Nescio

Titelbild von Juliane Duda zu der Beitragsserie „Felix Philipp Ingold: Gegengabe“

«Grosse Werke werden bis ans Ende der Kunst etwas bedeuten», meint Alain: «Immer wieder etwas anderes, aber all diese ihre Ideen sind eingeschlossen im Stoff.»

Wenn grosse Dichtwerke bis ans Ende der Dichtkunst immer «etwas bedeuten», dann deshalb, weil sie immer wieder etwas andres bedeuten und weil dieses immer wieder Andre das ist, was der Leser an Sinn, will sagen an «Eigensinn» hinzufügt oder dem Text entgegenhält.

Schreibend finde ich nur Wörter vor; deren Fügung ist’s, was den Text ausmacht, das Werk. Jedweder Teil des Gedichts, jedes Element hat keine Bedeutung, und zugleich hat es alle Bedeutung, nämlich den Sinn, den es im Akt des Lesens (Gelesenwerdens) stets von neuem gewinnt. Mehr als die Bedeutung, und das gilt wohl allgemein, sagt die Stimme.

Völlig blöd und stinknormal ist der, der zu verstehn glaubt, ohne das Verstandne im Akt des Verstehens hervorgebracht zu haben.

Warum hat man die Rede der Irren einstmals für orakelhaft gehalten? Gegen Bedeutung liesse sich sagen, dass Sinn auch dort entstehen kann, wo einer nicht weiss, was er sagt, und selbst dort, wo er nichts zu sagen weiss.

 

aus: Felix Philipp Ingold: Gegengabe
zusammengetragen aus kritischen, poetischen und privaten Feldern

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– Ein Glossar –

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