Geh! schichte!

Titelbild von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Felix Philipp Ingold: Gegengabe“

Hat Geschichte Sinn oder Bedeutung? Hat sie womöglich beides? Was wäre bei der Geschichte die vorgegebne Bedeutung, die ja immer erst nachträglich zu verstehn wäre? Wie ist die Tatsache zu erklären, dass man die (Bedeutung der) Geschichte zwar verstehn, nicht aber – wie die Realpolitik es täglich demonstriert – daraus lernen kann?

Einfacher ist demgegenüber die Sinnfrage; denn der Geschichtssinn – Sinn heisst auch Richtung – wird nicht im Rückgriff auf, sondern in der Anknüpfung an die Geschichte entwickelt, und jeder kann ihn, ohne in Beweisnotstand oder Widerspruch zu geraten, nach eignem Gutdünken festmachen.

Vielleicht sollte man, um bei den Begriffen zu bleiben, die Geschichte der Sinndimension zuordnen und … aber die Geschichtsschreibung der Dimension der Bedeutung?

Am leichtesten hat es (macht es sich) Elias Canetti, wenn er der Weltgeschichte eine immer schon vorgegebne Struktur zuerkennt, die – «wie die Genstruktur» – jeglichen Zufall und Eingriff ausschliesse. So gesehn hätte Geschichte keinerlei Sinn, wäre aber in höchstem Mass bedeutungshaft.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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