DANIEL FALB
leichte bewaffnung, der landstrich über deinen augen,
commander, der in den zielfernrohren war, und wir
fuhren ebenfalls toyota. wer hatte eigentlich die hefte
zur politischen bildung mitgenommen.
aaaaadeutschsprachig, über die BRD, zum beispiel
dein etwas ungepflegter körper,
warm und verfassungsmäßig, christiane wurde sofort
erschossen, ich war zur kooperation bereit und sehr, sehr glücklich.
2001/2002
aus: Daniel Falb: die räumung dieser parks. kookbooks Verlag, Berlin 2003
„Es gibt nichts Langweiligeres als attribuierbares Sprechen“: So legitimiert der 1977 geborene Daniel Falb seine Abneigung gegenüber traditionellen lyrischen Redehaltungen. Ein fest konturiertes Subjekt ist in seinen Gedichten kaum auszumachen. Stattdessen arrangiert Falb aus kühler Distanz das Zusammentreffen unterschiedlichster Satzsplitter und Orginalton-Fragmente aus Alltagssprache und Wissenschaftsdiskursen. So entsteht ein komplexes poetisches Gebilde aus heterogenen Satztypen – gelenkt von einem Regisseur, der im Schauspiel der aufeinander prallenden Sätze nicht das letzte Wort behalten will.
In fast tonloser Beiläufigkeit und provozierender Sachlichkeit werden Sätze über militärische Auseinandersetzungen, politischen Bildungsbedarf und einen banalen Wohlstandsalltag parallel geführt. Der ästhetische Reiz dieses um 2001/2002 entstandenen Textes entsteht aus der indifferenten Lässigkeit, mit der hier unerhörte Vorgänge protokolliert werden.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2009, Verlag Das Wunderhorn, 2008
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