Dichtung als Schwarzkunst
Teil 8 siehe hier …
Für uns Hiesige hat das gesamte emotionale Spektrum zwischen Weiss und Schwarz – wozu naturgemäss auch Rot und Blau und Gelb gehören – vielfältige Geltung. Allein schon das doch eigentlich farblose Gegensatzpaar Schwarzweiss, das zumindest im Gedicht die unwahrscheinlichsten symbolischen, religiösen, psychologischen und auch politischen Beziehungen eingehen kann, zeugt davon; hier folgen – als Beleg dafür – einige Teilzitate aus zeitlich wie räumlich weit auseinanderliegenden Quellen:
«… im Reichtum der Naturen │ Nur schwarz und weisse Schachfiguren.» (Geibel) – «Solch grosse schwarze Augen, │ Solche hat die Tugend nicht. │ … │Lass dein weisses Herz mich küssen − │ Weisses Herz, verstehst du mich?» (Heine) – «Und Blut zu sprühn aufs schwarze Blatt der Zeit.» (Henckell) – «Und eine Mühle fasst der Sonne Haar | Und wirbelt ihren Kopf von Hand zu Hand | Auf schwarzem Arm, der langsam sinkt, voll Blut.» (Heym) – «Verflucht ihr dunklen Gifte, | Weisser Schlaf!» (Trakl) – «Da droht Lawinensturz: der weisse Tod!» (Rubiner) – «Schwarzer Himmel, weisse Wolken, │Zebra-Nacht – « (von der Vring) – «Weisse schwalben sah ich fliegen │ Schwalben schnee- und silberweiss │ Sah sie sich im winde wiegen │In dem winde hell und heiss … Grosse raben sah ich flattern │ Dohlen schwarz und dunkelgrau │nah am grunde über nattern │ Im verzauberten gehau.» (George) – «So schneeig weiss sind, Nachtwind, deine Haare!» (Celan) – «Augenauswischtag | Reis- und Hirsetag des guten Hirten | Schwarzer Tag | Tag für den Hunger leider» (Pietrass) – «Der Lampenfuss, Pantoffeln, Fensterkreuze: | bei Nacht besehen, sind sie schwarz. | Das Schwarz unterm Fingernagel ist sehr schwarz. | Die Nacht auch selbst …» (Krechel)
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold & Planetlyrik
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