Bildgedichte
Eine kleine kommentierte Anthologie
Teil 15 siehe hier …
Zwei Jahre nach Paul Celan hat sich auch Albrecht Goes durch das «Kornfeld mit Raben» zu einem Gedicht anregen lassen. Er glaubt in van Goghs heftigem Gemälde eine «Landschaft der Seele» (1958) zu erkennen, also eher ein inneres denn ein äusseres Bild, und er geht denn auch bei dessen dichterischer Umsetzung so weit, dass er einen der vielen, auf der Leinwand nur zeichenhaft dargestellten Rabenvögel mit seinem (eigenen) «Herzen» identifiziert:
Kein Himmel. Nur Gewölk ringsum
Schwarzblau und wetterschwer.
Gefahr und Angst. Sag: Angst – wovor?
Gefahr: und sprich – woher?
Rissig der Weg. Das ganze Feld
Ein golden-goldner Brand.
Mein Herz, die Hungerkrähe, fährt
Kreischend über das Land.
Himmel, Gewölk, Weg, Feld – die landschaftlichen Komponenten sind vorhanden, sie werden benannt, dann jedoch ausschliesslich als Bedeutungsträger für «Gefahr» und «Angst» und «Hunger» ausgewiesen. Mit dem Du, das in dieser Strophe angesprochen wird («sag», «sprich») dürfte der Künstler gemeint sein, dem der Dichter hier in einem inneren Dialog begegnet und dessen Ängste er teilt.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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