HANS ARP
Sankt Ziegenzack Sankt Fassanbaß
Sankt Ziegenzack springt aus dem Ei.
Rumsdibums das Gigerltum.
Vergißmeinnicht rollt um den Stuhl.
Glocke schlägt nur Eins und Zwei.
Abgrund öffnet sich mit Macht.
Stern rollt an den schönen Mund.
Hase hängt betaut am Berg.
In dem Stein ist schwarze Nacht.
Sankt Fassanbaß springt aus dem Ei.
Rumsdibums die Liegenschaft.
Vergißmeinnicht rollt um den Stuhl.
Glocke schlägt nur Eins und Zwei.
1912
aus: Hans Arp: Gesammelte Gedichte 1939–1957, Limes Verlag, Wiesbaden 1974
Das sprachnärrische Gedicht des Malers und Dichters Hans Arp (1887–1966) gilt als das erste „Volkslied“ der Dada-Bewegung, das – wie Max Ernst 1921 in arger Übertreibung behauptete – „in den Volksschulen von Zürich bis Genf gesungen“ wurde. Schon fünf Jahre bevor sich der Dadaismus 1917 im Zürcher Cabaret Voltaire offiziell konstituierte, wurde die Mär von „Sankt Ziegenzack“ erstmals gedruckt.
Hans Arps frühe Gedichte entstanden als „sinnlose Späße“, wie der Autor später einräumte, eine Art Wörter-Alchemie, gewonnen aus der assoziativen Verkettung ungewöhnlicher Wortverbindungen. Erst nach der dadaistischen Phase entwickelte Arp seine poetischen Metamorphosen als raffinierte Arrangements – „und die Welt der Erscheinung begann zu gleiten, zu ziehen und sich zu verwandeln wie in den Märchen“.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2007, Verlag Das Wunderhorn, 2006
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