung getragenen Gedicht „liegen, bei dir“ wird sich Jandl ebenfalls auf Begegnungen mit Friederike Mayröcker bezogen haben.
Allerdings ist diese Kenntnis dieser biographischen Zusammenhänge für das Verständnis dieser Gedichte vollkommen unerheblich. Überhaupt: Die Gedichte zählen ausschließlich als Gedichte – das ist bei den späten Gedichten auch nicht anders, gleichgültig ob Jandl seine Biographie in seine Verse hineinarbeitet oder ob er Stoffe aus anderen Quellen bezieht. Dennoch gibt es in der Art, wie seine Gedichte beschaffen sind, einen Unterschied. In den frühen Gedichten ist die Herkunft des Materials nicht weiter von Bedeutung. In den Gedichten ab Ende der 1970er Jahre verändert sich das. Das autobiographische Element tritt als autobiographisches Element absichtsvoll in den Vordergrund. Es ist ein Element ihrer Stilisierung: Der Autor stellt sich erkennbar aus. Er macht sich zu einem Bestandteil des Gedichts und hat nicht nur nichts dagegen, als Ernst Jandl identifizierbar zu sein. Er will erkennbar sein. – In gewissem Sinn poetisiert Jandl seine Biographie. Das ist keine kleine Veränderung und darf nicht mit Vorstellungen in Verbindung gebracht werden, Jandl wolle sein Leben durch die Poesie zu etwas Wertvollerem machen. Bei Jandl steckt die umgekehrte Absicht hinter dieser Operation. Er will seinen Gedichten nicht eine Leichtigkeit geben, für die er in seinem Leben keine Basis ausmachen kann. Jandl ging einen Weg, vor dem viele Autoren zurückschreckten und sich lieber – stilisiert – in die Literatur zurückgezogen haben. Er „verbiographisierte“ seine Gedichte und verlieh ihnen damit zusätzliche Härte und Brisanz.
Greifen wir beispielsweise die beiden Gedichte „von ziegen“ und „von frauen“ als exemplarische Werke aus dieser Schaffensphase des Autors heraus, dann zeichnet sich noch eine weitere gravierende Veränderung ab. Der duale Liebesraum in den Gedichten ist zusammengebrochen, und Jandl hält sich in seiner Rückzugszone auf. Diese Zone bevölkert er die meiste Zeit nur mit sich, und Jandl begegnet dort in der Hauptsache sich selber. Das sind nicht minder leidenschaftliche Treffen, allerdings werden hier entweder Mißgeschicke („von ziegen“) als Ausdruck schwieriger Lebenssituationen gefeiert oder Unerreichbares („von frauen“) zelebriert. Daß Frauen auf ihn reagieren könnten, kann sich der Autor zwar mittlerweile vorstellen, er lebt aber in einem monadisch geschlossenen Raum, den er nicht mehr verlassen kann und es auch nicht mehr will. Allerdings macht er in seinen Gedichten der Welt den Prozeß dafür, daß er derart zurückgezogen leben muß und die verschiedensten Ersatzbefriedigungen ihm ein bescheidenes Leben erlauben.
Dennoch, ganz einsam ist Jandl nicht, gelegentlich bekommt er Besuch in seiner Zelle, und eine Frau teilt das Leben dort mit ihm. Hymnisch werden die Krankheiten, unter denen jeweils einer von ihnen leidet, besungen: Mit „meine gastritis und deine spondylose“ setzt das Gedicht „zimmergedanken an die vergänglichkeit“ ein und findet in einem Gedicht wie „älterndes paar. ein oratorium“ seinen Höhepunkt. Hier wird wiedergegeben, was die Frau von dem Mann hält, mit dem sie zusammen ist, und dies wird in einer Unverblümtheit ausgesprochen, daß der Leser zunächst nur schwer glauben kann, es hier mit einem Liebespaar zu tun zu haben. Dieses Gedicht mag auf seiner Oberfläche wie eine Abrechnung angelegt sein. Von tieferliegenden Bedeutungsschichten aus betrachtet, ist es aber als Konfession eines Paars zu lesen, das sich in seinen Zerrüttungen wahrnimmt und dessen Liebe in der Offenheit nachklingt, mit der sie diese Zerrüttungen an sich und an dem Gegenüber wahrnehmen.
In diesen Gedichten hat sich aber noch einiges an Wichtigem verändert. Die Schamgrenze ist deutlich gesunken, und Liebe und Haß gehen teilweise kaum noch zu unterscheidende Verbindungen miteinander ein. Im ersten Gedicht dieses Bandes wurden die „kameraden“ noch als eine Zumutung erlebt, weil sie mitbekommen hatten welche Gefühle bei ihrem unerfahrenen Mitgefangenen zu wachsen begannen. Er hat sich geschämt und seine „kameraden“ dafür gehaßt, daß sie ihn mit seinen neuen Empfindungen nicht in Ruhe gelassen haben. Verglichen mit dem älteren Paar und der Direktheit, mit der diese zwei ihren Austausch von Ansichten betreiben, sind die frühen Peinlichkeiten harmlos. Der Autor ist über die Jahre robuster geworden. Ihn verletzen selbst grobe Herabsetzungen nicht mehr. Er nimmt, was ihm entgegengebracht wird, nicht einmal mehr als Herabsetzungen wahr. Er hält das für halbwegs zutreffende Aussagen. Er selber denkt – und darin liegt die eigentliche Sprengkraft dieser Gedichte – nicht wesentlich anders über sich. Mehr noch, er kann sich den über ihn verbreiteten Meinungen durchaus anschließen und sie als Bausteine für ein grelles Porträt mit sich im Zentrum verwenden. Die Verhältnisse haben sich verkehrt.
Damit ist aber auch die Ausgangsfrage beantwortet. Was Jandl denn nun genau von der Liebe hält? Ist es für ihn ein literarisches Unthema, liegt in diesem Thema eine formale Überforderung für das Gedicht, oder schweigt er sich deshalb über die Liebe aus, um auf die Versäumnisse nicht hinzuweisen, wenn deutlich wird, wie wenig sich seine Erfahrungen mit den hohen Ansprüchen, die in diesem Wort mitschwingen, in Verbindung bringen lassen? Jandl mag sich dem Anspruch, der im Wort Liebe steckt, nicht aussetzen. Genauer: Er beschäftigt sich nur mit Lieben, die diesen Ansprüchen nicht genügen. Er will sich gar nicht diesen übertriebenen Erwartungen und hochfliegenden Hoffnungen (von romantischen Liebeskonzepten bis hin zu aufgeklärten Soziallehren) aussetzen. Seine Gedichte gedeihen in dem Raum, in dem die Liebe ein irdisch faßbares Phänomen ist und am besten als Liebe gar nicht erst bezeichnet wird. Ihm geht es um konkrete Gefühle, um zum Teil mörderische Aggressionen, um den Wunsch, zu verehren und verehrt zu werden – und letzten Endes um Halt. Er möchte die Situationen erfassen, in denen diese Gefühlslagen eine Rolle spielen, und er möchte auch das Denken näher kennenlernen, das von Gefühlen geleitet wird. In diesem Spektrum von konkreten Erfahrungen sind Jandls Liebesgedichte angesiedelt. Lieben jenseits der Oper.
Klaus Siblewski, Nachwort
Editorische Notiz
Die Gedichte entstammen der Werkausgabe von Ernst Jandl poetische werke in 10 bänden (1997) und dem Band Letzte Gedichte (2001). Sie wurden chronologisch nach ihrer Entstehung geordnet und umfassen alle Schaffensphasen des Autors. Das früheste Gedicht in diesem Band wurde am 1.7.1952 geschrieben, und das letzte datiert am 17.8.1983 („was das gedicht spricht“). Danach kommen Gedichte, deren genaues Entstehungsdatum bisher noch nicht ermittelt ist. Alle Gedichte sind hier in Kleinschreibung wiedergegeben, auch die Gedichte, die Jandl in seinem ersten Gedichtband Andere Augen (1956) in Groß- und Kleinschreibung abgedruckt hat. Später hatte er bei Nachdrucken nichts dagegen einzuwenden, wenn diese Gedichte in Kleinschreibung wiedergegeben wurden.
Ernst Jandls wohl berühmtestes Liebesgedicht
ist „liegen bei dir“. In wenigen sachlichen Zeilen beschreibt er, wer wen im Arm hält, bemißt mit nicht zu überbietender Anschaulichkeit, welche Bedeutung die Liebe für ihn hat: Zuflucht und Halt. In anderen seiner Liebesgedichte geht es drastischer und direkter oder auch zurückhaltender und feiner zu.
Der radikalste Sprachkünstler unter den Lyrikern des 20. Jahrhunderts hat einige der eindrucksvollsten und eingängigsten Liebesgedichte der deutschen Literatur geschrieben – und vielleicht auch einige der überraschendsten.
Die vorliegende Auswahl stellt 99 Liebesgedichte Ernst Jandls vor und führt in das Gesamtwerk des Dichters ein.
Insel Verlag, Klappentext, 2015
Erogene Zonen und ein Oratorium:
Erogene Zonen, ein Oratorium und auch ein „deutsches Denkmal“ (Zitat), gemeint sind damit Goethe und Schiller, sind in diesem Insel-taschenbuch mit Liebesgedichten Ernst Jandls zu finden. „zwei bräute: ein deutsches denkmal“: Schiller sagt zu Goethe: „komm und herze mich mein kind (…)“, Seite 81.
Von Liebe wollte Ernst Jandl eigentlich nicht reden, „das sei große Oper“ sagte er……… darum geht es hier bei diesen LIEBESGEDICHTEN eher um die Frei- und Zwischenräume von Liebe, sofern man das so nennen mag; kein Gedicht ist wie das andere, spielt nicht nur mit Inhalten sondern auch mit den Worten. Laut vorgelesen kommt Letzteres richtig gut zur Geltung. Wer schon ein Hörbuch mit Jandls Gedichten gehört hat, weiß es.
Und dann auch gelegentlich ein Ausflug ins Englische, wo die erogenen Zonen zu „erogene zones“ werden…………….
Fazit: Lesen & Vorlesen.
J. Fromholzer, amazon.de, 20.8.2015
Weiterer Beitrag zu diesem Buch:
Tristan Jorde: Ernst Jandl – Liebesgedichte
kulturwoche.at, 9.7.2009
Ernst Jandl und seine Götterpflicht
ach herzzerreiszende Welt ich weisz es ist alles ganz anders – es ist alles ganz anders, telephoniert er mir, und springt in meiner Vorstellung als Kind durch blendend weisze Narzissenwiesen, Halbmonde auf der Stirn, es geht uns alles ab, telephoniert er mir, und wir wollen eine volle Kompensation im literarischen Bereich, aber man sollte sich dessen bewuszt sein, dasz man sich auf ein sehr riskantes Spiel eingelassen hat, das einem nicht immer Gewinne anzubieten hat, und es gibt Stunden, in welchen man sich tatsächlich fragt WAS HABE ICH DA BEGONNEN, WORAUF HABE ICH MICH DA EINGELASSEN, und das sind nicht immer die besten, und man hat sein ganzes Leben für die Literatur eingesetzt, und es kommt noch immer nichts heraus dabei – seine Vorzüge sind im ganzen so glänzende dasz man ihm keine Fehler nachweisen könnte, seine Geistigkeit flöszt mir Liebe und Hochachtung ein, er ist eine angenehme Gesellschaft, ein Meteor in einer Dunkelheit, er ist ein freier Geist, ein Meister der Konzisheit, der Sorgfalt, der Ordnungsliebe, er ist cholerisch (wie es sein Vater war), er ist melancholisch gelassen, zuweilen wird er von einer Besessenheit emsiger Akkuratheit, von einer ängstlichen Penibilität erfaßt, niemand kann ihn da erlösen; er klebt eine Briefmarke auf und es ist eine heilige Handlung, mit zwei blaszblauen Falterflügeln, Halbmonde auf der Stirn, sehe ich ihn als Kind, auf vergilbten Photos, das sind die Flügel seiner Kindheit, er sieht darauf seiner früh verstorbenen Mutter ähnlich die hätte ich immer gerne kennengelernt, wahrscheinlich hätte ich mich gut verstanden mit ihr, was für ein Stammbaum, ruft er, und meint die Teerose, ich habe ihm eine einzelne gelbe Rose auf den Tisch gestellt, er hütet sein Medikamentenarsenal, hält es vor mir versteckt, und im Wiener Arsenal haben ja auch seine Großeltern von Mutterseite gelebt, sein Profil zeigt jetzt noch manchmal den Kopf jenes Kindes auf dem Photo, die weit geöffneten Augen, der weit geöffnete Mund und während er seine hinreiszenden Verse hinausschmettert; seine Augen können aber auch traurig blicken, blaugraue Blumenbälle. Blumen im Zimmer liebt er so sehr, dasz er sie bis zu ihrem äuszersten Verwesungszustand im Glase beläszt, die wenigsten kennt er mit Namen, und was die Liebe zu den Tieren angeht, ist es ein Anliegen von ihm seit es ein Anliegen von mir ist, er ist auch ein Pflichtmensch. Seine blaugrauen Augen können ängstlich blicken, aber meist ist er unangreifbar solide in seinem Geist und Gesicht, ein streitbarer: ein friedenstiftender Geist, ein spontaner: ein zurückhaltender Geist, mit seiner Stimme kann er fast alles, er ist für alles kompetent, oder scheint es zu sein, er ist voll Vielfalt, er ist voll Bedächtigkeit, er ist voll Bescheidenheit, er ist voll Würde, er ist voll unbestechlicher Radikalität, er hat Löwenkräfte, er ist furchtlos, ausdauernd, beherzt; seine Gedanken so feingliedrig dennoch festgefügt und facettenreich so dasz sein Facettenauge – ich meine, keine Philosophie darüber!, ach ganz gemein und gewöhnlich bin ich in meinen Gedanken wenn ich sie an den seinen messe, ich schneide schlecht ab, ich stehe mit leeren Händen da, bin unbeständig und unentschlossen, meiner nicht sicher, er hingegen so eine Existenz – du bist so eine Existenz, rufe ich, worüber er Tränen lacht. Mit seinen Facettenaugen sieht er die Welt jeden Augenblick neu, von einem Augenblick zum anderen verändert sich seine Welt, verändern sich seine Menschen, die Nachtstunden sind seine inspiriertesten, das sind Kostbarkeiten die er von sich gibt, man müszte immer gleich alles aufschreiben.
Es musz wohl so sein dasz man einander zuweilen Schmerz zufügt, also der fortschreitende Altersprozesz macht auch ungerecht oder gleichgültig für einander, zwei weisze Hunde dabei, two beagles, Englisch schreibt er wie Deutsch, aber nicht von daher ist der Mops gekommen, nicht von daher der Mops im Gedicht, sondern aus seiner Liebe zu den Vokalen. Du machst ein Gesicht, sagt er zu mir über den Gasthaustisch wo wir nachtmahlen, als würdest du wieder irgend einen Hund sehen, in den du dich verliebt hast… wie stehe ich da, ein Gefühl allgemeiner Erniedrigung hat mich erfaszt, eine Subordination auf allen Linien, als literarischer Underdog grüsze ich aus meiner Versteinerung, usw. Ich habe es ja immer schon mit den Hunden gehabt, usw., nosing the path… aber das ist alles ganz anders, auch spielt die Zeit keine Rolle, wir kennen einander schon seit ewigen Zeiten, Elefantenmusik, ich meine seine große Liebe gehört der Musik, namentlich der Jazzmusik, als ich in den Sechzigerjahren anfing, für Rockmusik zu schwärmen, belächelte er meine Begeisterung, wurde aber bald darauf selbst davon angesteckt, inzwischen bin ich wieder zu Chopin, Brahms, Schubert, Schumann und Bach zurückgekehrt, neuerdings habe ich Satie für mich entdeckt, er aber auch, so kreuzen sich unsere Vorlieben ein wenig vordergründig nicht wahr, oder dem Herzen Beine gemacht, denn die Wirklichkeit ist immer ganz anders. Ein Wort vor ihm zur unrechten Zeit kann die beste Stimmung über den Haufen werfen, ein unpassendes Wort kann einen ganzen Abend zerstören, die Unterhaltung einer Freundschaft ist wie so vieles andere ein Balanceakt, im letzten Paradox seiner Wachzustände bis in die frühen Morgenstunden, Phönix vermutlich eine quälende Morgenröte, ich meine durch die Belehrung in der Musik. Immer schon ist er gegen BELEHRUNG gewesen, er hat immer alles gegen BELEHRUNG gehabt, aber alles für UNTERHALTUNG, AMUSEMENT, ANIMATION wie er sagt, er ist selbst ein groszartiger Animator also EINHAUCHER, Atemmensch. Die Esche vor seinem Fenster, die wir beide nicht aufhören können zu bewundern weil sie einst dem spärlichen Erdreich einer Mauerritze entsprungen ist, wächst ihm ins Zimmer, wie sehr Schreiben etwas Waghalsiges und ein gar nicht immer befriedigendes Unterfangen ich meine UNTERGANG ist, weisz er selbst am besten und man oft davon fortgetragen ist auch manchmal in Krankheit und Erschöpfung. In jüngster Zeit lacht er selten, früher hatten wir das Lachen erfunden, Halbmond oder -bruder, einen halbkreisförmigen Horizont auf dem Grunde seines Aschenbechers zeichnend, er zeichnet gerne und gut, sitzt er vor mir, unsere Übereinstimmung im Fühlen und Denken scheint vollkommen, aber auch unser Auseinanderdenken in manchen Bereichen, er FÜR, ich GEGEN die Trivialkünste, ich GEGEN, er FÜR die puristischen Formen der Konkreten Poesie, er FÜR, ich GEGEN den Free Jazz, etc., also alles Verstehen zugleich ein Nichtverstehen, Fragment eines Schattenarms, vielleicht habe ich mir etwas zuschulden kommen lassen, vielleicht scheitere ich jeden Morgen an mir selbst, aber ich habe wieder in seinen Gedanken gelesen, ich schaue in meinen Wahrheitsspiegel: SEIN AUGENPAAR.
Friederike Mayröcker, aus Friederike Mayröcker: Magische Blätter II, Suhrkamp Verlag, 1987
Zum 70. Geburtstag des Herausgebers:
Hanns-Josef Ortheil: Klaus Siblewski wird siebzig
Börsenblatt, 16.10.2020
Fakten und Vermutungen zum Herausgeber + Instagram + Facebook + Archiv + Kalliope
IDYLLE MIT BACH
für Ernst Jandl
so zeichen und so zahlen
waren hingestellt als
zeichenzahlen eben
zahlenzeichen nicht von welt
die lag versteht sich wasserscheu
in einem bach
und grämte sich
wer zeicht und zahlt mich
wie nun ach
Ernest Wichner
Wie man den Jandl trifft. Eine Begegnung mit Ernst Jandl, eine Erinnerung von Wolf Wondratschek.
Ernst Jandl im Gespräch mit Lisa Fritsch: Ein Weniges ein wenig anders machen.
Eine üble Vorstellung. Ernst Jandl über das harte Los des Lyrikers.
Fakten und Vermutungen zum Autor + Instagram + KLG + IMDb + PIA + ÖM + IZA + Archiv 1, 2 & 3 + Internet Archive + Kalliope + Georg-Büchner-Preis 1 & 2 + weiteres 1 & 2
Porträtgalerie: akg-images + Autorenarchiv Isolde Ohlbaum + Autorenarchiv Susanne Schleyer + Brigitte Friedrich Autorenfotos + deutsche FOTOTHEK + Galerie Foto Gezett + gettyimages + IMAGO + Keystone-SDA
shi 詩 yan 言 kou 口
Nachrufe auf Ernst Jandl: der Freitag ✝ Der Spiegel ✝ Der Standart ✝ Die Welt ✝ Die Zeit ✝ graswurzelrevolution ✝ Schreibheft ✝ Süddeutsche Zeitung ✝ Buchkultur ✝
Weitere Nachrufe:
André Bucher: „ich will nicht sein, so wie ihr mich wollt“
Neue Zürcher Zeitung, 13.6.2000
Martin Halter: Der Lyriker als Popstar
Badische Zeitung, 13.6.2000
Norbert Hummelt: Ein aufregend neuer Ton
Kölner Stadt-Anzeiger, 13.6.2000
Karl Riha: „ich werde hinter keinem her sein“
Frankfurter Rundschau, 13.6.2000
Thomas Steinfeld: Aus dem Vers in den Abgrund gepoltert
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.6.2000
Christian Seiler: Avantgarde, direkt in den Volksmund gelegt
Die Weltwoche, 15.6.2000
Klaus Nüchtern: Im Anfang war der Mund
Falter, Wien, 16.6.2000
Bettina Steiner: Him hanfang war das Wort
Die Presse, Wien, 24.6.2000
Jan Kuhlbrodt: Von der Anwesenheit
signaturen-magazin.de
Zum 70. Geburtstag des Autors:
Karl Riha: „als ich anderschdehn mange lanquidsch“
neue deutsche literatur, Heft 502, Juli/August 1995
Nils Jensen: Interview mit Ernst Jandl. Laudatio für einen lauten Dichter
Buchkultur, Nr. 35, Oktober 1995
Zum 90. Geburtstag des Autors:
Alexander Kluy: „Und was wirst du dann sagen?“
Buchkultur, Österreich Spezial, 2015
Zum 20. Todestag des Autors:
Gedanken für den Tag: Cornelius Hell über Ernst Jandl
ORF, 3.6.2020
Markus Fischer: „werch ein illtum!“
Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, 28.6.2020
Zum 100. Geburtstag des Autors:
Thomas Schmid: „Wir haben uns von dem, was die moderne Welt zur Hölle macht, seit 1945 noch nicht getrennt“
Die Welt, 31.7.2025
Klaus Nüchtern: Der Dichter gehört gehört
FALTER, 29.7.2025
Marcus Golling: So wie Ernst Jandl wird kein anderer jemals jandeln
Südwest Presse, 30.7.2025
Maria Renhardt: Ernst Jandl zum 100. Geburtstag: Gedichte[,] die nicht kalt lassen
Die furche, 31.7.2025
Peter Gnaiger: ottos mops trotzt: Zum 100. Geburtstag von Dichter-Legende Ernst Jandl
Salzburger Nachrichten, 25.7.2025
Tobias Stosiek: Ein „Sprachenschmutzer“
BR Klassik, 1.8.2025
Teresa Präauer: „die welt ist laut / laut ist schön!“
Süddeutsche Zeitung, 31.7.2025
Thomas Blum: t-t-t-t / t-t-t-t!
nd, 31.7.2025
Bernd Melichar: „Was ich will sind Gedichte die nicht kalt lassen“
Kleine Zeitung, 31.7.2025
Bernd Noack: Rinks oder lechts – die Richtung stimmt immer nie: Ernst Jandl zum 100. Geburtstag
NN.de, 31.7.2025
Florian Neuner: „auf den schaufeln von worten“
junge Welt, 1.8.2025
Michael Luisier: Der steinige Weg des Genies
SRF, 1.8.2025
Paul Jandl: Depressionen und Krisen quälten ihn – nur der Witz konnte ihn von sich selbst befreien
Neue Zürcher Zeitung, 1.8.2025
Walter H. Krämer: Ernst Jandl: Ottos Mops kotzt
evangelisch.de, 1.8.2025
Ronald Pohl: 100 Jahre Ernst Jandl: Erst durch seine Dichtung werden die Spießer lebendig
Der Standart, 1.8.2025
Ernst Jandl zum Hunderter: Neun Menschen erinnern sich
Die Presse, 1.8.2025
Peter Mohr: Wenn Ottos Mops kotzt
titel-kulturmagazin.net, 1.8.2025
Arne Rautenberg: du sein blumenbein
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.8.2025
Christoph Hartner: Er hat uns eine ganz neue Sprache hinterlassen
Kronen Zeitung, 1.8.2025
Post macht Marke – Jandl macht Sprache
ots.at, 14.10.2025
Peter Wawerzinek parodiert Ernst Jandl.
Ernst Jandl − Das Öffnen und Schließen des Mundes – Frankfurter Poetikvorlesungen 1984/1985.
Ernst Jandl … entschuldigen sie wenn ich jandle.









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