Wer kennt Reverdy?
In Frankreich wird der Dichter Pierre Reverdy (1889-1960) der «Klassik» der Moderne zugerechnet; sein Werk liegt gesammelt in vierzehn Bänden vor, viele Einzeltitel sind noch heute im Buchhandel greifbar. Reverdy gehört zu den raren Autoren, die höchsten künstlerischen (wie auch philosophischen) Ansprüchen zum Trotz nachhaltige Popularität erreicht haben. Er selbst war skeptisch gegenüber dieser Popularität und hat sie auch nie bedient, im Gegenteil, er versuchte sich ihr zu entziehen, indem er 1926, auf dem Höhepunkt seines Könnens und seiner Erfolge, einen «Rückschritt vom Leben» vollzog, der zugleich ein «Schritt hin zu Gott» sein sollte – er verliess, 37-jährig, Paris und setzte sich damit auch vom Literaturbetrieb ab, um nächst der Benediktinerabtei von Solesmes (bei Le Mans) unabhängig von Kritik und Publikum in frei gewählter Einsamkeit weiterzuschreiben.
Rückzug aus eingestandener Resignation: «Ich habe mich vom Betrieb abgewandt, weil ich mich müde fühlte, ausgelaugt, desorientiert und abgeschlagen. Ich habe die Welt hinter mir gelassen, weil ich darin keinen Platz mehr fand.»
… Fortsetzung hier …
© Felix Philipp Ingold
aus unveröffentlichten Manuskripten
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