Felix Philipp Ingolds Skorpioversa – Dichtung als Schwarzkunst (Teil 3)

Dichtung als Schwarzkunst

Teil 2 siehe hier

Dass in der koloristischen Dichtung ausgerechnet die Nichtfarben Schwarz und Weiss klaren Vorrang haben, mag erstaunen, ist aber leicht zu erklären auf Grund ihres direkten – materiellen – Bezugs zum Schreiben und zur Schrift: Ob Tinte, Reissblei oder Druckerschwärze – der Stoff, aus dem die Schriftzeichen sind, ist in aller Regel schwarz, und der Texthersteller, der die Schrift in Druckform bringt, wird denn auch seit Jahrhunderten als «Schwarzkünstler» oder (abwertend) als «Schwarzmagier» bezeichnet.
Der Text, mithin auch das Gedicht ist das, was Schwarz auf Weiss dasteht; genauer: das, was sich schwarz vom weissen Grund abhebt. Der weisse Grund verhilft der Schrift überhaupt erst zur Sichtbarkeit. Weisse wird mit Leere und Reinheit assoziiert, Schwärze mit Fülle und Dichtigkeit. Im Text – in jedem Text – ist beides unauflöslich vereint und  auch vereinheitlicht.
Doch was Schwarz auf Weiss gegeben ist – der Textkörper, die Schrift als Zeichensatz – wird beim Lesen kaum noch bewusst wahrgenommen, es wird gewöhnlich (quer oder diagonal) «überflogen» und dabei quasi automatisch eingescannt. Man registriert nicht die einzelnen Schriftzeichen, sondern verstreute Wörter oder auch Wortgruppen, sogar Sätze, die als Bedeutungsträger erwartungsgemäss «Sinn machen».

… Fortsetzung hier …

© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik

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