Der Verlag Klöpfer & Meyer ist in Tübingen beheimatet und besticht durch sein knappes, konzentriertes Lyrik-Programm. Hubert Klöpfer ist noch voll und ganz – und das mit Leidenschaft – für die Auswahl der Bücher zuständig: Er ist Verleger – und nicht Verlagsmanager. Der zentral gesetzte Gedanke von Elias Canetti auf dem Titelblatt des Frühjahrsprospekts 2001 spricht Bände über seine verlegerische Gesinnung: „Lesen, bis man keinen Satz mehr versteht, das erst ist Lesen.“ Ein bis zwei Lyriktitel verlegt Klöpfer pro Jahr. Die Bücher sind mit festem Einband versehen und haben kunstvolle Schutzumschläge. Einen einzigen Flop habe ich bislang zur Kenntnis genommen: Bei Susanne Stephans Buch Tankstellengedichte (2003) stehe ich an einer Zapfsäule, aus der alles andere als Super sprudelt. Taufrische Titel mit tiefgehenden Versen sind dagegen die von Friederike Waller herausgegebene 344seitige Anthologie Alles ist nur Übergang. Lyrik und Prosa über Sterben und Tod (eine überwältigende Lektüre), Hans Peter Hoffmanns In den letzten Tagen („Oktoberanfang // Erkältete Bauern / pflügen / ihre dunklen Betten. // Das Jahr ist über den Berg.“), Helmut Zwangers elegisches, epigrammatisches Gedichtbuch Wort. Wo bist du? (2000), der Lyrikband mit Gedichten, Aphorismen und Prosa Mit der gefiederten Schlange (2001) des herrlich subversiven Dichters Richard Salis, Tina Strohekers Vorausgeworfener Schatten (2001) oder Irrläufer (2000) des 1960 geborenen Walle Sayer, den ich zu den interessantesten und originellsten zeitgenössischen Lyrikern rechne und deshalb im Kapitel Sistiger Favoriten ausführlich würdige. Sayers lakonische, (natur-)magische, pointierte, schöne und traurige Gedichte habe ich beständig bei mir.
Erschienen in: Theo Breuer – Aus dem Hinterland, Edition YE, 2005
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