MARA GENSCHEL
Nacht. &
griff nach
aaaaaaadeinem Namen,
nackt. &
griff nach &
aaaaaaadein Atem.
Nacht in deinen Armen &
griff deinen Nacken
nach & nach &
aaaaaaaahne deinen Leib
aaaaaaableib bei, mein
nach & nach
aaaaaaa& sei mir nah
& kein Begriff
kein Satz um
eine
Naht. &
griff nach
aaaaaaadeinen Worten,
wund. &
griff nach &
aaaaaaadein Mund.
Nicht eine Stunde um dich
ohne Stimme. Amen.
2007/08
aus: Mara Genschel: Tonbrand Schlaf. Connewitzer Verlagbsbuchhandlung, Leipzig 2009
Die Sprache des Körpers soll unmittelbar poetische Gestalt gewinnen – mit Hilfe der Beschwörung romantischer Basiswörter („Nacht“, „Schlaf“ u.ä.) und mit Hilfe dicht gefügter Laut- und Sinn-Verschiebungen. So bewegt sich die 1982 geborene Dichterin Mara Genschel, die nach intensiven Musik-Studien 2004 ans Literaturinstitut in Leipzig wechselte, mit Hilfe sprachexperimenteller Verfahren in ihre zentrale Topik hinein: in das hymnische Aufrufen der Liebe und ihrer Dramatik.
Die Transformation der Liebes-Passion in poetische Exaltation ist hier in eine schöne Struktur gefügt. Eine Reihe lautähnlicher Wörter wird dicht ineinander verwoben und in eine sinnliche Schwebe gebracht. Den schwärmerischen Grundton kann man problematisch finden – ist doch eine derart vorbehaltlos romantische Huldigung der Liebe in der modernen Lyrik selten.
Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2010, Verlag Das Wunderhorn, 2009
Schreibe einen Kommentar