Bildgedichte
Eine kleine kommentierte Anthologie
Teil 18 siehe hier …
Mit einem Widmungsgedicht an den surrealistischen Bildkünstler Joan Mirò (aus «Hauptstadt der Schmerzen») führt Eluard in knapper Form vor Augen, wie abstrakte Malerei in poetischer Sprache eingeholt werden kann:
Sonne erbeutet, gefangene meines kopfs,
Enthebt den hügel, enthebt den wald.
Der himmel ist schöner denn je.
Die Libellen der trauben
Verleihen ihm präzise formen,
Die ich mit der hand zerlöse.
Wolken des ersten tages,
Fühllose wolken durch nichts ermächtigt,
Ihre körner lodern
In den strohfeuern meiner blicke.
Schliesslich wird der himmel, um sich
Ein Morgenrot überzuziehen,
Ebenso rein sein müssen wie die nacht.
Hier wird (deutsch von Felix Philipp Ingold) nicht ein bestimmtes Bild von Mirò beschrieben, sondern – aus der Sicht des lyrischen Ich – die Wirkung, die von Miròs abstrakten Malwerken generell ausgeht, also Eindrücke und Vorstellungen und Überlegungen, die bei der Betrachtung spontan aufkommen. Subjektive Assoziation hat Vorrang vor beschreibender oder umschreibender Wiedergabe.
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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